Generalist, der nie das richtige findet

Harring

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18 September 2014
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Hey meine lieben Leute!
Ich (29) habe mich schon etwas ins Forum eingelesen und gesehen, dass es hier jede Menge Menschen gibt, die nicht so ganz wissen, wo es hingehen soll. Bei mir ist es das Gleiche, das mich fast wahnsinnig macht:

Kaum habe ich eine Ausbildung abgeschlossen, verliere ich jegliches Interesse daran und würde gerne genau das Gegenteil machen.

Nach einer HTL-Ausbildung zum Wirtschaftsinformatiker, habe ich zuerst mit Volkskunde/Musikwissenschaft begonnen. Das war zwar witzig, aber viel zu verhirnt. Daher habe ich eine Ausbildung als Masseur angefangen und gleich wieder abgebrochen. Ich habe einige Zeit als Tontechniker für Live-Veranstaltungen gearbeitet, dann ein Studium in Medientechnik (Bachelor, IT+Grafikdesign) abgeschlossen, daneben als Redakteur und Dokumentarfilmer gearbeitet. Danach folgte ein kurzer Ausflug in die Elektrotechnik, aber nur ein Semester.

Derzeit mache ich ein Master-Fernstudium im Bereich Entwicklungszusammenarbeit, anschließend würde mich etwas in der Richtung Sozialwirtschaft und Soziale Arbeit als Masterprogramm interessieren.

Mein Problem ist, dass ich zwar immer sehr erfolgreich bin in dem, was ich mache, aber eigentlich immer etwas anderes machen wollen würde.

Mich zieht es schon seit längerer Zeit in Richtung Psychotherapie oder Volksschul-Lehramt. Aber ich habe eben die Angst, dass ich, sobald ich noch einmal ein Studium mache, wieder genau das gleiche erleben werde. Desinteresse, die Suche nach etwas Anderem, etc.



Mein Problem scheint zu sein, dass ich zu generalistisch veranlagt bin. Ich interessiere mich für Politik, Biologie, Psychologie, Kunst, Wirtschaft, Technik, Religion, etc.



Auch jeglicher Interessenstest scheint bei mir zu versagen, bin ich zu anspruchsvoll?

Ich hätte gerne einen Job, der mir Abwechslung bietet, die Möglichkeit zu wachsen und der wenn möglich NICHT in der freien Wirtschaft liegt, sondern mehr in Bereichen des Staatsdienstes, bei der ich nicht nur vor dem Rechner sitze.

Ich hätte auch die Möglichkeit, eine Ausbildung als Informatik- und Medientechniklehrer in zwei Jahren abzuschließen. Aber wie gesagt, die Angst steht immer im Raum, weshalb ich mich immer an den "allgemeinsten" Weg klammere.


Auch eine Ausbildung als Psychotherapeut wäre mit meinem Vorstudium möglich (Österreich), aber die immensen Kosten schrecken mich ab, diesen Weg zu gehen.

GLG, Harring!
 
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Ist es eine Eigenheit meiner Generation, die vor Tausenden Möglichkeiten steht? Ist es eine klinische Erkrankung? Ist es einfach nur Verwöhntheit? Schwer zu sagen!
 
..hm, zu generalistisch veranlagt.... Ist das ein Problem? Ich finde nicht. Das Problem ist, dass du dich für keine Richtung entscheiden kannst! Viele wissen ja vor lauter Möglichkeiten gar nicht was sie machen sollen und beginnen erst gar nicht. Denen hast du ja schon mal etwas voraus. Klinische Erkrankung? Ich bin kein Arzt oder Psychologe, aber mit gesundem Menschenverstand würde ich nein sagen. Verwöhntheit? Ja absolut.
Was passiert, dass du das Interesse verlierst und genau das Gegenteil willst? Warum möchtest du dich nicht festlegen? Hast du Angst, dass du was verpasst, dir etwas entgeht?
Warum möchtest du nicht in der freien Wirtschaft arbeiten? Was schreckt dich daran?
Hast du dich schon einmal hingesetzt und bist "in dich gegangen" und hast in dich hineingehorcht? Was ein Weg sein könnte?
Zu anspruchsvoll - in Bezug auf ein Arbeiten im "Staatsdienst" sicherlich. Was reizt dich daran so?
Hortensie
 
Hey Hortensie, vielen Dank für deinen Kommentar.
Die Sache ist, dass Arbeit für mich einen hohen Stellenwert hat. Solange ich Interesse an einer Tätigkeit habe, führe ich sie mit großer Sorgfältigkeit aus. Sobald mich etwas langweilt, ist es für mich nur ein Klotz am Bein, dazu kommen extrem hohe soziale Ansprüche. Ich arbeite seit vielen Jahren in der freien Wirtschaft und mich erschreckt daran die Ellbogenmentalität. Am Staatsdienst reizt mich, dass man nicht direkt für den Kapitalismus arbeitet, sondern zumindest im Prinzip ein Dienstleister für Staatsbürger ist, um deren Situation zu verbessern.

Es macht mir Angst, irgendwo "festzustecken" und nicht mehr davon wegzukommen. Viele interessante Berufe sind nur durch mindestens dreijährige Ausbildungen zu erreichen und somit schwer mit einem unabhängigen Leben zu vereinbaren. LG, Harring
 
...aber die Kapitalisten zahlen die Steuern in den Topf, aus denen die sog. Staatsdiener ihre Bezüge erhalten.

