Wie werde ich diese Horrorbilder los?

jona-sophie

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29 Dezember 2003
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Hallo!

Ich bin dankbar für jeden Rat, oder Tip, den ihr mir vielleicht geben könnt.
Ich hatte vor einiger Zeit in diesem Forum berichtet, daß mein Vater an einem schlimmen Krebsleiden gestorben ist.
Im Oktober 2002. Ich habe die Trauer auch ganz gut verarbeiten können, da eine sehr liebe Person Kontakt zu meinem Vater aufgenommen hat, und ich weiß, daß es ihm gut geht.
Aber das Sterben meines Vaters verfolgt mich immer wieder.
Er war ein sehr stattlicher und kämpferischer Mann mit viel Stolz.
Das Hauptproblem war sein Lungenkrebs, der dann doch leider streute und in seinem Gehirn Metastasen bildete. Er magerte rapide ab, fing an Sachen fallen zu lassen, war manchmal nicht mehr ansprechbar und faselte ab und zu nur noch wirres Zeug.
Er schwankte und war sehr agressiv, ließ keine Berührung mehr zu. Eines Tages konnte er nicht mehr aus seinem Bett aufstehen und wir riefen den Notartzt, der ihn in die Klinik brachte.
Am anderen Tag fuhr ich zu ihm und war so geschockt. Er lag dort und ich dachte er würde jeden Moment sterben. Die Augen waren tief eingefallen, er hatte lag da und rang panisch um Luft. Er konnte sich nicht mehr bewegen und starrte an die Wand. Er reagierte überhaupt nicht. Ich hatte panische Angst und rannte aus dem Zimmer um einen Arzt zu holen. Wir dachten, daß er die Nacht nicht schaffen würde. Es kam aber doch gott sei Dank anders. Nach einer Woche holten wir ihn nach Hause. Er bekam schon mit, daß er wieder da war und hielt meine Hand ganz fest.
Er wollte mich nicht gehen lassen. Er hatte immer noch diese schwere Atmung und diesen panischen Blick. Er konnte nicht mehr reden stöhnte nur noch. Ich spürte,daß er noch etwas sagen wollte und daß es ihm wichtig war. Es ging aber nicht.
Diesen Blick kann ich einfach nicht vergessen.
Am nächsten Tag starb er friedlich und mit einem Lächeln.
Ich war froh, daß er es überstanden hatte.
Aber diese ganzen Horrorbilder und den ganzen Leidensweg kriege ich einfach nicht aus meinem Kopf.

Könnt ihr mir vielleicht helfen?


Alles Liebe von Jona-Sophie
 
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Liebe Jona-Sophie,

es gibt unterschiedliche Möglichkeiten, warum Dich die Bilder nicht loslassen. Meist ist es so, daß die Erinnerung an die Vergangenheit einem vor dem Erleben jetzt und dem Genießen des Lebens heute abhält. Welche Ängste existieren bei Dir für das heute?

Ich würde im geschützen Raum nochmals mit jemanden über diese Situation sprechen und Deine Gefühle ausdrücken und fühlen, die Du damals hattest. In dem Moment als Dein Vater so litt, war es bestimmt schwierig wirklich Deine Gefühle zuzulassen. In solchen Momenten kommt es dann zur Abspaltung der Gefühle. Diese wollen aber wieder integriert werden und erscheinen deshalb immer wieder als Bilder im Kopf.

Das sind die zwei Möglichkeiten, die mir einfallen, wie Du mit den Bildern umgehen kannst und warum sie immer wieder auftauchen. Ich hatte früher auch sehr oft Flashs von Situationen, die ich lieber vergessen wollte.

Liebe Grüße
Ereschkigal
 
Lieber Reinhold!

Wie meinst du das?
Dafür gibt es auch das Private-Nachrichten Systhem.
Wie gesagt, ich bin über jede Meinung dankbar.

Liebe Grüße von Jona-Sophie
 
Hallo Ereschkigal!
Auch dir danke ich für die Tipps.
Ich werde es versuchen. Wenn es mir nichts bringt, dann werde ich mich an einen Psychologen wenden.

Liebe Grüße von Jona-Sophie
 
Hi Jona – Sophie,

bevor ich mit der Tür ins Haus falle, arbeiten wir uns mal gemeinsam an die Sache ran.

Warum hast Du Kontakt mit deinem Vater aufgenommen?
Warum wollte er dich nicht gehen lassen? Oder wolltest Du ihn nicht gehen lassen? Was glaubst Du?

Gruß
Reinhold
 
Lieber Reinhold!

