Angst, nicht gut zu sein

AW: Angst, nicht gut zu sein

Hallo Ypsilon,

ich findes es extrem schäbig, wie deine Eltern dich um Liebe betteln lassen.
Ich drück dich.
 
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AW: Angst, nicht gut zu sein

Liebe Handwerkerprofis,

danke.
Ich habe alles auf die Waagschale gelegt, bevor ich geschrieben habe.
Ich hatte ein gutes Gefühl, also KANN nichts wirklich Schlechtes darin gewesen sein.
Und doch ists wieder nicht genug.
EIN SATZ , der wieder nicht stimmt.

Es ist eben doch so, dass ich so wie ich bin nicht in ihr Weltbild passe.
Sie lehnt meine Einstellung ab und lehnt somit mich ab.

Wenn sie es tun will, soll sie es tun.

Ich denke ohne Emotionen an sie, bete für sie, versuche von meiner Seite sowas wie gute Schwingungen zu senden. Mehr kann ich im Augenblick nicht.

Ihre Stimme möchte ich nicht hören.

Lieben Gruß,
Ypsilon
 
AW: Angst, nicht gut zu sein

Habe jetzt einen Brief bekommen.

Er ist voll mit Vorwürfen über Dinge, die vor 10 bis 20 Jahren passiert sind oder ich in der Zeit gesagt habe.

Sie schreibt, dass sie jetzt ein für alle mal die Vorwürfe, die ich ihr mache, von sich weist.

Wenn ich nicht wüsste, dass ich ihr in meinem Brief keinerlei Vorwürfe gemacht habe, würde ich es jetzt glauben.

Mir scheint, sie ist in der Vergangenheit steckengeblieben.

Grüße an euch,
Ypsilon
 
AW: Angst, nicht gut zu sein

Habe jetzt einen Brief bekommen.

Er ist voll mit Vorwürfen über Dinge, die vor 10 bis 20 Jahren passiert sind oder ich in der Zeit gesagt habe.

Sie schreibt, dass sie jetzt ein für alle mal die Vorwürfe, die ich ihr mache, von sich weist.

Wenn ich nicht wüsste, dass ich ihr in meinem Brief keinerlei Vorwürfe gemacht habe, würde ich es jetzt glauben.

Mir scheint, sie ist in der Vergangenheit steckengeblieben.

Grüße an euch,
Ypsilon
...dann laß´es bei ihr.
:kiss3:
 
AW: Angst, nicht gut zu sein

Es ist traurig, aber manche Eltern können ihren Kindern nicht das geben, was die Kinder am dringensten brauchen.
Es ist sehr schwer für die Kinder zu lernen, das zu akzeptieren - und selbst wenn sie es akzeptiert haben, bleibt da eine Lücke. Ich schreibe dies aus eigener Erfahrung und weiss noch nicht, wie ich diese Lücke füllen kann. Doch meine Eltern und meine Erwartungen an sie habe ich mittlerweile losgelassen
 
AW: Angst, nicht gut zu sein

Liebe Ahorn,

Ja, es ist eine Lücke, und sie prägt so sehr das weitere Leben.
Ich dachte ich hätte losgelassen und muss doch feststellen, dass es noch tief in mir drin sitzt. Ich meine nicht Wut darüber, sondern die Verletzung an sich, auch wenn ich eine neutrale Haltung habe.
Ich versuche das jetzt nochmal mit Hilfe von außen zu bearbeiten, weil ich damit selber nicht fertigwerde.

Das ist die eine Seite; was gewesen ist.

Die andere Sache ist, dass ich heute noch so gesehen werde wie früher, dass das was war also handlungsmäßig nicht abgeschlossen ist, sondern heute noch so weitergeht. Das finde ich fast noch schwieriger, weil ich im Kontakt mit ihr immer wieder zurückgezogen werde.

Ich hoffe, dass ich mit der Zeit soviel Kraft haben werde, dass es mir nicht so viel ausmacht.

Im Moment ist es noch so, dass ich nur ihre Stimme hören brauche, und sofort kracht in mir alles zusammen was ich an Stabilität habe. Das geht irgendwie mitten ins System.

Wie gesagt, ich arbeite daran...

Lieben Gruß,
Ypsilon
 
AW: Angst, nicht gut zu sein

Ich habe mir eine lange Auszeit von meinen Eltern genommen, um innerlich stabiler zu werden - heute haben wir wieder Kontakt und ich kann sie als eigenständige Menschen mit ihren eigenen Sorgen und Nöten erkennen. Das erleichtert mir einiges.
Ich kann allerdings nicht länger als drei Tage mit ihnen zusammensein - dann fange ich an zu rotieren...

Gibt es eine Möglichkeit für Dich, Dich für eine Weile von ihnen zurückzuziehen?
 
AW: Angst, nicht gut zu sein

Ich habe mir eine lange Auszeit von meinen Eltern genommen, um innerlich stabiler zu werden - heute haben wir wieder Kontakt und ich kann sie als eigenständige Menschen mit ihren eigenen Sorgen und Nöten erkennen. Das erleichtert mir einiges.
Ich kann allerdings nicht länger als drei Tage mit ihnen zusammensein - dann fange ich an zu rotieren...

Gibt es eine Möglichkeit für Dich, Dich für eine Weile von ihnen zurückzuziehen?

Liebe Ahorn,

das habe ich immer wieder gemacht, mit darauf folgenden Vorwürfen...

Aber:
Gestern hat meine Mutter angerufen (!).
Sie fragte, ob ich kommen kann.
Ich finde das eine große Leistung von ihrer Seite.
Ich werde sie morgen besuchen und sie scheint sich sehr darüber zu freuen.

Seltsam ist das.

Ich freue mich darüber, dass es solche Wendungen gibt.

Es ist wirklich seltsam, da sich ein paar Tage vorher eine Wende in meiner Ehe angebahnt hat, in meiner inneren Einstellung, und prompt tut sich etwas auch an dieser Stelle...

Scheint also der richtige Weg zu sein...

Liebe Grüße,
Ypsilon
 
AW: Angst, nicht gut zu sein

liebe Ypsilon,
habe mit großem interesse den fortgang deiner geschichte gelesen und hoffe, dass der besuch ein für dich angenehmer war.
ich freue mich zu lesen, dass du zur klärung deiner beziehung hilfe in anspruch nehmen möchtest, selbst ist man oft, gerade in so einer intensiven bindungssituation, auch bei großer reflexionsfähigkeit oft "betriebsblind". denn je mehr du deine einstellung ihr gegenüber verändern kannst (und dadurch nicht mehr so "bedürftig" und verletzbar bist) desto wahrscheinlicher ist es auch, dass sich als reaktion darauf sich auch bei ihr etwas bewegt. (muss aber nicht sein- hab das nur sehr oft erlebt)
die reaktion deiner mutter auf deinen brief überraschte mich nicht- aber DU hast ihn mit deinem besten wissen geschrieben- das alleine zählt.
und du kannst nicht wissen, ob deine gedanken nicht doch etwas bewirkt haben (siehe anruf...)nur, so wie du deine mutter beschreibst könnte sie das nicht so ohne weiteres zugeben (auch nicht ihr selbst gegenüber)- aber du hast auch geschrieben, dass sie schon einiges eingesehen hat, es braucht halt seine zeit...
bin schon gespannt auf deinen bericht über den besuch bei ihr.
*dich fest drück* bettymas
 
AW: Angst, nicht gut zu sein

Liebe Bettymas,

danke für deine lieben Zeilen!

Ja, der besuch war angenehm. Meine Mutter war in Tränen, meinte sie wolle jetzt aufhören mit dem Quatsch (da wurde ich stutzig, denn dieser Sinneswandel kam mir ein bisschen plötzlich vor....ich dachte mir in dem Moment, obwohl ich sehr froh war über diese Entwicklung, wer weiß ob da nicht noch was anderes dahintersteckt....)

Ich war relativ entspannt, die Atmosphäre war versöhnlich, und ich konnte, wie Ahorn schrieb,
sie als eigenständige Menschen mit ihren eigenen Sorgen und Nöten erkennen.

Darüber war ich sehr froh.

Und dann kam das was ich vermutete:

Meine Mutter hat gerade große Auseinandersetzungen mit meinem Vater, und es war in der Vergangenheit schon immer so (ich weiß nicht, ob ich das schon geschrieben habe), dass sie sich mit meinem Vater besser verstanden hat, wenn sie mit mir im Streit war, und wenn sie mit mir Einheit spürte, ging es sofort gegen meinen Vater....
Jedenfalls war mir klar, dass sie mich brauchte, deshalb hatte sie so plötzlich ihre einstellung geändert.....

Nachdem sie, unter einem Vorwand, mich mit nach oben genommen hatte um mit mir alleine zu sein, erzählte sie mir was bei ihr gerade los ist. Mit dem Anliegen, ob eine dritte beteiligte Person (ich möcht ihre privaten Sachen hier nicht darlegen...) sich bei mir melden könnte.......ich spürte wieder dieses Gefühl, manipuliert zu werden, nicht wissend, wo die Wahrheit liegt und mir wurde, zum ersten mal überhaupt klar, warum ich vielleicht dieses Gefühl der unbestimmten Angst mit mir herumtrage, und das mich erdrückende Gefühl, dass das was ich sage von enormer Bedeutung und Tragweite ist, ja, das Gefühl, wenn ich das Falsche sage, hat das entsetzliche Folgen....
Es ist nämlich so, dass ich vor Kurzem ganz offen mit meinem Vater über meine Mutter gesprochen hatte ( ich habe sonst immer eher versucht zu vermitteln), und um diesen Zeitpunkt herum hat er sie geschlagen (sagt sie zumindest). Ich kann ihn nicht mal als Schuldingen erkennen, da sie ihn eigentlich dauernd ziemlich provoziert.....

Also während ich das hier schreibe, bekomme ich Herzklopfen, Beklemmungsgefühle, Angst.
Mir wurde echt zum erstenmal bewusst, dass mit dem was ich sagte oder Tat, ihre Beziehung kippte oder nicht .

Ich bin total fertig.

Wieder dieses Gefühl, dass ich der Situatation nicht trauen darf - ist es nun angenehm, diese emotionale Verbundenheit oder nicht? Oder werde ich nur als wichtiger Spielball benutzt???

Von meinem Stillhalten hing also ab, was meine Eltern miteinander machten.

Ich bin ganz sicher, dass es so ist.


Ich habe ihr geraten, dass sie beide GEMEINSAM zu einem Berater gehen, auf die Anfrage mit der dritten Person habe ich noch nicht reagiert, werde das aber noch ablehnen.



Mir ist vollkommen klar, dass diese Ehe nur meinetwegen fortgeführt wurde.
Damals entschied sie sich zu bleiben.

Kann sie heute weg? Ich meine, ich habe mich echt gefragt, ob man eine 80Jährige fragen kann, aus der Beziehung zu gehen. Weil darum gehts doch!

Einerseits ist das ja alles nicht meins, andererseits stecke ich von einem Augenblick auf den anderen mittendrin...


Ich hoffe, das war alles nicht zu konfus,

Liebe Grüße,
Ypsilon
 
AW: Angst, nicht gut zu sein

Hallo Ypsilon,
ich find´s nicht konfus. Ich denke sie benutzt dich als Spielball. Du hast damit nichts zu tun, auch wenn sie dir sagt, sie ist wegen dir geblieben. Damit macht sie dir ein schlechtes Gewissen. So muss sie sich nicht hinterfragen.
Mir wurde echt zum erstenmal bewusst, dass mit dem was ich sagte oder Tat, ihre Beziehung kippte oder nicht .
???Damit sie die Verantwortung für ihre Beziehung nicht übernehmen müssen??? Das ist nicht wahr oder? Alles auf dich schieben. Damit machen sie sich das aber sehr einfach.
Kann sie heute weg? Ich meine, ich habe mich echt gefragt, ob man eine 80Jährige fragen kann, aus der Beziehung zu gehen. Weil darum gehts doch!
Warum nicht? Ich denke das geht in jedem Alter.
Das mit dem Schlagen finde ich auch nicht gut. Meine Ex Schwiegermutter wurde auch von ihrem Mann geschlagen. Da habe ich auch manchmal gedacht, sie provoziert es arg. Trotzdem schlagen ist für mich das Letzte.
Es sind deine Eltern - du brauchst dich nicht auf eine Seite zu schlagen.
Du darfst beide lieb haben. Oder auch nicht. Das ist deine Entscheidung. Mit dem anderen hast du rein gar nichts zu tun. Die Partnerschaft der beiden geht dich nichts an.
Eberesche
 
AW: Angst, nicht gut zu sein

Liebe Eberesche,

ich stimme dir zu, ich habe damit eigentlich nichts zu tun, und mich als Begründung vorzuschieben ist für sie wahrscheinlich einfacher.

Was mir auffällt, ist diese Tendenz zu Dreieckgeschichten. Immer muss es einen geben, der ausgespielt wird.
Und dafür ist vielleicht ihre Opferrolle da, um das aufrechtzuerhalten. Denn wenn sie ihr Leben in die Hand genommen hätte/ nehmen würde, wäre diesen ganzen Manipulationen der Boden entzogen.

Interessant, dass du auch meinst, es wäre prinzipiell auch mit über 80 noch möglich, so eine Entscheidung zu treffen. Ich habe mich einfach gefragt, was wohl passieren würde, wenn sie vor dieser Möglichkeit stünde...
Denn es ist ja so:
Mein Vater hat sein ganzes jetziges Leben um ihre Krankheit und Bedürfnisse herumgebaut. Er kümmert sich wirklich ergeben um sie, besonders, als sie noch keine Pflege-Unterstützung hatten - sie ist ja praktisch ein Pflegefall.

Sie wirft ihm Grundlegendes vor, charakterliche Mängel und Dinge, die er nicht hat, sie aber bräuchte. Er ist NICHT GUT GENUG .........

Er könnte auch gehen, er ist noch sehr fit.

Ich weiß auch nicht, wodurch so eine Beziehung zusammengehalten wird.

Meine Ex Schwiegermutter wurde auch von ihrem Mann geschlagen. Da habe ich auch manchmal gedacht, sie provoziert es arg. Trotzdem schlagen ist für mich das Letzte.

Es war wohl das zweite mal in ihrer Ehe.
Ich finde es auch extrem, ich weiß aber nicht mal, ob das überhaupt stimmt, dass er sie geschlagen hat....
Ich weiß auch nicht, ob ich ihn einfach fragen soll - sie hat es mir ja im Vertrauen erzählt.....schon wieder diese manipulative Situation: die Wahrheit darf nicht angesprochen werden, mit Rücksicht auf sie. Spreche ich mit meinem Vater darüber, habe ich sie wieder gegen mich, nachdem es sich erst gerade eingerenkt hat.

Und das alles denen zu lassen? Ganz schön schwierig angesichts der Schwere der Vorwürfe....

Und mein Vater kann schon jähzornig und explosiv sein, aber sie hat ihn sich ausgesucht....

Ich habe nur das Gefühl, dass sie diese Art Situationen inszeniert bzw. herbeiführt, mit wechselnden Besetzungen, warum auch immer.

Liebe Grüße,
Ypsilon
 
AW: Angst, nicht gut zu sein

liebe ypsylon, kennst du "das spiel des lebens" von Byrne?- hab grad daran denken müssen, als ich von den "dreiecksgeschichten" gelesen habe.
also die erste darstellerIn ist das Opfer- aber um ein opfer zu sein- brauchts einen täter (dein vater?) er ist so böse- sie ist so arm- aber es braucht auch noch dringend einen dritten im spiel- den retter...der ist dazu da, die rolle des opfers zu bestätigen, zu bemitleiden, gegen den bösen täter zu vermitteln etc. wenn der retter irgendwann mal dem opfer sagt, sie müsse selber etwas verändern (z.B sich trennen) dann wird der retter handkehrum auch zu einem täter, der sie nicht versteht, ein verräter ist, usw. und es wird ein neuer retter gesucht- bis der zum täter wird usw. usf.
wenn man sich das mal aufzeichnet, sieht man, in welcher machtvoller position so ein opfer ist- umgeben von rettern und tätern- wieso sollte sie jemals die verantwortung übernehmen und aus dieser rolle austreten?
ich glaub, liebe Ypsilon, du bist dieser retter, der sich nicht zuweit vom "spielplatz" entfernen darf und mit allen mitteln wieder zurückgeholt wird. dir wurde die verantwortung übergeben, das sie nur WEGEN DIR
die ehe nicht beendet hat (so ein schwachsinn!)- aber es hat ziemlich gut gewirkt!
vielleicht kannst du dich da wiederfinden (ich muss es nochmals sagen, wie froh ich bin, dass du dir hilfe gesucht hast!!! allein kommt man da fast nicht raus, ist mit hilfe schon schwer genug, vor allem da ihre lebensgeschichte ja wirklich eine schwere war)
wenn deine mutter wirklich die opferrolle innehat, so wird natürlich kein berater da irgendwas bewirken können, weil- was hätte sie denn sonst für eine rolle?
sicher könnte sie auch mit 80 aus der ehe gehen, aber das würde sie, glaub ich nicht machen
viel kraft und mut wünsch ich dir
bettymas
 
AW: Angst, nicht gut zu sein

Liebe Bettymas,

ja ich glaube auch dass es so ist.

