Co Abhängigkeit

Bettinka

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7 Oktober 2020
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Hallo! Da bin ich wieder - diesmal mit "meinem" eigentlichen Thema: Co - Abhängigkeit. Vielleicht gibt es hier den einen oder anderen der sich damit auskennt und guten Rat hat?
Ich bin in einer Großfamilie aufgewachsen deren vordergründigstes Thema religiöse Abhängigkeit war. Meine Eltern hatten einen Hotelbetrieb wo hauptsächlich Konferenzen abgehalten wurden: Thema immer Religion, Glaube etc.
Meine Eltern ließen sich sehr unter Druck setzen ihr Haus in diesem Sinne zu 110 % zu führen. Meine Geschwister und ich wuchsen in einer unbeschreiblichen Atmosphäre der Kontrolle und Manipulation, Unterordnung, Ausgrenzung und auch Gewalt aus.
Als ich Jahre später eine Therapie begann verstand ich dass ich quasi in einer sektenähnlichen Umgebung groß geworden war.
Das Verhalten und die Erziehung meiner Eltern hatte zur Folge das sich alle im Dorf von uns abgewandt haben, wir Kinder keine Freunde hatten und von klein auf gemobbt wurden.
Wir wuchsen außerdem mit sexuellem Mißbrauch auf.
Ich weiß bis heute nicht, wie es zu diesen vielen Süchten gekommen ist, die es in unserer Familie gibt: Es gibt verschiedene Eßstörungen, von Magersucht bis Bulemie, weiterhin religiöse Abhängigkeiten, in unterschiedlichen Ausprägungen Messi - Verhalten, Beziehungssörungen...
In meiner Vorstellung habe ich mein Leben als "Bullerbü" Leben geschildert und tatsächlich ist davon alles wahr. Ich habe Therapie gemacht, mich schmerzlichen Wahrheiten gestellt, getrauert und viel gelernt.
Nach und nach habe ich dann mein eigenes Leben aufgebaut und hatte große Portionen Glück dabei.
Noch immer bin ich meiner Oma dankbar zu der ich als Kind ein enges Verhältnis hatte. Das ich heute so leben kann wie ich es tue, habe ich dieser Beziehung zu verdanken. Bis zu meinem 18. Lebensjahr war sie immer für mich da, bis sie dann verstorben ist. Bis dahin hat sie immer an mich geglaubt, hatte Zeit für mich, hat mich geliebt und mich versorgt, wenn ich bei ihr war. Sie hat mir geholfen einen Weg zu gehen, der in gewissem Maße unabhägig war vom Rest meiner Familie. Bis heute denke ich oft an sie und bin ihr dankbar.
Es gab aber auch glücklicherweise an entscheidenden Stellen andere Menschen die ähnlich heilsam waren und mir geholfen haben einigermaßen klar im Kopf und in meiner Seele zu bleiben.
Ich bin jetzt 52 Jahre und ich kann gut leben, wenn ich mich von meiner Familie fernhalte. Sobald ich Kontakt zu meiner Mutter hatte, geht es mir schlecht und ich brauche mehrere Tage bis ich mich neu sortiert habe. Der Kontakt zu meinen Geschwistern belastet mich häufig stark, weil ich sehe, dass sie sich überhaupt nicht gelöst haben aus den alten Strukturen. Sie hängen fest. Ich habe wunderbare Schwestern, aber sie sind alle mitten in allen mögliche Leiden gefangen und schleppen sich nur so dahin.
Ich versuche da den Kontakt so weit zu halten wie ich merke, dass ich es ertragen kann. Aber ich muss schon recht häufig heftig schlucken, mich dann mit aller Gewalt wieder auf mein Leben konzentrieren dass ich wieder klar komme.
Letzthin war ich bei einer Fortbildung. Ich musste einen Fragebogen - nur für mich - ausfüllen in dem ich die Zufriedenheit in einzelnen Fascetten meines Lebens ausfüllen sollte.
Drei Tage später habe ich einen echten Zusammenbruch gehabt weil ich nicht damit klar kam, dass mein Leben so schön geworden ist - aber meine Familie daneben aber wirklich ein Problem ist. Mein einzeiges Problem quasi. Aber ein ziemlcih umfassendes.
Eigentlich sollte ich dankbar dafür sein, dass es so viel Gutes gibt in meinem Leben, nach Grönland auswandern und den ganzen Triss hinter mir lassen. Aber ich kann es nicht.
Jeden Tag quält mich meine innere Stimme, dass ich endlich meine Mutter besuchen MUSS, die ich seit Beginn von Corona nicht mehr besucht habe. Mir geht es gut dabei. Keine inneren Abstürze mehr. Aber dieser innere Zwang lässt mich kaum los. Und quält mich.
Ich übe mich in Gelassenheit und lasse diese innere Stimmer weinerlich vor sich hin lamentieren und versuche sie nicht zu beachten. Aber irgendwas muss passieren. Ich will mich nicht selbst nötigen etwas zu tun, was ich nicht will.
Und da sehe ich deutliche Anzeichen von Co - Abhängigkeit in mir. Das alles ist halt nicht spurlos an mir vorbei gegangen. Auch in mir haben sich solche elenden Lebenseinstellungen fest gesetzt und ich werde sie nicht los.
Was soll ich tun?
Ich habe seit 15 Jahren eine chronische Erkrankung die durch Stress ausgelöst wird und ihre Wurzeln vermutlich in meiner Vergangenheit hat. Man weiß es nicht genau, aber ich gehe mit einer gewissen Sicherheit davon aus. Ich bin Colitis Ulcerosa Patientin, habe also eine chronisch entzündliche Darmerkrankung. Oberstes Gebot ist Stress zu vermeiden, sich gesund zu ernähren, Medikamente regelmäßig nehmen und sich in Gelassenheit zu üben. Öhm. Ja.
Soll ich doch nach Grönland auswandern auf eine Eisscholle von der keine Flugzeuge starten können?
Das kanns doch wohl nicht sein.
Ich mach hier mal ein Ende und starte in den Tag.
 
