Beurteilungen von Menschen

Die Suchende

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28 Oktober 2005
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242
Hallo Ihr Lieben,

habe mir mal so meine Gedanken gemacht... Wie kommt es eigentlich, dass wir als Menschen immer so gerne dazu neigen, unsere Umwelt zu bewerten und damit gleichzeitig auch häufig zu verurteilen? Ich meine, wir sehen zum Beispiel eine Handlung eines anderen Menschen, und gleich sagen wir uns, die Handlung ist gut, die Handlung ist schlecht. Was ja eigentlich okay ist, denn das wäre Reflektion. Aber dann übertragen wir die Handlung auf den Menschen. Und schon sagen wir: er ist ein schlechter Mensch, weil er dieses getan hat - oder ich kann ihn nicht leiden, weil er jenes getan hat.

Also, mir ist aufgefallen, dass diese Denkabläufe so automatisch verankert sind, dass es einem sehr spät auffällt, dass man in dieser Schiene läuft.

Warum machen wir das? Haben wir nicht genug mit uns zu tun, wollen wir von uns selbst ablenken? Wie ergeht es euch denn?

Alles Gute.
 
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Liebe Suchende!

Ich glaube, wir verurteilen dann besonders empört, wenn wir das, was "andere" machen, in uns selbst total ablehnen.

Dahlke spricht z.B. von den Schattenanteilen, den wir am anderen wahrnehmen statt in uns selbst.

Wie könntest Du z.B. jemanden als "geizig" bezeichnen, wenn Du dieses Gefühl noch nie bei Dir selbst verspürt hättest? Dann wüßtest Du ja gar nicht, was das ist ;)

Aber, weil unsere selbst auferlegte Moral uns sagt: Es ist nicht gut, geizig zu sein, lehnen wir diesen "Charakterzug" ab. Und was wir ablehnen, bemerken wir umso stärker an den anderen....

Und nun - es kann nicht sein, was nicht sein darf - "urteilen" wir, um uns immer wieder bewusst zu machen, dass wir DAS nicht sind, wir versuchen uns immer wieder die Bestätigung zu holen, dass das keine Anteile von uns sein können.....

Liebe Grüße
Reinfriede
 
Ich vermute es liegt am vergleichen. Man versucht doch immer sich mit seinem Umfeld zu vergleichen. Wenn wir etwas anders wahrnehmen als wir das von uns kennen verurteilen wir es oft.
Manchmal verurteilen wir auch gerade das, was wir als Schwächen an uns kennen und nicht wahr haben wollen.
Ich widerum verurteile nicht so schnell (oder versuche es zumindest) eben weil ich selbst soviele Schwächen an mir entdecke.
 
Hallo Ihr Lieben !

Verurteilen ist meiner Meinung nach die fehlende Bereitschaft, das Verhalten des anderen als eine Spiegelung meines Selbst anzusehen.

Da es keine Zufälle gibt, sprich ich mich immer mit dem umgebe, was mich in meiner Entwicklung weiterbringt, ist die Konzentration auf den Anderen lediglich ein Ablenkungsmanöver, um mich nicht mit meinen Blockaden, sprich Ängsten auseinandersetzen zu müssen.

Aber auch das Verurteilen ist eine wichtige Lebenserfahrung, die ich, wenn ich sie lange genug erfahren habe, automatisch loslassen werde, weil mir bewusst wird, dass sie mir nicht mehr nützlich ist.

In Liebe

Jan
 
AW: Beurteilungen von Menschen

Es ist doch eigentlich okay das Verhalten anderer zu be- oder verurteilen,das passiert ja umgekehrt auch!Mich kann nicht jeder leiden und ich kann nicht jeden leiden...wir sind alle durch unsere vergangenen Erfahrungen geprägt und jeder weiß selbst was er möchte bzw nicht möchte!
Man hält sich doch instinktiv von Leuten fern von denen man glaubt sie würden einem nicht gut tun,und das ist auch richtig so!Es bleiben am Ende die die mich nehmen können wie ich bin,und eben umgekehrt,und das geht leider nicht immer!Leider bin ich früher eher so ein Duckmäuschen gewesen,wollte es allen recht machen,niemand sollte schlecht von mir denken oder sauer auf mich sein!Irgendwann fing ich dann an doch endlich mal meinen Standpunkt zu vertreten...und mußte feststellen daß ich dann ganz schnell unten durch war.Das hat dann nichts mit wahrer Freundschaft zu tun,darauf kann ich auch verzichten,ich weiß die Menschen zu schätzen die mich so nehmen wie ich bin,auch wenn es nur wenige sind,aber man hat auch seinen inneren Frieden!und über Probleme kann man im Normalfall vernünftig reden!Wenn das nicht möglich ist hat es wohl auch keinen Sinn...
 
AW: Beurteilungen von Menschen

die sozialisation spielt eine große rolle. werte, die während der kindheit geprägt wurden, begleiten uns.

althea
 
AW: Beurteilungen von Menschen

Hallo Ihr Lieben,

habe mir mal so meine Gedanken gemacht... Wie kommt es eigentlich, dass wir als Menschen immer so gerne dazu neigen, unsere Umwelt zu bewerten und damit gleichzeitig auch häufig zu verurteilen? Ich meine, wir sehen zum Beispiel eine Handlung eines anderen Menschen, und gleich sagen wir uns, die Handlung ist gut, die Handlung ist schlecht. Was ja eigentlich okay ist, denn das wäre Reflektion. Aber dann übertragen wir die Handlung auf den Menschen. Und schon sagen wir: er ist ein schlechter Mensch, weil er dieses getan hat - oder ich kann ihn nicht leiden, weil er jenes getan hat.

Also, mir ist aufgefallen, dass diese Denkabläufe so automatisch verankert sind, dass es einem sehr spät auffällt, dass man in dieser Schiene läuft.

Warum machen wir das? Haben wir nicht genug mit uns zu tun, wollen wir von uns selbst ablenken? Wie ergeht es euch denn?

Alles Gute.

Das ist eine sehr gute Fragen, über welche man Seiten schreiben kann!

Ja, es ist wirklich so, wir bewerten die Menschen immer nur nach ihren was haben sie getan- wie sehen sie aus- Faktor! Aber warum machen wir das?
Warum sagen wir das ist schlecht/das ist gut? Das kann doch jeder selbst entscheiden was gut ist oder nicht/was schlecht ist und was unakzeptabel. Aber da mir ein Fehler unterlaufen ist wohl nicht: ich meine natürlich konnte- nicht kann!
In unserer Welt ist das Bild von uns Menschen schon so geprägt, das wir nur auf unseren sozialen Wert schauen und nie auf unser Inneres acht geben. Wir gehen immer nur nach den Gruppenzwang, denn wenn das die Mehrheit sagt wird es wohl die Wahrheit sein. Doch woher wollen die das Wissen- die Mehrheit, sie sind weder Gott noch allwissened. Klar ist es schwer, und es gelingt auf jeden Fall nicht immer, aber ich finde man sollte sein eigenes Bild und seine eigenen Gedanken haben, und zu ihnen auch stehen, klar kann das in unseren sozialen Verhältnissen und in den bei uns wirkenden Gruppenzwang sehr schwer sein, aber warum sollen wir die Meinung anderer Vertreten, obwohl es vllt. nicht unsere Meinung ist? Um besser in der Gesselschaft darzustehen? Eigentlich nichts.
Also ich bin der Meinung man sollte zu seiner Meinung stehen!

Nehmen wir ein Beispiel: Jemand hat irgendwo eingebrochen und sagen wir 10.000€ gestohlen. Auf der einen Seite sagen wir, dass dies schlecht ist, und fragen uns, warum manche Menschen soetwas tun? Aber beachten wir die andere Seite? Nein. Denn die andere Seite könnte sein, dass den sein/e Frau/mann tödlich krank ist und er/sie das Geld für eine Operation brauch? Würden wir dann auch noch, mit schlecht und gut bewerten?


Es ist auch das gleiche mit uns Menschen selbst!
Wir gehen nur nach den Äußeren, ist jemand etwas dicker oder hat nicht die angesagtesten Klamotten, oder nicht genug Geld, kann es passieren, dass dieser von der Gesellschaft verstoßen wird, und das, obwohl wir den Menschen ja nicht einmal richtig kennen, wir kennen ja nur das Äußere und wissen, wie dieser im Inneren ist. Und das ist meiner Meinung nach das Schlimme.


glg Andreas
Ps: Sry, dass der Text "etwas" lang ausgefallen ist!
 
AW: Beurteilungen von Menschen

Schauen ist Schauen ist gedankenloses Wahrnehmen. Sehen in einem tieferen Sinn heißt, hingeschaut und das Geschaute gedeutet zu haben. Jemanden ansehen, ihn als Person ansehen und über ihn nachdenken, bedeutet, dass man sich ihm annähert, sich in ihn hineinversetzt und sich somit für einen Moment der Möglichkeit aussetzt, so zu sein wie er.
Doch ein Austausch zwischen Menschen kann nur dann sinnvoll sein, wenn man den eigenen Blickwinkel mit dem des Gegenübers für einen Augenblick vertauscht und den fremden Blickwinkel mit dem eigenen in Beziehung setzt. Nur wer in der Lage ist, sich selbst mit den Augen des Anderen und den Anderen mit dessen eigenen Augen zu sehen, kann sich unvoreingenommen auf die Wirklichkeit einlassen und sie in ihrer Vielschichtigkeit deuten.

***Eigenwerbung entfernt, halte dich an die Forumsregeln!***
 
AW: Beurteilungen von Menschen

also wie gesagt, bei mir spielen auch die werte eine rolle, die ich mit der erziehung intus bekam.

althea
 
AW: Beurteilungen von Menschen

Hallo,

wir brauchen ein inneres Wertesystem um uns in der Welt, in der wir leben, zurechtzufinden.
Hätten wir es nicht, würden wir immer wieder dieselben Fehler machen und bei jeder Gelegenheit dort stehen wor wir schon etliche Male vorher waren. D.h. wir würden aus unseren Erfahrungen nichts lernen.

Wir leben in einer dualen Welt, d.h. es gibt zu allem ein Gegenstück wie Gut und Böse. Werten heißt nichts anderes als in Gut oder Schlecht einzuteilen und damit für sich Leerläufe zu sparen.

Wenn ich schon einmal auf jemanden reingefallen bin, dem ich Geld geborgt habe und es nicht zurück bekommen habe. Werde ich diese Erfahrung auf die weiteren Geldborgwünsche umlegen und dementsprechend anders handeln. Würde ich nicht werten, würde ich wieder denselben Fehler machen und wieder Geld verlieren.

Die Kunst des Bewertens liegt darin, alle Aspekte in Betracht zu ziehen. Dann geht man immer mehr von der Bewertung hin zum Sehen des Wirklichen.

Um auf das Beispiel Andis zurückzukommen. Wenn einer dick und ungepflegt ist, stoßt das erstmal ab. Wenn man die Hintergründe kennt, relativiert sich alles.
*) Aufgrund einer Krankheit (Cortison) dick und gerade von der Baustelle kommend.
*) Aus Langeweile dick gefressen und zu faul zum Waschen.
*) Wirkt dick, weil unpassend gekleidet und gerade in eine Lacke gestolpert...
:)
 
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AW: Beurteilungen von Menschen

Hallo!
Ich schliesse mich den ersten drei Antwortern an!
Nicht, weil ich keine eigene Meinung habe, sondern weil ich es auch so sehe.
Ich bleibe mal beim Verallgemeinern:
Ich denke, je unzufriedener man mit sich selber ist, desto mehr wertet oder be/verurteilt man andere.
Ich persönlich versuche möglichst vorurteilsfrei auf andere zuzugehen. Wenn ich jemanden kennenlerne ist natürlich direkt eine Sympathie oder Antipathie da, da kann ich nichts machen. Doch da ich mich kenne (ich habe absolut keine Menschenkenntnis) warte ich erst einige Treffen ab um den Menschen näher kennenzulernen.
Erst dann kommt er in die Schublade :ironie:

Jeder Mensch hat ja fast alle Seiten an sich. Ich habe z.B. oft festgestellt, (der Sohn meiner Freundin ist im gleichen Alter wie meine Tochter) dass sie und ich unterschiedlicher Ansicht über Lehrer und Ärzte sind. Es kommt immer darauf an, wie ich mich den Personen nähere. Bestimmte Seiten bekommt meine Freundin nicht zu sehen, und bestimmte Seiten dieser Leute bekomme ich nicht zu sehen. Und es kommt auf die Situation an.
...und Menschen nach ihrem Aussehen zu beurteilen, (ich meine damit nicht, wenn einer ungepflegt ist), finde ich total idiotisch. Ach ja blond....ach ja Punk...ach ja Lehrer...nicht jede Blondine ist dumm ... und nicht jeder Lehrer ist schlau...:clown: ...und unter Punks gibt es auch solche und solche....
LG Penelope
 
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