Liebe Tina,
ich kann dir nur raten eine wirklich gute Psychologin aufzusuchen, weil man das alleine nicht schafft.
Du hast immer noch eine Chance für dein Kind, auch wenn es einige Zeit dauern wird.
Du mußt erst deine eigenen Verletzungen aufarbeiten und dich aus Abhängigkeiten, wie die Meinung anderer z.B. befreien. Du mußt deinen eigenen Weg gehen, denn dann hätte es sich doch noch gelohnt.
Du erkennst doch viele Dinge in deinem Leben, die nicht gut für dich laufen.
Ich könnte über mein Leben ebenfalls einen Roman schreiben und glaube mir, du wolltest nicht mit mir tauschen. Ich habe aber irgendwann gedacht, ich habe nur diese eine Leben und werde jetzt versuchen das Beste für mich rauszuholen, damit ich endlich weiß wer ich
bin und was ich
will.
Ich habe zwei erwachsene Kinder und zwei Enkelkinder. Eigentlich profitieren die Enkelkinder jetzt von mir, und meine Kinder fragen mich heute noch manchmal um Rat.
Meine Vergangenheit zählt nicht mehr, ich schaue nach vorne, weil dafür brauche ich meine Energien.
Wenn man so viel erlebt hat, muß man sich irgendwann davon befreien, vieles hinter sich lassen um frei zu sein für neue Impulse.
Man muß sich entscheiden, will ich leben oder gelebt werden.
Lasse das Thema mit deinem Sohn eine Weile ruhen und kümmere dich darum, daß du Boden unter die Füße bekommst, alles andere wird von alleine kommen.
Dein Sohn wird irgendwann merken, daß du dich verändert hast und er wird sich dir wieder annähern, vielleicht erst skeptisch, aber wenn er merkt, dß du stabil in dir ruhst, wird er das merken und Vertrauen fassen.
Es gibt so schöne Gedichte, die einen begleiten können.
Breit ´ meine Schwingen in den Morgen
und fliege weit hinaus in diese Welt
lass, mir nie wieder fremde Flügel borgen,
und pfeif, auf alle, denen´s nicht gefällt.
Will ungehindert sprießen wie die Bäume,
hinauf bis in den Himmel, in das Licht,
hinunter in den Schoß der Wurzelräume,
und all dies fassen in mein Ich.
Weit ausgespannt zwischen den Wolken
und Erden,
will ich mich weiten, wachsen, werden !
Nie wieder spiel´ ich artig zugeteilte Rollen,
lass´ mir soufflieren, was ich spreche, fühle
was ich sing´,
nie wieder lass ich mich hofieren, mich herumchauffieren,
lass´ nicht mehr andere bestimmen wer ich bin.
Nie wieder kette ich mein Lachen und mein
Denken an die Gewichte anderer Menschen an,
lass´ mein Geschick nie mehr durch fremde lenken,
vergess´ dabei, daß ich es selber kann.
Ich bin kein hilflos ängstlich Wesen,
das muskelstarken Schutz des Mannes braucht,
ich bin der Sturm, der endlich wagt zu leben,
ich bin das Feuer, welches lodert, zischt und raucht.
Jede Erscheinung auf Erden ist ein Gleichnis,
und jedes Gleichnis ist ein offenes Tor,
durch welches die Seele, wenn sie bereit ist,
in das Innere der Welt zu gehen vermag.
Hermann Hesse
Ich wünsche dir viel positive Energie, damit du deinen Weg findest.
LG LAura