Ich glaube, mein Ziel müsste sein,vom Retter in die Rolle eines wohlwollenden Beobachters zu kommen und die Rückholversuche, die sie mit allen Mitteln versuchen wird, auszuhalten.

Ich bin so dankbar dafür, dass ich diese Mechanismen, die immer hinter so einem Nebel aus Angst verborgen waren, endlich, ENDLICH sehen kann!!!

Und ich bin auch so dankbar dafür, dass ich so viel liebe Unterstützung bekommen habe, von euch und allen, die mir auf dem Weg helfen.

Ich danke euch allen :liebe1:

Ganz liebe Grüße,
Ypsilon
 
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AW: Angst, nicht gut zu sein

Liebe Ypsilon,

ich habe Deinen Thread nun zum wiederholten Male gelesen und möchte Dir nun doch gerne antworten... es hat mich immer in den Fingern gejuckt, doch wenn ich dann die Antwortseite offen hatte, kamen keine Worte mehr.
Deine Geschichte ist meiner in vielem so unheimlich ähnlich, daß ich merke, ich muß auf mich aufpassen, wenn ich mich entscheide, Deinen Thread aufzurufen.

Ich kann Deinen Zwiespalt so gut nachvollziehen... auf der einen Seite ist da die Mutter, alt und krank, das Bewußwerden darüber, daß ihr Leben endlich ist und sie von einem Tag auf den anderen nicht mehr da sein kann.
Und auf der anderen Seite steht man selbst, mit den eigenen Verletzungen und Sehnsüchten, die durch das Verhalten der Mutter immer wieder neu aufgeschürft und zum Leben erweckt werden.
Dieser quälende Zwiespalt: was ist richtig?
Mich selbst hintenanstellen und riskieren, daß es mir schlecht geht, weil die Mutter krank ist?
Oder die Mutter trotz Krankheit hintenanstellen, um das eigene seelische Gleichgewicht so gut wie möglich zu erhalten?
Beides scheint falsch; das erste fühlt sich einfach nur schlecht an, beim zweiten kommt man sich automatisch wie der größte Egoist auf Erden vor.

Meine Mutter ist zwar nicht krank, doch da sie mittlerweile 67 Jahre alt ist, mache ich mir natürlich schon länger Gedanken darüber, wie ich den Kontakt in Zukunft halten soll.
Ich habe bisher einmal für zwei Jahre den Kontakt zu ihr konsequent abgebrochen, worauf circa zwei Jahre relativ "guten" Kontakts folgten, was aber auch auf die große räumliche Distanz zwischen uns zurückzuführen war.
Doch dann war es wieder so weit, daß sie so massiv meine Grenzen überschritten hat, bis ich den Kontakt wieder abbrechen mußte... ich konnte einfach nicht anders.
Ich habe in jahrelanger Arbeit an mir gelernt, vieles von dem, was sie "im Spaß" sagt, ohne zu verstehen, wie verletzend das eigentlich ist, nicht mehr an mich ranzulassen; ich habe gelernt, mich abzugrenzen, weil ich nur mich ändern kann.
Sie wird sich mit ihren 67 Jahren nicht mehr ändern, das habe ich erkannt.
Sie kann nicht, weil sie nicht versteht, um was es mir geht...
Doch diese Abgrenzungsfähigkeit ist nicht endlos belastbar. Leider.
Also wieder kein Kontakt.

Plötzlich kam dann eine E-mail von ihr, teilweise nett, teilweise mit indirekten Vorwürfen gespickt.
Die Antwort auf meine E-mail, in der ich ihr ehrlich gesagt habe, wie es mir geht... und wirklich OHNE ihr Vorwürfe zu machen, einzig und allein in der Absicht, so angenommen zu werden wie ich eben momentan bin: verletzt, schwach, an einem Wendepunkt und Neustart meines Lebens... ihre Antwort darauf war schon weniger nett.
Es ist genau so, wie Du schreibst:


Er ist voll mit Vorwürfen über Dinge, die vor 10 bis 20 Jahren passiert sind oder ich in der Zeit gesagt habe.

