Für Neuorientierung irgendwann zu spät?

Hallo Sebastian,

als ich Anfang 30 war, sah ich keine andere Möglichkeit wieder zu arbeiten, als mich neu zu orientieren.

Ich konnte in meinem erlenten Beruf aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr arbeiten.

Als meine Tochter klein war, habe ich als Tagesmutter gearbeitet. Später machte ich mich dann selbstständig.

Ich hatte die Möglichkeit die Firma eines Bekannten zu übernehmen und auszubauen - bzw. Aufträge dazuzuholen.

Das war nicht einfach und bereitete mir (und auch meinem Mann) oft schlaflose Nächte. Doch ich verdiente nicht schlecht und hatte einen schönen Erfolg.

Mein Mann sprang oft mit ein. Besonders bei großen Aufträgen war ganz schön was los bei uns. Wir waren Tag und Nacht eingespannt und konnten völlig autark arbeiten.

So "finanzierte" ich meinem Mann ein zusätzliches Studium. So konnte dann er sich seinerseits beruflich neu orientieren - oder besser gesagt - auf seinen Beruf aubauen.
 
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Ist so eine zweischneidige Sache. Vom Kopf her ist eine Neuorientierung nie zu spät. Es gibt auch hunderte Möglichkeiten sich weiter zu bilden oder anders zu orientieren.

Bei mir war es so, das ich eine Ausbildung machen musste, die mir nicht lag. Danach arbeiten, weil ich für mich sorgen musste. Mit Ende 20 habe ich dann auf dem zweiten Bildungsweg mit (Meister) Bafög an einer Fachschule studiert. Das war einfach nur super. Der Mut zu dieser Entscheidung war einfach. Weil ich nie glücklich in meinem erlernten Beruf war.

Mittlerweile sind wieder fast 15 Jahre vergangen und ich merke, mein Job füllt mich nicht aus. Aber ein erneutes Vollzeitstudium diesmal im Traumberuf? Das Geld, die Fahrerei etc. Ich habe auch Verpflichtungen. Da habe ich die Feruni Hagen für mich entdeckt. Super Sache für Berufstätige. Und Psychologie kann man dort auch studieren. Ist staatlich, von daher bezahlbar. (Im Gegensatz zu diversen anderen Instituten). Risiko ist ja keins da, ich gebe dafür nichts auf. Das Studium ist aber auch mehr gedacht für mich selbst. Um etwas zu machen, was ich immer schon mal wollte. Gar nicht so ausgelegt, das ich hinterher wirklich darin arbeiten kann.

Wo ist jetzt das zweischneidige? Ich denke, mit 50+ ist es schwierig vom Arbeitsmarkt einen neuen Job zu bekommen. Das gilt jetzt natürlich für mich. Weil man dann einfach als "alt" abgestempelt wird. Es wird also schwieriger.

Außerderm weiß ich, das der Arbeitsmarkt für manche Berufe sehr schwierig ist. Dazu gehört Psychologie, Geisteswissenschaften etc. Auch die jungen Leute die es studieren hangeln sich später von Praktikum zu Praktikum. Da wirklich drin sein Geld verdienen....schwierig. Mein jetziger Beruf ist da unproblematischer. Trotzdem würde ich es gerne mal in einem anderen Bereich versuchen.

Mein Arbeitsvertrag ist im Moment befristet und läuft Ende des Jahres aus. Danach würde ich sehr gerne ein Bufdi Jahr absolvieren. Das wollte ich immer schon mal machen! (War immer eifersüchtig auf die jungen Leute, bei denen es ging). So als Test. Aber dafür kündigen? Dafür fehlt mir leider doch der Mut.
 
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Hallo ihr beiden!

Vielen Dank für eure Erzählungen! Mir geht es ähnlich wie dir Franzi, wobei ich nicht wirklich unzufrieden bin sondern denke, dass es etwas besseres gibt. Aber vielleicht rutsche ich bald auch in eine andere Situation, wo ich mich umorientieren könnte/muss. Da kommt das aber dann mit den Verpflichtungen und vermutlich würde ich dann doch eher im alten Beruf bleiben. Kann das von dir also ganz gut nachvollziehen :-)

Vielen Dank und lieben Gruß
Sebastian
 
Hallo Sebastian. Ich habe für mich eine ganz gute Lösung gefunden. Ich arbeite nicht mehr die volle Stundenzahl, habe dafür aber eine nebenberufliche Selbständigkeit. Einige Zeit habe ich freiberuflich neben meinem Job Azubis unterricht. Mein Job sichert mir ein festes Gehalt, mit dem ich rechnen kann und der Rest kommt so dazu. Wie ich schon an anderer Stelle beschrieb ist mein Leben nur etwas durcheinander geraten und ich habe seit drei Jahren nur noch meinen Job.

