Eltern-Kind-Bezeihung
Liebe Solea,
der Bericht deiner Kindheit hat mich sehr erschüttert, da er mich sehr stark an meine beste Freundin erinnert. Deshalb möchte ich dir ein bischen von ihr und ihrem jetzigen Leben erzählen. Sie heißt Birgit und ist mittlerweile 37 Jahre alt. Auch sie hatte immer eine viel engere Beziehung zu ihrer Mutter und eine ziemlich problematische Beziehung zu ihrem Vater. Aber ich kann dich beruhigen - sie führt heute ein äußerst glückliches Leben !!
Diese enge Bindung an ihre Mutter war für sie sogar noch schlimmer, als das Dessaster mit ihrem Vater. Ich denke das Problem an sich ist dieses, daß ihre Mutter schon ein gestörtes Verhältnis zu ihrem Vater hatte und dieses auf ihren Mann übertrug. Es ist mittlerweile erwiesen, daß Eltern ihre Probleme auf ihre Kinder übertragen - natürlich unbewußt, denn wer tut das seinen Kindern schon willendlich an !! Birgits Mama ist eine Person, die sehr stark konntrolliert - Birgit durfte viele Dinge nicht machen, da ja was passieren konnte, wenn Mama nicht dabei war. Birgit kaufte sich noch mit 25 Jahren keine Klamotten ohne die Zustimmung der Mama - wenn sie ihr gefielen, dann war es O.K. sonst wurden sie zurückgetragen. Ich muß dazu sagen Birgit ist mit ca. 23 Jahren zu Hause ausgezogen, daß tat der Beziehung aber keinen Abbruch. Wehe, wenn sie nicht jeden Tag bei der Mami vorbeischaute oder anrief. Natürlich schimpfte ihre Mutter nicht, aber sie ließ es sie merken, daß sie "gekränkt"war und Birgit fühlte sich dadruch natürlich immer unter Druck gesetzt. Sie schaffte es aber lange noch nicht sich von ihr zu lösen, denn im Gegensatz zu dir hat sie damals ihre Situation noch nicht erkannt, auch wenn ich sie vermehrt darauf hingewiesen habe, daß da doch was nicht stimmen kann. Durch das gestörte Verhältnis ihrer Eltern zueinander und vor allem durch die völlig falsche Einstellung ihrer Mutter gegenüber Männern, gingen natürlich auch immer wieder die Beziehungen von Birgit in die Brüche - und dabei hätte sie immer so gerne eine Familie zum umsorgen gehabt. Birgit hatte von ihrer Mutter so einiges "unbewußt" übernommen und deshalb hatte sie gar keine Chance glücklich zu werden, denn ihre Mutter war auch alles andere als glücklich.
Immer wieder riet ich ihr doch mal wohin zu gehen und sich helfen zu lassen, aber solange man selbst noch denkt : "Es wird schon noch werden" ist man selten bereit etwas zu unternehmen - daß weiß ich aus eigener Erfahrung.
Nun - vor 2 Jahren war es dann soweit - der entgültige gefühlsmäßige Zusammenbruch nach wieder einer gescheiterten Beziehung war gekommen, dazu kam noch, daß ihr 2 Freundinen (zumindest dachte sie, daß sie es wären) von heute auf morgen Dinge auf den Kopf warfen und ihr die Freundschaft kündigten. Sie fiel in ein sehr tiefes Loch und zu diesem Zeitpunkt war sie endlich bereit eine Familienaufstellung zu machen was ich ihr schon 1-2 Jahre vorher geraten hatte. Sie ging also zu einer sogenannten Einzelsitzung, denn mit vielen anderen Leuten, daß war nicht so ihr Ding.
Es ging ihr die ersten 3-5 Tage nicht besonders gut, denn da kamen noch all die über Jahre aufgestauten Emotionen hoch, doch ich redete viel mit ihr und nach einer Woche war es überstanden. Sie war plötzlich wie ausgewechselt. Ihren eigenen Angaben zu Folge waren ab da, von 30 Tagen vielleicht noch 1-2 schlechte dabei und die restliche Zeit fühlte sie sich super - vorher war es umgekehrt. Sie ging dann noch 2mal hin um den Rest auch noch loszuwerden und sie führt heute ein superglückliches Leben. Sie hat entlich einen Mann gefunden (3Monate nach der 1. Aufstellung), der sie liebt und auf Händen trägt und letztes Jahr im September hat sie ihr heißersehntes 1. Kind bekommen. Wenn ich sie heute sehe, dann strahlt sie über das ganze Gesicht - trotzt des Stresses, denn man mit einem kleinen Kind manchmal hat. Wir unterhalten uns noch manchmal über die Zeit früher und sie kann es gar nicht mehr glauben, daß es ihr fürher so schlecht gegangen ist.
Also meine dringende Empfehlung : "Geh und mach eine Familienaufstellung" , du wirst sehen, ab da wird vieles Leichter werden und scheue dich nicht Hilfe in Anspruch zu nehmen.
Ich weiß, jeder geht seinen eigenen Weg und in seinem Tempo, aber vielleicht ist die Geschichte meiner Freundin ein kleiner Anstoß für dich mal doch nen Zahn zuzulegen - grins !! Ich würde mich so freuen vielleicht in ein paar Wochen wieder mal hier ins Forum zu schauen und zu sehen, daß es dir schon besser geht - du bist ja schon auf dem besten Weg - du hast erkannt, dass etwas geschehen muß. Vielleicht kannst du sogar deine Mutter mitnehmen, denn ich denke auch ihr würde es sehr gut tun eine Familienaufstellung zu machen.
Ein dickes Drückerli und alles Liebe für dich und deine Family !!
Gruß Andrea :kiss3: