Keine Unterstützung nach Gewalttat

Randale1981

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31 Mai 2011
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Hallo ihr alle, ich bin neu hier. Ich wurde vor sechs Jahren Opfer einer Gewalttat. Mein damaliger Lebensgefährte riss mich nach einem Streit vom Sofa hoch, warf mich durch die Wohnung und als ich am Boden lag würgte er mich. Unser Hund ging wohl dazwischen. Zumindest konnte ich aus der Wohnung entkommen und sah, dass der Hund über ihm stand.
Jetzt kam die Polizei, die schlugen vor, dass ich noch mal rein gehe um mit ihm zu reden. Zum Glück wehrte sich alles in mir dagegen. Ich kam ins Krankenhaus. Dummerweise wurde dort nicht mit mir geredet. Ich verstand gar nichts mehr, war mir noch nicht mal mehr sicher wo ich wohnte. Am nächsten Tag verließ ich das Krankenhaus auf eigene Verantwortung, da mir nicht klar war, warum ich noch bleiben sollte. (Mir war eigentlich nichts mehr klar)
In meiner Wohnung wollte ich nicht mehr bleiben, meine Eltern holten mich zu sich. Ich ging zu meinem Hausarzt, dieser nahm die Sache nicht ernst. Meine Mutter kam mit mir nicht klar, ich reagierte auf alles über und verstand auch einfach nicht was man mir mitteilen wollte. Ich dachte immer, dass alle gegen mich wären. Sie warf mich zu Hause raus, nachdem ich ständig Jobs verlor galt ich in ihren Augen als faul. Ich wandte mich an die Caritas und das Frauenhaus. Vom Frauenhaus bekam ich eine Telefonnummer, um einen Antrag auf Therapie zu stellen. Mehr aber nicht. Ich blieb bei einem Bekannten auf der Couch, da ich nicht wusste wo ich hin sollte. Der Bekannte brachte mich dann endlich zu einem Arzt und ich bekam Insidon. Mit dem Medikament ging es mir bald besser, zumindest nahm ich meine Umwelt klarer wahr. Meine Eltern kauften ein Haus mit Einliegerwohnung. Ich mietete die Wohnung. Ich hatte mich fürs Abitur auf dem zweiten Bildungsweg angemeldet, das beruhigte meine Mutter. Noch gar nicht wieder wirklich fit fing ich an mein Abi nachzuholen. Schaffte einen Notendurchschnitt von 3,0.
So, jetzt geht es weiter, ich werde nur die markanten Punkte nennen. Nach dem Abitur wollte ich soziale Arbeit studieren, mit meinem NC natürlich nicht möglich. Ich erkundigte mich an den Unis telefonisch, ob ich ein Härtefall sei. Die Antwort lautete: Nein.
Auf dem Arbeitsamt begann ich meiner Vermittlerin zu erzählen, warum ich so schlecht abgeschnitten hatte. Sie sagte, es sei besser, wenn ich den Mund halten würde, sonst müsste sie ein Gutachten machen lassen und das wäre nicht gut für mich. Sie beschloss, dass ich mich umorientieren müsse. Seitdem studiere ich British Studies und Linguistik. Dummerweise gibt es mit diesen Fächern keine wirklichen Möglichkeiten auf dem Arbeitsmarkt. Ich bin jetzt schon 30 Jahre alt. Auf der Uni lernte ich einen Juristen, der kurz vor dem zweiten Staatsexamen stand, kennen. Er sagte mir, dass ich natürlich einen Antrag auf sofortige Zulassung zum Studium aufgrund von besonderer Härte stellen könne. Jetzt stehe ich vor folgendem Problem: Mein Baföganspruch ist fast aufgebraucht. Meine Krankenkasse hat mir nur noch vier Semester die vergünstigte Krankenversicherung genehmigt. Der Frau vom Arbeitsamt kann ich nicht nachweisen, dass sie mir das Gutachten verweigert hat. Ich bin mir ziemlich sicher, dass der Gutachter damals schon gewusst hätte, dass man da einen Härtefallantrag stellen kann. Am Montag habe ich ein Gespräch mit einer anderen Frau vom Arbeitsamt. Diesmal geht mein Vater mit. Ich gehe da nie wieder alleine hin! Die Unis haben, nachdem ich mit einem Anwalt gedroht habe, auf einmal alle gemeint, dass ich tatsächlich einen solchen Antrag stellen kann und einen Antrag auf Verbesserung der Durchschnittsnote. Jetzt weigert sich die Schule mir ein Schulgutachten zu schreiben. Keine Angabe von Gründen. Ich habe mir auf der Schule nichts zu Schulden kommen lassen. Was macht man denn da? Kann man da überhaupt etwas machen?
 
