Burnout-Syndrom - hat jemand damit Erfahrungen gemacht?

AW: Burnout-Syndrom - hat jemand damit Erfahrungen gemacht?

freckle, ich neige dazu recht ausführlich aus meinen Erfahrungen zu schildern.

Ich hoffe du kannst etwas mit meiner Schilderung anfagen.

Die hier anwesenden erfahrenen PosterInnen sind meiner Erfahrung nach knapper und präziser, dafür sehr gute RatgeberInnen.

Ich wünsche dir einen fruchtbaren Austausch.

Lass von dir hören.

Schöne Grüße zur späten Stunden.

Hanne
 
Werbung:
AW: Burnout-Syndrom - hat jemand damit Erfahrungen gemacht?

Hallo Hanne,

vielen Dank für deine Offenheit. Ich weiß nicht, ob es mir Mut gemacht hat, aber zumindest beruhigt es mich ein wenig zu sehen, dass ich nicht die einzige bin, die ins Straucheln gekommen ist.

Im Gegensatz zu dir hat nie jemand irgendwelche Erwartungen an mich herangetragen. Das Thema Ausbildung oder Zukunft war nie ein wirkliches Thema zu Hause. Meine Mutter - die alleinstehend ist - hatte nie Zeit oder Nerven, sich ernsthaft mit mir zu beschäftigen. Da mich alle Welt für intelligent und aufgeweckt hielt und hält, erwartet scheinbar jeder (also doch...!), dass ich meinen Weg schon machen werde. Wenn ich Rat oder Hilfe gesucht habe, hieß es nur: das kann ich nicht für dich entscheiden, das mußt du selber wissen. Toll, nicht? Wie soll man mit 16 oder 18 wissen, was man will? Woher soll man die Lebenserfahrung nehmen, um vielleicht Fehler zu vermeiden? Tja, und so bin ich nach dem Abitur von einer Ausbildung zur nächsten getingelt und habe mittlerweile einen Lebenslauf, für den ich mich schäme und den man nicht ohne lange Erklärungen plausibel machen kann. Und niemand hat gesagt: Kind, paß auf! Oder: Mensch, dann mach doch mal ein halbes Jahr Pause und geh jobben und überleg nebenbei, was du wirklich lernen/studieren willst. Diese innere Leere, nicht zu wissen, wo man hingehört und was man eigentlich will - und wer man ist, begleitet mich schon mein ganzes Leben. Ich muß dazu sagen, dass ich mittlerweile auch an einer kombinierten Persönlichkeitsstörung leide, bzw. das schon lange habe, ohne dass es bemerkt wurde. Ich bewundere dich, wenn du sagst: als angehende Doktorantin im gleichen Kittel bei Obi an der Kasse zu stehen wie eine 18jährige ohne Schulabschluss hätte dich befreit. Genau dieser Punkt macht mir nämlich Angst und hat mich mein Leben lang dazu getrieben, viel erreichen zu wollen, um eben nicht "so zu enden". Als Durchschnitt. Weil ich mich eben nicht dafür halte. Ich bin anders. Das war schon immer so. Ich kann mich schlecht anpassen, einfügen und überhaupt fühle ich mich selten verstanden und gut aufgehoben. Ich suche nach einer Aufgabe, die mich ausfüllt, mit der ich mich identifizieren kann - aber wohl nicht zuletzt durch diese große Angst, unterzugehen, bin ich für Alternativen blockiert. Mittleweile habe ich mich auch neben dem Studium um Ausbildungen und Jobs beworben und unzählige Gespräche geführt. Aber es hat wohl nie geklappt, weil ich versucht habe, diese Krankheit außen vor zu lassen. Denn im Grunde bin ich mir peinlich. Gegenüber diesen Karriereleuten, die genaue Maßgaben haben, ob sie dich als "rentabel" oder Querschläger einschätzen, fühle ich mich so minderwertig und gescheitert... Obwohl sie mich im gleichen Moment auch total anwidern, weil ich alles andere als spießig und konformistisch bin. Ich stecke da also in einer ziemlichen Zwickmühle. Zudem wird einem aber auch so Angst gemacht... Mir fällt es immer noch schwer, die akademische Laufbahn völlig abzuhaken...weil ja ohne Abschluss gar nichts läuft. Ich habe 12 Semester Geschichte, Latein und Germanistik gemacht und mich sehr gut geschlagen und trotzdem ist man ohne Zeugnis ein niemand... Gut, glücklich hat mich das Studium nicht gemacht. Ich "konnte" es. Es fiel mir leicht, aber glücklich? Nein... Eigentlich wollte ich immer Goldschmiedin werden, oder etwas mit Kunst/Kultur machen, Kinderbücher illustrieren, Kleidung nähen... Aber warum geht es nicht? Ich kriege irgendwie die Kurve nicht... Ich bin so voller Panik, unterzugehen, dass ich absolut gelähmt bin. Ist das nicht paradox?
 
AW: Burnout-Syndrom - hat jemand damit Erfahrungen gemacht?

Liebe freckle,

ich habe auch kein Zeugnis, ich bin auch keine Akademikerin, für meinen Lebenslauf sollte ich mich auch schämen. Das sage nicht ich, das sagt mir meine Familie, meine allein erziehende Mutter, welche große Hoffnungen in mich hatte, aber nie in der Lage war mir mit Rat und Tat beiseite zu stehen.

Wenn ich das schon höre, "ich muss mich schämen", "ich bin mir peinlich" weil die anderen haben Karriere gemacht... Wer sagt dir, dass du dich schämen musst, bist du das oder ist es was andere über dich sagen könnten?

Schau mal freckle, das was an uns an Ansprüchen herangetrgen wird, mit der Karriere und dem Lebenslauf, das ist nur eine durch die Wirtschaft maßgeschneiderte Schablone in der wir uns an zu passen haben. Haben wir uns nicht angepasst, dürfen wir uns schämen.

Du bist an dieser Lebenslaufschablone gescheitert, nicht an dir und deinem individuellen Potenzial.



Das was du oder ich oder andere heute in nur einem einzigen Leben leisten sollen, dafür haben Menschen früher mehrere Generationen gebraucht.

Gescheitert sind wir nur in den Augen der anderen, gescheitert sind wir nur an deren Ansprüche und an einem vorgegebenem Leben. Wenn wir aus der Matrix austeigen, gelten wir schon als Versager.

Ich wollte dir mit meiner Geschichte und der meines Mannes aufzeigen, dass das bullshit ist.

Denn ich bin von klein auf dahingehend gedrillt worden, dass ich nur als Karriereakademikerin überhaupt eine Existenzberechtigung habe.

Mich aus diesen Ansprüchen zu lösen, war der größte Kampf den ich geführt habe. Es waren die schlimmsten Feinde gegen die ich zu kämpfen hatte bisher. Aber ich habe gewonnen.

Ich habe mir meine eigene Existenzberechtigung geschaffen und meine eigene Existenzgrundlage. Wie konnte ich es bloß wagen? Verrückt nicht?

Ich war mit 29 Jahren auch noch nicht so weit, es dauert, aber es lohnt sich da mal nach zu hacken ob du dir von einem Personalchef dein Leben vorschreiben lassen willst, wie es den abzulaufen hat. Ob du irgend einem Hinz und Kunz erlaubst, darüber zu bestimmen ob dein Leben richtig oder falsch ist.


An deinem Lebenslauf ist absolut nichts falsch. Ich habe den gleichen und mein Mann der zeitweise sogar auf der Straße betteln war, hat sogar einen noch viel besseren Lebenslauf als 100 Topmanager zusammen.

Wenn du sagst du stehst in einer Zwickmühle, dann besteht diese Zwickmühle zwichen dir und den anderen, den Karriereleuten. Entscheide dich für dich.

Wenn du magst, kannst du mir gerne auch per PM schreiben.

Hanne
 
AW: Burnout-Syndrom - hat jemand damit Erfahrungen gemacht?

Als erstes ist es mal so, dass du dir selbst die Diagnose garnicht stellen kannst.
Schließe nicht gleich von anderen auf dich. Vielleicht hast du ganz andere Probleme. Finde mal heraus, was dich so fertig macht ;-) Was behindert dich? Was stört dich? Was gefällt dir? Hol dir Rat bei einem Psychologen, aber geh nicht gleich zum Psychiater. Ein Psychologe (nicht Therapeut) ist die beste 1. Ansprechperson. Dein Umfeld kann dir eigendlich nur wenig helfen, da nur du weißt, was dich stört und was dir nicht gefällt! ;-)

Hoff ich konnte dir weiterhelfen!
 
AW: Burnout-Syndrom - hat jemand damit Erfahrungen gemacht?

ich war beim Therapeuten. Das tat schonmal gut, dnan habe ich eine Reha ,gemacht nunja da habe ich mir Depressionen zu gezogen,heute gehts mir sehr gut. Ich bin 2007 zusammengebrochen, hatte überhaupt kein Immunsystemischen Tätigkeiten mehr das heisst 9 Monate lang Lungentzündung plus, Nebenhöhlenentzündungen, im letzten jahr dann eine verschleppte Bronchitis, und dieses jahr eine Diabetische Entgleisung.ich denke man hört auf damit auf sich und seinen Körper zu hören man hört seine Seele nicht mehr. ich habe lernen müssen mehr auf mich zu achten, mal "nein" sagen zu können. Burn-Out ist wie der name schon sagt ein Ausbrennen, meistens auf der Beruflichen Ebene und das ist meist sehr gross.
Anzeichen dafür können sehr vielfältig sein
von dem Workaholic ,bis hin zu Depressionen, verstimmungen unlust etwas zu arbeiten,gereitzt sein, traurig sein,schlaflosigkeit,appetitlosigkeit ,bei machen ist es anders rum. Aber das grosse ganze ist sehr dramatisch da muss man selber auch raus,es nutzt nichts nur zu einem Arzt zu gehen da muss man selber auch rauskommen und das dauert. Vorallem sollte man sich nicht mehr unter Druck setzen lassen.Habe ich gelernt und ich denke ich lebe gut damit.
 
