Zu viel Arbeitsmoral?

ChaosQueen79

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20 Mai 2017
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Hallo ihr da draußen,

ich bin 37 Jahre alt und arbeite als Erzieherin in einem Kinderhaus, momentan in der Krippe.
Wie momentan überall in den sozialen Berufen leiden wir massiv unter Personalmangel und wie überall, wo fast nur Frauen arbeiten, ist der Ausfall an Personal hoch. Ich selbst bin wenig krank, habe selbst keine Kinder und bin deshalb oft diejenige, die einspringen darf/kann/muss.
Am Donnerstag war ich mit Magen/DArm zu Hause (das geht im Kiga grade rum) und die Ärztin hätte mich bis mindestens Montag krank geschrieben. Da wir aber am Freitag Sommerfest hatten und eh schon einige fehlten, hab ich mir erstmal nur den Do geben lassen und bin mit Perenterol intus am Freitag wieder arbeiten gegangen, obwohl ich nicht fit war. Dafür bin ich am Freitag nach dem Fest dann völlig fertig heimgefahren und liege jetzt, am Wochenende, auf dem Sofa.
Hintergrund: Ich bin das Kind zweier selbstständiger Unternehmer und schon von klein auf mit der Maxime aufgewachsen "so lange es einigermaßen geht, gehst du arbeiten".
Ist noch jemand so "doof" wie ich und kann man sich das "übertriebene Pflichtbewusstsein" irgendwie abgewöhnen?
 
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Hallo,

nachdem sich hier viele User lediglich anmelden, um einen Werbelink oder (ganz neu) auch einfach nur einen Markennamen unterbringen wollen, frage ich einfach mal bevor ich hier ausführlich (und eventuell überflüssiger Weise) eine Antwort poste. Wie sieht's also bei dir aus?

Falls dem nicht so ist, entschuldige ich mich bei dir und bitte zugleich um Verständnis.

Liebe Grüße
Clara
 
Hallo ChaosQueen!

Dieses Pflichbewusstsein dass Du an den Tag legst ist eine ganz tolle Eigenschaft, die dich natürlich warscheinlich als Arbeitskraft auch sehr beliebt macht. Das was Du da von deinen Eltern gelernt hast, ist natürlich etwas aus ihrer Welt der Selbständigen, wie Du das auch richtig erkannt hast. Als Unselbständige setzt Du dich hier aber dem Risiko aus, dass Du ausgenützt wirst bzw. Du dich selber ausnützt.

Was für dich wichtig wäre - weg von dieses Glaubenssätzen deiner Eltern (da gibt's wahrscheinlich noch mehr) und hin zu deiner Selbstliebe, Dir auch mal wenn es dir nicht gut geht eine Auszeit zu gönnen, deinen Körper und deine Bedürfnisse über die Bedürfnisse Anderer/des Unternehmens zu stellen. Denn letztendlich ... die Folgen unterdrückter und schlampig ausgeheilter Krankheiten, den Stress aus dem Job ... das nimmst Du für dich alleine mit ... und Du leidest Drunter. Wenn Du nicht top beisammen bist und arbeitest, dann können dir Fehler unterlaufen ... die dich ggf. sogar den Job kosten können, obwohl Du im besten Willen einfach "da sein" wolltest.
 
Liebe ChaosQueen,
ich habe das Bedürfnis eine Antwort zu hinterlassen . Auch ich bin eine Erzieherin und weiß wovon Du redest .. nur ich bin ein paar Jahre älter als du und kann über meine persönliche Erfahrung berichten. Du sagst du bist erst 37 und hast keine eigene Kinder. Ich schon. Das ist schon eine Belastung mehr als du hast. Mit 37 Jahre habe ich auch viel mehr geleistet als mir gut tat .. das weiß ich heute, nachdem mir mein Körper die Dauerbelastung in Rechnung gestellt hat . Ich dachte ich bin jung und kann "ewig" die Mehrfachbelastung händeln/verdauen .. wie naiv und dumm von mir ..!!!!! auch ich habe nie gefehlt. War ich mal krank, bin höchstens 2 Tage zuhause geblieben , um bloß meine Kolleginnen nicht im Stich zu lassen .. ich war jahrelang Springerin und wurde eingesetzt wenn jemand wegen Krankheit oder Urlaub gefehlt hat. Damals habe ich mich gewundert warum so oft Kolleginnen fehlen .. heute mit Anfang 50 weiß ich warum .. heute plagen mich hoher Blutdruck, Stress, Rastlosigkeit, Fressattacken, Müdigkeit, Frust .. perfekter Nährboden für einen Burnout .. ich kann immer noch nicht zuhause bleiben wenn ich kränkle, weil häufig Kinder krank in die KiTa geschickt werden, weil die Eltern arbeiten müssen .. bin ein Arbeitstier. Erst heute merke ich wie kaputt ich mich mit dieser ("wahnsinnigen") Arbeitsmoral gemacht habe und überlege ernsthaft, im Herbst, eine Kur zu beantragen .. wenn es passt .. jetzt passt es gerade nicht .. übriges diese Kur zur Burnout-Vorsorge, wurde mir bereits 2011 empfohlen, nachdem ich mich nach 20-jährigen Ehe, getrennt hatte . Damals hat es nicht gepasst .. und heute auch nicht .. wenn ich mich danach richte, wird es niemals passen .. bis es wirklich zu spät ist .. (n) heute bereue ich meine hohe Arbeitsmoral zutiefst .. ich werde älter, das Leben geht an mir vorbei. Ich verpasse soooooo viel .. was ich dir damit sagen möchte. Du hast jetzt die Möglichkeit an der Reißleine zu ziehen und achtsam dir gegenüber zu sein. DU bist auch wichtig. Das bist DU dir schuldig. Das ist DEINE Pflicht ! Viel Sport treiben und auf eine gesunde Lebensweise achten. Deine Gesundheit im Alter wird dir dafür sehr dankbar sein. Lerne am WE und in Urlaubszeiten abzuschalten und wenn du krank bist, dich auch länger krankschreiben zu lassen. Unsere Gesundheit ist unbezahlbar und KEINER kann sie dir ersetzten, wenn wir fahrlässig mit ihr umgehen und sie ruinieren !!!! Sei dir zu schade um dich für Dritte zu "opfern" .. ich schätze du könntest es bereuen wenn du so alt bist wie ich .. :unsure: Hinterher ist man(frau) immer schlauer ... :cautious:
Ich wünsche dir alles Gute für die Zukunft und kluge Entscheidungen ! (y)
 
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au weia

Also ich hab keine Ausrede von übernommenen Glaubenssätzen meiner Eltern - die waren ganz normale Arbeiter - und ich kenns trotzdem - und ich habs bisher auch nicht geschafft, es abzustellen - voriges Jahr lag ich 2 Monate mit Gürtelrose flach - und war trotzdem 2x pro Woche in der Firma - hab entweder dort die Statistiken und Listen gemacht, weil meine Vertretung das nicht konnte/wollte - oder hab mir Dinge mit nach Hause genommen. Zum Dank hat sie sich bei unseren Auftraggebern wichtig gemacht und alles als ihre Leistung ausgegeben - das hätte mich beinah meinen Job gekostet.

Und ich tus noch immer - schlucke Medis, statt im Bett zu bleiben - oder steh auf, obwohl ich noch Fieber habe, weil besagte Kollegin meint, es schert sie nicht, wenn ich einen Event vereinbart hatte - und dann eben flach lag - tja, blöd, sie hätte sich wieder wichtig machen können - den Zug hat sie versäumt.

Aber ich hab nen grossen Vorteil euch beiden gegenüber - ich geh nächstes Jahr in Rente - und diese eineinhalb Jahre schaffe ich auch noch. Womit ich vor einigen Wochen begonnen habe, ist mein Haus und Garten so her zu richten, dass ich dann meine Rente geniessen kann. Nein, ich werde dann nicht nichts tun - es gibt einige Pläne, was ich machen werde - aber ich nutze jetzt eben noch meinen Verdienst, um alles wieder in Schuss zu bringen.

Nein - es dankt dir niemand - doch, meine Vorgesetzten wissen es zu schätzen - und sie haben es im Vorjahr auch abgelehnt, mich zu kündigen, als es unsere Auftraggeber verlangt hatten - und doch nagt es - an mir - und meiner Gesundheit.

Wie stillewasser schon schrieb

.. wenn es passt ..

genau das ist es - ich bin krank - ich gehe arbeiten - weil grad eine Kollegin krank oder in Urlaub ist - oder weil ich einen Termin vereinbart habe - oder weil die Monatsmeldung an die Auftraggeber fällig sind - oder - oder - oder - dauernd finde ich Ausreden, warum ich mich nicht mehr um meine Gesundheit kümmere - aber es wird besser - aber jetzt erst - weil ich weiß, dass es nächstes Jahr aus ist - ich bereite mich langsam auf die Rente vor - in Bezug auf ab.schalten und ent.spannen.

Bitte - warte nicht zu lange - gibs dir nicht so lang wie ich - oder auch stillewasser - du hast noch das ganze Leben vor dir - geniesse es - sei dir selbst die wichtigste Person in deinem Leben - opfere dich nicht für andere auf. Nein, du bist kein Egoist, wenn du endlich beginnst, mehr auf dich zu schauen - du bist es wert, dich selbst um dich zu kümmern - weil es wird niemand anderer übernehmen - solange du es selbst nicht tust - und glaub mir - auch dich um dich zu kümmern kann befriedigend und schön sein - geniesse es - JETZT ;-)
 
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