Angst, nicht gut zu sein

Ypsilon

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Liebe Foris,

ich habe ein großes Problem mit meiner Mutter.
Sie ist ziemlich alt (82) und sehr krank. Sie hat nicht nur eine bestimmte Krankheit, sondern vieles auf einmal: Parkinson, Herzschwäche, noch andere Sachen, darunter verkrüppelte Füße (von Hallux), so schlimm, dass sie praktisch kaum laufen kann. Jetzte habe ich von meinem Vater gehört, dass sie im Krankenhaus war um sich 2 Zehen amputieren zu lassen, die die größten Schmerzen verursacht haben. Mir dreht sich bei der Vorstellung der Magen um.
Sie tut mir entsetzlich leid, und trotzdem schaffe ich es nicht, Kontakt zu ihr herzustellen.
Dazu etwas aus der Vorgeschichte:
Sie ist ein Mensch, der eigentlich warmherzig ist, aber durch Erziehung, Krieg... zu gnadenloser Härte sich selbst gegenüber und anderen übergegangen ist. Sie ist voller Vorurteile, und wenn sie ein paar Meinungen ablässt (gegen Juden, Russen (sie kommt aus Polen und hat dort im Krieg schreckliche Dinge erlebt)), hat man das Gefühl, sie ist irgendwann steckengeblieben und hat sich nicht mehr weiterentwickelt.)
Außerdem kommt sie aus einer ziemlich neurotischen Familie, und ich fühle mich immer, wenn ich mit ihr Kontakt habe, langsam aber sicher hineingezogen in diese kranke Art zu denken. Ich habe immer das Gefühl, mich meiner Haut wehren zu müssen, um nicht verschluckt zu werden.
Sie ist sehr dominant - als Kind konnte ich mich überhaupt nicht dagegen wehren. Es war so, dass mir immer massive Schuldgefühle (die ich heute noch habe) eingeredet wurden, sobald ich versuchte, so etwas wie eine eigene Meinung zu haben. Das gabs nicht. Ich war immer in ihrem Schatten, wenn ich einen Fehler machte, hatte ich immer das Gefühl etwas verbrochen zu haben (heute noch). Außerdem konnte man immer sehen wie sehr sie litt, indem sie meistens krank wurde und Schmerzen leiden musste (unausgesprochen:wegen mir). Anders war es, wenn ich so war wie sie wollte, dann war ich ein Engel, und wenn ich leistete, und zwar Besonderes, dann himmelte sie mich an und gab in meinen Augen peinlich mit mir vor anderen an. Dazwischen gab es nichts, einfach normal durfte ich nie sein.
Irgendwann als ich erwachsen war, wurde mir das alles klar und ich holte mit Anfang 20 nach, was ich schon längst hätte machen sollen- mich gedanklich von ihr zu lösen. Dass das weh tut, ist klar und wird mir bis heute vorgeworfen. Sie vergisst auch nichts und leidet heute noch unter den Dingen, die vor 20 Jahren gewesen sind.
Unausgesprochen ist immer der Vorwurf da: Sei wieder so wie damals, als Kind.
Es ist eigentlich egal, was ich mache, es ist immer das falsche.
So bin ich in den letzten Jahren immer mehr dazu übergegangen, den Kontakt auf das Allernötigste zu beschränken, und trotzdem fühle ich mich bei Telefonaten mit ihr so, als würde mir jemand Brust und hals zuschnüren.
Oft ist es auch so, dass ich Tage brauche, um diese kranke Energie wieder aus meinem System rauszubekommen.

Jetzt habe ich sehr weit ausgeholt und der Text ist furchtbar lang geworden....
Tatsache ist, dass ich sie total im Stich lasse. Wir wohnen ca 30 km voneinander entfernt, aber ich besuche sie nur sehr selten.
Ich schiebe die Anrufe vor mir her, weil sich mir schon beim gedanken anzurufen die Brust zuschnürt.
Gleichzeitig fühle ich mich wie ein Schwein, dass ich sie so mit ihren Qualen alleine lasse.
Ich weiß überhaupt nicht, wie ich damit umgehen soll.
Oft ist es auch so, dass wenn ich mich dann melde, mir Eiseskälte von der anderen Seite entgegenkommt. Auf die Knie fallen und um Gnade bitten kann ich nicht, mich herausreden auch nicht, da ich mich jetzt wirklich schuldig mache.
Vielleicht sollte ich einfach annehmen, dass ich Böses tue, und Schuld auf mich lade, vielleicht ist es das was ich lernen soll.
Ich habe das Gefühl ich kann es in diesem Leben nicht regeln und das ist furchtbar.

Sorry dass das alles so lang geworden ist.
Aber schon das Schreiben hat gut getan.

Ich danke euch fürs Lesen.

Alles Liebe,
Ypsilon
 
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AW: Angst, nicht gut zu sein

Hallo Ypsilon :liebe1:

Ich kann Dich sehr gut verstehen.

Was hälst Du davon : Schreibe Deiner Mutter einen Brief.

Schreibe ihn so - wie Du es hier geschrieben hast.

Deine Mama kann dann mit sich selber ausmachen, wie Sie in Zukunft

leben möchte. Mit oder ohne Dir......

Schreiben ist einfacher, als es Ihr ins Gesicht zu sagen... :)
 
AW: Angst, nicht gut zu sein

Ja Ypsilon,

das alles kommt mir soooooo bekannt vor.

Nicht gut genug zu sein ......

Schreibe einen Brief. Aber schicke ihn nicht ab sondern mache ein Ritual oder eine Räucherung und verbrenne dann den Brief und denke oder sage, dass Du Deine Gedanken um Deine Mutter liebevoll ins Universum schickst.

Mir hat dies sehr geholfen. Und in manchen Situationen, die immer mal wieder hochkochen, mach ich Räucherungen und schick diese nicht immer liebevollen Gedanken ins Universum.

Sei umärmelt:trost::umarmen:


Ich hatte den Kontakt total abgebrochen über mehr als 15 Jahre und es war gut so!
 
AW: Angst, nicht gut zu sein

liebe Ypsilon,
wie sehr tragen wir doch die bilder unserer mütter noch mit uns herum- wir wollen entsprechen, endlich einmal als die person, die wir sind wahrgenommen werden, aber so wie du schreibst, ist es bei deiner mutter ganz schwer möglich.
du zeigst auch sehr viel verständnis für ihre schwierige lebensgeschichte und ich fantasiere mal: vielleicht hatte sie keine andere möglichkeit um zu überleben. jedenfalls hat sie gelernt, dass man nur mit härte durchkommt und hat sich einen dicken panzer umgelegt, sodass sie andere menschen, nicht mal ihre tochter richtig spüren kann- oder darf, weil dann ihr mühsam gezimmertes weltbild ins wanken gerät. außerdem hat sie sicher viel schlimmes erlebt, sodass manche dinge verdrängt worden sind, die nicht ins bewusstsein kommen dürfen- deshalb vielleicht auch ihre vehement vertretenen vorurteile und prinzipien. als tochter hat man da wenig chancen richtig wahrgenommen und nach deinen bedürfnissen umsorgt zu werden.
also warst du dann ihre tochter, wenn du genau ihren vorstellung entsprochen hast, ansonsten musste sie mit härte vorgehen...
es ist eine große leistung (auch wenns weh tut) dass du es geschafft hast, dich zu distanzieren- hättest du einen weniger starken willen gehabt, hättest du wahrscheinlich mit allen mitteln versucht, ihr zu entsprechen (was natürlich nie gereicht hätte...)
ich kann mir gut vorstellen, wies dir nun geht und du in einem ziemlichen konflikt mit dir bist- einerseits die schuldgefühle- andererseits dein selbsterhaltungswille.
ich finde die idee der anderen einen brief zu schreiben sehr gut- ist vielleicht auch für dich ein wichtiger lösungs- und klärungsprozess- nur wenn du ihn ihr gibst, so musst du damit rechnen, dass sie nicht versteht, was du damit sagen willst- weil sie noch immer in ihren eigenen schicksal gefangen ist. es geht hier nur um dich und wie du mit der situation umgehst.
(so, jetzt habe ich auch so viel geschrieben - falls ich falsch liege, verzeih- dein posting hat mich sehr berührt und daher habe ich mir meine gedanken gemacht)
ich wünsch dir alle kraft DEINEN weg zu gehen
alles liebe
bettymas
 
AW: Angst, nicht gut zu sein

Liebe Ypsilon,

dein Beitrag über deine Mutter ist mehr sehr nahe gegangen.

Normalerweise vermeide ich es, sofort Bezug auf mich selbst zu nehmen, da jede Geschichte doch sehr individuell ist und nicht unmittelbar vergleichbar.
So, wie du deine Mutter und dein Verhältnis zu ihr beschreibst, da sah ich jedoch so viele emotionale Parallelen und Verhaltensweisen, dass ich tatsächlich von ‚Nachvollziehen’ sprechen kann.

Meine Mutter ist ebenfalls 82 Jahre alt, allerdings ist sie sehr gesund, wofür ich wirklich dankbar bin, denn es ist nicht selbstverständlich.

Der Umstand, dass deine Mutter gesundheitlich so schwer angeschlagen ist, macht einen großen Unterschied. Jetzt kehren sich die Rollen um. Ich glaube, das ist genau der Zeitpunkt im Leben zwischen Eltern und Kinder, den wir alle so sehr fürchten, denn die Verantwortung verlagert sich.

Du schreibst, dass deine Mutter im Grunde ein warmherziger Mensch ist. Aber dennoch kann sie sich dir, ihrer Tochter gegenüber, nicht öffnen, du fühlst dich ‚nicht gut genug’ und wahrscheinlich bis zu einem gewissen Grad ungeliebt und zurückgewiesen. Das alles macht wütend und hilflos. Es ist wirklich nicht verwunderlich, dass deine Gefühle derart ambivalent sind, obwohl dein Verstand, aufgrund der Vorgeschichte deiner Mutter, „versteht“. Versuche, dich von Selbstvorwürfen frei zu machen, deine Reaktion ist verständlich.

Meine ganz persönliche Meinung zu deiner Situation:
ich finde es von größter Wichtigkeit für dich selbst und für deine Mutter, dass du versuchst, dich über den tiefen Konflikt zu stellen. Alleine schon deine innere Bereitschaft, eine gewisse Verbundenheit mit deiner Mutter in dieser Situation wieder herzustellen, wird, so schätze ich, eine heilende Wirkung auf eure Beziehung haben. Es kann auch sein, dass sich auf diesem sanften und bewussten Weg wieder die verloren gegangene Bindung einstellt. Jede Lösung beseitigt ein Stück Trennung.

Es wäre schön, wenn dir jetzt die Beziehung zu deiner Mutter wichtiger sein könnte, als die Angelegenheit selber. Verstehst du, wie ich das meine?

So verständlich deine jetzige innere Abwehrhaltung ist, glaube ich nicht, dass du damit mit dir selbst langfristig Frieden finden könntest. Dir geht es ja schon jetzt nicht gut damit. Ganz egal, wie schwierig die Lage im Moment auch aussehen mag – versuche, darauf zu vertrauen, dass das Ergebnis auf der Seelenebene positiv und friedvoll sein wird.

Gnadenhof und bettymas haben vorgeschlagen, deiner Mutter einen Brief zu schreiben. Normalerweise bin ich auch sehr offen für diese Form der Kommunikation, wenn es anders nicht geht. Aber ich glaube, krank wie deine Mutter ist, würde das weder etwas bereinigen noch lösen, es wäre einfach zu viel für sie. Ich wollte auch nicht alt und krank sein und in diesem Zustand auch noch mit schweren Vorwürfen seitens meiner Kinder konfrontiert werden. Wenn du deine eigene Empathie aktivierst, dann kannst du das sicher auch fühlen.

Spring über deinen Schatten, ich glaube, es wird dir gut gehen dabei.

Ich hoffe, ich bin dir jetzt in keinem Punkt zu nahe getreten.

Ich glaube mittlerweile daran, dass ein Großteil unseres Lebenssinns es ist, geschlossene Türen zu öffnen, sich auf die Möglichkeit, Beziehungen zu heilen, einzulassen.

Liebe Grüße,
Lucille


@ Spätzin

Liebe Spätzin,

zu deinem hier wiederholt geposteten Plädoyer für Kontaktabbruch:
es sind genau diese ungelösten spricht falsch bewältigten Konflikte, die wir an unsere Kinder weitergeben. Sie (unsere Kinder) sind es, die mit diesem schweren systemischen Rucksack bepackt „unsere“ Probleme lösen müssen. Sie müssen Mauern abtragen, die andere aufgebaut haben.

In meiner Herkunftsfamilie gibt es leider einige dieser Kontaktabbrüche. Eine heile Familie fühlt sich anders an.

LG
Lucille
 
AW: Angst, nicht gut zu sein

Liebe Ypsilon!

Mich hat Deine Geschichte sehr berührt. Und ich muss ehrlich zugeben, ich fühlte beim Lesen - auch ein wenig Deine Mutter.

Obwohl ich nicht so alt bin - aber ich denke mir, es muss traurig sein, in seinen eigenen Augen alles für das Kind getan zu haben (und sie wird das so sehen, glaube ich) und dann wendet sich das Kind ab. Und dann wird man alt und hilflos, und diese Liebe, die man ja nach wie vor für sein Kind spürt, darf nicht mehr fließen, weil sich das Kind dieser Liebe entzieht....auch wenn es "berechtigt" wäre - es ist nicht gut, denke ich.

Ich denke, egal was passiert ist zwischen Euch, eine Brücke wird es immer geben. Und ein Besuch am Krankenbett, ein Streicheln der Hand, mehr brauchts sicher nicht, um Euch beiden Frieden zu geben. Innerlich - dazu müssen keine Konflikte gelöst werden.

Dazu müsst Ihr Euch weder ausgesprochen haben noch dauernd sehen - es geht glaube ich nur um das Gefühl.

Lucille hat das schon treffend formuliert - es geht um den Willen dazu.

Du musst Dich nicht von ihr aussaugen lassen, Du musst Dich nicht in Schuldgefühle einwickeln lassen - aber Du kannst ihr zeigen, dass Du an sie denkst.

Ich hab mit meinen Eltern auch nicht viel Konkakt - sie wohnen ziemlich weit weg von ihren Kindern. Und es gab viel, was ich völlig anders als sie machen wollte, es gab viel, was ich an ihnen nicht verstanden habe - aber das macht nichts. Sie sind meine Eltern und ich liebe sie. Punkt.

Denn ich mochte auch als Kind geliebt werden, egal ob ich in den Augen der anderen was verbockt hatte oder nicht.

Und es tut gut, mit ihnen hie und da zu telefonieren, Smalltalk, mehr verlangen sie eh nicht - nur das Gefühl, dass man hie und da an sie denkt...

Ich habe letztens wiedermal Hellinger gelesen, er meinte, dass das, was wir am meisten bei unseren Eltern ablehnen, genau das ist, worauf wir selbst zusteuern.

Mir ist das selbst oft passiert - ich kam als Mutter in genau dieselbe Situation wie meine Eltern damals bei mir - und ich sah die Welt auf einmal aus der "Täterperspektive", war nun selbst der Täter, wo ich mich als Kind als Opfer gefühlt hatte.

