Angst, nicht gut zu sein

AW: Angst, nicht gut zu sein

Das hier habe ich zur Zeit unseres ersten Kontaktabbruchs geschrieben, doch es passt noch immer...

Suche in Dornen


Meine Suche hatte niemals ein Ziel, war ewiges Stochern im Nebel, im Nichts, und Leerlauf in einem. Erkannt habe ich das erst jetzt, nachdem ich ÜBERALL gewesen bin, im neuen wie im alten, in unwegsamem, unzugänglichem und zerstörtem Land, um Dich zu suchen, Dich zu finden, Dich [und Dich und Dich und Dich und Dich und...], erkannt, es GIBT Dich nicht [Dich nicht Dich nicht Dich nicht niemals Dich...],
ein hohles Echo verhallt in meinem Herzen wie Schall und Rauch.
Wohin ich auch ging, welche Richtung ich auch einschlug, ich befand mich stets in längst verlorenem Land, am Ende jeden neuen Weges nichts als ein metallenes Schild, auf dem geschrieben stand "Zutritt verboten, Tochter, in diesem Land".
Ausgesperrt aus Dir seit ich denken kann und eingesperrt in mir.
Ach Mama, ich habe SO gekämpft, mein Leben lang, für Dich, um Dich [um Dich um Dich um Dich um...], aber meine Liebe hat nicht ausgereicht,
um Dich in Dir erreichen zu können.
Ein hinterhältiger Lügner derjenige, der gesagt hat, "Liebe überwindet alle Hürden", denn LIEBE für Dich habe ich wahrlich genug...
Hürden habe ich bei diesem Hindernislauf nie überwunden, mir nur daran Arme, Beine, Genick und Glück gebrochen.
Jetzt packt meine Liebe ihre Hoffnung an der Hand und geschlagen gehen sie gemeinsam in ein hoffentlich besseres Land.
Das Gefühl der Niederlage ist schmerzhafter als die Suche in Dornen es je war, in Niederlage steckt NIE und NIE DER LAGE gewachsen gewesen sein. Ich war immer viel zu klein und Dir niemals genug [niemals genug niemals genug niemals genug niemals genug nie...] Warum nur?
Ich habe doch alles gegeben, mich aufgegeben und vor Ohnmacht übergeben, um nur ZU DIR zu finden...
Meine Liebe und meine enttäuschte Hoffnung freuen sich nicht an dieser neugewonnenen Freiheit, denn sie schmeckt nach Blech und Eisen und Blut. Einen fahlen Geschmack, hinterlassen von der Erkenntnis, dass Du, Mama, niemals mehr warst als die Summe von zwei M und zwei A,
vier Buchstaben wahllos nebeneinander hingewürfelt...
Es weint und weint und weint in mir und bin ich auch noch so stark, DER Schlag war hart.
Das HOFFEN aufgegeben, ins Niemandsland verschlagen, plötzlich ohne Suche, ohne Sinn.
Es ist ein schweres Gewicht dieses
"Es gibt DICH nicht"...
 
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AW: Angst, nicht gut zu sein

Liebes Mondelfchen,

*dich ganz lieb drück* :trost:

Danke für deine wunderschönen Worte.

Sie gehen mir sehr zu Herzen.

Ich möchte das, was du geschrieben hast, so stehen lassen.

Es ist unglaublich....so wahr....so echt....

Wie kann man jemanden, der so ehrlich ist, so bekämpfen.

Wahrscheinlich nur, wenn man sich selbst schon sein ganzes Leben lang bekämpft hat...

Ich weiß genau wie sich das alles anfühlt, aber das brauche ich dir nicht zu sagen.....

Ich möchte das wirken lassen.....

Ganz, ganz liebe Grüße,
Ypsilon
 
AW: Angst, nicht gut zu sein

Diese Zeilen sind wirklich so wahr ...

Noch weinst Du ... und weinst und weinst ...

Dieses Niemandsland von dem Du schreibst

es ist eine Erholungsoase -

erst ist da die Angst vor diesem Nichts,

dann aber die Erleichterung !


Keine Gefühle mehr, keine Gedanken mehr.

Ein Nichts - das die Basis ist ohne weitere Verstrickungen

ohne weitere Verletzungen auf einen Menschen zu gehen zu können

der Liebe nicht sehen, nicht wert schätzen kann.

Unverwundbarkeit.


Das wundervolle Nichts - eine Basis sich von einem Menschen zu lösen

der Liebe nicht sehen und nicht wertschätzen kann.

Irgendwann hat es sich ausgeweint - und dann ist es da dieses Nichts.

Ich liebe mein Nichts.

Es machte mich frei.
 
AW: Angst, nicht gut zu sein

Danke für Deine wunderschönen Zeilen, Elladana :umarmen: .

Es ist eigentlich nicht die Angst vor dem Nichts, die es mir so schwer macht... denn ich habe mehr als viele andere in meiner Situation, nämlich einen Menschen, der mich noch als Erwachsene wie an Kindes statt an- und sogar aufgenommen hat, der mich stärkt und unterstützt auf meinem Weg, vollkommen ohne Gegenleistung oder Bedingung.
Ein Mensch, der mir in kurzer Zeit bereits mehr "Mutter" war als meine eigene.

Es sitzt einfach eine so tiefgehende, tiefgreifende Enttäuschung darüber in meinem Herzen, von ihr nicht vorbehaltslos geliebt zu werden, sondern immer nur der Sündebock für alles, was schief lief, gewesen zu sein.
Denn... trotz allem... trotz allem, was war... wenn ich mich genug abgrenzen konnte, hatten wir auch schöne Momente. Momente, vor deren Verklärung ich mich immer wieder schützen muß, um der Sehnsucht nicht wieder neue Nahrung zu geben.
Der Prozess des Loslösens ist schwerer und schmerzhafter als die jahrelange "Suche in Dornen"... und dauert.
Gefühle wechseln sich täglich, manchmal stündlich untereinander ab; Trauer, aber auch Wut, die ich bisher nie zu fühlen wagte.

Doch auch ich fühle, daß das, was Du schreibst...:
"Ich liebe mein Nichts.

Es machte mich frei."

... kommen wird.
Ich kann meine Freiheit riechen, doch noch ist sie weit weg... aber nicht mehr unerreichbar weit.
 
AW: Angst, nicht gut zu sein

Liebes Mondelfchen,

ich möchte nochmal auf das, was du geschrieben hast zurückkommen.
Deine Geschichte ist meiner wirklich sehr ähnlich, und offensichtlich sind hier Muster am Werk, aus denen Menschen wenn sie sich zu tief in ihr Weltbild verstrickt haben, nicht befreien können. Und sie erkennen auch die Menschen nicht, die den Schlüssel zum Neuanfang vielleicht haben....
Das befreit ein wenig von der Vorstellung, dass man als Feind persönlich gemeint ist, man ist es nicht, man ist nur der "Knöpfedrücker". Zwar hilft das nicht, die Verletzungen wiedergutzumachen, die einem dadurch als Kind entstanden sind, denen man ausgeliefert war und die man ganz und gar auf sich bezogen hat - aber es hilft im Jetzt, zu wissen, "ich bin nicht persönlich gemeint; ich bin in Ordnung, es hat nichts mit MIR zu tun". Ich glaube, wenn man den Schritt geschafft hat, geht es aufwärts. Und du bist da viel früher dran als ich......
Natürlich, der Schmerz von früher ist noch da, und er will auch angeschaut werden, und es ist wichtig, dass du da rein gehst in den Schmerz und ihn zulässt (vielleicht brauchst du jemanden, der dich da durchführt und begleitet, es ist schwer das alleine zu schaffen...)
Ich lese (bzw. höre) gerade ein wunderbares Buch, "Jetzt!" von Eckhart Tolle - mir öffnet es die Augen, und hilft so sehr, bei allem eigentlich. Gerade was Emotionen anbelangt, gelangt man zu einer völlig neuen sichtweise, die sehr entlastet, und er zeigt ganz praktisch auf, wie man mit allemwas hochkommt umgehen kann - ich kann es nur wärmstens empfehlen......

Eine Sache noch:
Das mit der Patientenverfügung kann ich nachvollziehen, das mit dem Testament gibt mir ein enges Gefühl....warum willst du darüber bestimmen, dass sie nach deinem Ableben nichts von dir bekommt? Das hört sich so viel "enger" an als alles, was du davor geschrieben hast...es hört sich ein bisschen nach Gedankengut oder was auch immer von deiner Mutter an......(das ist jetzt NICHT böse gemeint !) - für mich schwingt da nur etwas Kleineres mit als du bist, sowas wie Rache, Vergeltung oder so.....Macht dich das wirklich frei?

Ich muss jetzt weitermachen, wollte dir nur endlich antworten.....

Ganz liebe Grüße,
Ypsilon
 
AW: Angst, nicht gut zu sein

Schönen guten Morgen!

Ich weiß, ich werde mich jetzt mit meinem Posting nicht sehr beliebt machen und habe deshalb auch lange überlegt, ob ich es überhaupt verfassen soll. Ich möchte niemanden zu nahe treten.

Aber vielleicht könnte es eine Überlegung wert sein, was ich schreibe und dann letztendlich doch lesenswert sein, wenn es auf Resonanz stoßen sollte.

Ich habe mal wo den Satz gelesen, dass man als Kind (Alter egal) immer genau DAS bei seinen Eltern ablehnt und verurteilt, worauf man selbst zusteuert.

Und ich hab das bei mir selbst schon oft sehen können, dass es stimmen dürfte. Genau DIE Dinge, die ich bei meinen Eltern so überhaupt nicht verstehen konnte, wo ich mit ihren Reaktionen besonders gehadert hatte - die passierten mir selbst, ganz gleich.

Und ich lernte dadurch plötzlich (und teilweise schmerzhaft) IHRE Sicht zu verstehen.

Oft passiert ein Täter-Opferrollentausch.

Wie oft ging es mir bei meinen Kindern, dass ich kurz innehalten musste in einer Diskussion, weil ich bemerkte, dass ich jetzt in dem Augenblick ganz genauso reagierte wie meine Eltern. Genau diese Reaktionen zeigte, die ich selbst als Kind niemals verstanden hatte und wegen der ich sie verurteilte.

Und nun war ich selbst Mutter und steuerte passgenau auf dieselben Situationen zu.

Ist an sich ja eine geniale Möglichkeit, sich auszusöhnen, dieser Täter-Opferrollentausch, dem einen das Leben so ganz elegant bietet.;)

Und auch wenn Ihr jetzt denkt, dass das jetzt ganz was anderes ist und auf Euch und Eure Situation mit Euren Müttern/Eltern ganz sicher nicht zutrifft - vielleicht ja doch.

Liebe Grüße
Reinfriede
 
AW: Angst, nicht gut zu sein

Reinfriede hat recht,heute versteht man die Eltern,wenn sie früher gesagt haben "Du wirst noch an meine Worte denken" hat man abgewunken nach dem Motto :blabla red du mal..

Heute denke ich wirklich oft daran und sie hatten recht!
Das hat aber nichts mit dem Verhältnis zu den Eltern zu tun,heute kann ich scherzhaft sagen:Mensch ihr hattet doch recht !
Das tut dem Verhältnis ja keinen Abbruch!

Die Probleme bei Yps und Mondelfchen liegen ja viel tiefer!

Knuddel und drück Euch mal!:flower2:
 
AW: Angst, nicht gut zu sein

Ich weiß, ich werde mich jetzt mit meinem Posting nicht sehr beliebt machen und habe deshalb auch lange überlegt, ob ich es überhaupt verfassen soll. Ich möchte niemanden zu nahe treten.

Aber vielleicht könnte es eine Überlegung wert sein, was ich schreibe und dann letztendlich doch lesenswert sein, wenn es auf Resonanz stoßen sollte.

Ich habe mal wo den Satz gelesen, dass man als Kind (Alter egal) immer genau DAS bei seinen Eltern ablehnt und verurteilt, worauf man selbst zusteuert....
Hallo Reinfriede,
du hast Recht - das musste ich auch schmerzhaft feststellen.
Ich habe es auch erst nicht wahr haben wollen, aber es ist so.
Eberesche
 
AW: Angst, nicht gut zu sein

Liebe Reinfriede,

sicher hast du ganz allgemein recht, und ich habe mich auch oft in dieser Situation befunden, dass ich dachte, das könnte jetzt meine mutter/mein Vater gesagt haben...
Ich denke, da geht es um allgemeine Generationen-Konflikt-Themen (dass eben bestimmte Themen in jeder Familie auftauchen, dass Kinder bestimmte Dinge bei den Eltern ätzend finden und umgekehrt etc..Und mit dem Tausch der Rollen sieht man die Dinge aus der anderen Perspektive.....)
Ich finde, das sind normale Prozesse, allgmeingültig sozusagen.
Und was du sagst, hat mit Eltern-Rolle und Kind-Rolle zu tun, und ich finde es auch sehr wichtig, dass man zu dem Punkt kommt, die Eltern zu verstehen warum sie ALS ELTERN so gehandelt haben.
Bei meiner und Mondelfchens Thematik geht es um den Menschen DAHINTER, nicht um die Dinge innerhalb der Elternrolle, sondern um das, was passiert ist bevor sie Eltern wurden und sie so geprägt hat, dass sie so handelten wie sie es getan haben. Es geht um traumatische Ereignisse, nicht irgendwelche Erziehungsmaßnahmen, die unangenehm waren. das ist für mich ein großer Unterschied! Und es heißt auch nicht, dass ich dafür, dass diese Fehler passierten kein Verständnis hätte - ich habe die Beweggründe meiner Mutter immer nachvollziehen und entschuldigen können - das ist hier nicht der Punkt und hilft auch nicht weiter, wenn es darum geht, eine Situation, die dauerhafte Schäden beim Kind hinterlassen hat, zu verdauen.

