Mondlichtfee schrieb:
Hallo!
Ich habe beschlossen endlich meine krankhafte Eifersucht zu besiegen. Ich bin 18 und habe seit drei Jahren einen Freund. Ich ertrage es nicht, wenn er anderen Frauen fast nackt sieht oder zufällig andere Mädchen trifft auf der Straße zB. Ich glaube, meine arge Eifersucht habe ich wegen Erfahrungen von früheren Leben. Ich habe Angst, dass ich ihn verliere und nicht gut genug für ihn bin. In einem esoterischen Buch hab ich gelesen, dass Eifersucht nichts mit Liebe zu tun hat. Mein Freund ist auch sehr eifersüchtig. Wir geben uns gegenseitig kaum Freiheiten. Könnt ihr uns vielleicht helfen? Die Eifersucht zerstört unsere Beziehung und unser Leben.
Hallo Fee,
ich glaube, mit der Ehrlichkeit hast Du bereits einen großen Schritt getan. Der nächste Schritt ist das stille Betrachten der Eifersucht.
Ich möchte Dir gerne etwas von Jiddu Krishnamurti zitieren, das aus seinem Tagebuch stammt, in dem er das aufgezeichnet hatte, das er bei den Gesprächen mit Menschen gesagt hat. Das Buch ist 1957 erschienen und ich habe es Anfang der 60er Jahre gelesen.
" Die weiße Wand gegenüber blendete so in der Sonne, daß die Gesichter davor ganz dunkel erschienen. Ein kleines Mädchen setzte sich ohne Zutun der Mutter vertrauensvoll zu mir und verfolgte mit großen, neugierigen Augen das Treiben der Erwachsenen. Das Kind war frischgewaschen, sauber gekleidet und trug ein paar Blüten im Haar. Nach Kinderart verfolgte das kleine Persönchen genau alles, was vorging, ohne allzuviel davon in sich aufzunehmen. Ihre Augen glänzten, sie schien nicht recht zu wissen, ob sie lachen, weinen oder davonspringen sollte. Schließlich nahm sie meine Hand und betrachtete sie eine Weile mit einem ganz versunkenen Ausdruck. Plötzlich aber waren alle Menschen um uns herum vergessen, sie sank mit geschlossenen Augen zur Seite und entschlummerte mit dem Köpfchen auf meinem Schoß. Wie hübsch und wohlgeformt dieses Kinderköpfchen war, wie makellos rein dieser ganze kleine Mensch! Und doch hatte sie vom Leben um keinen Deut weniger an Wirrsal und Elend zu erwarten, als alle anderen, die hier versammelt waren. Konflikt und Bitternis waren für sie so unvermeidlich wie das grelle Sonnenlicht auf der Mauer, denn es hätte ja überlegener Einsicht bedurft, um vor Schmerz und Elend bewahrt zu bleiben. Ihre Erziehung aber und die Einflüsse ihrer Umwelt sorgten bestimmt dafür, daß ihr solche Einsicht verwehrt blieb. Die Liebe, diese Flamme ohne Rauch, ist ja ein so seltenes Geschenk in dieser Welt. Flackert sie einmal auf, so gewinnt quälender, alles erstickender Qualm alsbald wieder die Oberhand und reizt die Augen zu Tränen. Durch all den Qualm hindurch ist die Flamme selbst kaum noch zu erspähen, und wenn er allzu dicht wird, erstickt sie am Ende ganz und gar. Ohne die Flamme der Liebe verliert alles Leben seinen Sinn und verwandelt sich in ein müdes, stumpfes Dahinbrüten. Wie aber sollte die Flamme weiter brennen, wenn ihr der schwarze Qualm die Lebensluft nimmt? Beide können nicht zugleich bestehen, der Qualm muß aufhören, damit die Flamme brennen kann. Da die Flamme der Liebe keine Rivalen kennt, setzt sie sich auch nicht gegen den Qualm zur Wehr. Der Qualm ist nicht die Flamme und kann sie nicht in sich bergen, er ist kein Beweis dafür, daß sie brennt, denn die Flamme der Liebe brennt ohne Rauch.
«Gehen Liebe und Haß denn nicht Hand in Hand? Ist nicht die Eifersucht ein Zeichen echter Liebe? Wir halten uns an der Hand, um in der nächsten Minute miteinander zu schelten. Wir werfen uns harte Worte an den Kopf und sinken uns gleich darauf wieder in die Arme. Wir streiten uns, küssen uns, und alles ist wieder gut. Sollte das nicht Liebe sein? Nein, Eifersucht ist ein Zeichen von Liebe, beides geht Hand in Hand wie Licht und Finsternis. Flüchtiger Zorn und Liebkosung - machen sie nicht erst zusammen die ganze Fülle der Liebe aus? Auch der Fluß ist ja bald reißend, bald still, er fließt durch Schatten und Sonnenglanz und gewinnt doch erst durch diesen Wandel seine Schönheit.»