Und lernte zu verstehen, warum und wieso meine Eltern damals so reagiert hatten - und dass dahinter eine Liebe stand, die ich nie gesehen hatte.

Ich hoffe, es kommt rüber, wie ich das meine....

Liebe Grüße
Reinfriede
 
AW: Angst, nicht gut zu sein

.
@ Spätzin

Liebe Spätzin,

zu deinem hier wiederholt geposteten Plädoyer für Kontaktabbruch:
es sind genau diese ungelösten spricht falsch bewältigten Konflikte, die wir an unsere Kinder weitergeben. Sie (unsere Kinder) sind es, die mit diesem schweren systemischen Rucksack bepackt „unsere“ Probleme lösen müssen. Sie müssen Mauern abtragen, die andere aufgebaut haben.

In meiner Herkunftsfamilie gibt es leider einige dieser Kontaktabbrüche. Eine heile Familie fühlt sich anders an.

LG
Lucille

Hallo Lucille,

da ich keine eigenen Kinder habe, geb ich im Prinzip nichts weiter.
Ich für mich habe das Problem mit meiner Mutter gelöst wie beschrieben. Und es mir geholfen.
Seit unsere Mutter verstorben ist, habe ich wieder Kontakt zu meiner Schwester, die ganz entsetzt war, was meine Mutter über mich alles so von sich gab in den Jahren zuvor.....
 
AW: Angst, nicht gut zu sein

Hallo Ypsilon,

die Idee von @Gnadenhof mit dem Brief ist ziemlich gut. Findest du nicht? Das Problem bei dieser Sache ist, dass es durch Schweigen und Nichts-Tun nicht gelöst wird. Es erfordert einen Akt der Willensanstrengung. Es wäre für dich ganz wichtig, dass du das erledigst ... denn es belastet dich ja und energetisch ist das ja immer präsent.

Du musst vor deiner Mutter nicht auf die Knie fallen ... sei doch "einfach" ehrlich. Es gibt doch sehr viel was gesagt werden muss! Du schreibst ja selber, dass dein Eröffnungsbeitrag länger geworden ist. Wir sind alle von ihm angetan und er wird auch eine entsprechende Wirkung auf deine Mutter haben. Auch wenn sie nach außen eine gewisse Härte von sich geben wird, dann versteht und spürt ihre Seele doch ganz genau, was du ihr sagen möchtest. Nur darauf kommt es an. Ihr Ego brauchst du nicht zufrieden zu stellen. Es ist selber ja nicht ganz unbeteiligt dass es so weit gekommen ist. Alles ist eine Co-Produktion.

Wenn du einen Schritt auf deine Mutter zugehst ... darüber sprichst wie du dich fühlst und wie es dir geht ... und deine Mutter mit der Zeit nicht darauf eingeht und kein Bemühen zeigt ... dann wird man das vielleicht nochmal Probieren ... in sich selbst hineinhorchen was am besten ist. Und wenn das alles aber nichts bringt, dann würde ich für mich selbst versuchen diese Sache abzuschließen. Dann würde ich den Frieden auf meiner Seite herstellen und alles auszugleichen versuchen ... sodass ich ein gutes Gefühl gegenüber der Mutter aufbauen kann. Ist natürlich eine Mega-Baustelle was du da hast. Ich würde an deiner Stelle mal ein Seminar besuchen, wo es um das "innere Kind" geht. Da ist in deiner Kindheit schon so viel passiert und diese Dinge schleppt man auch als Erwachsener mit sich rum ... bis man sich ihnen stellt.

lg
Topper
 
AW: Angst, nicht gut zu sein

Ihr seid alle so lieb...ich danke euch für eure einfühlsamen Antworten.
Kann jetzt aus Zeitgründen nicht antworten, ich habe aber alles gelesen und gehe damit, bis ich Zeit habe zum Schreiben.

Ihr habt mir gut getan - ich war sehr gerührt.