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Liebe Bettinka,

den inneren Zwang meine Mutter besuchen zu müssen, quälte mich auch regelrecht. Dabei wollte ich das zu dem Zeitpunkt gar nicht. Ich hatte lediglich ein schlechtes Gewissen. Wir hatten uns längere Zeit nicht gesehen, uns gestritten und taten uns gegenseitig gar nicht gut. Trotzdem glaubte ich, es wäre an der Zeit für einen Besuch.

Ich habe das für mich so gelöst, dass ich ihr einen langen Brief geschrieben habe. So nach dem Motto: Was ich dir immer schon einmal sagen wollte." Den Brief habe ich ihr nie geschickt. Nach dem Schreiben war der Drang sie zu besuchen nicht mehr vorhanden. Ich musste es nur einmal alles in Worte fassen.

Inzwischen ist meine Mutter schon einige Jahre tot. Wir haben uns nie ausgesprochen. Als sie schon sehr schwer krank war, haben wir (mein Mann, unsere Tochter und meine Geschwister) uns um sie gekümmert. Sie starb friedlich im Kreise ihrer Familie und auch ich habe meinen Frieden mit ihr gemacht.

Deine Idee nach Grönland auszuwandern, gefällt mir. Aber ich frage mich gerade, ob es da noch so einsam und verlassen sein wird, wenn die Klimaerwärmung weiter voran schreitet. Wahrscheinlich boomt dann der Tourismus dort und überall sitzen Urlauber und trinken Cocktails mit Papierschirmchen, bevor die getauten Eisschollen für Landunter sorgen...