Was nennen wir denn Liebe? Umfaßt sie etwa die ganze bunte Landschaft von Eifersucht und Lust, von harten Worten und Liebkosungen, von Hände halten, Zank und Versöhnung? Das alles begibt sich doch in diesem Reich der sogenannten Liebe. In ihrem weiten Gebiet ist also sowohl das Zürnen wie das Küssen etwas Natürliches und ganz Alltägliches, nicht wahr? Dabei versuchen wir, die verschiedenen Arten des gegenseitigen Verhaltens zu einander in Beziehung zu setzen oder die eine mit der anderen zu vergleichen. Wir sind es gewohnt, eine Äußerung aus dem Bereich unserer Gefühle zur Verurteilung oder Rechtfertigung einer anderen ins Feld zu führen oder sie mit irgendeiner anderen zu vergleichen, die außerhalb dieses Bereiches liegt. Wir lassen also kein Verhalten für sich gelten, sondern versuchen stets, eine Beziehung zu einem anderen Verhalten herauszufinden. Warum tun wir das eigentlich? Wir können doch ein Verhalten nur wirklich begreifen, wenn wir es vermeiden, ein anderes Verhalten aus dem gleichen Bereich als Mittel zu seinem Verständnis zu benutzen, was nur Konflikt und Verwirrung zur Folge hat. Warum setzen wir also die verschiedensten Verhaltensweisen aus demselben Bereich in vergleichende Beziehung zueinander? Warum übertragen wir den Sinn des einen Verhaltens so leichten Herzens auf ein anderes, um das eine mit dem anderen aufzurechnen oder eines durch das andere zu erklären?
«Ich beginne zu ahnen, worauf Sie hinauswollen. Aber warum tun wir das eigentlich ?»
Können wir überhaupt einer Tatsache innewerden, solange wir sie durch das Siebgitter der Idee oder der Erinnerung betrachten? Werde ich etwa der Eifersucht inne, weil ich Ihre Hand gehalten habe? Daß ich Ihre Hand gehalten habe, ist ebenso eine Tatsache wie die Eifersucht. Kann ich aber Einsicht in das Wesen der Eifersucht erlangen, weil ich mich erinnere, Ihre Hand gehalten zu haben? Hilft uns die Erinnerung überhaupt, eine Einsicht zu gewinnen? Die Erinnerung vergleicht, paßt an, verurteilt, rechtfertigt und sammelt unter Begriffe, aber sie vermag uns keine Einsicht zu vermitteln. Wir gehen an alle Tatsachen und Äußerungen im Bereich der sogenannten Liebe mit Ideen und Grundsätzen heran. Warum nehmen wir die Tatsache der Eifersucht nicht einfach als solche hin und versuchen, sie in innerem Schweigen zu betrachten, statt das nun einmal Gegebene um und um zu drehen, bis es in die Schablone unserer Vorstellung paßt? Der Grund ist der, daß wir gar nicht den Wunsch haben, der Eifersucht wirklich innezuwerden. Eifersucht kann ja so reizvoll sein wie eine Liebkosung, aber wir möchten Ihren Reiz genießen, ohne den Schmerz und das Unbehagen in Kauf zu nehmen, die unweigerlich damit verbunden sind. Damit ist natürlich der Anlaß zu Konflikt, Verwirrung und Widerstreit gegeben, und das alles innerhalb des Gefühlsbereichs, den wir mit dem Wort Liebe bezeichnen. Aber ist denn nun wirklich alles Liebe, was wir so zu bezeichnen pflegen? Ist Liebe eine Idee, ein Eindruck, ein Reiz? Ist Liebe etwa Eifersucht?
«Versteckt sich denn nicht alle Wirklichkeit hinter der Illusion? Ist nicht Leuchtendes stets von Dunkelheit umgeben und in ihrem Schatten wie verborgen? Hat nicht Gott selbst Knechtsgestalt angenommen ?»