Aber ich kann mir gut vorstellen, das ich in ein paar Jahren wieder so arbeite. Vielleicht dann auch in einem anderen Bereich. Fester Teilzeitjob und dazu noch eine freiberufliche Tätigkeit (Kultur oder Psychologie interessieren mich im Moment. Da möchte ich mich jetzt auch weiterbilden.).

Blöd in Deutschland ist nur, das es gerade für Männer schwierig ist, ihre Stunden zu reduzieren. Meine Mann wollte das auch so machen wie ich. Vier Tage arbeiten und einen Tag etwas machen, was ihm am Herzen liegt. Finanziell würde es gehen. Aber finde mal einen Arbeitgeber der da mitspielt! Das ist etwas, was mich wirklich stört.
 
Ja, das kann ich bestätigen.

Bei meinem Mann geht auch nur 'ganz oder gar nicht'. Dabei meine ich mit 'ganz' mehr als die üblichen 8-10 Stunden zu arbeiten täglich. Meistens sind es eher 12-14.

Das war, neben meiner gesundheitlichen Einschränkung, mit der Grund meine Firma aufzugeben.

Mein Mann wäre sehr gerne mehr mit eingestiegen bei mir. Aber das ging aus den o. g. Gründen nicht.

Aber ein sichere Arbeit ist allemal besser als der Einstieg in eine unsichere Selbstständigkeit.

Das ist immer die Überlegung im Hinterkopf bei uns gewesen. Zumal da noch unsere Tochter war, die noch studiert hat. Hier bei uns ist das ein "Privatvergnügen", das die Familien selber zu stemmen haben. Es sei denn sie fallen unter einer Gehaltsgrenze, dann zahlt der Staat zu.
 
Die Zeit ist wirklich ein problematischer Faktor. Ich bewundere alle Menschen die so viel auf die Reihe bekommen. Neben den 10 Stunden Arbeit ist es ja auch nicht unüblich dann nach eine weitere Stunde aufzuwenden, um wieder nach Hause zu kommen.

Mein Arbeitstag ist relativ geordnet und meine Arbeitsstelle sogar im Ort. Wenn ich ab ca. 17 Uhr zuhause bin wird Essen gekocht, ca. 18 Uhr gegessen, danach ein wenig Sport und ab 20 Uhr entweder lesen oder Kontakte pflegen. Zur Zeit gehe ich auch sehr früh ins Bett (ab 22 Uhr) um dann um 5 Uhr wieder langsam aus dem Bett zu rollen. Bleiben Zwei Stunden zum Abschalten oder Lernen!?

Einerseits möchte ich schon gerne etwas anderes "lernen", andererseits auch keine Abstriche am bisherigen Leben machen. Was allerdings nicht gehen würde. Im Endeffekt lebe ich unter sehr guten Bedingungen und ich frage mich, wie andere Leute das alles schaffen :-|.

Meine Bewunderung an euch!
 
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Naja... Wenn du alleine lebst, hast du natürlich alles, was da neben der Arbeit noch anfällt an täglichen Dingen, wie Haushalt z. B., auch für dich alleine zum erledigen.

Als mein Mann im Abendstudium studierte, habe ich ihm den Rücken freigehalten. Damals lief meine Firma erst an und die Aufträge waren fest umrissen. Soll heißen, nach jedem Auftrag war wieder Zeit für Tochter und Haushalt.

An den Wochenenden hatte ich einen regelmäßigen Auftrag, der wurde sonntags erledigt. Da hat mein Mann mir dann geholfen.

So haben wir uns dann die Arbeit geteilt.

Ich frage mich manchmal wie wir das eigentlich alles hinbekommen haben damals. Das war wirklich heftig. Urlaub gab es praktisch gar nicht. Ich mußte rund um die Uhr erreichbar sein.

Nach seinem Studium, als er schon seinen neuen Job angetreten hatte, bekam mein Mann dann die "Nachwirkungen" zu spüren. Er litt monatelang unter Tinnitus und Kreislaufbeschwerden. Außerdem gefiel es ihm in seiner neuen Firmn nicht und er wechselte noch einmal.

War alles nicht so einfach.
 
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