Ich glaube, es sind 2 Paar Stiefel!

Grüßle,
Ypsilon
 
AW: Angst, nicht gut zu sein

Liebe Reinfriede,

sicher hast du ganz allgemein recht, und ich habe mich auch oft in dieser Situation befunden, dass ich dachte, das könnte jetzt meine mutter/mein Vater gesagt haben...
Ich denke, da geht es um allgemeine Generationen-Konflikt-Themen (dass eben bestimmte Themen in jeder Familie auftauchen, dass Kinder bestimmte Dinge bei den Eltern ätzend finden und umgekehrt etc..Und mit dem Tausch der Rollen sieht man die Dinge aus der anderen Perspektive.....)
Ich finde, das sind normale Prozesse, allgmeingültig sozusagen.
Und was du sagst, hat mit Eltern-Rolle und Kind-Rolle zu tun, und ich finde es auch sehr wichtig, dass man zu dem Punkt kommt, die Eltern zu verstehen warum sie ALS ELTERN so gehandelt haben.
Bei meiner und Mondelfchens Thematik geht es um den Menschen DAHINTER, nicht um die Dinge innerhalb der Elternrolle, sondern um das, was passiert ist bevor sie Eltern wurden und sie so geprägt hat, dass sie so handelten wie sie es getan haben. Es geht um traumatische Ereignisse, nicht irgendwelche Erziehungsmaßnahmen, die unangenehm waren. das ist für mich ein großer Unterschied! Und es heißt auch nicht, dass ich dafür, dass diese Fehler passierten kein Verständnis hätte - ich habe die Beweggründe meiner Mutter immer nachvollziehen und entschuldigen können - das ist hier nicht der Punkt und hilft auch nicht weiter, wenn es darum geht, eine Situation, die dauerhafte Schäden beim Kind hinterlassen hat, zu verdauen.

Ich glaube, es sind 2 Paar Stiefel!

Grüßle,
Ypsilon

Liebe Ypsilon!

Was müsste passieren, damit Du Frieden findest? Wie sieht dieses Bild aus?

Liebe Grüße
Reinfriede
 
AW: Angst, nicht gut zu sein

Was müsste passieren, damit Du Frieden findest? Wie sieht dieses Bild aus?


Ich möchte mit mir im Reinen sein und ein gutes Gefühl haben bei allem was ich tue.

Ich möchte aus innerer Ruhe heraus handeln können und immer wieder dahin zurückkehren.

Liebe Grüße,
Ypsilon
 
AW: Angst, nicht gut zu sein

liebe ypsilon, liebes mondelfchen

möchte euch beiden auch eine buchempfehlung geben:
"Borderline-Mütter und ihre Kinder" von CHRISTINE ANN LAWSON.
mir hat dieses buch jedenfalls viele Denkanstöße gegeben und geholfen, die ganze "geschichte" von einer anderen warte zu betrachten. ich finde, dass es wichtig ist, die hintergründe und zusammenhänge zu verstehen- dann ist die wahrscheinlichkeit größer, dass man distanzierter und mit mehr verständnis- sowohl der eigenen position als auch der der mutter- mit der ganzen situation umgehen kann.

umarm euch beide
bettymas
 
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AW: Angst, nicht gut zu sein

Liebe Bettymas,

danke für den Buchtipp. Ich muss zugeben, dass ich nicht genau weiß, was Borderline ist - ich glaube da gibt es einen thread zu dem Thema hier im Forum...
Habe die Übersicht des Buches gelesen mit den verschieden Frauen(Mutter)-Typen und es klang sehr interessant.

Wir haben inzwischen auch nochmal gesprochen und es war entspannt.

Ganz liebe Grüße,
Ypsilon
 
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