Ich beginne die Richtung zu sehen, in die ich gehen kann.

Danke :liebe1:
Ypsilon
 
AW: Angst, nicht gut zu sein

Hallo Ypsilon,

schön wenn von unseren Beiträgen etwas angekommen ist.

Da ist vielleicht noch eine Sache, die ich nicht so klar rübergebracht habe. Wenn du etwas für dich selbst tun willst (aber natürlich auch für die Beziehung mit deiner Mutter), und diesen Eindruck habe ich eben, dann wäre es gut, wenn du deiner Mutter vergibst. Ich denke nicht, dass du deiner Mutter von Herzen vergeben kannst. Doch Vergeben ist eine sooo große Qualität und sie macht dich frei! Es ist zu deinem Besten.

Wenn du dich damit auseinandersetzt was in deiner Kindheit war ... und das geht wohl am einfachsten indem du dir 'Experten/Fachkundige' auf diesem Gebiete suchst, dann wird es dir gelingen den ganzen Frust und Schmerz herauszulassen, der in dir festgefahren ist. Ein sehr schöner Weg ist es, wenn sich das über Tränen lösen darf ... und ich weiß aus eigener Erfahrung dass man am einfachsten in den Schmerz kommt, wenn man von außen Hilfe erhält und da hinein geführt wird. Ansonsten neigt man selber immer dazu, es zu verharmlosen und zu verdrängen: "Es war ja nicht sooo schlimm!". Ich kann dir versichern, dass es schlimm genug war, was dir als kleines Kind passiert ist. Und wenn du dich dem Schmerz stellst, dann kann alles wieder frei fließen ... und es fällt dir leichter zu vergeben.

Ich würd an deiner Stelle, noch in diesem Moment eine Bitte abgeben (an das höhere Selbst, an Gott oder das was du für richtig hältst), dass du Führung in dieser Sache erhältst. Bitten ist so einfach und so wirkungsvoll.

lg
Topper
 
AW: Angst, nicht gut zu sein

Liebe Gnadenhof, Spätzin, Bettymas, Lucille, Reinfriede, Topperharley,

jetzt habe ich endlich Zeit zu antworten - ich war so gerührt über euer Verständnis und die vielen Sichtweisen, die mich in den letzten Tagen sehr beschäftigt haben. Bei mir hat sich durch eure Anteilnahme energetisch etwas getan, so dass ich nicht mehr hoffnungslos vor dieser Situation stehe. In die Tat konnte ich es noch nicht umsetzen, außer der Bitte um Führung an die geistige Welt (danke für die Idee, Topperharley).

Ich konnte mich in allem, was Ihr geschrieben habt, wiederfinden.

