Puh, das ist sehr schwierig.
Ich bin gerade erst dabei erwachsen zu werden. Und das mit fast 50. Warum? Das weiß ich nicht.
Ich finde bzw. fand es schwierig (also bei meinem Vorleben) eigenständig zu werden. Meine Eltern (ich weiß auch nicht genau wer davon) lassen nicht los.
Sie haben mich ein Leben lang kontrolliert, ohne dass ich es gemerkt habe. Erst auf einen Hinweis von außen ist es mir bewusst gemacht worden.
Sie haben versucht mich immer abhängig zu halten. Bei meinen Geschwistern (teilweise) ist es immer noch so.
Es ist schwierig anders zu handeln, als man es beigebracht bekommen hat. Für mich zumindest.
Ich denke ziemlich anders als meine Familie. Und das ist in der Vergangenheit (nein auch heute noch, doch da klappt es nicht immer so) unterdrückt worden. Du wirst nie.....Das kannst du nicht..... Bist du überhaupt unser Kind..... Die xxx wird nie.... Dazu bist du nicht geboren.....
NEIN das stimmt alles nicht, das haben sie mir nur immer eingeredet. Durch diese Dinge ist es für mich auch schwierig gewesen mir eigene Meinungen zu bilden oder überhaupt mal etwas zu sagen. Ich dachte immer, was ich zu sagen habe ist nicht so wichtig. Deswegen habe ich mir meinen Teil gedacht, aber nie bzw. selten gesagt.
Du bist dein Leben lang Tochter deiner Eltern, der Umstände und deiner Herkunft. Das kannst du nicht verleugnen. Ein Teil des Erwachsenwerdens ist, das zu akzeptieren. Das ist nicht einfach. Erst ist man sauer, dann grämt man sich. Man ist beleidigt und störrisch. Vielleicht bricht man auch den Kontakt ab......nein, auch wenn wir nicht mit dem zufrieden sind, wie es gelaufen ist. Es hat uns nun mal zu dem gemacht was und wie wir sind. Das müssen wir akzeptieren. Unsere Eltern (zumindest die meisten) wollten doch nur unser Bestes...was immer das auch sein mag.

Und wenn es uns nicht gefällt, können nur wir es ändern. Wie? Ja da müssen wir uns einen Weg suchen. Wo wir wieder bei der Frage sind, wie kann ich lernen anders zu denken, wo ich es doch soooo gaaaar nicht gelernt habe. Immer noch schwierig.
Einfach offen sein für alle Ideen. Ich glaube, man spürt dann irgendwie ob etwas für einen dabei ist. Vorausgesetzt man/du/ich haben eine gewisse Grundausstattung mitbekommen. Es ist nicht so, dass meine Eltern mich nicht lieben. Sie sind Kriegskinder und hatten es selber nicht so leicht. Sie versuchen zu beschützen, doch das artet doch irgendwie aus. Unabsichtlich.
Ich bin gut ausgestattet mit Minderwertigkeitskomplexen und fehlendem Selbstbewusstsein. Ich war immer schüchtern und hatte brav und artig und bescheiden zu sein. Das Selbstbewusstsein läuft in Kurven auf und ab - mal mehr und mal weniger. Ganz so schüchtern bin ich nicht mehr. Brav (leider) immer noch. Meist bescheiden. Du siehst: ich bin auf einem guten Weg. Ich hoffe, ich habe noch etwas Zeit das auszubauen. Mit dem Alter wird frau doch gelassener.
Was mir hilft? Konkret? Meine Kinder. Und auch ganz viel mein jetziger Ehemann. Dem danke ich sehr dafür, auch wenn es nicht immer einfach ist.
Einen schönen Tag noch.