Das sind nur Ideen oder Ansichten, Gedankengebilde ohne Beweiskraft. Solche Ideen führen nur zu Zank und Feindschaft, mit der Wirklichkeit haben sie nichts zu tun. Wo Licht ist, da ist keine Dunkelheit. Wie wäre Dunkelheit je imstande, das Licht dem Blick zu verbergen - wo es dennoch so scheint, da ist in Wahrheit kein Licht. Wo Eifersucht ist, da ist keine Liebe. Die Idee wird der Liebe nicht gerecht. Um einem anderen gerecht zu werden, bedarf es der Beziehung, da aber Liebe keine Beziehung zur Idee hat, kann ihr diese auch nicht gerecht werden. Liebe ist eine Flamme ohne Rauch.
Das Verlangen, in den persönlichen Beziehungen sicher zu sein, erzeugt unvermeidlich Leid und Furcht. Dieses Suchen nach Sicherheit fordert die Unsicherheit heraus. Hast Du in irgendeiner Deiner Beziehungen jemals Sicherheit gefunden? Hast Du das? Wenn wir lieben und geliebt werden, wünschen sich die meisten von uns Sicherheit in dieser Liebe. Aber ist das Liebe, wenn jeder seine eigene Sicherheit, seinen eigenen Weg sucht? Wir werden nicht geliebt, weil wir nicht zu lieben wissen. Was ist Liebe? Das Wort ist so belastet und verfälscht, dass ich es ungern gebrauche. Jedermann spricht von Liebe - jedes Magazin, jede Zeitung und jeder Missionar spricht unaufhörlich von Liebe. Ich liebe mein Heimatland, ich liebe meinen König, ich liebe irgendwelche Bücher, ich liebe diesen Berg, ich liebe das Vergnügen, ich liebe meine Frau, ich liebe Gott. Ist Liebe eine Idee? Wenn sie es ist, dann kann sie kultiviert, gehegt und gepflegt, herum gestoßen und verunstaltet werden, ganz nach Deinem Belieben. Wenn Du sagst, Du liebst Gott, was bedeutet das? Es bedeutet, dass Du die Projektion Deiner eigenen Vorstellung liebst, eine Projektion Deiner selbst, die in konventionelle Formen gekleidet dem entspricht, was Du für edel und heilig hältst. Darum ist es absoluter Unsinn zu sagen, 'Ich liebe Gott.' Wenn Du Gott anbetest, betest Du Dich selbst an - und das ist keine Liebe.
Da wir uns über diese menschliche Regung, die wir Liebe nennen, nicht klar werden können, flüchten wir in abstrakte Begriffe. Liebe mag die endgültige Lösung aller menschlichen Schwierigkeiten, Probleme und Qualen sein - wie werden wir also herausfinden, was Liebe ist? Durch bloßes Definieren? Die Kirche hat die Liebe auf ihre Art definiert, die Gesellschaft auf eine andere, und es gibt Abweichungen und Entstellungen jeder Art. Jemanden verehren, mit jemandem schlafen, Gefühlsaustausch, Kameradschaft - ist es das, was wir unter Liebe verstehen? Das ist zur Norm, zur Schablone geworden und ist so überaus persönlich, sinnenhaft und begrenzt, dass die Religionen erklärt haben, dass wirkliche Liebe weit darüber hinaus geht. In der menschlichen Liebe sehen sie Sinnenlust, Wettstreit, Eifersucht, den Wunsch zu besitzen, festzuhalten, zu herrschen, sich in das Denken anderer einzumischen, und da sie um die Komplexität dieser Dinge wissen, sagen sie, dass es eine andere Art der Liebe geben muss, eine göttliche, schöne, unversehrte, unverdorbene. Überall in der Welt haben die sogenannten Heiligen behauptet, dass es unheilvoll sei, eine Frau anzusehen; sie sagen, dass man Gott nicht näher kommen könne, wenn man der Sexualität fröne. Daher stoßen sie sie beiseite, obgleich sie sich danach verzehren. Indem sie aber die Sexualität verneinen, ist es gerade so, als ob sie sich die Augen ausstächen und die Zunge ausrissen; denn sie verneinen die ganze Schönheit der Erde. Sie haben Herz und Geist verkümmern lassen, sie sind ausgetrocknete menschliche Wesen, sie haben die Schönheit verbannt, weil die Schönheit mit dem Weiblichen verbunden ist. Kann Liebe in eine heilige und eine profane, in menschliche und göttliche eingeteilt werden, oder gibt es nur Liebe? Gehört Liebe dem einen und nicht den vielen? Wenn ich sage, 'Ich liebe Dich', schließt das die Liebe zu den anderen aus? Ist die Liebe persönlich oder unpersönlich, moralisch oder unmoralisch ? Kann es Liebe nur im Rahmen des Familienkreises geben oder auch außerhalb ? Wenn Du die Menschheit liebst, kannst Du dann den einzelnen lieben?