AW: Burnout-Syndrom - hat jemand damit Erfahrungen gemacht?

hallo,
ich hab das thema schon in einem anderen forum breitgetreten - hier kurz die fakten

ich bin kurz vor 30 und hab ca 3jahre nichts gemacht weil ich einfach nicht mehr konnte,
arbeit da und dort und alles nervt, privat auch stress, nichtmal mehr zeit krankheiten auszukieren usw. - bis ich eben total das handtuch warf...
im prinzip habe mal getan was ich wollte - dies und das, jedoch erholen konnte ich mich nie, weil ich kein einkommen hatte, und jedoch hoffte dass sich was entwickelte, hat sich aber nicht bis ich erneut aufgegeben hab -wobei ich mir große ziele gesetzt habe, und auch daran war die zu verwirklichen aber dann wieder bei projektstatus 90% alles komplett vernichtete woran ich 1 jahr lang arbeitet - total kapituliert praktisch
meinen haushalt/heimat verlassen und hause jetzt praktisch in einem kleinen zimmer meiner eltern...
keine freunde, kein soziales leben, keine beschäftigung kein job, keine aussichten auf irgendwas - ich friste hier nur mein dasein so dahin
und meine eltern futtern mich halt durch...
das sind so die burnout folgen
und keiner weiß richtig damit was anzufangen...
eltern können damit nicht umgehen, war schon bei 2 ärzten -auch nichts

ich bin praktisch auf der suche nach einem erholungsjob mit unterkunft...

stress/ärger/leistungsdruck oder zwang bringt mich auf die palme da schmeiss ich alles hin...

irgendwie fühl ich mich nur noch qualifiziert als frühpensionist
ich hab jegliche motivation verloren - obwohl ich 5 berufe hatte, umfangreiche kenntnisse da und dort - bis ich mir sagte NEIN beruflich in kein büro mehr, kein PC
ich will was einfaches machen und mich nicht als bürosklave fühlen....
ich will im prinzip auch zeit haben etwas zu machen und nicht immer kalkuliert/kontroliert und rationalisiert werden!

vielleicht werd ich stallknecht, greenkeeper oder bademeister . mal sehen,
aber ich gehe grundsätzlich mit dem ziel der erholung und der freude auf jobsuche
stressresistenz o.ä. sowas kann ich mir gar nicht vorstellen!

nächste woche gehe ich das erste mal zu einem therapeuten
mal sehen - ob ich mein leben wieder auf die reihe krieg...
jedoch ist das nicht meine erste krise, und irgendwie härtet man ab
man akzeptiert eben dass man nur existiert /vegitiert
macht sich schon lustig drüber - weil man sonst nix zu lachen hat!
irgendwie macht sich so ein wurschtigkeitsgefühl breit/ während man vor jahren noch verantwortung trug bis man daran zugrunde ging
ich weiß nicht was morgen ist oder in einem jahr oder mehr,
jedoch versuche ich meiner zukunft ein schönes bild zu geben,
das ist auch schön! - zeit zum träumen zu haben...
jedoch ist das keine lösung

doch anstatt mir sorgen zu machen in panik zu verfallen o.ä.
sehe ich mein LEBEN als URLAUB denn nur so kann ich es erdulden so wie es eben ist

lg
 
AW: Burnout-Syndrom - hat jemand damit Erfahrungen gemacht?

Hallo Shiny,

hattest Du schon mal eine mehrmonatige Rehabilitation in Erwägung gezogen ?

In einer Fachkilinik, die sich auf psyschiche Erkrankungen spezalisiert haben ?

Das ist zwar ein Kampf, aber würde sich bestimmt lohnen !!!


Ich wünsche Dir viel Glück und gute Besserung !


