Hallo Mädels....
.... ein leises Lächeln kräuselt meinen Mundbereich.
Es kommt mir alles so bekannt vor, als wär es von mir.
Der Konflikt Mütter - Töchter, eine unendliche Geschichte.
Ich war/bin auch beides, Tochter und Mutter.
Meine Mutter, mit der ich fast 40 Jahre einen Stellungskrieg ausfocht, machte mich für ihr Unglück verantwortlich, dachte ich. Es gab allerdings immer nur Verletzte, in der Seele.
Zuerst hauten wir uns unsere Vorwürfe und Hasstiraden um die Ohren. Es wurden Türen geknallt mit den Worten: Mich siehst du hier nie wieder!
Doch wenn 4 Wochen Funkstille herrschte, klingelte irgendwann das Telefon und einer tat dann so, als wäre nichts geschehen.
Mein Sohn machte mir wiederum Vorwürfe, dass ich meine Mutter so schlecht behandelte. Meine Mutter jammerte es ihm nämlich dauernd vor.
Ich sah keinen Ausweg aus diesem Kreislauf.
Bis plötzlich das Gefüge zusammenbrach. Meine Mutter wurde das Kind. Sie bekam eine riesige Depression, mit allen klassischen Anhängseln.
Ich fuhr täglich in die Klinik, sie sagte dann nur: Was willst du denn schon wieder hier?
Ich sprach mit den Ärzten und beschimpfte sie, weil sie meine Mutter mit Medikamenten vollstopften und sie immer apathischer wurde.
Dass es ihr besser ging, merkte ich daran, dass sie wieder anfing, mich zu beschimpfen, wenn ihr was nicht passte.
Sie lernte in der Klinik zum ersten mal, über sich nachzudenken und zu sprechen. Sie lernte im Gespräch, dass man das, was die Seele blockiert, aussprechen muss, dass man dadurch auch loslassen lernt - alle Ent-täuschungen, alle Illusionen, alle festen Denkmuster. Das lernte sie mit 76 Jahren!
Und zum ersten mal in meinem Leben konnten wir miteinander reden, was letztendlich bedeutete, dass wir uns zuhörten.
Wir hörten zum erstenmal wirklich, was die Worte sagten. Sie sprach über ihr Leben, das wirklich nicht schön war.
Ich konnte sie plötzlich verstehen. Ich hörte all die ungeweinten Tränen aus ihr heraus, die Verzweiflung über die schrecklichen Verluste ihrer Lieben. Ich hörte ihre Hilflosigkeit, ihre Frustationen.
Ich konnte ihr Verhalten, ihre Macken endlich verstehen und ---
tolerieren.
Und dann konnte sie endlich die Mutter sein, die ich mir immer wünschte. Wir beide durften diesen Zustand noch ganze 4 Jahre durchleben, dann ging sie in die andere Welt.
Und ihre Liebe zu mir spüre ich jetzt und in jeder Minute meines Lebens.
Ich habe dabei eins gelernt, dass eine Mutter ein Mensch ist, der ein Leben vor der Tochter hatte. Eine Kindheit, die von den Großeltern geprägt wurde.
Dass eine Mutter mit Gepäck beladen ist, wie jeder Mensch auf dieser Welt.
Wenn diese Mutter aber nicht die Chance bekommt, ihr Gepäck zu verteilen, abzuladen, zu verstauen, zu deponieren oder zu entsorgen, wird es immer schwerer.
Manche Mütter gehen ihren holprigen beschwerten Weg bis zum Ende und hinterlassen traurige, verzweifelte Töchter, die sich nie mit ihrer Mutter aussöhnen, aussprechen konnten.
Meine Tochter sollte nicht so unter mir leiden. Das habe ich mir fest vorgenommen und versuche mein Bestes.
Ob es mir gelingt, wird die Zeit zeigen.
Eine Lösung sehe ich in diesem Mutter-Tochter -Konflikt nicht.
Jeder muss mit seinen Mitteln und Möglichkeiten leben.
Ich kann nur sagen, was ich versuchen würde:
Ich würde mich ihr entziehen. Ihr sagen, dass ich diesen Zustand nicht mehr aushalte. Mein Kind würde nur noch an bestimmten Tagen zur Oma gehen. Ich würde mich ausser Haus mit Ihr treffen und sie von früher erzählen lassen. Ihr Löcher in den Bauch fragen, damit ich mehr über sie erfahre.
Vielleicht könnte ich dann ihre Art besser verstehen und ertragen.
Ich würde ihr Briefe schreiben, in denen ich ihr meine Gedanken und Gefühle beschreibe.
Den anderen verstehen, heißt auch zu verzeihen.
Gruß Dawn