Sie schreibt, dass sie jetzt ein für alle mal die Vorwürfe, die ich ihr mache, von sich weist.

Wenn ich nicht wüsste, dass ich ihr in meinem Brief keinerlei Vorwürfe gemacht habe, würde ich es jetzt glauben.
Mittlerweile denke ich, daß unsere Mütter sich selbst unbewußt und ganz tief innen Vorwürfe machen... und weil sie nicht zugeben können, etwas falsch gemacht zu haben, was dazu geführt hat, daß das eigene Kind noch als Erwachsene damit zu kämpfen hat, müssen sie diese Vorwürfe von sich weisen, egal ob man welche macht oder nicht.

Ich habe meiner Mutter auf ihre zweite E-mail noch einmal sehr ausführlich geantwortet, habe meine Worte mit sehr viel Bedacht gewählt.
Ich bin auf die von ihr herangeführten Ereignisse der Vergangenheit eingegangen, habe versucht, ihr noch einmal nahezubringen, daß doch ganz theoretisch auch die Möglichkeit besteht, daß der Grund für mein damaliges Verhalten nicht meine "angeborene Bosheit" sein könnte wie immer von ihr angenommen wird.
Ich habe versucht, ihr nahezubringen, daß man doch immer auch das WARUM hinter dem Verhalten eines Menschen sehen muß, gerade dann wenn es sich um ein Kind handelt.

Die Antwort auf diese E-mail war niederschmetternd, boshaft und voller Hass.
Meine Mutter hat wieder ihr wahres (?) Gesicht gezeigt, diesmal sogar schwarz auf weiß.
Nach dieser E-mail war für mich klar, daß es keinen Weg für uns gibt, der FÜR UNS BEIDE gehbar ist, und diese Erkenntnis tut unendlich weh. Es ist ein ganz ganz tiefer Schmerz, denn es ist nun endgültig.
ICH kann, so wie sie will, nicht.
Ich gehe dabei kaputt.
Ich habe es versucht, mich auf ihren Weg einzulassen, doch es geht einfach nicht.
Das, was uns trennt, ist stärker als das, was uns einander suchen läßt.

Da ich nicht verheiratet bin, gehe ich dabei sehr sehr weit, das soll heißen, ich werde wieder eine Patientenverfügung verfassen sowie ein Testament. SIE soll weder Entscheidungen treffen dürfen über mich, falls ich selbst es nicht können sollte, noch soll sie bestimmte persönliche Dinge von mir erben.


Ich habe das Gefühl, ich bin der erste Mensch, der ihr Schmerzen verursacht hat - davon, dass davor schon andere waren und sie durch mich an alte Wunden "erinnert" wird, will sie nichts wissen (damit überfordere ich sie, das weiß ich jetzt).
Meine Mutter ist überzeugt davon, daß ich das Böse in Menschengestalt bin... deswegen sind mir diese Zeilen von Dir oben so nahe gegangen.
Mag sie auch noch so alt (und vielleicht irgendwann auch einmal krank sein), mag meine Sehnsucht nach einem harmonischen, zumindest neutralem Kontakt noch so groß sein... ich KANN mit ihr keinen Kontakt haben, ohne selbst kaputt zu gehen.

Auch wenn sie nicht anders kann... aufgrund ihrer eigenen Geschichte, aus alten Verletzungen heraus, aufgrund von sich in 67 Jahren verfestigten Mustern... ich bin mittlerweile der Meinung, daß ich mich dem nicht aussetzen MUSS und wenn sie 100 Mal meine "Mutter" ist.
Sie hat mich zwar geboren, doch wirklich Mutter war sie nie.
In meiner zweiten E-mail habe ich sie auch ganz offen um Hilfe gebeten... als Antwort kam nichts als ein in einen Nebensatz eingeflochtenen "ich kann Dir dabei nicht helfen".
Warum sollte ich ihr dann irgendwann helfen?
Weil ich "besser" sein möchte als sie? Auch wenn ich dabei kaputt gehen würde?
Ich bin an einem Punkt angelangt, an dem ich ganz ganz nah bei mir bleiben muß, um überhaupt weitergehen zu können.

Ich wünsche Dir, daß auch Du den für DICH richtigen Weg findest, ohne dabei selbst zu sehr verletzt zu werden.
Ein Dich verstehendes
Mondelfchen
 
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