Liebe ohne Ende?

AW: Liebe ohne Ende?

Lieber Hessejames!

"Die unerfüllten Lieben haben den Vorteil, man könnte sein ganzes Leben lang glauben, sie wären die größten gewesen..."

...den Satz habe ich mal gehört und ich denke, er sagt viel aus. Du nährst dieses Gefühl, WEIL sie unerfüllt ist. Dadurch nimmt es mehr Raum ein, als ihm zusteht.

Wenn Du früher nicht der richtige Partner für sie gewesen bist, warum solltest Du das heute sein? Die Beziehung hat damals nicht funktioniert - heute würde sie es höchstwahrscheinlich genausowenig - denn die Gründe, die sie offenbar hatte, wären ja heute auch noch da, oder?

Ich hätte da noch einen zweiten Satz auf Lager, der auch treffend für das Problem bzw. für die Lösung ist:

"Glücklich ist, wer vergisst, was doch nicht zu ändern ist..."

Reife heißt, aus jeder Situation das Beste rauszuholen. Was Dich am Leben und Lieben hindert, ist die Vergangenheit. Du kannst sie definitiv nicht ändern. Warum willst Du die nächsten Jahre vielleicht noch alten Gefühlen nachhängen?

Sie hindern Dich am klaren Blick, am JETZT. Sie sind hemmend, sie engen Dich in Deinem Handlungs- und Gefühlsspielraum ein. Solange Du diesen Gefühlen Macht gibst, wirst Du steckenbleiben und nicht weiterkommen, Dich im Kreis drehen...

Es engt Deinen Focus ein, nimmt Dir den totalen Lebensgenuss, magst Du Dich davon nicht freimachen?

DU bist Herr über Dein Leben, solange Du Dich von der Vergangenheit manipulieren und beherrschen lässt, bist Du nicht frei in Deinen Entscheidungen.

Wenn Du das als Gefühle aus der Vergangenheit erkannt und ihnen den Platz zugewiesen hast, der ihnen zusteht (nämlich heftig, aber vorbei), dann bist Du frei. Leben heißt auch, immer weiterzugehen.

Liebe Grüße
Reinfriede
 
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AW: Liebe ohne Ende?

Liebe Reinfriede,

bin sehr beeindruckt und bewegt über Deine Ausführungen und spüre eine tiefe Wahrheit und Ernsthaftigkeit in Deinen Worten - dafür zunächst meinen Dank!

Lieber Hessejames!

"Die unerfüllten Lieben haben den Vorteil, man könnte sein ganzes Leben lang glauben, sie wären die größten gewesen..."

Ich habe mit meiner Antwort so lange gezögert, weil ich über den Begriff 'unerfüllt' nachgedacht habe. Für mich waren diese mehr als 5 Jahre keinen Moment lang unerfüllt - auch nicht unter dem Aspekt der unterschiedlichen Wahrnehmung unserer beider Gefühle. Wir haben sehr viel zusammen unternommen, gemeinsame Urlaube erlebt und auch im Alltag eine - für mich - wunderschöne Vertrautheit entwickelt. Wie gesagt, meine Wahrnehmung. Warum also unerfüllt?
Dann noch der 'Vergleich' zu vorherigen Beziehungen. Auch hier bin ich heute noch der Überzeugung - das war mein Beziehungs-Highlight. Ich war erfüllt und glücklich, mit den kleinen Einschränkungen charakterlicher Unterschiede, versteht sich von selbst.

...den Satz habe ich mal gehört und ich denke, er sagt viel aus. Du nährst dieses Gefühl, WEIL sie unerfüllt ist. Dadurch nimmt es mehr Raum ein, als ihm zusteht.
Wenn Du früher nicht der richtige Partner für sie gewesen bist, warum solltest Du das heute sein? Die Beziehung hat damals nicht funktioniert - heute würde sie es höchstwahrscheinlich genausowenig - denn die Gründe, die sie offenbar hatte, wären ja heute auch noch da, oder?

Nein, das würde sie ganz sicher nicht - 100% Deiner Meinung! Da fällt mir eine schöne Geschichte ein: Treffen sich zwei Freunde. Meint der Eine: Und, hast du nun deine Traumfrau gefunden? Meint der Andere: ja, ......leider war sie auf der Suche nach ihrem Traummann!
Du siehst, ich versuche das alles schon zu reflektieren.


Ich hätte da noch einen zweiten Satz auf Lager, der auch treffend für das Problem bzw. für die Lösung ist:

"Glücklich ist, wer vergisst, was doch nicht zu ändern ist..."

