Deja-Vu...

Kurz nach meinem letzten Beitrag hier kam der Brief meiner Krankenkasse mit der Zusage für die Therapie (Verhaltenstherapie). Die ersten beiden Sitzungen hatte ich inzwischen auch schon.

Meine Therapeutin meinte bei der letzten Sitzung, dass im Laufe der Therapie der Punkt kommen muss, an dem ich mich meiner Mutter stellen muss. Wenn sie sich melden würde, wäre ich bereit das Telefongespräch anzunehmen. Das ist jedoch äußerst unwahrscheinlich.
Aber ich bin aktuell noch nicht bereit dazu, sie von mir aus anzurufen.
Sie wird das dann als Erfolg für sich sehen und am Telefon wohl auch "durchblicken lassen".
Das hält mich momentan noch am meisten von einem Anruf ab.

In Gedanken beschäftige ich mich sehr intensiv damit, sogar so stark, dass ich seit ca. 2 Wochen wohl davon somatische Schmerzen (Muskelverspannung) habe.
 
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Zusammen mit meiner Therapeutin habe ich eine E-Mail an meine Mutter formuliert und verschickt.
Ehrlich gesagt rechne ich nicht wirklich damit, dass meine Mutter sich daraufhin meldet. Ist ihre Verantwortung, zu reagieren -
ich werde diese Mail nicht ansprechen.
Wenn sie es nicht tut, soll es mir auch recht sein.

Ich lehne mich jetzt hier mal aus dem Fenster und behaupte, dass die kleine grüne Papier-Raupe in der Internetleitung meine Email kurz vorm Empfänger-Posteingang abfangen und verspeisen wird. *raschel*knusper*schnurps*kau*schluck*
Ähm, war was?

Ich werde meine Mutter jedenfalls an ihrem Geburtstag anrufen. Unabhängig von der Mail.
Soviel Selbstachtung hab ich durchaus, dass ich mich nicht nur feige hinter dem Computer verstecke und nur eine Viertel-Zeile Geburtstagsgruß zustande bringe.
 
Hallo Fafnir,

finde ich gut, dass du deine Mutter anrufen willst an ihrem Geburtstag. (y)

Ob deine Mutter die Mail nun liest, oder auch nicht (ich nehme schon an, dass sie sie lesen wird, ob sie mit dir darüber spricht, ist eine andere Frage), kann dir letztendlich egal sein. Du hast sie geschrieben, es bringt dich weiter. Das ist das Wichtige an dieser Sache. Das ist jedenfalls meine Meinung.

Meine Mutter hat es stets so gehalten, dass sie auf Dinge, die sie von uns Kindern gesagt bekam, nicht antwortete, sondern einfach schwieg. Sie schüttelte dann nur den Kopf und sah traurig aus, um uns ein schlechtes Gewissen zu machen (schaffte sie auch oft). Bei passender Gelegenheit bekamen wir dann aber doch noch eine Antwort. An dieser Antwort konnten wir dann schon erkennen wie gekränkt und wütend sie auf uns war. Sie hatte sich ihre Art der "Wahrheit" dann inzwischen zurecht gelegt. Wir waren frech, undankbar, sie war sich keiner Schuld bewusst, sie hätte nie geglaubt, dass eines ihrer Kinder so zu ihr sprechen könnte... usw.

Bis zu ihrem Tode, vor bald zwölf Jahren, haben wir nie offen miteinander sprechen können. Für meinen eigenen Seelenfrieden bin ich zu meiner Mutter auf Abstand gegangen. Dieser Abstand (räumlich wie auch seelisch) hat mir sehr geholfen, meine Mutter zu betreuen, als sie schwer krank wurde und schließlich starb. Als ich Jahre zuvor selber krank gewesen bin, hatte meine Mutter es abgelehnt mir, meinem Mann und unserer kleinen Tochter, zur Seite zu stehen. Sie könne sowas nicht. Ich kann es schlecht beschreiben, doch irgendwie war es mir sehr wichtig, meinen Frieden zu schließen mit meiner Mutter. Das war die letzte Gelegenheit. Wir haben nicht viel miteinander gesprochen, doch die Art wie sie unsere Hilfe annahm und uns plötzlich vertraute, sagte schon genug.

Schon krass, was Mütter im Leben ihrer Kinder anrichten können, ohne sich dessen bewusst zu sein.

Liebe Grüße für dich!

Clara
 
Meine Mutter hat es stets so gehalten, dass sie auf Dinge, die sie von uns Kindern gesagt bekam, nicht antwortete, sondern einfach schwieg. Sie schüttelte dann nur den Kopf und sah traurig aus, um uns ein schlechtes Gewissen zu machen (schaffte sie auch oft). Bei passender Gelegenheit bekamen wir dann aber doch noch eine Antwort. An dieser Antwort konnten wir dann schon erkennen wie gekränkt und wütend sie auf uns war. Sie hatte sich ihre Art der "Wahrheit" dann inzwischen zurecht gelegt. Wir waren frech, undankbar, sie war sich keiner Schuld bewusst, sie hätte nie geglaubt, dass eines ihrer Kinder so zu ihr sprechen könnte... usw.

Wow, man könnte meinen du sprichst von meiner Mutter.
Eins zu Eins das Gleiche! :eek:

Dieser Abstand (räumlich wie auch seelisch) hat mir sehr geholfen, meine Mutter zu betreuen, als sie schwer krank wurde und schließlich starb. Als ich Jahre zuvor selber krank gewesen bin, hatte meine Mutter es abgelehnt mir, meinem Mann und unserer kleinen Tochter, zur Seite zu stehen. Sie könne sowas nicht. Ich kann es schlecht beschreiben, doch irgendwie war es mir sehr wichtig, meinen Frieden zu schließen mit meiner Mutter. Das war die letzte Gelegenheit. Wir haben nicht viel miteinander gesprochen, doch die Art wie sie unsere Hilfe annahm und uns plötzlich vertraute, sagte schon genug.

Hut ab, dass du sie "trotzdem" gepflegt hast und nicht aus nachtragenden Gefühlen es verweigert hast.
Das ist Verzeihen und Liebe.
Vllt. kommt es ja bei mir auch einmal dazu, dass sie mir verzeiht. Im Moment kann sie es wohl noch nicht (weiss ich durch ihren Betreuer mit dem ich in Kontakt stehe).
Da sieht man wieder: wenn BEIDE Seiten bereit sind ist Versöhnung möglich. Ansonsten "strampelt" sich eine Seite völlig sinnlos ab. Aber die Hoffnung sollte man niemals aufgeben.
 
Liebe Rudyline,

als meine Mutter so schwer an Krebs erkrankte, veränderte sie sich enorm. Aus der harten, selbstgerechten, immer unzufriedenen Frau, wurde so nach und nach eine ganz ruhige, manchmal sehr anlehnungsbedürftige Person. Da relativiert sich so manches.

Als ich selber krank war, hat meine Mutter meine Ängste überhaupt nicht verstanden. Sie meinte, ich solle mich nicht so anstellen, ich sei ja nicht alleine, hätte einen Mann an meiner Seite. Da sei ja alles nicht so schlimm.

Erst als sie selber, zum wiederholten Male, an Krebs erkrankte, verstand sie meine Ängste. Zumindest hat sie das einer Zimmergenossin erzählt, als sie zur Chemotherapie in der Klinik war. Sie hätte sich mir gegenüber komplett falsch verhalten, das wisse sie nun. Mit mir selber hat sie aber darüber nie gesprochen. Das war mir auch nicht mehr so wichtig.

Irgendwie hat es mir damals auch ganz gut getan helfen zu können, ohne so involviert zu sein wie meine Geschwister, die meine Mutter, trotz allem, immer sehr vergöttert hatten. Für sie war meine Mutter das starke Familienoberhaupt, für mich nur eine nervige Person. Meine Geschwister hatten Probleme unsere Mutter so schwach und krank zu sehen und zu wissen, dass sie sterben würde. Wie schlimm krank meine Mutter war, hatten sie stets verdrängt (wie auch unsere Mutter selber). Erst als mein Mann und ich mit den Ärzten sprachen, erfuhren wir was wirklich los war.

Der letzte Wunsch unserer Mutter war, so lange wie möglich eigenständig in ihrem Haus zu leben. Das haben wir ihr ermöglicht. Es war gut und richtig. Sie starb ganz friedlich. Wir waren bei ihr. Alles war o. k. Und ist es bis heute.

Für uns beide war es wohl eine Chance, die wir genutzt haben. Und ja, du hast vollkommen recht, wenn eine Seite nicht will, dann geht das nicht. Ich finde es gut, dass du die Hoffnung nicht aufgibst, aber den nötigen Realismus besitzt, dich weit genug von deiner Mutter abzugrenzen. Das war sicher kein leichter Weg.

Ich entschuldige mich für das Off Topic, liebe Fafnir.

Liebe Grüße
Clara
 
Hallo zusammen,

das Off-Topic ist für mich relevant und nützlich, damit ist es okay.

Die Frage nach der Pflege und Versorge im Krankheitsfall stellt sich mir ja auch. Meine Mutter hat schon durchblicken lassen, dass sie das auch beschäftigt.
Inzwischen hat auch sie so einige Zipperlein, die sie einschränken.
Auch sie möchte so lange wie möglich in ihrem Haus bleiben.

Was hat bei Euch den Ausschlag gegeben, loszulassen und "seelisch auf Abstand zu gehen"?
 
Hallo Fafnir
ich konnte die Lügen und die Ungerechtigkeiten meiner Mutter nicht mehr ertragen.
Allerdings habe ich ihr in einem sehr deutlichen Gespräch gesagt dass ich den Kontakt abbreche.
Das habe ich 1980 getan und erst wieder mit ihr gesprochen als sie 02/2006 mit nem Schlaganfall im Krankenhaus lag. Danach habe ich sie bis zu ihrem Tod 10/2006 nicht mehr gesprochen.
Für mich habe ich das Thema abgeschlossen!
 
Hallo Fafnir,

bei mir war es so, dass ich irgendwann merkte, ich bin meiner Mutter überhaupt nicht wichtig. Ich hatte immerzu das Gefühl, dass ich ihr einfach nicht gut genug war. Ich war nicht intelligent genug, nicht schlank genug, nicht hübsch genug. Kurz: mit mir konnte man "keinen Staat machen". Sie war enttäuscht von mir, dass ich meine, von Gott gegebenen Talente, (also eigentlich die, die sie mir vererbt hatte;)) nicht nutze, oder nutzen konnte. Das hat mich jahrelang sehr beeinflusst und meinem Selbstwertgefühl nicht gut getan. Das hat den Ausschlag gegeben auf Abstand zu gehen.

Weißt du, wenn man immer hört, man sei zu dumm, glaubst du das wirklich irgendwann, selbst wenn du genau weißt da will dir nur jemand wehtun. Heute weiß ich, meine Mutter hat nur ihre eigenen Unzulänglichkeiten und ihre Unzufriedenheit auf mich übertragen. Dann fühlte sie sich wohl irgendwie besser.

Gruß Clara
 
Hallo Clara,

vielen Dank für deine Antwort. Sie hat mich sehr berührt. Und da ich momentan eh nah am Wasser gebaut habe, sind mir ein bisschen die Tränen gekommen.

als meine Mutter so schwer an Krebs erkrankte, veränderte sie sich enorm. Aus der harten, selbstgerechten, immer unzufriedenen Frau, wurde so nach und nach eine ganz ruhige, manchmal sehr anlehnungsbedürftige Person. Da relativiert sich so manches.

Ich habe auch schon oft gehört und miterlebt wie eine Krankheit oder der nahstehende Tod einen Menschen verändern kann (in jede Richtung). Einserseits ist es traurig, dass es so etwas manchmal "nötig" ist damit ein Mensch zur Einsicht kommt, andererseits natürlich besser dadurch, als niemals. So böse es sich anhört, darauf hoffe ich im Grunde bei meiner Mutter, denn so wie es momentan aussieht wird sie nur durch solch einen "Schicksalsschlag" von aussen wachgerüttelt. Ich kenne ja ihre Biografie - sie hat wirklich viel Sch.... erlebt und hat sich dadurch total verschlossen um sich vor weiterem Schmerz zu schützen. Und der Kontakt mit mir würde an diesem Schmerz "rütteln", weil ich mich verändert habe, nicht mehr stillschweigend dulde wenn sie aufgrund ihrer Projektionen mich zum Verantwortlichen ihrer Probleme macht. Ich spreche es an und das hat unseren Konflikt eskalieren lassen. Ein Jahr lang habe ich gekämpft, um Gespräche gebeten. Dann fand Dank ihrem Betreuer als "Mediator" eines statt ..... und es war umsonst. Sie hat immer schwerere Geschütze aufgefahren je konkreter und ehrlicher ich wurde, mich zu guter Letzt beschuldigt sie bestohlen zu haben (und nein, sie ist NICHT dement!)
Sie verdreht und leugnet Wahrheiten und es kommt nicht, absolut nichts an sie heran. Ich kam mir damals vor als würde ich mit einem emotionslosen Roboter sprechen.
Ein Trost für mich: sie geht mit allen Menschen so um, hat keinerlei sozialen Kontakte mehr und lebt ganz alleine.
Das ist der Preis den sie zahlt, aber das ist ihr lieber ist als Konflikte.