Vorweg möchte ich sagen, dass ich schon oft versucht habe, ihr zusagen, wie ich mich fühlte, ich würde sagen, das versuche ich seit mindestens 10 Jahren zu erklären. Meistens fühle ich mich dabei, wie wenn ich in einer anderen Sprache reden würde. Es ist genau so wie Bettymas geschrieben hat :
vielleicht hatte sie keine andere möglichkeit um zu überleben. jedenfalls hat sie gelernt, dass man nur mit härte durchkommt und hat sich einen dicken panzer umgelegt, sodass sie andere menschen, nicht mal ihre tochter richtig spüren kann- oder darf, weil dann ihr mühsam gezimmertes weltbild ins wanken gerät. außerdem hat sie sicher viel schlimmes erlebt, sodass manche dinge verdrängt worden sind, die nicht ins bewusstsein kommen dürfen- deshalb vielleicht auch ihre vehement vertretenen vorurteile und prinzipien. als tochter hat man da wenig chancen richtig wahrgenommen und nach deinen bedürfnissen umsorgt zu werden.
Und doch hat sich im Laufe der Jahre schon etwas getan; sie hat so etwas wie Güte entwickelt, und sie hat verstanden, dass die Härte, mit der sie mit mir umging, mir sehr weh getan hat, das bereut sie auch sehr.(Davor hatte sie die Haltung: Was will die denn mit ihren Problemchen gegenüber dem, was ich durchgemacht habe)
Und dann bleibt sie wieder in Details stecken. Details, die immer mich als Täter entlarven sollen. Ich habe das Gefühl, ich bin der erste Mensch, der ihr Schmerzen verursacht hat - davon, dass davor schon andere waren und sie durch mich an alte Wunden "erinnert" wird, will sie nichts wissen (damit überfordere ich sie, das weiß ich jetzt).
Ich tue mich sehr schwer mit Menschen zu kommunizieren, bei denen Verdrängung perfekt funktioniert. Es ist bei ihr so gut getarnt, dass ich Jahrzehnte brauchte, um dahinterzukommen, dass das was sie sagt, und das was ist, zwei total verschiedene Dinge sind. Es ist sogar so, dass ich davon ausgehen kann, dass das was sie sagt, das genaue Gegenteil ist von der Wahrheit (sozusagen ausgesprochenes Wunschdenken). Früher nahm ich alles was sie sagte sehr ernst, jetzt weiß ich ,dass es so nicht sein kann. Ich kann ihr diesen Sachverhalt aber nicht klarmachen und versuche das auch nicht mehr. Und so gibt es so vieles, das nicht ausgesprochen werden kann/darf, und das macht wahrscheinlich dieses gefühl des Zugeschnürtseins.

Ich sehe gerade, dass es schon nach Mitternacht ist, und ich war heute schon so müde....
Ich vertage auf morgen, was ich noch antworten wollte, sonst packe ich den Tag morgen nicht...

Liebe Grüße an euch, :liebe1:
Ypsilon
 
AW: Angst, nicht gut zu sein

Liebe Ypsilon!

So, wie Du Deine Mutter beschreibst - so ähnlich sah ich meine Eltern auch, das kommt mir sehr bekannt vor.... Aber das ist auf Dauer zu anstrengend und bringt im Endeffekt nichts.

Irgendwann hab ich losgelassen, sie so sein lassen, wie sie sind - sie einfach akzeptiert und eine Kommunikationsform gefunden, mit der wir alle leben können. Freundlich, relativ unverbindlich, aber im Geiste wohlwollend - und so läuft das jetzt auf beiden Seiten.

Du schreibst, dass viele Dinge, die nicht ausgesprochen wurden, das Gefühl verursachen, zugeschnürt zu sein - ich weiß, was Du meinst. Aber oft ist es so, dass man sich viel zu sehr in Details verliert - und das Große dabei übersieht. Es gibt hunderte von Situationen zwischen meinen Eltern und mir, die nicht geklärt wurden - macht nichts. Das spielt in Wahrheit keine Rolle. Das GEFÜHL - Du bist meine Mutter, ich bin Deine Tochter und wir lieben uns, das ist wichtig.

Ich kann meine Eltern nicht ändern - das würde mir niemals zustehen. Sie leben ihr Leben, sie sind so, wie sie sind und das hat alles seine Ursachen, die zu meinen Eltern gehören, aber nicht zu mir.

Das einzige, was effizient ist, ist eine Möglichkeit zu finden, miteinander umzugehen, ohne dass der eine den anderen ändern will.

Vielleicht tust Du Dir leichter, wenn Du die Sachen, die Deine Mutter sagt, liebevoll ansiehst. Es geht immer um den Blick, der dahinter ist.

WIE schau ich einen Menschen an?

Du hast ja schon erkannt, was die Ursachen für ihr Tun und ihr Verhalten sind - das ist schon ein großer Schritt - aber mehr brauchst Du als Kind gar nicht zu tun oder zu wissen. Es ist IHR Leben, es sind IHRE Wunschvorstellungen, es ist IHRE Art, die Welt zu sehen.