Ist Liebe Sentimentalität? Ist Liebe Gefühlsregung ? Ist Liebe Lust und Verlangen? Alle diese Fragen zeigen doch wohl, dass wir über die Liebe bestimmte Vorstellungen haben, was sie sein sollte oder nicht sein sollte, ein Modell oder einen Kodex, entwickelt durch die Kultur, in der wir leben. Um nun in die Frage einzudringen, was Liebe ist, müssen wir sie zunächst von der jahrhundertealten Kruste befreien und alle Ideale und Ideologien darüber, was sie sein sollte oder nicht sein sollte, beiseite tun. Etwas aufzuteilen in das, was sein sollte und in das was ist, ist der trügerischste Weg, sich mit dem Leben zu befassen. Wie kann ich nun herausfinden, was diese Flamme ist, die wir Liebe nennen - nicht wie sie einem anderen zu erklären ist, sondern was sie an sich bedeutet? Ich werde zunächst ausscheiden, was die Kirche, was die Gesellschaft, was meine Eltern und Freunde, was jeder einzelne und jedes Buch darüber gesagt haben, weil ich selbst herausfinden möchte, was sie ist. Hier liegt ein gewaltiges Problem, das die ganze Menschheit umfasst. Es hat tausend Arten gegeben, sie zu definieren, und ich bin selbst in irgendeine dieser Schablonen eingefangen, je nach dem, was mir im Augenblick gefällt oder woran ich mich erfreue. Sollte ich mich daher nicht, um die Liebe zu verstehen, zuerst von meinen eigenen Neigungen und Vorurteilen befreien? Ich bin verwirrt, durch meine eigenen Wünsche zersplittert; darum sage ich mir, 'Beseitige zunächst Deine eigene Verwirrung. Vielleicht gelingt es Dir, die Liebe durch das zu finden, was sie nicht ist.' Die Regierung sagt, 'Gehe hin und töte aus Liebe zu Deinem Vaterland.' Ist das Liebe? Die Religion sagt, 'Gib die Sexualität aus Liebe zu Gott auf.' Ist das Liebe? Ist Liebe Begehren? Sage nicht nein. Für die meisten von uns ist es so - das Begehren nach Sinnenlust, der Genuss, der durch die Sinne, durch sexuelle Bindung und Erfüllung erlangt wird. Ich bin nicht gegen Sexualität, sehe aber, was sie in sich birgt. Was Sexualität Dir vorübergehend schenkt, ist die völlige Preisgabe Deiner selbst, dann aber fällst Du zurück in Deine Unruhe und wünscht eine ständige Wiederholung jenes Zustandes, in dem es keinen Kummer, kein Problem, kein Selbst gibt. Du sagst, dass Du Deine Frau liebst. In dieser Liebe ist sexuelle Lust enthalten, das angenehme Gefühl, jemanden im Hause zu haben, der nach Deinen Kindern sieht, der kocht. Du bist von ihr abhängig; sie hat Dir ihren Körper gegeben, ihre Gefühle, hat Dich angespornt und Dir ein gewisses Gefühl der Sicherheit und des Wohlseins vermittelt. Dann wendet sie sich von Dir ab. Sie langweilt sich oder geht mit einem anderen davon. Damit ist es um Deine Gemütsruhe geschehen und diese Störung, die Du nicht magst, wird Eifersucht genannt. Darin liegt Leid, Angst, Hass und Gewalttätigkeit. In Wirklichkeit meinst Du, 'Solange Du mir gehörst, liebe ich Dich, aber in dem Augenblick, da Du mir nicht mehr gehörst, beginne ich Dich zu hassen. Solange ich mich darauf verlassen kann, dass Du meine sexuellen oder anderen Wünsche erfüllst, liebe ich Dich; aber in dem Augenblick, da Du aufhörst, meine Wünsche zu befriedigen, mag ich Dich nicht mehr.' So kommt es zur Feindschaft zwischen Dir, zur Trennung, und in diesem Zustand gibt es keine Liebe mehr. Aber wenn Du mit Deiner Frau leben kannst, ohne dass das Denken alle diese widersprüchlichen Zustände, diese endlosen Streitereien in Dir hervorruft, dann vielleicht - vielleicht – wirst Du wissen, was Liebe ist. Dann bist Du völlig ungebunden, und Deine Frau ist es auch. Wenn Du jedoch durch das Verlangen nach den Freuden des Daseins von ihr abhängig wirst, bist Du ...