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Liebe Randale!

Das ist schlimm, was Dir passiert ist. Ehrlichgesagt, ich weiss nicht, wie das in Deutschland funktioniert, ich selbst bin aus Österreich.

Hast Du schon Kontakt mit Opferschutzgruppen aufgenommen, vielleicht können die Dir dort die notwendigen Informationen geben. Ich denke da z.B. an den Weissen Ring, vielleicht gibt es da schon Erfahrungen damit.

Ich wünsch Dir, dass Du das bald überwunden hast und die letzten Hürden auch noch schaffst!

Liebe Grüße
Reinfriede
 
Hallo Reinfriede, vielen Dank für deine Antwort. Ich werde es beim Weissen Ring mal versuchen. Nachdem da von allen Seiten so blöde drauf reagiert wurde hatte ich aufgehört nach Hilfe zu suchen. Während der Therapie ging es mir ja auch richtig gut und auch so geht es jetzt ja wieder, aber die Auswirkungen, die das haben würde waren mir bei weitem nicht bewusst. Und auch jetzt ist natürlich keiner zuständig.
 
Hallo und Willkommen!

Ja, diesen Tipp kann ich dir auch geben. Geh´zum Weißen Ring. Die werden dir weiterhelfen können, ggf.

Du schreibst die schlimme Sache mit deinem Freund ist schon ziemlich lange her. Du wirst es sehr schwer haben, dich noch darauf zu berufen.

Aber geh´erst mal zum Weißen Ring und hole dir dort erst einmal Hilfe. Vielleicht sprichst du auch mit deinem Studiendirektor an der Uni. Vielleicht kann er dir helfen.

Meine Daumen sind jedenfalls gedrückt!
 
ja, die Gewalttat ist sehr lange her. Allerdings habe ich das Abitur ganz kurz danach angefangen. Das ist ja auch nachvollziehbar. Mist ist halt die mangelnde Beratung und dass keiner wirklich wusste, oder vielleicht hatte man auch einfach keine Lust, wie man mir weiterhilft. Unglücklich war bestimmt auch, dass es in Freiburg passiert ist und dass ich dann aber wieder in die Mainzer Gegend gezogen bin. Das mit dem Arbeitsamt ärgert mich am meisten. Den weißen Ring habe ich jetzt angeschrieben. Vielleicht antworten die ja noch vor Montag und können mir jemand unparteiischen als Beistand mit aufs Amt schicken. Ich will dort ja nur beraten werden was sich aus der Misere jetzt noch machen lässt. Aber das Amt wird natürlich dementsprechend reagieren.
 
Hallo Randale,

aus Deinem Thread entnehme ich, daß es mehr als dieses Gewaltverbrechen gibt, welches Dich im Moment sehr belastet.
Ich will versuchen, daß ein bisschen auseinander zu klamüsern .

Zum einen ist das dieses Gewaltverbrechen und zum andere Deine komplizierte Lage auf dem Arbeitsmarkt bzw. Deine ( vielleicht berechtigte ) Sorge
keine geeignete Stelle zu finden ?! Sehe ich das richtig.?
Ich finde das Gewaltverbrechen, auch wenn es schon so lange zurückliegt, vorrangig , daher schreibe ich erstmal hierzu :

Neben dem weißen Ring gibt es auch in verschiedenen Institutionen der Caritas oder auch städtischen Beratungsstellen spezielle Anlaufstellen, nur für Frauen. Bei uns heißt diese Institution " Frauen helfen Frauen e. V. " !
Das was Du erlebt hast , ist ein Trauma, das hat eigentlich kein Verfallsdatum, das ist in Dir drin und immer zugegen.

Dafür gibt es spezielle Vorgehensweisen, Therapiemöglichkeiten , kann auch mit mehrmonatigen Klinikaufenthalt verbunden sein.
In einer Fachklinik, die sich ausschließlich mit diesen Traumas beschäftigen !

Ich denke, im Hinblick auf Deine seelische Gesundheit, würde Dir das im Moment weiterhelfen, da Deine Erlebnisse auf dieses Trauma aufbauen.
Und wenn Du das wieder verarbeitest hast, lösen sich andere Probleme vielleicht leichter ?

Auch im Hinblick auf Deine Mutter, könnte Euch das wieder ein Stück näher zusammenbringen .
Sehr wahrscheinlich war Deine Mutter wohl anscheinend mit dieser Situation auch völlig überfordert.

Im übrigen ist eine Anzeige Deinem damaligen Freund gegenüber noch nicht verjährt, aber ich weiß nicht, ob Dir das im Moment helfen würde, zuerst solltest Du wieder an Kraft gewinnen.
In Gedanken nehme ich Dich mal herzlich in die Arme und wünsche Dir alles Gute ,

viele liebe Grüße,

Silence
 
Hallo Silence,
es gab eine Gerichtsverhandlung wegen dieser Sache. Die Polizei in Freiburg hat ihn ja damals aus meiner Wohnung geholt und ich war im Krankenhaus. Die Caritas, sorry, aber da gehe ich nie wieder hin. Die haben mir damals in Freiburg erzählt, dass ich keine Rechtsberatung bräuchte und daraufhin bin ich alleine zu dem Gerichtstermin gegangen und habe vor lauter Angst auch noch Dinge, die ich bei der Polizei ausgesagt hatte widerrufen. Ich kam bestimmt nicht glaubwürdig rüber. Er kam mit einer Geldstrafe davon.
Ich kann nur einfach den Satz: "Es ist Ihnen doch nichts passiert. Sie haben doch alles was man braucht nicht mehr hören." Ich habe eine Wohnung bei meinen Eltern im Keller, meine Eltern haben zwar auch kapiert, dass sich nichts von heute auf morgen ändert, aber meine Mutter leidet ständig mit mir mit. Die Tat an sich ist nicht mehr das Problem. Es sind die Folgen und die Unfähigkeit der Behörden mit dem Fall umzugehen. Keiner war bereit mich mal zu beraten. Überall wurde ich weggeschickt. Mir ist körperlich vielleicht nicht viel passiert, aber mein Leben ist im Arsch. Das zählt aber nicht. Stellt euch vor meine Eltern wären nicht und stellt euch vor Stefan hätte mich damals nicht aufgenommen. Ich säße heute noch tiefer in der Tinte und immer noch rührt sich keiner.
Das Arbeitsamt verweigert einem sogar ein Gutachten. Ich nehme ganz stark an, dass solch ein Gutachter genau gewusst hätte dass ich diese Anträge stellen kann und vielleicht endlich mal irgendwelche sinnvollen Dinge in Gang gebracht hätte.
Vielen Dank, dass ihr mich jetzt nicht hängen lasst. Drückt mir mal die Daumen, dass sich der weiße Ring auf meine Email meldet. Ich traue mich schon gar nicht mehr persönlich zu solchen Stellen hin.
 
wenn du in deutschland nicht sämtlichen ämtern, unis, ärzten und allen anderen institutionen den hilfsweg glasklar und hartnäckig vorgibst, wirst du lediglich abgewimmelt und nichts passiert. das arbeitsamt wird dir keine beratung oder hilfe zuteil werden lassen, die mitarbeiter verwalten lediglich und haben keinerlei engagement oder interesse daran tätig zu werden. ebenso die unis - die älteste tochter meines lebensgefährten studiert in süddeutschland und wenn sie sich nicht von anfang an hätte anwaltlich beraten lassen - da sind dinge vorgefallen, die absolut katastrophal sind und zeigen, dass die struktur und verwaltung der besagten uni marode und auch mitarbeiter absolut unfähig und unwillig sind - hätte man sie sofort ohne mit der wimper zu zucken rauskatapultiert. vielleicht gibt's ja doch härtefallregelungen, oder aber wartezeiten, die dir angerechnet werden. ich würde mich in jedem falle anwaltlich beraten lassen und die unis auf den pott setzen.
ich wünsche dir auch, dass du infos vom weissen ring bekommst. in deiner situation ist es meines erachtens wichtig, dir sehr viel unterstützung zu suchen bzw. dich breiter aufzustellen, aber mit den richtigen leuten.
ich würde dir ebenso wie silence empfehlen, dich im internet nach einer klinik spezialisiert auf traumata zu erkundigen und dich direkt bei dieser klinik zu melden. ich glaube, dass ein klinikaufenthalt für dich hilfreich sein könnte und man dir dort helfen kann. in süddeutschland gibt es die Hardtwaldkliniken 1 und 2, die (bzw. nur Nr. 1) sind meines wissens auch auf deine problematik spezialisiert. sonst erstreckt sich mein klinikwissen lediglich auf norddeutschland.

drück' dir die daumen!
 
Hallo,

wenn du Druck auf Behörden und Institutionen machen willst, mußt du persönlich dort entscheiden.

Ich kann dir nur den Rat geben, stets das Gespräch zu suchen.

Vielleicht suchst du dir die Adresse von der Kontaktstelle des Weißen Rings in deiner Nähe heraus und gehst einfach hin.

Meine Tochter(hat in Bremen und Hannover Jura studiert)meint, wenn du an der Uni und den zuständigen Institutionen etwas erreichen willst, mußt du sehr hartnäckig sein und überall selber aufschlagen. Dazu wäre eine Begleitung in Form eines Helfers (z. B. vom Weißen Ring) sehr empfehlenswert.

Außer der Caritas gibt es ja auch noch das Diakonische Werk. Auch eine gute Anlaufstelle.

Ich wünsche dir viel Glück und hoffe sehr du bekommst bald Hilfe!
 
Vielen, vielen Dank für den Tipp mit dem weißen Ring. Ich habe mich dazu durchgerungen einfach anzurufen und bin endlich mal nicht abgewimmelt worden. Außerdem wurde ich ernst genommen und bekomme jetzt endlich Hilfe!!! Sieht endlich so aus, als bekämen wir die Karre doch noch aus dem Dreck gezogen.
@ Clara: also das mit den Unis und so kenne ich. Die Uni ist kein Problem mehr. Die zeigt sich willig. Ich habe der Frau einfach schonungslos ins Gesicht gesagt was mir passiert ist und dass es eine Frechheit ist, dass jemand der beim Ficken nicht aufgepasst hat sofort zum Studium zu gelassen wird und noch einen Kindergartenplatz an der Uni kriegt. Wenn man aber unverschuldet auf die Fresse kriegt wird man behandelt wie ein Aussetziger und kriegt überall noch in den Arsch getreten. Sie solle sich bitte mal vorstellen wie man sich fühlt wenn einen der Lebensgefährte krankenhausreif prügelt und würgt. Hat aber auch wieder an meinen Kraftreserven gezehrt. Allerdings verschwand dann das gehässige Grinsen und jetzt habe ich schriftlich, dass ich diesen Antrag stellen kann und bekam auch ein paar Tipps was in mein Schreiben rein muss.
Fürs Arbeitsamt kriege ich jetzt Unterstützung und einen Traumatologen habe ich jetzt auch empfohlen bekommen. Ich hatte nämlich nur eine Verhaltenstherapie.
Noch mal vielen, vielen, vielen Dank für eure liebe Unterstützung.
 
Hallo Randale,

gut gemacht!

Deine Wortwahl gegenüber der Dame von der Uni ist zwar etwas sehr krass - aber anscheinend warst du da ja mit erfolgreich.

Alles Gute für dich!
 
Ja, die Wortwahl war Absicht. Schockieren ist oft der Weg, der einen zum Ziel bringt. Aber das geht auch nur bei so Weicheiern. Die Arbeitsamttanten sind meist härter und die interessiert das einfach nicht.
 
...die vom Arbeitsamt sind einfach nur daran interessiert dich so schnell wie möglich mit dem geringsten Kostenaufwand wieder los zu werden...
 
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Ja, das merke ich immer wieder. Eine Freundin von mir arbeitet dort als Beraterin und nimmt ihren Job ernst und hat immer wieder Probleme mit ihren Kollegen, weil die sich beschweren, dass sie so viel Aufwand für die arbeitsfaulen Leute betreibt und der Mehraufwand sich angeblich auch auf andere Vermittler auswirkt.
 
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