Weisst Du, Ypsilon, ich glaube, mit jedem Menschen wird so etwas wie eine Idee geboren. Eine Lebensidee, die sich verwirklichen möchte. Und diese Idee zieht sich durch, da hat jeder Mensch seine eigene und individuelle.

Da kann man nicht eingreifen - lass Deine Mutter ihre Idee leben. Es ist ihre Sache. Es ist ihr Recht, ihr Leben so zu leben, wie sie es glaubt, leben zu müssen.

Du lebst Deine Idee - sie mag vielleicht völlig anders aussehen als die Deiner Mutter - und Du wirst von Deinen Kindern auch erwarten, dass sie Dich akzeptieren in Deinem Wesen, in Deiner Art zu leben.

Ich drück Dir die Daumen, dass Du eine Möglichkeit findest für Euch zwei, eine liebevolle Kommunikationsform, mit der Ihr beide gut leben könnt. :liebe1:

Liebe Grüße
Reinfriede
 
AW: Angst, nicht gut zu sein

Hallo Ypsilon,

meine Idee wäre, da du mit deiner Mutter direkt nicht sprechen kannst (kenne ich auch nur all zu gut :stickout2), dass du eine Familienaufstellung machst. Dort können Dinge oft sehr gut geklärt werden und du kannst deinen Weg erleichtert gehen, wie auch immer der aussehen mag.

:liebe1:
 
AW: Angst, nicht gut zu sein

Liebe Helfer,

endlich habe ich es geschafft, einen Brief zu schreiben. Er ist wohlwollend, ehrlich, mitfühlend, offen geworden, ohne Anklagen, ohne belastende Vergangenheit. Ich habe ein gutes Gefühl, und relativ wenig Angst, für das,was für mich Wahrheit ist, attakiert zu werden.
Ich fühle mich erleichtert, dass der Brief endlich geschrieben ist - es hat lange gedauert, bis ich die Ruhe dazu hatte.

Eure lieben Hilfestellungen haben mir sehr geholfen, und wenn ich wieder steckenbleibe, schaue ich nach was Ihr dazu geschrieben habt...

Ich werde berichten, wie die Reaktion gewesen ist, und wenn sie negativ ausfällt, denke ich an das:

Wenn du einen Schritt auf deine Mutter zugehst ... darüber sprichst wie du dich fühlst und wie es dir geht ... und deine Mutter mit der Zeit nicht darauf eingeht und kein Bemühen zeigt ... dann wird man das vielleicht nochmal Probieren ... in sich selbst hineinhorchen was am besten ist. Und wenn das alles aber nichts bringt, dann würde ich für mich selbst versuchen diese Sache abzuschließen. Dann würde ich den Frieden auf meiner Seite herstellen und alles auszugleichen versuchen ... sodass ich ein gutes Gefühl gegenüber der Mutter aufbauen kann.

(Ich hätte eigentlich alles zitieren können, was Ihr geschrieben habt :liebe1:, wäre aber zu lang geworden...)

Liebe Grüße an euch alle,
Ypsilon
 
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AW: Angst, nicht gut zu sein

Liebe Foris,

ich möchte mich auf dieser Baustelle auch wieder melden.
Habe ja gesagt ich schreibe wie die Reaktion war.

Also bis jetzt hat sie mir nicht geantwortet.

Aber mein Vater hat gestern angerufen.
Er sagte, ihr hätte halt ein Satz von mir missfallen (mein Brief war 2-3 DinA4 Seiten lang...). - er hätte so esoterisch geklungen (mit leicht verächtlichem Tonfall auf "esoterisch")....

Ich hatte geschrieben, dass sie irgendwo versteckt eine große Stärke haben müsse, wenn sie so geprüft würde.

Er meinte, ich sollte das eben nicht so ernst nehmen.

Das kann ich nicht.

Ich habe ihn gebeten, dass er mich öfter mal anruft, damit ich wenigstens zu ihm Kontakt halten kann.

Liebe Grüße an euch,
Ypsilon
 
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