Die Frage habe ich mir selbst schon sehr oft gestellt.
Da ich seinen Blick immer vor Augen hatte, diese Verzweiflung mir etwas mitteilen zu wollen, war ich mir hundertprozentig sicher, daß er mir noch etwas sagen wollte. Er konnte nicht mehr sprechen oder sich anders bemerkbar machen. Er hielt meine Hand so fest, dabei sagte ich ihm daß ich meine Tochter Angelina aus dem Kindergarten abholen müsse und sofort wieder da wäre, aber er ließ nicht los und drückte meine Hand immer Fester.
Die Frage dannach, ob er mir noch etwas sagen wollte, blieb bisher unbeantwortet. Ich weiß nur, daß es ihm gut geht.
Natürlich wollte ich ihn nicht gehen lassen, aber ich muß dir ganz ehrlich sagen, daß ich manchmal schon über aktive Sterbehilfe nachgedacht habe. Ich weiß nicht, ob ich daß noch länger ertragen hätte. Da ich Arzthelfein bin und ihn auch mit Medikamenten versorgt und gepflegt habe hätte ich ein leichtes Spiel gehabt. Am liebsten hätte ich so seine Schmerzen gelindert.
Wenn man in so einer Situation ist, dann denkt man manchmal schlimme Dinge, aber ich habe ja nicht das Recht dazu Gott zu spielen.
 
verdrängt?

Hallo jona-sophie!
Ich kenne diese Situation, mit meiner Lieblingsoma ist es mir genauso gegangen.
Ich sah ihr ins Gesicht, und sie rang um Luft, sie sah blaß aus, hatte Angst, konnte sich nicht mehr bewegen
Ursache: Man sagt ja immer das Leben geht weiter, der Mensch räumt meistens keine Zeit ein, für die tiefen Gefühle
es muss weitergehen, da ist oft kein Platz für diese Gefühle.
Du hast dir wahrscheinlich gedacht, ich muss stark sein. Und dabei hast du deine Gefühle verdrängt.
Vorschlag: Ich hab ein paar Möglichkeiten für dich:
1 Du kannst ja (wenn du Lust hast) die Bilder malen
und wenn du dann glaubst du hast einen Teil der Gefühle nach aussen gebracht, dann zerreisst du das Bild aus Symbol für das "Nie wieder zurück kommen" der Gefühle
2 Du kannst ja auch was schreiben, einfach mal drauf los, dich erinnern dich zurückversetzen (auch wenn es nicht angenehm ist) und deinen Gefühlen und Gedanken freien Lauf lassen. Dann noch mal ansehen, wenn ein wieder Gefühl dadurch nach aussen gekommen sind, kannst du dieses Schreiben vernichten (auf welche Art? Da sind deiner Fantasie keine Grenzen gesetzt)
3 Vielleicht hast du jemanden in deiner Umgebung / Familie den es genauso oder ähnlich wie dir mit deinem Vater ergangen ist, und ihr könnt euch aussprechen. (Es tut oft gut jemanden zu haben, der die selben oder ähnliche Erfahrungen gemacht hat, dann fühlt man sich verstanden und kann diese tiefen Gefühle nach aussen bringen.
Du kannst dich da ja richtig ausleben, und deinen Gedanken freien Lauf lassen (das sind nur drei Richtungen)
4 Psychologe wenn du es allein nicht schaffst bzw mit guten Freunden / Familie anderen Personen mit gleichen / ähnlichen Erfahrungen. Aber ich finde immer, dass man es sich als Forumteilnehmer ein bisschen leicht macht wenn man einfach reinschreibt Psychologe. Ich finds halt besser, wenn man sich Gedanken macht, und gut überlegt, was man schreibt.

"Bilder sind Erinnerungen. Sie haben sehr viel Energie gekostet. Man wird sie nicht leicht los, weil soviel Energie drinsteckt"
Meine Kommunikationstrainerin hat das mal gesagt.

Tschüss
Halt die Ohren steif
Sunny333
 
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Liebe Sunny!

Vielen Dank für deinen Rat.

Jetzt, wo ich den Mut gefunden habe, hier doch meinen Beitrag zu schreiben, geht es mir schon ein wenig besser.
Ich war lange am überlegen ob ich das tun soll oder nicht.
In der Beziehung bin ich eben etwas zurückhaltend, und denke, daß manche Leute darüber lachen.
Aber ich merke schon, daß ich nicht die einzige bin, der soetwas wiederfahren ist. Das tut wirklich gut.
Ihr seid wirklich alle lieb.

Vielen Dank

Liebe Grüße von Jona-Sophie
 
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