Reife heißt, aus jeder Situation das Beste rauszuholen. Was Dich am Leben und Lieben hindert, ist die Vergangenheit. Du kannst sie definitiv nicht ändern. Warum willst Du die nächsten Jahre vielleicht noch alten Gefühlen nachhängen?
Sie hindern Dich am klaren Blick, am JETZT. Sie sind hemmend, sie engen Dich in Deinem Handlungs- und Gefühlsspielraum ein. Solange Du diesen Gefühlen Macht gibst, wirst Du steckenbleiben und nicht weiterkommen, Dich im Kreis drehen...
Es engt Deinen Focus ein, nimmt Dir den totalen Lebensgenuss, magst Du Dich davon nicht freimachen?
DU bist Herr über Dein Leben, solange Du Dich von der Vergangenheit manipulieren und beherrschen lässt, bist Du nicht frei in Deinen Entscheidungen.
Wenn Du das als Gefühle aus der Vergangenheit erkannt und ihnen den Platz zugewiesen hast, der ihnen zusteht (nämlich heftig, aber vorbei), dann bist Du frei. Leben heißt auch, immer weiterzugehen.

Das, meine liebe Reinfriede ist genau das Problem. Melancholie ist ein sicher temporär reizvoller Gemütszustand, ohne Frage. Ich spreche hier aber von einer emotionalen Durchdringung, die ich noch nie - auch nicht ansatzweise so erlebt habe. Ich öffne meine Autotür - ein beliebiges Bild taucht von ihr bzw. einer gemeinsamen Situation auf. Ich sehe einen Blatt, ein gackerndes Huhn oder den Rhein - wieder ist sie da. Und wenn du nun diese Bilder und Situationen hunderte, tausende Male in den banalsten Situationen erlebst und dich immer wieder fragst - wo kommen nur diese Millionen vermeindlich vergessenen Schnappschüsse her - dann sei die Frage tatsächlich erlaubt - war diese Liebe etwas ganz Besonderes? Wehmütigs Festhalten fühlt sich für mich jedenfalls anders an. Ich würde nichts lieber haben als einen Schalter im Kopf, der mich meine gescheiterte Beziehung vergessen und auf meine neue Beziehung konzentrieren ließe, glaube mir! Die Bilder sind von einer so schmerzhaften Schönheit und Intensität, daß es mir sehr oft die Tränen in die Augen treibt. Du siehst, es ist nicht so einfach!

Auch Dir liebe Grüße
Hessejames
 
AW: Liebe ohne Ende?

Lieber Hessejames!

Ich habe mit meiner Antwort so lange gezögert, weil ich über den Begriff 'unerfüllt' nachgedacht habe. Für mich waren diese mehr als 5 Jahre keinen Moment lang unerfüllt - auch nicht unter dem Aspekt der unterschiedlichen Wahrnehmung unserer beider Gefühle.

Für mich bedeutet der Begriff "unerfüllt" nur, dass diese Liebe nicht gelebt werden kann, dabei ist egal, ob sie das mal wurde oder nicht.

Ich sehe das auch so ähnlich wie den vorzeitigen Tod eines Partners. Da bleibt auch eine Liebe, die in den Zustand der Unerfüllbarkeit wechselt. Der Partner wird auf ein Podest gehoben und nichts und niemand kommt mehr an diese Liebe heran.

Meine Großmutter hatte meinen Grovater um 35 Jahre überlebt. Bis zu ihrem Tod war er eigentlich ständig "da". Er stand auf einem Podest und kein Mann hätte ihm je das Wasser reichen können.

Liebe, die nicht gelebt werden kann, bleibt einfach etwas Besonderes. Weil keine Reflexion des Partners stattfindet, die unter Umständen auch ein Korrektiv sein könnte. D.h. man lebt in seiner eigenen Vorstellung dieser Liebe und seiner (und oft idealisierten oder romantisierten) Sicht des Partners.

Das, meine liebe Reinfriede ist genau das Problem. Melancholie ist ein sicher temporär reizvoller Gemütszustand, ohne Frage. Ich spreche hier aber von einer emotionalen Durchdringung, die ich noch nie - auch nicht ansatzweise so erlebt habe. Ich öffne meine Autotür - ein beliebiges Bild taucht von ihr bzw. einer gemeinsamen Situation auf. Ich sehe einen Blatt, ein gackerndes Huhn oder den Rhein - wieder ist sie da. Und wenn du nun diese Bilder und Situationen hunderte, tausende Male in den banalsten Situationen erlebst und dich immer wieder fragst - wo kommen nur diese Millionen vermeindlich vergessenen Schnappschüsse her - dann sei die Frage tatsächlich erlaubt - war diese Liebe etwas ganz Besonderes? Wehmütigs Festhalten fühlt sich für mich jedenfalls anders an. Ich würde nichts lieber haben als einen Schalter im Kopf, der mich meine gescheiterte Beziehung vergessen und auf meine neue Beziehung konzentrieren ließe, glaube mir! Die Bilder sind von einer so schmerzhaften Schönheit und Intensität, daß es mir sehr oft die Tränen in die Augen treibt. Du siehst, es ist nicht so einfach!
Lieber Hessejames, ich glaube Dir aufs Wort, dass das nicht einfach ist. Eine Liebe und damit einen Menschen zu verlieren bzw. sie nicht leben zu können ist wohl eines der schmerzhaftesten Dinge neben dem Tod, die wir erfahren können.

