Hallo,
ich bin da selber wieder raus gekommen, sprach der Held
.
Ich hatte keine psychischen Probleme. Das glaube ich jedenfalls, ist aber vermutlich, wenn ich reflektiere nicht ganz korrekt. Ich habe das nicht bemerkt.
Vermutlich kamen viele Auseinandesetzungen zuhause eben daher. Die Schere zwischen der emotionalen Ebene (Familienvater, Ehemann) und der Arbeitsebene (Projekte, ständig wachsendes Aufgabengebiet, permanente Verfügbarkeit) ist nicht ohne Blessuren zu bewältigen.
Durch die Arbeitswelt mutiert man unmerklich zu einer Arbeitsmaschine.
Es wurde mehr und mehr. Telefonate zwischen rein und jedes Telefonat ein Job, ein Problem, das man zwischendurch löst oder erledigt, damit es weg ist. Das glaubt man jedenfalls. Es ist aber so, wenn eine Maschine gut funktioniert wird sie auch benutzt. Die Drehzahl geht irgendwann in den roten Bereich.
Ich bekam schmerzen in den Schilddrüsen. Habe das beobachtet und festgestellt, dass ich es gradezu auslösen konnte. Ein unlösbares Problem und wenige Minuten dannach waren die Schmerzen da. Das kam die ersten Jahre unmkerlich. Zuerst ein leichter Druck, dann ein leichter Schmerz, das hält man aus, schiebt es weg.
Man konnt nur sehr schwer wieder runter und die Schmerzen bleiben. Das ist wie bei einem Alkoholiker. Die Ausnüchterung dauert Tage.
Ich habe mich also untersuchen lassen. Meine Schilddrüse ist schweizer Käse. Aber sie arbeitet noch. Die Diagnose: "Eine beginnende Veränderung"
Als der Arzt hörte, dass ich in der IT Branche arbeite, meinte er, er habe mehrere ähnlicher Fälle. Eine Kur hätte ich bekommen, wenn der totale Arbeitsausfall angestanden hätte, ich war ja "Top fit", praktisch auf meinem Leistungsmaximum. Aber ich hatte eben beinahe schon permanent Schmerzen.
Ich habe dann meinen Job laufen lassen. Da ich nicht mehr nach der Uhr arbeiten muss, konnte ich ausgedehnte Pausen machen. Mittags nicht mehr durch machen, sondern raus, ins Cafe und Zeitung lesen, solange bis ich total entspant und relaxt war. Ich habe das Telefon praktisch gekillt, gehe nur noch ran, wenn es jemand ist, den ich kenne oder der für mich wichtig ist. Die anstehenden Jobs nacheinander und nicht gleichzeitig erledigen. Das Witzige ist, die Leute glauben, man wäre nun erst recht wichtig, weil man nicht oder nur schwer erreichbar ist. Ein eigenes Büro hatte ich längt.
Ich denke ich bin jetzt weitgehend runter. Keine Schmerzen mehr. Ich kann sogar wieder lesen ohne dass meine Schilddrüse verrückt spielt. Was mein Körper so treibt, ob mich eines Tages doch der Teufel holt, weis ich nicht. Ich hoffe nicht. Das Geld ist mir vollkommen schnuppe geworden. Das wars mir vorher auch schon, aber ich sehe nicht mehr ein nur noch zu funktionieren.
Vielleicht hilft die Geschichte