Ohne Beruf, bzw. das dadurch verdiente Geld, gibt es auch kein unabhängiges Leben.

Wie willst du meine Situation als Bürgerin verbessern, wenn du als Diener des Staates arbeitest?
 
Hallo Harring!

Meiner Meinung nach hast du einen falschen Eindruck von Politik, wenn du glaubst dort wird weniger mit Ellbogen gearbeitet und es hat nicht viel mit Kapitalismus zu tun.

Ich weiß nicht wo du lebst, aber Deutschland ist ein sehr kapitalistisches Land. Alleine die Sparmaßnahmen, denen viele öffentliche Einrichtungen unterworfen sind, zwingen zum kapitalistischen Denken.

Einigen Parteien werden hier auch enge Verbindungen zu Bankinstituten nachgesagt. Zum Beispiel wurde die Geburtstagsfeier von Josef Ackermann im Kanzleramt gefeiert. Neutral erscheint mir das nicht.

Wenn du wirklich helfen möchtest musst du, meiner Meinung nach, entweder ganz Oben mitmischen oder im kleineren Rahmen dein Bestes geben. Da wo es noch überschaubar ist. Es liest sich für mich so, dass du eher ein Anpacker bist, etwas bewegen möchtest, und kein "Diener" in dem Sinne.

Deinen Ansatz finde ich gut, allerdings denke ich, dass du dich gut informieren solltest, wo du wirklich helfen kannst oder überhaupt hin möchtest.

Und ganz abgesehen davon: ich finde es nicht schlimm wenn du viel ausprobierst, wenn du eben so ein vielseitiger Mensch bist ... warum nicht? Wo deine Interessen liegen solltest du selbst herausfinden. Vielleicht auch mal weg von Anerkennung und guten Verdienstmöglichkeiten hin zu persönlichen Interessen. Wie es bei dir wirklich ist, kann ich nicht beurteilen. Was denkst du?

Gruß
Sebastian
 
Die Sache ist, dass Arbeit für mich einen hohen Stellenwert hat.

Find ich super - kenn ich auch von mir

Am Staatsdienst reizt mich, dass man nicht direkt für den Kapitalismus arbeitet, sondern zumindest im Prinzip ein Dienstleister für Staatsbürger ist, um deren Situation zu verbessern.

Ich kann jetzt nur aus österreichischer Sicht schreiben - aber da passt das jetzt so gar nicht mit dem 1. Punkt zusammen.

Ich kenne 2 Frauen ziemlich gut, die in Österreich im "Staatsdienst" arbeiten - sie standen schon mehrfach davor, die Nerven weg zu schmeissen - und das Handtuch zu werfen - weil sie verzweifeln an der Ignoranz des Großteils derer, die im Staatsdienst beschäftigt sind - weil beide kommen aus der freien Wirtschaft - und waren "arbeiten" gewöhnt - und hier müssen sie den halben Tag ihren MitarbeiterInnen klar machen, was Arbeit sein könnte, wenn man es denn wollen täte.

Der Großteil der Menschen, die im Staatsdienst beschäftigt sind - oder vielleicht sogar pragmatisiert - sind es genau deshalb, weil sie in der freien Wirtschaft keine Chance hätten, auch nur ein halbes Jahr zu überleben - weil sie weder arbeiten wollen noch können - noch wissen, dass es den Kopf auch nur zum mit.denken gäbe.

Ich arbeite seit vielen Jahren in der freien Wirtschaft und mich erschreckt daran die Ellbogenmentalität.

Es liegt an dir - da nicht mit zu spielen - und stimmt, was du in der freien Wirtschaft als Ellbogenmentalität bezeichnest gibt es im Staatsdienst nicht - dort nennt man es Diplomatie - aber das Mobbing ist noch viel extremer als überall anders - weil die meisten auch wissen, dass sie quasi unkündbar sind, wenn sie im Staatsdienst arbeiten - auch, wenn sie in Österreich nicht pragmatisiert sind, sondern nur Vertragsbedienstete - drum erlauben sie sich wesentlich mehr als in der freien Wirtschaft.

Ich arbeite gerne - ich arbeite viel - ich finde mir auch immer wieder etwas, was mir Spaß mache - und ich würde nie in den Staatsdienst wollen - da kämpfe ich mich lieber in der freien Wirtschaft durch
 
Der sogenannte 'Staatsdienst', also das Beamtentum funktioniert hier auch anscheinend nicht anders, als bei euch in Österreich, liebe ChrisTina.

Meine Freundin war lange Jahre Prokuristin einer Firma, als sie nach überstandener Krebsoperation, den Stress nicht mehr vertrug und in einer Universitätsbibliothek eine neue Arbeit fand. Das hat sie schon oft bereut. Sie ist davon überzeugt, dass die sonderbare Art ihrer Mitarbeiter (alles Beamte) den Tag herumzubringen, ihr noch mehr Ärger und Verdruss bringen, als ihr früherer Job.

Ich bin der Meinung, dass es wichtige Berufe gibt, die unbedingt in auch weiterhin von Beamten ausgeführt werden sollten. So z. b. sollten Polizisten verbeamtet sein.

Aber Leute, die in einem Rathaus ihren Dienst tun, können diesen auch in einem ganz normalen Arbeitsverhältnissen erledigen.
 
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