Ich hab mir oft überlegt, warum das so schmerzhaft ist, wo da der Sinn drin liegt...manchmal kam ich dann zu dem Schluss, dass es wahrscheinlich so sein muss, damit wir lernen, den anderen zu schätzen. Und mit "den anderen" meine ich nicht den verlorenen Partner, sondern die zukünftigen Partner.

Vielleicht gibts auch andere Gründe, ich weiß es nicht.

Leben heißt auch, ständig Abschied nehmen zu müssen, manchmal weiß man das schon länger, manchmal kommt das plötzlich. Und vielleicht muss man lernen, das zu akzeptieren und trotzdem zu überleben.

Wenn man sich das Leben so ansieht, da ist das fast ein Gesetz, dass wir immer wieder neue Menschen kennenlernen und andere loslassen müssen, sei es durch Trennung oder Tod. Das sind zwei Pole - das eine ist neu und aufregend, das andere ist schmerzhaft. Das ist der Fluss des Lebens, der ständig stattfindet - und den wir, auch wenn wir an unsere Omnipotenz glauben, in Wahrheit nicht aufhalten können.

Ich weiß nicht, wie es Dir dabei ergeht, ich kann nur für mich sprechen: Wann immer ich gedacht habe, ich könnte mich gegen den Fluss des Lebens stemmen, ging es mir total schlecht.

Erst wenn ich Dinge akzeptiert hatte, auch wenn sie noch so schmerzhaft waren, ging es aufeinmal wieder bergauf.

Bei Beziehungen hatte mir der weise Spruch dabei oft sehr geholfen:

"Was nicht zu Dir gehört, kannst Du nicht halten....was/wer für Dich wichtig ist, kommt immer wieder."

Loslassen und dem Fluss des Lebens vertrauen. Vielleicht wäre es leichter für Dich, wenn Du den Gedanken sympathisch finden könntest, dass es völlig egal ist, was kommt - es wird "richtig" sein.

Wenn sie wichtig für Dein Leben ist, dann kommt sie wieder. Ist sie es nicht, kannst Du auch mit den Gedanken an sie nichts dran ändern. Ergo ist es völlig sinnlos, an sie zu denken.

An wen Du denkst, bestimmst Du. Auch wenn es scheinbar anders ist, auch wenn "sie" sich scheinbar in jeder Kleinigkeit zeigt - letztendlich bist es DU, der diese Gedanken erzeugt und am Leben hält.

Eine Trennung tut weh, verdammt weh, dagegen kann man sich nicht wehren. Aber wie lange es weh tut, das bestimmst in letzter Konsequenz Du selbst. Denn nur DU hast die Macht, darüber zu entscheiden, ob Du Dich noch länger quälen möchtest oder ob Du Dich von diesen Gedanken befreien möchtest.

Wenn Du sie in verschiedenen Situationen wahrnimmst, so kannst Du das auf verschiedene Arten betrachten:

Du kannst es als "Beweis" nehmen, dass die Liebe so groß war/ist.
Du kannst es als Hinweis betrachten, dass Du einseitig noch an ihr hängst.
Du kannst es als Hinweis sehen, dass Du zuwenig in die Zukunft blickst.
Du kannst Dich darüber freuen.
Du kannst Dich darüber ärgern.
Du kannst zu diesen Bildern sagen: Lasst mich endlich in Ruhe, ich will wieder mein Leben haben.
Du kannst über diese Bilder lachen.
Du kannst....

Verstehst Du, es ist DEINE Entscheidung, wie Du mit diesen Bildern umgehst, wie Du sie interpretierst, WIE Du sie siehst und deutest.

Die Bilder haben genau DIE Macht, die DU selbst ihnen gibst. Nicht mehr und nicht weniger. Du bist der Herr Deiner Gedanken, Du steuerst sie und Du entscheidest, wer oder was bei Dir auftaucht - durch die Aufmerksamkeit, die Du ihnen schenkst.

Energie folgt immer der Aufmerksamkeit - ist sie bei Dir auf SIE gerichtet, werden die Bilder auch immer da sein. Und das ist ein Teufelskreis, der sich selbst immer wieder bestätigt. Durch das Auftauchen der Bilder wirst Du in der vermeintlichen Annahme bestätigt, dass sie Aufmerksamkeit verdienen.

