Danke für die zahlreichen Antworten
Spätzin:
Ich denke und befürchte auch, dass die Liebe das auf Dauer nicht aushält. Und natürlich geht es letztendlich nicht darum, ob man mit der Familie des Partners gut auskommt, sondern ob sich die Partner selbst auch noch nach langer Zeit ein harmonisches Zusammenleben ermöglichen können/wollen.
Lucille:
Richtig, ständig habe ich Befürchtungen, dass wieder irgendwelche Anschuldigungen oder Vorwürfe seinerseits kommen. Am schlimmsten sind dabei seine Vergleiche mit seiner Ex ("Du verhältst dich im Streit genau wie sie", "du hast die gleichen Methoden wie sie" --> Methoden, um ihn in die Ecke zu drängen, ihn zu beschuldigen, ihn zu demütigen, ihm Angst zu machen, dass die Beziehung vorbei ist). Das ist wirklich sehr belastend, da ich eigentlich nie ohne Grund rumzicke oder Streit suche oder wütend werde.
Nein, es geht mir natürlich nicht vordergründig um die materiellen Aspekte, vielmehr suche ich in einer Beziehung Liebe, Zuneigung, Verständnis, Vertrauen und das Gefühl, so geliebt und verehrt zu werden, wie ich bin. Klar möchte ich auch mal einen schönen Urlaub machen oder irgendwas machen, was eben Geld kostet. Aber da hat er auch nie was übrig für uns, er begründet es dann immer damit, dass er ja die Schulden abbezahlen muss. Das stimmt ja auch, aber mich belastet der Fakt, dass seine Vergangenheit unser Glück so dermaßen einschränkt.
Und ja, dadurch, dass ich mit ihm in einer Beziehung bin, akzeptiere und toleriere ich all die Dinge, die er erlebt hat und jetzt noch erlebt. Ich habe gehofft, dass er die Dinge, die er mir versprochen hat, wirklich umsetzt, aber das hat er bisher nicht: Mir das Gefühl zu geben, die Einzige für ihn zu sein, etwas Besonderes zu sein, für mich da zu sein. Das macht mich sehr traurig und unglücklich und lässt mich an seiner Liebe zweifeln. Er sagt mir zwar immer, dass er mich über alles liebt, ich seine große Liebe bin und ich ihm unendlich wichtig bin, aber seine Handlungen repräsentieren eine ganz andere Realität.
Ja, ich kann die genauen Gründe für meine Liebe zu ihm benennen. Diese sind aber im Vergleich zu den vielen Problemen eher in der Minderheit.
Danke, ich werde wachsam sein. Ich habe mich in letzter Zeit sehr von ihm distanziert, wir sehen uns nur noch einmal die Woche (vorher 3-4 Mal) und wir haben viel weniger Kontakt als vorher. Ich weiß, dass ihn das tierisch aufregt, er macht mir oft Vorwürfe, weil ich kaum noch Zeit habe für ihn, aber mein Studium ist mir momentan einfach wichtiger. Ich habe ihm auch deutlich gesagt, dass ich mir keine Vorwürfe deswegen machen lasse. Es gab darüber schon viel Streit, aber ich habe nie klein beigegeben. Denn wenn ich ihm so wichtig bin, wie er behauptet, sollte er das verstehen und nicht rummeckern.
Bachstelze:
Natürlich kann ich keine Verantwortung für das übernehmen, was er erlebt hat. Ich nehme die Rolle der "Retterin" nicht an, ich habe ihm gesagt, dass ich alleine nicht dafür sorgen kann, dass er besser mit seiner Vergangenheit klar kommt und das ich diese Last auch nicht tragen möchte. Er tat jedoch so, als stelle es für mich eine große Ehre dar, diese Rolle übernehmen zu dürfen. Ich habe dies aber strikt abgelehnt.
Wenn ich so darüber nachdenke, sehe ich das ganze so, dass er jemand ist, der viel erlebt hat und ich gehofft und geglaubt habe, dass er mir durch seine Erfahrung helfen kann, besser mit meiner Vergangenheit auszukommen (über diese habe ich mit ihm jedoch nie gesprochen, da seine immer im Vordergrund stand/steht). Mein Selbstwertgefühl ist kein gutes, es wurde oft angegriffen und ist sehr geschrumpft. Ich war schon immer ein sehr schüchterner Mensch. Das ist mir zum Verhängnis geworden, ich wurde in der Schule 4 Jahre lang aufs Schärfste verbal sowie physisch gemobbt und gedemütigt. Diese Erfahrungen stürzten mich in die Einsamkeit und später in die Magersucht. Diese habe ich zum Glück aus eigener Kraft überstanden, heute geht es mir wieder sehr gut, ich mag meinen Körper, aber mein Selbstbewusstsein ist noch immer stark angegriffen.
Angst allein zu sein habe ich nicht unbedingt. Ich war immer schon ein Einzelgänger und ziehe mich auch gerne zurück, ich habe nur eine gute Freundin, auf die ich mich jedoch zu 100% verlassen kann. Aber ansonsten verbringe ich meine Zeit lieber allein als mit Menschen, die falsch und hinterlistig sind. Ich hätte kein Problem damit, allein zu sein, das ist es nicht vordergründig. Natürlich möchte ich jemanden haben, der mir das Gefühl gibt, dass ich etwas Besonderes bin, dass ich perfekt bin, so wie ich nun einmal bin, der mich verehrt. Diese Gefühle schenkt mir mein Freund nur begrenzt. Aber dennoch ist er ein Mensch, den ich gerne um mich habe. Er hat viele gute, positive Eigenschaften, aber eben auch einige negative. Ich kann nicht sicher sagen, ob es pure Liebe ist. Es ist zu 70% Liebe und zu 30% das Streben nach Schutz, Halt, Anerkennung, Liebe.
Clara:
Deine Geschichte regt sehr zum Nachdenken an. Erst einmal freut es mich aber sehr, dass deine Tochter nun einen wunderbaren Mann gefunden hat, der ihr gut tut und sie liebt und verehrt, wie sie ist.
Es stimmt mich jedoch auch sehr traurig, weil ich weiß, dass es in meiner Beziehung nicht immer so ist. Ich habe oftmals das Gefühl, dass er nicht mich als Menschen liebt, sondern dafür, dass ich alles akzeptiere und bei ihm bleibe, obwohl er so viel Mist baut. Ich denke auch, dass er nicht Angst hat, mich zu verlieren, sondern Angst davor hat, wieder belogen, betrogen und verlassen zu werden, ganz egal, von wem.
Ich habe einfach so Angst vor dem Schmerz, den es auslösen wird, wenn ich mich von ihm trennen würde. Es würde mir mindestens genauso weh tun wie ihm, auch wenn er vielleicht nicht um mich trauern würde, sondern um jemanden an seiner Seite, damit er nicht allein ist.
Ich weiß echt nicht mehr, was ich machen soll, da ich viele neue Sichtweisen entdeckt habe durch eure vielen schönen Antworten. Ich möchte mir einerseits mit ihm eine wunderschöne Beziehung aufbauen, weil ich ihn als Menschen sehr liebe, aber andererseits denke ich, dass es andere Männer auf der Welt gibt, die mich tausend Mal besser behandeln würden als er es tut.