Liebe Grüße
Clara
 
Hi Clara,
irgendwie ist Grönland echt zu weit weg. Meine Gedanken würden vermutlich mitreisen. UNd nein, ich dacht keinesfalls an Touristengebiete ... eher so was hinterm Nordlich rechts wo niemand sonst so ist...
Die Idee mit dem Brief ist nicht schlecht. Oh, der wird lang! Hoffentlich denke ich daran ihn NICHT abzuschicken.
Es ist insgesamt schon ein heftiger Schritt sich ganz von der eigenen Familie zu lösen. Obwohl ich oft kurz davor bin, fangen sie mich immer wieder irgendwie ein. ...
Bettinka, zu müde um nachzudenken
 
Gibt es hier wirklich niemanden, der sich mit dem Thema Co - Abhängigkeit auskennt, selbst betroffen ist oder Selbsthilfegruppen etc?
 
Hallo Bettinka,

es tut mir leid, dass du bisher keine Antwort erhalten hast in deinem Thread. Manchmal ist einfach wenig los hier im Forum. Das ist leider so. Es liegt sicher auch daran, dass sich hier oft Leute anmelden, die entweder gar nicht schreiben, oder sich nach ein paar Antworten nicht mehr wieder melden. Besonders, wenn die Antwort nicht so ausfällt wie erhofft.

Aber bestimmt meldet sich noch die/der ein oder andere. Verliere nicht den Mut.

Gruß
Clara
 
Hallo Clara, ich weiß dass das was Du beschreibst in Foren manchmal ein Problem darstellt. Mir ist auch schon beim Lesen aufgefallen, dass sehr viele Themen brach liegen - manchmal wollte ich schon gerade eben was zu dem einen oder anderen Thema schreiben - da viel mir dann aber auf dass der letzte Beitrag 2017 geschrieben wurde... Naja.
Ich schau einfach mal weiter, ob sich da noch was ergibt - sonst habe ich schon angedacht mich gezielt an Hilfsorganisationen zu wenden die Beratung und Hilfe zum Thema Abhängigkeit anbieten.
Was mich bewegt ist die Frage, ob ich das was mich so umtreibt einfach aussitzen kann. Wird der Drang sich bei meiner Familie nachlassen, wenn ich ihn einfach ignoriere? Ich weiß ja dass diese Kontakte nicht gerade wohltuend sind . Mich auf meine Dinge konzentrieren, Freude haben, Spaß - erfreulichen Kontakt zu NETTEN Leuten pflegen?! Kann so was ein Teil der Lösung sein?
So lange ich keine richtige Antwort darauf habe, tue ich es einfach.
Liebe Grüße!
Bettinka
 
Liebe Bettinka,

wenn ich an deiner Stelle wäre, würde ich mir Hilfe in Form einer psychologischen Beratung suchen. Ich weiß, zu Corona-Zeiten ist so eine Beratung nicht einfach zu finden, doch es gib Anlaufstellen, die auch Videosprechstunden anbieten.

Und viele Selbsthilfegruppen haben einen Dachverband. Schau doch einmal im Internet nach wie das bei euch am Ort geregelt ist. Organisationen wie die Caritas und die Diakonie bieten meistens auch Hilfe zu vielen Themen an. Ich habe dort z. B. eine sehr gut Psychoonkologin gefunden, die mir sehr geholfen hat mit der Erkrankung meines Mannes umzugehen und meine eigenen Ängste in den Griff zu bekommen. Vielleicht kann dich auch deine Krankenkasse bei der Suche nach der richtigen Hilfe unterstützen.

Liebe Grüße
Clara
 
Ja, geanu an so etwas habe ich in letzter Zeit gedacht. Ich denke, es ist an der Zeit jetzt selbst etwas zu tun, anstatt auf andere Leute zu warten damit sich vielleicht irgendwann dann mal was tut!
Liebe Clara, ich wünsche Dir und Deinem Mann alles erdenklich Gute! Bleibt weiter wacker und lasst Euch nicht unterkriegen! Macht Euch das Leben so schön wie möglich und feiert jeden guten Moment mit Bewusstsein.
Vielen Dank für Deine Unterstützung!
Auch den anderen Forenmitgliedern und Hilfesuchenden - alles Gute!
Bettinka
 
Hallo Bettinka,
ich bin bei den Zeugen Jehovas groß geworden und kenne das Dilemma mit der Gedankenkontrolle und auch der Personenkontrolle.
1980 bin ich weg und hab meiner Mutter auch gleich mitgeteilt dass ich keinen Kontakt will. Dieser Kontakabbruch meinerseits hat mir viel geholfen mein Leben so zu führen wie ich es möchte.
Bei den ZJ besteht absolutes Kontaktverbot mit "Abtrünnigen" deshalb war es mir sehr wichtig meiner Mutter zu zeigen daß ich das Kontaktverbot ausgesprochen habe! Damit hat sie nicht gerechnet und auch nicht daß es mir sooooooo gut geht!

Mir tut die Abgrenzung zu meiner Sippe gut und ich misch mich nicht in ihre Angelegenheiten ein!
Dir alles Gute.
 
Hallo Spätzin,
vielen Dank für Deine Antwort. Ich freue mich für Dich, dass Du den inneren und äußeren Absprung geschafft hast. Mir scheint, dass ich da auf einem ähnlichen Weg unterwegs bin, mich mehr um mein eigenes Leben zu kümmern und nicht ständig zum Raport bei meiner Mutter anzutanzen. Aber gut gehts mir dabei noch nicht. Ich hoffe, dass das mit der Zeit einfacher wird.
Abrünnig zu sein scheint mir manchmal was Heilsames zu sein. ;)
Liebe Grüße!
Bettinka
 
Liebe Bettinka,

wenn ich an deiner Stelle wäre, würde ich mir Hilfe in Form einer psychologischen Beratung suchen. Ich weiß, zu Corona-Zeiten ist so eine Beratung nicht einfach zu finden, doch es gib Anlaufstellen, die auch Videosprechstunden anbieten.

Und viele Selbsthilfegruppen haben einen Dachverband. Schau doch einmal im Internet nach wie das bei euch am Ort geregelt ist. Organisationen wie die Caritas und die Diakonie bieten meistens auch Hilfe zu vielen Themen an. Ich habe dort z. B. eine sehr gut Psychoonkologin gefunden, die mir sehr geholfen hat mit der Erkrankung meines Mannes umzugehen und meine eigenen Ängste in den Griff zu bekommen. Vielleicht kann dich auch deine Krankenkasse bei der Suche nach der richtigen Hilfe unterstützen.

Liebe Grüße
Clara

Dem kann ich mich nur anschließen. Aus meiner Erfahrung kommst du aus einer Co-Abhängigkeit nicht alleine raus.

Bei uns dürfen wieder Beratungstermine gemacht werden. Allerdings würde es auch telefonisch gehen. Hauptsache jemand kann dir einen Weg da raus zeigen. Es muss nicht immer der räumliche Abstand sein, manchmal reicht es auch, wenn man seine Gedanken diesbezüglich ändern kann. Das ist aber harte Arbeit und schliesst eventuell erst mal eine räumliche Trennung auf Zeit ein. Einen großen Schritt hast du ja schon geschafft, in dem du erkannt hast, dass du co-abhängig bist. Du machst ja auch schon einiges um den Abstand zu halten. Psychologen und Psyqchotherapeuten haben einen anderen Ansatz. Bei mir war der sehr hilfreich und hat mir geholfen einige Dinge anders zu sehen, bzw. zu sehen, was mein Anteil daran ist. Es hat ja seinen Grund, warum man sich in diese Co-Abhängigkeit begibt. Klingt doof, aber ist so. Was ist dein Vorteil daran? Klingt auch doof, aber intensiv und ehrlich darüber nachzudenken ist hilfreich. Ehrlich auch gegenüber sich selbst sein, das ist auch nicht einfach.

Ich drücke dir die Daumen, dass du dich befreien und trotzdem den Kontakt halten kannst.
 
Hallo Hortensie! Vielen Dank für Deinen Beitrag! Ich habe gerade angefangen ein Buch zu lesen von MELODY BEATTIE "Die Sucht gebraucht zu werden"! Da lese ich genau das, was Du beschreibst. Was mein Anteil daran ist? Ich habe quasi 52 Jahre lang bewusst und unbewusst das desolate Familienleben meiner Familie , bekämpft, unterstützt und getragen. Schon als Kind war in hin und her gerissen zwischen totaler Selbstaufgabe (weil ich meine Eltern und Geschwister natürlich liebte) und (bereits als 4 Jährige) Rebellion. Ich habe Dinge ertragen, die ich nicht ändern konnte und habe stellvertretend für andere Dinge laut ausgesprochen die die Mißstände innerhalb unserer Familie offengelegt haben. Meine Eltern waren dauernd in höchster Alarmbereitschaft was ich als nächstes tun oder sagen könnte; was unsere Familie hätte zerstören können. Immerhin hat die Mischung aus sexuellem Mißbrauch und Religion eine ziemliche Sprengkraft. Irgendwie bin ich immer tiefer in diesen Strudel hinein geraten die Anderen einerseits beschützen und andererseits wach rütteln zu wollen, damit sich Dinge ändern. Aber ich habe es nie geschafft. Nichts von alle dem. Ich konnte niemanden beschützen und ich konnte nichts an den Einstellungen meiner mächtigen Eltern ändern. Und ich kann auch heute nichts an den verfahrenen Lebensverhältnissen meiner Geschwister ändern.
Ich weiß nicht, was ich davon gehabt habe. Ehrlich nicht. Es war und ist ein hoffnungsloses Unterfangen. Ich kann nur sagen, dass Kinder - auch wenn sie Mißstände erkennen - trotzdem in jeder Hinsicht abhängig von ihrer Familie sind.
Schon als kleines Kind habe ich dann den Stempel bekommen "ein schwieriger Mensch" zu sein. Und es wurde zu einem quasi fanatischen Unterfangen meinerseits meinen Eltern beweisen zu wollen, wie toll ich doch bin. Es hat nichts genützt. Ich habe nicht die Anerkennung bekommen nach der ich mich so gesehnt habe - so weit ich mich erinnern kann. Es war ein Lebensprojekt meiner Mutter mich "mundtot" zu machen. Sie hat mich immer in Frage gestellt. Habt mich kontrolliert und mir bewiesen das ich unrecht hatte - mit allem und jedem. Sie hat mich durch Diäten gequält und mir vermittelt ich wäre zu dick. Was in der Tat NICHT stimmte. Als ich vor ungefähr 4 Jahren ein Foto von mir von einer Bekannten bekam, habe ich mich darauf tagelang nicht erkannt. Dieses große, schlanke, blonde, sportliche Mädchen - wer war das? Hatte ich noch eine Schwester?
Erst nach Tagen ist mir der Groschen gefallen, dass ICH das war. Wenn ich so eine Tochter bekommen hätte, wäre ich vermutlich ziemlich stolz auf sie gewesen... Aber für meine Mutter war ich nur vollkommen kontrolliert zu ertragen.
Mein Vorteil heute ist, dass ich langsam dieses miese Spiel auf eine Art durchschaue und gleichzeitig sehr eigenständig bin. Ich kann mich allein versorgen. Bin erfolgreich in meinem beiden Berufen und komme außerhalb meiner Familie mit anderen Leuten gut klar. Aber ich merke auch dass diese Einsiedelei von der ich anfangs schrieb mein Systhem ist mich sicher zu fühlen. Ich muss immer aufpassen, dass da nichts überhand gewinnt und ich in Kontakt mit meiner Umwelt bleibe.
Vermutlich haben Clara und Du recht. Es wird Zeit erneut Therapie zu machen und mich neu zu sortieren.
Danke Euch für Eure Unterstützung.
Ich wäre froh, wenn ich noch etwas mehr von Deinem Wissen über Co - Abhängigkeit erfahren würde.
Liebe Grüße!
Bettinka
 
