Liebe Ludmilla!
Danke für Deine ausführliche Antwort, die außerdem noch sehr nett ausgefallen ist.
andererseits ist da deine offen eingestandene homophobie. dass just mes kollegin auch so fühlt, davon würd ich von vornherein einmal nicht ausgehen, sondern es lieber überprüfen.
Ich würde absolut nicht von einer Homophobie sprechen, mit schwulen Männern verstehe ich mich sehr gut, ich laufe nur gerne vor Lesben davon. Homophobie würde beide Gruppen betreffen, das tut es nicht. Auch kann ich gut damit leben, dass es lesbische Paare gibt, Homophobie wäre eine regelrechte Aversion gegen ihre Lebensform. Ich möchte nur selbst nicht davon betroffen sein, d.h. mit einer lesbischen Freundin, die mir selbst Avancen machen würde, käme ich nicht zurecht. Wenn ich zu 100% nicht in ihr Beuteschema passen würde, hätte ich kein Problem damit.
auch für mich wäre eine solche täuschung ein grund, die freundschaft nicht fortzuführen, weil ich das vertrauen verlieren würde. ich war auch schon in der situation, dass mir (allerdings männliche) "freunde" über jahre hinweg ihre homosexualität verschwiegen haben. als es dann zum outing kam, war ich sehr traurig, dass man mir so wenig vertraute und fühlte mich hintergangen, weil ich das gefühl hatte, die person gar nicht wirklich zu kennen. diese "freundschaften" existieren heute auch gar nicht mehr.
Das verstehe ich - das ist ein Vertrauensbruch, soferne man selbst der Meinung ist, es sei eine wirklich tiefe Freundschaft, in der auch diese Information offen daliegen sollte.
und weil ich diese erfahrungen gemacht habe, war auch mein erster rat, dass just me sich vor ihrer angebeteten als lesbisch outen sollte. dann liegen die karten auf dem tisch und die frau kann selbst entscheiden, ob sie damit zurechtkommt oder -wie du- eben nicht. wenn es für sie kein problem ist, dann wird sich auch sicher mal das thema ergeben, ob just me sich hin und wieder in eine hetera verliebt. und so kann sie ja schon mal vorfühlen, ob sie ihr die liebe gestehen kann, oder ob sie sich lieber einfach zurückzieht - diese möglichkeit besteht dann auch noch.
Wie geschrieben, ich bin nicht das Maß der Dinge. Ich wollte nur eine Möglichkeit aufzeigen, die sein
könnte.
ja, aber: ich persönlich würde gewissheit immer einer lauwarmen freundschaft vorziehen, die meinen ewig unerfüllbaren träumen ständig neue nahrung zuführt. hast du selbst noch nie die erfahrung gemacht, jemanden zu wollen, der dich nicht will? das ist ganz alltäglich, auch wenns weh tut.
Wenn ich überlege - ja, in meiner Kindheit. Später nicht mehr, frag mich nicht warum, das ergab sich einfach nicht. Ich hab da nicht wirklich ein Problem damit, wenn mir der Robert Redford gefallen würde und er kennt mich nichtmal.
Und bei anderen Männern seh ich das auch so - bei mir ergaben sich bis heute Beziehungen erst durch Schritte des Partners auf mich zu. Wenn sich jemand für mich nicht interessierte, so war er für mich demnach nicht vorhanden. Klingt jetzt vielleicht blöd, aber ich kanns schlecht erklären.
ich glaube wirklich, dass deine antwort an just me anders ausgefallen wäre, wenn sie in einen mann verliebt wäre und deine eigenen, offensichtlich sehr unangenehmen erfahrung dich beinflussen.
Das wäre möglich, allerdings nicht unbedingt anders, wenn es ein Mann wäre. Denn ich denk mir, was man nicht an Gefühlen geschenkt bekommt, braucht man nicht. Erzwingen kann man nichts, wenn bei einem anderen, egal ob nun Männlein oder Weiblein, nichts vorhanden ist, was sollte man sich da anstrengen?
denn auch wenn keine signale von der frau kommen: möglicherweise ist homosexualität in ihrem leben bisher einfach kein thema gewesen und ihr selbst noch gar nicht klar, wie sie dazu steht. ohne just me jetzt große hoffnungen machen zu wollen: es gibt auch sehr viele frauen, die erst später im leben draufkommen, dass sie sehr wohl mit frauen was anfangen können.
Ja, das ist sicher möglich - ich kenne ein weibliches Paar (allerdings nicht gut, sind nur lose Bekannte), bei denen eine Frau von den beiden zuerst mit einem Mann verheiratet war und selbst nicht wusste, dass sie bi ist. Das ergab sich erst durch ihre jetzige Lebensgefährtin.
Warum ich an diese Möglichkeit nicht dachte, war eben das (vielleicht nur für mich offensichtliche) Fehlen von Signalen seitens der anvisierten Frau der Threaderstellerin.
ps: reinfriede, das ist jetzt ein bisserl ot, aber mich würd es echt interessieren: was berührt dich denn (abgesehn von der enttäuschten freundschaft) so unangenehm daran, wenn frauen was von dir wollen?
Wahrscheinlich wird es unter Lesben genausoviele Reaktionsmöglichkeiten auf ein "Nein" geben wie unter Heteros - ich hatte vielleicht das zweifelhafte Glück, nur an Frauen zu geraten, die ein Nein eben nicht akzeptieren wollten.
Darum ist meine Antwort jetzt bitte nicht allgemein, sondern nur ganz persönlich zu sehen:
Wenn ich zu einem Mann "Nein" sagte, dann akzeptierte er es - vielleicht nicht gleich, aber irgendwann dann doch. Und eine normale Kommunikation war möglich, weil er sich dann halt anderwertig umguckte. Ist nicht ganz die Wahrheit, in zwei Fällen hatten mich besonders hartnäckige Männer erwischt, die sich einbildeten, ich wäre ihre Seelenverwandte oder sowas. Aber das ist nicht die Norm (zumindest nicht in meinem Erfahrungspool, aus dem ich fische).
Wenn ich zu einer Frau "Nein" sagte, war jedoch prinzipiell Feuer am Dach. Das wurde umgangen, in Frage gestellt, zerredet, zer-argumentiert, ich kam mir jedesmal vor wie in einem Spinnennetz gefangen, aus dem ich mich rauswurschteln musste.
Bei Männern und bei Frauen gleichermaßen mag ich keine Schuldgefühle dafür entwickeln müssen, wenn ich Nein sage. Ich will ein freier Mensch bleiben, meine Freiwilligkeit ist mir heilig. Und wenn diese blockiert wird, werd ich grantig. Und Frauen (ich differenziere jetzt: die Frauen, bei denen mir das passierte) können einen wesentlich besser und geschickter verstricken als Männer. Hm, versteht jemand, was ich meine?
Frauen können einem besser Schuldgefühle anhängen, hoffen länger, verharren länger, sind hartnäckiger irgendwie.
Und ich denke, das ist der Grund für meinen Fluchtreflex, wenn ich von einer Frau gemocht werde auf eine Art, die ich nicht bereit bin zu geben.
Ich hoffe, ich konnte das einigermaßen erklären...
Liebe Grüße
Reinfriede