Hallo Alex,
ich finde nicht, das es jetzt noch durcheinander klingt. Jedenfalls sehe ich einigermaßen durch.
Die Hauptfrage, die ich Dir ja schon gestellt habe - die wirklich in Deinen Postings nicht rüberkommt - ist immer noch die Frage, was Du eigentlich willst.
Was muss passieren, damit Du mit der Situation zufrieden bist und sie nicht nur erträgst.
Ich entnehme Deinen Worten, dass Du auch schon mal so eine Art Therapie gemacht bzw. eben mal mit einem Psychologe/in gesprochen hast. Auch über dieses Thema.
Ich vermute mal, dass Dir dort gesagt wurde, dass die Rollen Mutter Tochter nicht korrekt verteilt waren. Dass Du Verantwortungen übernommen hast, die nicht in Deiner Zuständigkeit lagen. Wahrscheinlich war Deine Mutter überfordert in dieser Zeit. In dieser Hinsicht hat der Psychologe dann Recht, wenn er sagt, dass Deine Mutter ihre Verantwortung als Mutter nicht richtig wahrgenommen hat und quasi auf Dich abgewälzt hat.
Ausdruck dafür wäre z.B. wenn Du sagst, dass Du Dich an ein Gefühl erinnern kannst, wo Du Dich für Deine Mutter geschämt hast. Damit hast Du Dich verantwortlich gefühlt für ihr Tun. So ähnliche Situationen hatte ich auch für meine Mutter. Damit haben wir uns sozusagen Jacken angezogen - die nicht für uns als Kinder bestimmt waren. Damit ist es aber auch gut. Ich weiß dass heute und deshalb macht es mir keine Probleme mehr.
Meine Mutter war viel krank, ich musste ständig Rücksicht auf sie nehmen. Von mir als Kind wurde Verständnis erwartet für die schwere "Mutterrolle". Eine völlig verkehrte Welt in der ich mich dann irgendwann so fühle, als sei ich für die Probleme meiner Mutter verantwortlich, weil ich ihr Arbeit mache. Und das muss ich dann mit Wohlverhalten wieder gutmachen. Das wird der Psych. meinen.
Du schreibst "Du konntest Dich mit ihrem Verhalten nicht definieren". Der Knackpunkt ist doch der, dass Du das auch garnicht musstest oder heute noch musst. Sie ist ganz allein für sich verantwortlich. War sie schon immer. Genauso wie es Dein gutes Recht - und Deine Pflicht ist - Dich für Deine eigenen Angelegenheiten verantwortlich zu fühlen - und Dir das auch nicht abnehmen zu lassen - oder Dich von Deiner Mutter bevormunden zu lassen.
Mütter, die nicht sauber trennen zwischen dem, wofür sie selbst verantwortlich sind, neigen in der gleichen Intensität dazu sich in die Dinge anderer einzumischen, für die sie nicht verantwortlich sind.
Genau das ist bei meinen Eltern das Problem - es geht ihnen nur dann gut, wenn alles so läuft, wie es für sie selbst o.k. wäre. Damit schieben sie mir die Schuld zu, wenn ihnen schlecht geht, weil ich nicht so funktioniere, wie sie es sich vorstellen. Es ist ihr Selbstwertgefühl, was da am Boden ist. Siehst Du da Parallelen?
Nicht zuständig warst Du z.B. für die Partnerwahl Deiner Mutter. Es ging Dich eigentlich nichts an. Aber Du hast Dich offenbar verantwortlich gefühlt. Auch jetzt bist Du z.B. nicht tolerant gegenüber dem Partner Deiner Mutter. Ich glaube nicht, dass ein Mann Deine Mutter regelrecht zu einem anderen Menschen gemacht hat.
Der Gedankengang, dass Du sie fragen müsstest "wie sie das sieht", diese Frage genau hatte ich Dir gestellt.
Was will Deine Mutter???
Es ist nicht kompliziert. Jeder muss seine eigene Verantwortung übernehmen und den anderen in dessen Verantwortung nicht bevormunden. Wenn einer das nicht akzeptieren will, oder es permanent versucht zu umgehen - wie möglicherweise Deine Mutter - dann müssen deutliche Grenzen gesetzt werden. Und Du musst auch nicht alles "begründen" oder rechtfertigen. Es ist wie es ist. Es ist Dein gutes Recht, die Dinge anders zu sehen als Deine Mutter. Nämlich aus deiner Sicht, mit Deinen Gefühlen und nicht aus der Sicht Deiner Mutter mit ihren Gefühlen.
Ich denke, wenn ich jemals wieder mit meinen Eltern zusammenkomme, werde ich keine Probleme mehr damit haben Grenzen zu setzen und meine eigenen Rechte auch als solche deutlich zu machen. Es wird kaum noch Anhaltspunkte für Streit geben - weil es keine Diskussionen mehr um Dinge geben wird, für die sie nicht zuständig sind, in die sie mir aber mit ihrer Meinung reinreden wollen - damit sie selbst sich besser fühlen. Dafür bin ich nicht verantwortlich.
Du hast noch immer eine gute Chance, einen normalen Umgang, ohne extreme Spannungen mit Deiner Mutter zu erreichen. Diese psychologischen Grundsätze von Verantwortung und so, musst Du garnicht mit Deiner Mutter verhandeln - Du musst für Dich entsprechen agieren, dann klappt es bestimmt.
Jedenfalls glaube ich, dass es so gehen kann, auch wenn Du vorher keine Grundsatzdiskussionen mit Deiner Mutter geführt hast.
Ich drücke Dir dazu ganz fest die Daumen.
L.G.
Timmi:kiss4: