AW: Wer kann mir da einen Tipp geben
Noch so ein Spruch:
"Urteile niemals über jemanden, in dessen Schuhen du nicht mindestens 1 Meile gegangen bist".
Es gibt Lebenslagen, die ein empathisches Verständnis (= Verstehen der seelischen Befindlichkeit) geradezu unmöglich machen, wenn man nicht selbst diese Situation und die damit einher gehenden Gefühle er-lebt hat.
Für einen Blinden kann ich sehr viel Mitgefühl aufbringen. Aber als Sehender wirklich zu spüren, wie es sich anfühlt, blind zu sein, das geht einfach nicht.
Ich weiß nicht, was dich, Daniela, und dich, Elke, dazu bewegt, den Eltern Verantwortungslosigkeit und Aussagen wie "keiner scheint sich auch nur die geringsten Gedanken zu machen, wie es den Kindern geht" zu unterstellen. Ich habe eher den Eindruck, dass in dieser verfahrenen Situation nach einer Lösung gesucht wird.
Ein Teil dieser Lösung ist mit Sicherheit, dass MrsPenalty zu ihrer Stärke findet, um, wie Daniela es richtig erwähnte, den Kindern den wichtigen emotionalen Halt geben zu können. Sie macht ja bereits eine Therapie gegen die Depressionen. Was das mit "Selbstbeschwindelung" zu tun haben soll, kann ich nicht nachvollziehen.
Bei einer Trennung, ungeachtet deren Ursache, geht es Kindern niemals wirklich gut. Ganz egal, wie "gut" (materiell und emotionell) sie es bei dem einen Elternteil haben, es wird ihnen immer etwas fehlen. Nämlich der andere Elternteil. Das ist das Dilemma, das auch ein bestmögliches Arrangement (Besuchsrecht, geteiltes Sorgerecht usw.) nicht aus der Welt schaffen kann.
Kinder lieben beide Elternteile, werden jedoch durch die Umstände dazu gezwungen, sich für einen "entscheiden" zu müssen. Das ist aber niemals eine Entscheidung des Herzens. Um mit diesem immensen Gefühlschaos klar zu kommen, müssen sich Kinder selbst schützen, indem sie sich der Zerrissenheit nicht mehr ausliefern. Sie spalten vorübergehend ab, was sich in Schuldzuweisungen dem verlassenden Elternteil gegenüber, in Kontaktverweigerung oder in einseitiger Loyalität äußert. Aber es ist erstaunlich, denn die meisten Kinder entwickeln eine ziemliche Resilienz, d.h., eine große innere Stärke. Nicht jedes Scheidungskind landet automatisch als Erwachsener beim Psychotherapeuten.
Je vorbildlicher die Leitpersonen agieren hinsichtlich Stärke, desto besser können die Kinder mit der neuen Lebenssituation umgehen. Da bin ich ganz deiner Meinung, Daniela.
Aber nicht jeder hat automatisch die erforderliche Stärke (es kann nicht sein was nicht sein darf ...). MrsPenalty muss erst zu dieser Stärke finden, ansonsten wird das "Verantwortung übernehmen" nicht funktionieren.
Ich bin nach wie vor der Überzeugung, dass, wiederum ungeachtet der Umstände, es für Kinder eine absolut traumatische Erfahrung ist, wenn eine Familie zerbricht. Und die Auflösung jeden Traumas benötigt viel Zeit und Geduld.
Liebe MrsPenalty,
entschuldige, dass ich jetzt "über" dich geredet habe, ich hoffe, du verstehst das nicht falsch.
Einen Tipp aus eigener Erfahrung kann ich dir noch geben. Als ich in der ähnlichen Situation war wie du, bin ich (mehrmals) zu einer Psychologin gegangen. Und zwar zu einer Kinderpsychologin. Der Anstoß kam von meinem Anwalt, und ich bin ihm heute noch sehr dankbar dafür.
Ich wollte die Situation aus der möglichen Sichtweite meiner Kinder verstehen und habe mich sehr intensiv genau damit auseinandergesetzt. Das war für mich ein sehr hilfreicher Weg, um sehr behutsam und auch verständnisvoll mit der Sache umzugehen. Das, was mir am schwersten fiel (fällt), nämlich die nicht-fordernde Geduld, ist zugleich das Wichtigste. Ebenso wie die schwierige Gratwanderung zwischen Klammern und Loslassen in Liebe.
Es hat sehr lange gedauert, bis ich meinen eigenen Seelenschmerz hintan stellen konnte.
Und ich weiß, dass die Geduld lohnend ist, sie macht eine sanfte Annäherung, wie ich sie jetzt erleben darf, wieder möglich.
Seid ihr eigentlich lediglich getrennt oder bereits geschieden?
Hast du das Sorgerecht an deinen Mann abgegeben?
Nachdem die Selbstmorddrohungen deines Mannes, wenn ich es richtig verstanden habe, nun schon einige Zeit zurück liegen - wie steht ER heute zu seinem damaligen Agieren? Ist er einsichtig oder hat er sich geändert?
Wenn du ganz ehrlich bist, glaubst du, dass deine Mädels im Augenblick bei dir besser aufgehoben wären?
Die Situation bringt seelischen Schmerz automatisch mit sich. Nimm' ihn an, er darf sein.
LG
Karin