So. Da bin ich wieder - um einwenig von mir zu berichten:
Ich bin 52 Jahre, lebe getrennt, glücklich und zufrieden mit einem hohen Maß an Freiheit vor mich hin. Vormittags arbeite ich als Erzieherin im Kindergarten, nachmittags als Schäferin bei meiner Herde.
Ich lebe in einem kleinen Haus ziemlich abseitig im Wald und der Weg der zu meinem Haus führt, ist eine echte Prüfung ob Leute wirklich zu mir wollen, oder ob sie lieber umkehren und anderswo hinfahren. Das sortiert unangenehmen Besuch von vornherein aus. Vor allem, weil Leute ohne konkrete Wegbeschreibung meinerseits hier eh nie hinfinden würden: an dem großen Stein links ab, wenn der Weg ganz schlimm wird bist Du genau richtig, verliere nicht den Mut - fahr weiter gerade aus. Wenn ich nett bin stehe ich im Garten und nehme Dich in Empfang.
Ich bin in der Tiefe meiner Seele ein Einsiedler, manachmal muß ich mich energisch zur Ordnung rufen und mein zuhause verlassen um Menschen zu begegnen. Dass ich einwenig Menschenmüde bin mag auch an meinem vormittäglichen Beruf liegen. Da habe ich große und kleine Menschen im Übermaß und SATT um mich herum Inklusive aller dazu gehörenden großen und kleinen Probleme. Aber zum Glück auch mit vielen kleinen und großen Freuden und viel Lachen, aber halt auch viel Getöse!
Glücklicherweise finde ich in meinem zweiten Beruf einen Ausgleich zu dem alltäglichen Tohowabohu und liebe meine Schafe inniglich. Und amüsiert stelle ich häufig fest, dass beide Berufe gewissse Ähnlichkeiten haben.
Besondere Freude macht mir der Umgang mit allem handwerklichen in Bezug auf die Wolle. Ich färbe, spinne, stricke, filze und stelle - mit professioneller Unterstützung einer Wollkämmerei - aus der Wolle meine Tiere Bettdecken her die dann verkauft werden um den Erhalt der Herde zu sichern.
Im letzten Rest meiner freien Zeit arbeite ich weiter an der Anlage einer Streuobstwiese. Total verwildertes Land urbar zu machen, die Bäume nach und nach zu pflanzen und erste Früchte zu ernten, das erfüllt mein Herz mit Dankbarkeit und einer tiefgründigen Zufriedenheit.
Ich liebe das Feuer in meinem Ofen, gutes Essen, ein Glas Wein und alles, was ich draußen machen kann. Lesen ist auch sehr klasse und schlafen nach einem Tag getaner Arbeit GUT!
Völlig uneitel bin ich zwar nicht, aber mein Bedürfnis richtet sich eher auf ein zweites Paar guter Gummistiefel als auf viel Farbe im Gesicht.
Insgesamt bin ich wohl ganz zufrieden mit meinem Leben, obwohl längst nicht alles so gekommen ist, wie ich es mir jung gewünscht hätte. Allerdings stelle ich jetzt langsam fest, dass manche Wünsche nicht gestellt oder gedacht werden, weil man sich gar nicht vorstellen kann dass SOWAS einen wiklich glücklich machen würde. Gut dass da das Leben mit entscheidet.
So. Meine Nudeln sind jetzt fertig und ich lade Euch zum Essen ein. Wenn ihr den Weg findet.
Liebe Grüße!
Bettinka