Und aussteigen aus diesem Kreislauf kannst nur Du selbst.

Lieber Hessejames, ich möchte Dir nix einreden, denn die Entscheidung liegt sowieso bei Dir selbst. Aber wenn ich in so einer Situation stecken würde (oder sagen wir mal so, ich war da schon mal drin), dann würde ich mir überlegen, ob ich mir mein Leben so verpatzen lassen möchte von jemanden, oder ob ich wieder selbst Chef sein möchte.

Ob ich einem Gespenst wirklich soviel Macht über mich selbst geben möchte, oder ob ich wieder fröhlich, frei und unbehindert leben möchte.

Und WENN ich mich entscheiden würde, wieder ich selbst zu sein und mein Leben frei zu genießen, dann wäre das weitere nur noch eine Kleinigkeit. Denn wenn die Entscheidung mal tatsächlich gefallen ist, sind die Bilder nur noch lästig. Und verschwinden nach ein paar Versuchen, mich in die Vergangenheit zurückzuholen, weil ICH das nicht mehr will.

Liebe Grüße
Reinfriede
 
AW: Liebe ohne Ende?

Liebe Reinfriede,

wieder habe ich einige Tage über Deine Antwort nachgedacht - wobei 'nachgedacht' nicht ganz richtig ist. Ich habe viel mehr Deine Worte in mir wirken lassen ohne sie mit dem Kopf zu bewerten.

Etwas in mir ist ruhiger geworden und hat losgelassen - hoffentlich für immer. Die Bilder sind zwar noch da, sie schmerzen aber nicht mehr, sind eher wie Szenen aus einem anderen Leben.

Du hast natürlich völlig Recht. Sich gegen den Fluß des Lebens zu stellen und an Vergangenem festzuhalten ist schmerzhaft und nicht sehr weise. Es ist aber menschlich und gehört zu mir wie meine Freude und meine Empfindungsfähigkeit. Nicht loslassen können ist tatsächlich eine lebenslange Herausforderung und in diesem Falle besonders perfide. Schon verrückt, welche Schmerzen schöne Erinnerungen auslösen können.

Ich danke Dir jedenfalls für Deine Worte und die ruhige Erkenntnis, die diese in mir ausgelöst haben. Du bist ein besonderer Mensch, das steht für mich fest!

Liebe Grüße
Hessejames

P.S.: wenn's mich dann doch mal wieder mal einholt, melde ich mich - ok?
 
AW: Liebe ohne Ende?

Liebe Eberesche!

Dankeschön für Deine Worte!:kiss4:

Lieber Hessejames!


Du hast natürlich völlig Recht. Sich gegen den Fluß des Lebens zu stellen und an Vergangenem festzuhalten ist schmerzhaft und nicht sehr weise. Es ist aber menschlich und gehört zu mir wie meine Freude und meine Empfindungsfähigkeit. Nicht loslassen können ist tatsächlich eine lebenslange Herausforderung und in diesem Falle besonders perfide. Schon verrückt, welche Schmerzen schöne Erinnerungen auslösen können.

Als mich damals noch manchmal die Erinnerungen gequält hatten, habe ich beschlossen, ihnen eine schöne (in meinem Fall rosane :)) Schatztruhe zu bauen. In Gedanken. Und da kamen diese Erinnerungen hinein und die Truhe wurde geschlossen. Sie bekam einen ganz besonderen Platz in meinem Herzen. Schön, heftig, aber vorbei und "in der Kiste".

Die Erinnerungen, die gehören Dir, sie kann Dir keiner wegnehmen. Du kannst sie wie einen Schatz hüten, aber schließe sanft die Truhe. Dann werden sie friedlich.

P.S.: wenn's mich dann doch mal wieder mal einholt, melde ich mich - ok?
Gerne!

Liebe Grüße und toi, toi, toi
Reinfriede
 
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AW: Liebe ohne Ende?

Liebe Reinfriede,

ich weiß nicht wie es kommt - aber seit Deinen Zeilen ist der Schmerz verschwunden. Die Bilder tauchen zwar ab und zu noch auf - aber ohne dieses quälende Verlangen nach ihr.

Es ist nur noch wie ein Echo aus vergangener Zeit.

Ich weiß allerdings nicht, ob ich nach dieser schmerzhaften Erfahrung die verbleibende Erinnerung noch in irgend einer Form kultivieren möchte. Dieses starke Liebesgefühl paßt in keine Schachtel und vielleicht gibt es auch Dinge im Leben, die nicht konserviert werden sollten.

So lasse ich die Zeit weiter für mich wirken und warte ab was bleibt.

Nochmals danke für Deine Worte und auch für Dich alles Liebe.

Hessejames
 
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