...mal unter uns

Hortensie

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14 Mai 2004
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So, ich hab´mir das mal rausgepickt, weil es mich ...irgendwie traurig, aber auch ein wenig verständnislos macht.
Es kommt aus dem Thread: Bin ich normal.
Ich wollte kein off-toppic in den Thread bringen, deshalb hier unter uns.
Ich marker mal kurz, wo ich stutzig wurde
freckle schrieb:
Ich bin hier auch relativ neu und eben über dieses Thema gestoplert - und sehr froh, dass jemand mal diese Frage stellt: "Bin ich normal?"

Es ging und geht mir genauso. Im Kindergarten habe ich lieber stundenlang im Sandkasten gesessen und Steine aus dem Sand gesiebt und gesammelt, anstatt mit den anderen zu spielen. In der Schule fiel es mir schwer, Anschluss zu finden. "Freunde" hatte ich nur Phasenweise - Halbwertzeit ein paar Wochen. Darunter war nie jemand, zudem ich Vertrauen gewonnen hätte oder mit dem ich länger hätte befreundet sein wollen. Nicht zuletzt, weil ich einfach über andere Dinge nachgedacht habe oder einfach anderes Zeug im Kopf hatte, worüber ich mit Gleichaltrigen nicht reden konnte. Deswegen wurde ich sogar einige Jahre gemobbt, weil mir Themen wie Ethik und Religion in der Schule Spaß gemacht haben und die Diskussionen mit den Lehrern für mich eine echte Erfüllung waren, wärend alle anderen lieber Zettelchen schrieben oder einfach nur abgekotzt haben. Das hat mich ziemlich ins Aus manövriert. Ich habe mich für andere Filme, für andere Musik etc. interessiert. Irgendwann habe ich total in meiner eigenen Welt gelebt und niemanden mehr für voll genommen. Wenn ich nicht einige wenige Menschen gekannt hätte, mit denen ich mit gut verstanden habe, wäre ich wohl völlig abgedreht. Und auch heute geht es mir nicht anders. Es gibt sooo viele Idioten, die den Horizont einer Erdnuss haben und gerade deswegen glücklich sind und einfach Anschluss finden. Oder die einfach oberflächlich und unsympathisch sind. Leute, deren Leben aus Party und Schwachsinn besteht - oder die total langweilige Uni-Streber sind, die ebenfalls mit Tunnelblick durch die Welt gehen. Wenn ich nicht vor einigen Jahren meinen heute besten Freund getroffen hätte, wäre mir der Glauben an die Menschheit echt abhanden gekommen. Ihm geht es genauso. Mittlerweile denke ich, dass es überall auf der Welt verstreut besondere Menschen gibt, die einfach mehr "sehen", wahrnehmen, differenzierter denken und verknüpfen, die Fragen stellen und denen auffällt, dass viele Dinge nicht das sind, was sie scheinen. Erkenntnis kann ein Segen und ein Fluch sein, vor allem wenn man unter Blinden weilt. Es geht auch nicht um Intelligenz im Einzelnen, sondern um das besondere Wesen an sich. Es geht um "feine Antennen" und den "anderen Blick" auf die Dinge. Ich habe die Fähigkeit, hinter den Spiegel zu schauen - anders kann ich es nicht ausdrücken. Und das macht mich sehr einsam, weil ich mich kaum mitteilen kann, weil kaum jemand nachvollziehen kann, was ich meine. Aber es tröstet mich zu wissen, dass es mehr da draußen gibt, die "anders" sind. Und wenn man sich dann trifft, ist es plötzlich das "Normalste" von der Welt - alles wird klar und man fühlt sich angenommen und ok. Vielleicht fehlt dir diese Erfahrung. Mir hat es geholfen, mich eher zu akzeptieren. Damit zu leben, dass ich mit 98% meiner Mitmenschen nichts anfangen kann. Dass sie für mich wie Objekte sind, mit denen ich nichts verbinde und zu denen ich keinen Zugang finde. Und dass ich einfach anders bin. Sicher, das macht vieles schwer, aber um so schöner ist es, jemandem zu begegnen, dem es ähnlich geht - und authentisch geblieben zu sein.

Außerdem: "normal" ist doch im Grunde genommen immer nur ein Durchschnittswert, der kleinste gemeinsame Nenner einer Gesellschaft. Note 3 - befriedigend. Und wer will schon eine Drei sein? ;o)
All diese Aussagen finde ich ziemlich von oben herab.
Warum sollte ich Durchschnittsnormalo, mich mit solchen Leuten abgeben? ...öhm, ja Entschuldigung, die geben sich ja mit mir nicht ab. Mein Vorteil ist also, dass ich nicht einsam bin. Normal oder blöd, aber nicht einsam. :banane:
Da frage ich mich doch, was ist jetzt besser? Weil darum geht es in dem Post ja! Etwas besseres sein, als andere. Nicht nur anders! Was ja normal wäre.
Genau, DAS ist es, was mich stört.
Aber ja, an der Einsamkeit sind die anderen schuld. Die sind ja zu blöd für einen.
Einsamkeit ist traurig, aber wenn ich solche Posts lese, fällt mir nur mehr wieder ein: Jeder ist für sein Leben selbst verantwortlich.
Ich finde es relativ niveaulos, wenn jemand, der ein so differenziert denkender Mensch ist, und dazu noch ein besonderes Wesen, Menschen, die nicht diese Fähigkeiten haben beleidigt.
Da mag manchmal der Horizont nicht weit reichen, aber es ist eine Herzlichkeit da, die man nicht mit etwas anderem aufwiegen kann.
Und genau das fehlt mir in dem Posting: HERZ!
Jetzt habe ich auch mein Fazit.
Besser dumm oder Durchschnitt, mit Herz, als
intelligent oder besonders ohne Herz;
denn das macht einsam.
Nicht besonders ernst nehmen, weil ich hab grad massig zu tun, kann mich aber nicht aufraffen und muss mich mal auslassen :nudelwalk
Damit soll nicht gemeint sein, dass alle etwas weniger Intelligenteren nett sind und alle Intelligenten von oben herab. Nur, das war, was mir zu dem Posting gerade mal so einfiel.
Bis denne
Eberesche
 
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Liebe Eberesche!

Mir ging es beim Lesen der markierten Stellen genauso - allerdings empfinde ich tiefes Mitleid mit dem Schreiber.

Denn das, was da steht, klingt sehr verbittert, ich denke, der Schreiber dürfte noch relativ jung sein und da ist es doppelt schlimm, wenn bereits so ein Absolutheitsdenken herrscht.

Es sieht aus, als wäre das Posting in einer Phase der Wut geschrieben worden, so wirkt es auf mich.

Es gibt eine Bachblüte, die dieses Thema innehat - die Nr. 34, Water Violet oder die Blüte der "isolierten Überheblichkeit" - da schaufeln sich Menschen ihre eigenen Gräben um sich, weil sie denken, sie wären zu gut für den Rest der Menschheit.

Wenn man weiterschaut, woher dieser Glauben kommt, sieht man manchmal in einen Abgrund. Mütter, Väter, die ihren Kindern Leistungsdenken eintrichtern, sie so erzogen haben, dass sie nur etwas wert sein, wenn sie besonders gut, besonders hervorragend sind, legen die Schiene für diesen Zustand, in dem man sich selbst in Wahrheit am wenigsten genügt. Und das dann, um die vermeintliche Sicherheit zu gewinnen, doch zu genügen - nach außen verlegt.

Wenn "die da draußen" alle schlecht sind, muss ich ja gut sein, zumindest ein bisschen....

Ist sicher kein angenehmer Zustand, die selbstgeschaffene Isolation. Doch ich denke, dahinter steckt ein sehr verunsicherter Mensch, der es sich nicht leisten kann, Schwäche zu zeigen, denn das würde schmerzen....

Liebe Grüße
Reinfriede
 
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Tja, was MIR am meisten Angst an diesem Beitrag macht, ist, dass mich besagte Person vermutlich akzptieren würde ^^
Ich kenn einige Gedanken, aber längst nicht alle davon.

Leider bin ich ebenfalls "anders" und komme mit anderen nicht besonders gut zurecht - das schiebe ich aber auf andere Interessen zurück. In diesem Sinne hoffe ich, während dem Studium Leute kennenzulernen, deren Interessen ähnlicher sind. Die Wahrscheinlichkeit zumindest ist da.

Schlimm finde ich es, wenn jemand, nur weil er andere nicht versteht, über diese Mensch hinwegsieht. Bei vielen Gleichaltrigen stört mich ihre Oberflächlichkeit, aber ich habe oft genug die Erfahrung gemacht, dass die wenigsten so oberflächlich sind wie sie erscheinen. Es mag ein regelrechtes Gerangel und sich gegenseitig platt machen sein, aber wen es ernst wird, zeigen die meisten von ihnen Mitgefühl und Hilfsbereitschaft.

Allerdings verstehe ich, dass man sich ins "anders sein" flüchtet. Es gibt nämlich auch die alternativen Gedanken, "nichts wert zu sein" - da ist die Andersartigkeit wie ein Rettungsring, an dem man sich klammern kann - "Ich bin eben anders".
Doch beunruhigend ist es, wenn man in dem "anders sein" gleich ein "besser sein" sieht:
Damit zu leben, dass ich mit 98% meiner Mitmenschen nichts anfangen kann. Dass sie für mich wie Objekte sind, mit denen ich nichts verbinde und zu denen ich keinen Zugang finde.
Wenn für jemanden andere Menschen "Objekte" sind, dann habe ich dafür kein Verständnis.
 
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