timmi schrieb:
mache seit einem Jahr eine Therapie, weil die Ursachen für immer wieder solche zerstörenden Beziehungen tiefer liegen.
ich staune immer wieder, was manche leute "therapie" nennen ... seit einem jahr bist du dabei, und erst jetzt bemühst du dich, die realität zu sehen? wow... war das denn ein spielchen, sozusagen: ich tu ja eh alles, um meine lage zu ändern, aber es hilft bloß nix ... also isses wurscht, also weitermachen wie gehabt? und hat da die/der therapeut/in brav mitgespielt?
timmi schrieb:
Realistisches Ziel: Also, ich werde mir im Kopf immer wieder die Fakten sortieren. Was will er von mir, was erwarte ich von einem Menschen, der mich liebt. Was will ich? Z.B. abends nicht allein einschlafen und morgens nicht allein aufwachen. Weihnachten nicht an seine heile Welt denken müssen und an seine geplanten Urlaube, nicht zweifeln müssen, ob er doch noch mit seiner Frau schläft - er sagt das Gegenteil - Ich will diese Scheinwelt nicht mehr, ich kann verstehen, dass er nach fast 20 Jahren ein Problem hat, sich auf eine aktive Veränderung einzulassen. Aber das soll für mich nicht mehr heißen, dass ich das Spiel weiter mitmache. So möchte ich es.
Das würde heißen, ich lasse das Gefühl zu, mich ausgenutzt zu fühlen und nicht geliebt zu werden. Oder seht ihr das anders?
Also ich halte es erst mal für ein ganz schlechtes Ziel, "im Kopf immer wieder die Fakten zu sortieren". Dieses mentale Karrussell kennst du doch eh schon zur Genüge, und du kennst alle Fakten. Du weißt ganz genau, was du willst und was du nicht willst und dass du es von "ihm" nicht bekommst.
Bisher hast du den Preis dafür gezahlt, dass du das bekommen hast, was du kriegen konntest, nun möchtest du ihn nicht mehr zahlen. Das heißt mit anderen Worten: Du setzt nun deinen Selbstwert höher an. So billig gibst du es nicht mehr... das wär (in meinen Augen) ein realistisches Ziel:
Ich behaupte meinen Selbstwert. Ich beginne, mich selbst zu lieben.
Dann tritt
er mehr und mehr in den Hintergrund, dann kannst du auch allein schlafen, brauchst du dein Wohlbefinden nicht mehr davon abhängig zu machen, dass dich wer begehrt und/oder dir sagt, dass du eh geliebt wirst... mehr oder weniger.
Der Weg dorthin? Du weißt tief in dir drinnen, dass du schwimmen kannst. Also Sprung ins kalte Wasser, lospaddeln. Du wirst viele Möglichkeiten entdecken, wie du dir selber eine Freude machen kannst. Wie du selber dem Leben Lust und Liebe abgewinnen kannst. Realistisch heißt: realisieren. Tun. Auch Verrücktes.
Und: Dich in Liebe und Achtung und durchaus auch mit Trauer im Herzen und mit Dankbarkeit für das, was du bekommen hast, von "ihm" trennen. Ihr habt es beide so gelebt, gewollt ... du wirst nur frei sein, wenn du den Platz anerkennst, den er in dir hatte. Wenn du das nicht tust, wird ihn ein anderer in der gleichen Weise ausfüllen ... auf ein Neues...
timmi schrieb:
Es ist aber so, wir werden weiter Kontakt haben, weil wir gemeinsam auf der Bühne stehen und weiter proben werden. Ich denke, wenn die Realität in meinem Kopf immer dabei bleibt, kann ich es schaffen. Und dann darf er gucken, aber nicht anfassen. Ich hoffe, er denkt dann auch mal ein Stück weiter. Bin mir sicher, dass er mich in meiner Entscheidung noch nicht ernst nimmt, weil er genau weiß, dass ich die Gesamtsituation nie akzeptiert habe und trotzdem die Beziehung nicht beendet habe. Warum sollte es also jetzt anders sein.
Denk nicht über ihn nach, denk über dich nach. Wenn es deine Entscheidung ist - und es wäre in diesem Fall im engsten Sinn des Wortes eine Ent-Scheidung -, dann nimmt er dich ernst. Sag ihm in Liebe und mit Achtung, dass es so nicht geht, dass es so mit dir nicht mehr geht.
timmi schrieb:
Ich habe Angst, ihn zu sehen. Schon bei dem Gedanken kommen mir die Tränen.
Das ist nur allzu verständlich. Ich denke, die Tränen werden dich auch noch ein Weilchen begleiten, es ist ja keine Kleinigkeit. Vielleicht kannst du diese Tränen aber auch als Bewässerung des Bodens betrachten, in dem dein neues Leben wurzelt. Je konkreter du dir dieses Leben ausmalst, in allen Details, die auch deinen neuen Selbstwert und deine neue Liebe zu dir ausdrücken, desto realistischer ist, dass du dorthin zu leben beginnst.
Und überlege dir auch, ob du nicht statt einem Jahr Therapie als Alternative eine Familienaufstellung machen möchtest. Die kann in der Tiefe deine Verstrickungen lösen, und es kann, wenn du es so nehmen kannst, wie das Aufwachen an einem neuen Morgen sein, einfach ein Schritt, und alles sieht anders aus...
Ich wünsch dir alles Gute. Du hast es ganz realistisch in der Hand.
Alles Liebe, Jake
P.S.: Und wenn der Anlauf heute nicht ganz ans erhoffte Ziel kommt ... nimm's als Training, mach einen neuen Anlauf. Du weißt anscheinend ja eh von der Bühne, dass Missgeschicke bei der Probe nix über die Qualität der Premiere sagen...