Als ich selber krank war, hat meine Mutter meine Ängste überhaupt nicht verstanden. Sie meinte, ich solle mich nicht so anstellen, ich sei ja nicht alleine, hätte einen Mann an meiner Seite. Da sei ja alles nicht so schlimm.

Ich musste schlucken als ich das las. Wahnsinn.
An dem Punkt war meine Mutter schon für mich da.
Zumindest körperlich und materiell.
Sie wusste aus eigener Erfahrung wie es ist depressiv zu sein und seinen Alltag nicht mehr geregelt zu bekommen, kam dann und hat mich mit Haushalt und Kind etwas unterstützt. Aber auf der emotionalen Ebene hatte ich keinerlei Hilfe...im Gegenteil.
Das Thema wurde totgeschwiegen. Wie auch anders, sie hatte ja ihre Probleme auch nie gelöst, ist immer weggelaufen und hat diese Muster an uns Kinder weitergegeben. Als ich mal auf das Thema Suizid kam (weil ich solche Gedanken hatte und ehrlich geäussert habe) meinte sie eiskalt und ohne jedes Mitgefühl: naja; das kann auch Rache sein, nach dem Motto: wenn ihr alle an meinem (als Rudylines) Grab steht werdet ihr schon sehen was ihr davon habt. Keine Regung, kein in den Arm nehmen und fragen wie kann ich dir helfen, kein ich liebe dich...nichts.
Nur Eiseskälte.

Erst als sie selber, zum wiederholten Male, an Krebs erkrankte, verstand sie meine Ängste. Zumindest hat sie das einer Zimmergenossin erzählt, als sie zur Chemotherapie in der Klinik war. Sie hätte sich mir gegenüber komplett falsch verhalten, das wisse sie nun. Mit mir selber hat sie aber darüber nie gesprochen. Das war mir auch nicht mehr so wichtig.

Wow. Siehste, nicht mal das hat meine Mutter getan (s.o.)
Niemals würde sie offen zugeben einen "Fehler" gemacht zu haben. Ich setze Fehler extra in "..." weil die meisten Menschen ja nicht bewusst und vorsätzlich verletzen wollen, sondern es aus ihren eigenen Verletzungen und ihrer Unbewusstheit heraus tun. Von daher habe ich ihr vieles verziehen was mir in der Kindheit arg zugesetzt hat, weil ich in der Erziehung meines Sohnes (leider!) vieles wiederholt habe und dadurch Verständnis für sie bekam.
Aber als dann unsere aktuellen Konflikte kamen wollte und konnte ich nicht mehr schweigen und habe um klärende Gespräche gebeten. Habe mir die Finger wund geschrieben (reden wollte sie ja nicht) aber es kamen immer nur Vorwürfe, Ausflüchte und nichtssagende Zeilen zurück.
Und nachdem dann nach einem Jahr das besagte Gespräch mit dem Betreuer stattfand habe ich aufgegeben, abgeschlossen. Wollte mich nicht mehr melden. Aber von ihr kam noch einmal eine wirklich bösartige verletztende Karte die mir sehr zugesetzt hat. Ich habe ihr geschrieben, dass sie beim Gespräch alles hätte sagen können (da hatte sie ja fast nur geschwiegen und gesagt mit mir könne man nicht reden)
und wenn sie nichts zu sagen habe ausser verletztenden Worten, solle sie mich mit solchen Karten verschonen.
Daraufhin kam eine noch verletzendere Karte. Sie wusste/weiss immer genau wo sie mich an meinem wundesten Punkt treffen kann. Zu dieser Zeit war mein Mann für eine Woche nicht zuhause, ich habe wieder schlimme Panikattacken und Depressionen bekommen und da merkte ich: es hat keinen Sinn mehr! Meine Worte erreichen sie nicht, sie versteht nicht mal worum es mir geht, sie wird niemals aufhören mich zu verletzten. Das war dann der Punkt wo ich "aufgegeben" habe. Ich habe gefühlt, es geht nur auf meine Kosten, ich werde wieder krank und meinen Mann belastet es auch. Der Preis war mir zu hoch.
Irgendwie ist damals jedes Mitleid mit ihr (nicht Mitgefühl) in mir erloschen. Es hat meine ganze Wut über diese Ungerechtigkeit in mir mobilisiert und mir den Mut gegeben sie anzurufen und sie zu fragen was sie an meinem Satz, sie soll mich mit ihren boshaften Karten verschonen, nicht verstanden hat. Sie hat aufgelegt bevor ich den Satz zu Ende hatte. Ich habe wieder angerufen, sie ist nicht dran. Ich habe wieder angerufen, sie hat den Hörer abgenommen, irgendwas gerufen (was ich nicht verstand) und wieder aufgelegt. Ihre Stimme war total emotional - das erste mal seit langem. Und seitdem habe ich Ruhe. Keine Briefe/Karten...nichts.
Jetzt mag jemand fragen weshalb ich da 3x angerufen habe um mir wieder eine "Abfuhr" einzuholen?
Und ich muss sagen: es war nötig um mich zu befreien. es war wirklich ein Befreiungsschlag mich ihr ein letztes Mal entgegenzustellen, denn an ihrer Stimme habe ich ja bemerkt, dass ich sie "erreicht" hatte (emotional).
Von ihrem Betreuer - den ich ab und zu kontaktiere - habe ich dann irgendwann die Info bekommen das sie mich enterben will. (Man muss dazu sagen, sie hat nichts zu vererben, lebt selbst am Minimum). Es ist ihr letzter Racheakt. Und der hat mich dann auch nicht mehr getroffen, hat mich emotional vollkommen unberührt gelassen. Im Gegenteil, ich bin in Lachen ausgebrochen.

Und ja, du hast vollkommen recht, wenn eine Seite nicht will, dann geht das nicht. Ich finde es gut, dass du die Hoffnung nicht aufgibst, aber den nötigen Realismus besitzt, dich weit genug von deiner Mutter abzugrenzen. Das war sicher kein leichter Weg.

Nein, das war wirklich eine harte Schule.
Ich weiss nicht wie es weitergeht. Ich habe momentan meinen Frieden mit der Situation gemacht soweit möglich.
Ich hab getan was ich konnte, der Wandel müsste jetzt von ihr ausgehen. Bereit wäre ich. Aber eben nicht zu den (ihren) alten Bedingungen, die da wären, dass ich weiterhin die brave angepasste Tochter bin, mit meinen eigenen Gefühlen un eigener Meinung hinter dem Berg halte, ihr zu Willen bin und bei jeder Gelegenheit bei der ich es nicht tue mit Sanktionen und Strafe oder beleidigtem Schweigen zu rechnen habe. Aber für sie gibt es keine andere Option und da das für mich keine mehr ist, sind im Moment nur getrennte Wege möglich. Der alte (gemeinsame) Weg würde mich wieder krank machen. Der Preis ist mir zu hoch!

das Off-Topic ist für mich relevant und nützlich, damit ist es okay.

Danke. Wollte das alles zuerst nicht schreiben, da ich schon meinen vorherigen Beitrag als OT empfunden habe und mich - wie Clara - entschuldigen wollte.
Aber wenn es für dich ok ist :)
Manchmal kann man ja wirklich auch aus Beiträgen die an andere gerichtet sind und aus OT bestehen etwas für sich ziehen ;)
 
Zuletzt bearbeitet:
Was hat bei Euch den Ausschlag gegeben, loszulassen und "seelisch auf Abstand zu gehen"?

Dazu habe ich ja nun oben viel geschrieben.
Ich komme ja leider manchmal vom Hölzchen zum Stöckchen :D hoffe es war nicht zu ausufernd?

Möchte aber noch etwas zum "seelisch auf Abstand gehen" und loslassen sagen.
Es wird ja oft so leichtfertig gesagt das man loslassen muss, soll.
Ich habe die Erfahrung gemacht, dass das nicht immer alleine eine Willensentscheidung ist.
Der Kopf kann das alles verstehen, auch wollen, aber da wir - gerade mit unseren Eltern - emotional und energetisch sehr verbunden, tw. verstrickt sind, ist es in meinen Augen oft ein mehr oder weniger langer und auch schmerzhafter Prozess.
Man kommt nicht umhin sich auch mit sich selbst und seinen "ungeliebten" Seiten und blinden Flecken auseinander zu setzten.
Ich für meinen Teil musste mir eingestehen, dass mir meine Mutter in manchem auch Spiegel ist, sprich ich Anteile in mir habe die sie im Aussen verkörpert, die ich aber an mir ablehne. Wer ehrlich zu sich ist, wird sich das eingestehen.
Das war der härteste Teil. Aber ohne das zu erkennen und mir einzugestehen, wäre eine Veränderung nicht möglich gewesen. Ich habe es ja so empfunden, dass es für mich nicht ok. ist so mit meinen Mitmenschen umzugehen (für meine Mutter ist es ok. , sie sieht nicht den Schmerz den sie anderen damit zufügt). Ich habe das Leid gesehen, dass mein Mann und mein Sohn dadurch erfahren haben und bin in Therapie gegangen.
Im Nachhinein und mit den Erkenntnissen die ich heute habe kann ich sagen: ich konnte erst loslassen als ich anfing diese Anteile in mir zu akzeptieren. Dadurch haben sie ihre Macht verloren, ich muss sie nicht mehr (aus)-leben.
Solange ich sie ablehnte war ich diesen Gefühlen ausgeliefert und hatte keine Kontrolle über sie.
Es ist ganz schwer zu beschreiben. Meine Mutter und ich haben auf einer äusseren Ebene keinen Kontakt, aber auf eine seelischen Ebene sind wir verbunden. Diese Verbindung ist auch nicht zu kappen, sie ist und war immer da und wird es auch immer sein. Auch über ihren physischen Tod hinaus.

Wen es interessiert, der kann ja mal nach dem Thema "Kriegsenkel" schauen. Gerade die Tage bin ich wieder auf das Thema gestossen und dort wird eindrücklich beschrieben wie sich Familienerbe auswirkt. Wie wir unbewusste Muster weitertragen, oft über Generationen. Wenn eine Generation ihre Themen nicht (er)-löst, wie die nachfolgende das oft wiederholt. Und wenn einer sich heilt, oft das ganze Systhem mitheilt...oder zumindest manche, insofern sie bereit sind.
So vieles darf/sollte nicht isoliert gesehen werden weil wir in ein "Systhem" eingebunden sind das nach allen Richtungen Auswirkungen hat.
Wie in der Natur, greift man in ein Ding ein, hat es ja auch oft Folgen für das ganze (z.B. ökologische, klimatische) Systhem.
Oh, ich schweife aus :D ich komme mal zum Ende....
 
Hallo Fafnir
ich konnte die Lügen und die Ungerechtigkeiten meiner Mutter nicht mehr ertragen.
Allerdings habe ich ihr in einem sehr deutlichen Gespräch gesagt dass ich den Kontakt abbreche.
Das habe ich 1980 getan und erst wieder mit ihr gesprochen als sie 02/2006 mit nem Schlaganfall im Krankenhaus lag. Danach habe ich sie bis zu ihrem Tod 10/2006 nicht mehr gesprochen.
Für mich habe ich das Thema abgeschlossen!

Hallo Spätzin,

darf ich dich etwas fragen?
Wie war das für dich als deine Mutter starb.....praktisch ohne Versöhnung?
Warst du traurig....erleichtert....hattest du Schuldgefühle oder warst du vollkommen unberührt, gleichgültig.
 
Hallo Rudyline, ich hab im Februar 2006 meine Mutter zusammen mit meinem Bruder im Krankenhaus besucht und ihr im wahrsten Sinne des Wortes all diese Dinge - u.a. unsere Kindheit und Jugendzeit - aufs Bett gekotzt und mein Bruder auch. Nachdem sie ja nicht aus dem Bett konnte um das Zimmer zu verlassen - wie sie es sonst immer getan hat - und die Tür von außen zu zumachen blieb ihr garnichts anderes übrig als uns zuzuhören!!!
Und da stellte sich heraus dass sie mit ihrer Schwiegermutter nicht klar kam - ich Vaters Liebling war und auch noch so aussah wie meine Oma und auch alle diese Charaktereigenschaften geerbt habe. Für mich war dies wunderbar, liebte ich doch meine Oma sehr. Erst da verstand ich ihre Ablehnung mir gegenüber und hab das Thema für mich abgeschlossen.

Nachdem ich ja schon Jahrzehnte keinen Kontakt mit meiner Mutter hatte hat mich ihr Tod nicht tangiert, sie war eine Fremde für mich geworden. Sie wollte anonym beerdigt werden und meine Schwester hat alles organisiert.
 
Hallo Spätzin,

vielen Dank für deine Antwort.:)
Schön, dass du abschliessen konntest.
VG Rudyline
 
Hallo liebe Leute,

ja, den Bericht "Kriegsenkel" habe ich vor kurzem in der Radiomediathek gehört. Er ist wirklich sehr empfehlenswert. Bei mir hat es so manchen "Aha-Effekt" gegeben.

Diese Diskussion hier hat mich am Wochenende ganz schön nachdenklich gemacht. Ich war wieder einmal in meiner Heimatstadt. Da kamen viele Erinnerungen hoch. Gute und auch viele schlechte.

Liebe Grüße und euch allen einen schönen Tag!(y)
 
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Ich möchte ein kurzes Update geben: Das Geburtstags-Telefonat mit meiner Mutter hat tatsächlich stattgefunden. Naja, ich habe meine Pflicht erfüllt, aber ich hätte das Telefonat mir gern erspart, denn ihre Mitleidstour macht es mir schwer, mich zu beherrschen. Auf die Mail ist sie nicht eingegangen, ich hatte auch geschrieben, dass ich keine Diskussionen führen will. Über den Zeitraum von 20 Jahren habe ich immer wieder versucht, mit ihr zu reden - jetzt finde ich es genug. Es geht nur auf meine Kosten. Schade zwar, aber es reicht nicht, dass nur ich es will.
Meine Therapeutin sagte dazu "Auch Reibung erzeugt Wärme" - naja, auf diese Art Wärme verzichte ich gern.

Außerdem wurde ich von einer anderen Seite noch "angepingt" und ein Redeangebot an mich herangetragen, aus meiner Sicht nicht ganz überraschend. Ich habe das Angebot interessehalber angenommen und bin mal gespannt, ob so "durch die Hintertür über Unbeteiligte Dritte" doch über die Mail an meine Mutter diskutiert werden soll oder was sich daraus ergibt.

Ich habe mir auch mal die anderen Reaktionen hier durchgelesen... Ich ziehe für mich daraus, dass meine emotionale Aufgewühltheit durchaus normal ist, auch wenn sie nicht richtig weil nicht zielführend ist.

Besonders ist mir die Bemerkung mit dem Suizid-Gedanken hängen geblieben und hat mich immer wieder gedanklich beschäftigt. Es kamen diverse Erinnerungen bei mir diesbezüglich hoch.
Zum Einen an meinen eigenen Suizid-Versuch als 19Jährige - den hab ich einfach aus purer Verzweiflung ohne vorherige Ankündigung gemacht. Ich fand die leeren Drohungen mit Suizid meiner Oma schon immer widerlich, wenn sie ihren Willen und ihre Aufmerksamkeit nicht bekam... Ich bevorzuge bis heute, zu handeln statt nur zu reden. Keine Angst - ich bin da nicht mehr gefährdet.
Und dann auch noch an eine Jugendliebschaft. Mein damaliger Freund wollte, dass ich zu ihm ziehe, denn wir führten eine Fernbeziehung. Am Telefon äußerte er, dass er sich umbringen will, wenn ich ihn verlasse. Damals habe ich auch - aus seiner Sicht - kaltschnäuzig reagiert und gesagt: "Dann musst Du das halt machen." Ich wollte mich nicht gegen meinen Willen zwingen lassen, in eine Region ohne berufliche Perspektive zu ziehen und das habe ich ihm auch so gesagt. Er hat es immer gut mit mir gemeint und auch meine Zwangslage gecheckt, aber naja...

Auch das Thema Krankheit meiner Mutter beschäftigt mich sehr - sie lamentiert ja schon lange über ihre gesundheitlich bedingten Einschränkungen, geht aber nicht zum Arzt. Auch an ihrem Geburtstag musste sie wieder die Leidende spielen. Ich werde wohl im Ernstfall nicht für sie da sein können. Sie hat diese Masche einfach überstrapaziert.
 
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