Silence
 
AW: Burnout-Syndrom - hat jemand damit Erfahrungen gemacht?

hmm Silence

ja danke für den tipp, jeder gesunde mensch würde das womöglich in erwägung ziehen,
aber ich hab so eine psychopharmakaphobie ... hab
da schon erfahrungen gemacht mit polypharmazie und übelsten nebenwirkungen usw.
keinen schönen erlebnisse die ich da machte - das war im prinzip auch nur eine flucht
die mich noch weiter in die ege trieb und zur desozialisierung beitrug...

ich bin da sehr vorsichtig geworden...

ein psychiatrieaufenthalt ist gesellschaftlich verpönt, und karriereschädlich
das ist mir alles selbst wieder auf den kopf gefallen, und als dankeschön
kann man seine erlebnisse an traumata noch erweitern...

da wurde ich gezwungen starke medikamente zu nehmen obwohl einem schond er kopf brummt und man selbst nicht mehr normal gehen kann usw.
wurde da gezwungen praktisch obwohl ich mich immer schlechter dabei fühlte
am ende fesseln einem die, spritzen einem nieder dass man überhaupt nicht mehr gehen kann und taub ist in den beinen
das ist nicht toll....
sowas möchte ich kein 2. mal erleben danke!
da wurde schon monatelang herumprobiert und kein medikament half,
wiso denn auch wenn die umstände gleich sind...

ich frage mich immer bei dieser option was nachher anders sein soll?
gewisse dinge / probleme die eben dazu in meine lage/situation geführt haben
müssen gelöst werden... anstatt zusätzliche andere probleme geschaffen

dazu sprech ich mal mit einem therapeuten nächste woche

in der psychologie gehts ja auch draum gewisse muster zu lösen
ein heilpraktiker hat gemeit dass da schon was vor meiner geburt gewesen sein soll...

grüße
 
Werbung:
Hallo,

ich bin da selber wieder raus gekommen, sprach der Held:D .
Ich hatte keine psychischen Probleme. Das glaube ich jedenfalls, ist aber vermutlich, wenn ich reflektiere nicht ganz korrekt. Ich habe das nicht bemerkt.
Vermutlich kamen viele Auseinandesetzungen zuhause eben daher. Die Schere zwischen der emotionalen Ebene (Familienvater, Ehemann) und der Arbeitsebene (Projekte, ständig wachsendes Aufgabengebiet, permanente Verfügbarkeit) ist nicht ohne Blessuren zu bewältigen.
Durch die Arbeitswelt mutiert man unmerklich zu einer Arbeitsmaschine.

Es wurde mehr und mehr. Telefonate zwischen rein und jedes Telefonat ein Job, ein Problem, das man zwischendurch löst oder erledigt, damit es weg ist. Das glaubt man jedenfalls. Es ist aber so, wenn eine Maschine gut funktioniert wird sie auch benutzt. Die Drehzahl geht irgendwann in den roten Bereich.

Ich bekam schmerzen in den Schilddrüsen. Habe das beobachtet und festgestellt, dass ich es gradezu auslösen konnte. Ein unlösbares Problem und wenige Minuten dannach waren die Schmerzen da. Das kam die ersten Jahre unmkerlich. Zuerst ein leichter Druck, dann ein leichter Schmerz, das hält man aus, schiebt es weg.

Man konnt nur sehr schwer wieder runter und die Schmerzen bleiben. Das ist wie bei einem Alkoholiker. Die Ausnüchterung dauert Tage.

Ich habe mich also untersuchen lassen. Meine Schilddrüse ist schweizer Käse. Aber sie arbeitet noch. Die Diagnose: "Eine beginnende Veränderung"
Als der Arzt hörte, dass ich in der IT Branche arbeite, meinte er, er habe mehrere ähnlicher Fälle. Eine Kur hätte ich bekommen, wenn der totale Arbeitsausfall angestanden hätte, ich war ja "Top fit", praktisch auf meinem Leistungsmaximum. Aber ich hatte eben beinahe schon permanent Schmerzen.

Ich habe dann meinen Job laufen lassen. Da ich nicht mehr nach der Uhr arbeiten muss, konnte ich ausgedehnte Pausen machen. Mittags nicht mehr durch machen, sondern raus, ins Cafe und Zeitung lesen, solange bis ich total entspant und relaxt war. Ich habe das Telefon praktisch gekillt, gehe nur noch ran, wenn es jemand ist, den ich kenne oder der für mich wichtig ist. Die anstehenden Jobs nacheinander und nicht gleichzeitig erledigen. Das Witzige ist, die Leute glauben, man wäre nun erst recht wichtig, weil man nicht oder nur schwer erreichbar ist. Ein eigenes Büro hatte ich längt.

Ich denke ich bin jetzt weitgehend runter. Keine Schmerzen mehr. Ich kann sogar wieder lesen ohne dass meine Schilddrüse verrückt spielt. Was mein Körper so treibt, ob mich eines Tages doch der Teufel holt, weis ich nicht. Ich hoffe nicht. Das Geld ist mir vollkommen schnuppe geworden. Das wars mir vorher auch schon, aber ich sehe nicht mehr ein nur noch zu funktionieren.

Vielleicht hilft die Geschichte
 
Zurück
Oben