Hallo Bettinka,
das was Du so beschreibst kenn ich!
In den Augen meiner Mutter war nichts gut genug was ich tat! Ich bin meiner Großmutter väterlicherseits zu ähnlich und das mochte meine Mutter überhaupt nicht. Außerdem war ich Vaters Liebling und als mittleres Kind wurde ich nicht gesehen, also hab ich als Kind allerhand angestellt um überhaupt Aufmerksamkeit zu bekommen.
Auch das habe ich, zusammen mit meinem Bruder, meiner Mutter nach ihrem Schlaganfall als sie im Krankenhaus lag und nicht aufstehen konnte im wahrsten Sinne des Wortes aufs Bett gekotzt. Es war eine Befreiung und ein Abschluß und ich hatte meinen Seelenfrieden!
 
Hallo Spätzin! Hast Du lernen können, Dir selbst gut zu sein? Es ist schon krass für ein Kind von der eigenen Mutter abgelehnt zu sein. Wann im Alltag bekommt man das dann mal nicht zu spüren?
 
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Liebe Bettinka,

richtiges Wissen darüber habe ich gar nicht.
In meiner Therapie durfte ich feststellen, dass ich eine Co-Abhängige war.
Dadurch, dass wir die Dinge "decken" fühlen wir uns sicher. Es ist so wie es immer war. Das fühlt sich vertraut an, obwohl es nicht (mehr) gut für uns ist.

Ich gehe gerne Konfrontationen aus dem Weg. Als Kind gab es das nicht, ich musste machen, was meine Mutter wollte. Da durfte ich nicht aufmucken. Somit habe ich es nicht gelernt. Mein erster Mann auch nicht, so ging er weg oder redete nicht mehr mit mir. Manchmal wochenlang. Also wieder nicht gelernt. Mein jetziger (noch) Mann hat es gelernt, er redet mich (und jeden anderen) platt. Egal ob er recht hat oder nicht, er bringt es so überzeugend rüber, das sein Gegenüber keine Chance hat. Selten. Mittlerweile habe ich eine Chance, ich glaube nicht mehr alles und nehme es nicht mehr so hin.
Es ist ja auch einfacher dem aus dem Weg zu gehen oder eine Abhängigkeit zu decken. Das kostet im ersten Moment anscheinend nicht so viel Mühe.
Was ja gar nicht so ist.
Mit dieser Co-Abhängigkeit tut man niemandem einen Gefallen, am wenigsten sich selbst und dem Abhängigen schon mal gar nicht. Er bleibt dort, wo er immer ist und braucht keine Mühen zu unternehmen. Die hat der Co-Abhängige schon übernommen. Ich habe mich auch immer für alles und alle verantwortlich gefühlt. Da raus zu kommen, das ist gar nicht so einfach.
Eigentlich ist das sehr anmaßend. Das hatte ich vorher nicht so gesehen. Wir trauen dem anderen ja gar nicht zu, dass er sein Leben selbst in den Griff bekommt. Im schlimmsten Fall, halten wir ihn sogar davon ab.
Für mich ist es schwer, nicht alles zu regeln, den anderen (seine Leute, die man ja liebt) viel abzunehmen und sie zu umsorgen.
Ich habe jetzt verstanden, dass dieser Weg falsch ist. Somit habe ich mich selbst darein gebracht, keiner hat das für mich übernommen. In der Kindheit konnte ich nichts dafür, da hatte ich keine Chance; aber jetzt, jetzt bin ich für mich verantwortlich.
Und der Abhängige ist auch für sich selbst verantwortlich - so schwer das auch für uns ist. Aber es ist sein Leben und wir haben unser eigenes.
Ich habe z.B. einige Gefühle des "Abhängigen" übernommen und dachte das wären meine eigenen. Langsam verstehe ich das und konnte schon viel auflösen.

Ich wünsche dir, dass du das auch schaffst.

AL Hortensie
 
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