Da bin ich wieder
Hallo Ihr Lieben,
ich war zwei Wochen nicht im Büro, weil ich nicht mehr arbeiten konnte. Eine längere Zeit hätte der Psychologe nicht gutgeheißen. Ich wollte auch nicht verdrängen, sondern Zeit haben für mich, um mir immer wieder zu sagen, dass es richtig ist. Die Entscheidung zur Trennung war wirklich intuitiv, nicht geplant, aber eben lange vorher im Kopf als einzige Lösung schon vorbereitet.
Dass ich jetzt so furchtbar leide, soll in Ordnung sein. Der Psychologe meinte nur, wieso ich denn davon ausgehe, dass so eine Entscheidung und das erste Mal in meinem Leben konsequent, leicht sein würde. Ich solle ruhig trauern und leiden, dass gehöre dazu.
Ich habe genau das getan was du rätst(lieber Ulmer Spatz), Keller aufgeräumt, lecker gekocht für mich und "Kind", Gitarre gespielt bis mir die Finger nicht mehr wollten, spazieren, etwas Garten und dabei habe ich mich relativ wohl gefühlt. Habe mich aber nicht betäubt mit Unternehmungen und keine Pillen geschluckt, sowas hätte ich wohl bekommen können.
Die täglichen Telefonate ! mit ihm haben mich immer zum Weinen gebracht und alle unsere Gespräche drehten sich im Kreis. Ich leide, er leidet, ich will nicht mehr zurück, den Zustand von vorher will ich nicht mehr und er kann (will) den Schritt der Trennung von seiner Frau nicht wagen. Er leidet ganz anders als ich, irgendwie klammert er sich an unsere Vergangenheit und argumentiert und argumentiert. Er brennt lauter DVDs für mich, und will sie mir dann irgendwie zukommen lassen. Er glaubt, dass wir wieder Musik machen könnten, Motorrad fahren, will einfach mit mir zusammen sein können. Und ich versuche dann immer wieder ihm zu erklären, dass ich dann auch immer wieder leiden würde, wenn er nach Hause fährt. Ich dürfte ihn nicht lieben, aber das tue ich nunmal. Dann wird es doch nicht leichter für mich, bloß weil wir dann keine Intimität mehr zulassen. Es wäre für mich genau die gleiche Härte wie jetzt. Wir sind keine Freunde, habe ich ihm gesagt, wir lieben uns und darum gibt es kein Dreieck mehr für mich.
Am Montag haben wir uns seit den drei Wochen das erste Mal getroffen, er kam zu mir und hat Notenpult, Mikroständer und so geholt und mir die DVDs gebracht. Es war schrecklich. Wir haben uns gedrückt, beide geweint und ich war eine einzige große Träne und blutende Wunde. Dann haben wir wieder so normal wie immer die Sachen beredet, DVDs geprüft, Kaffee getrunken und mal wieder geweint, gedrückt, Händchen gehalten (was sind wir doch erwachsen) Trotzdem ging es mir den ganzen Dienstag gut. Ach ja davor hatten wir Funkstille für drei Tage, ich habe gelitten.
Was sagt der Therapeut? Klar geht es einem Alkoholkranken erstmal besser, wenn er gleich morgens eine halbe Flasche Rotwein trinkt. Dagegen fällt mir nichts mehr ein.
Also hilft dann nur Abstinenz, nicht mehr sehen und eben in immer längeren Abständen mal etwas besprechen, wenn nötig. Ich muss konsequent sein, aber da spielt mein Geliebter (mag garnicht Ex.. sagen) nicht mit. Glaube er will festhalten. Seine Argumente sich nicht zu trennen sind verständlich, aber dann geht es eben nicht. Jedenfalls leidet er, ist richtig krank andauernd, Rücken, Magen, Blutdruck, Herz, kann nicht schlafen guckt bis früh Filme, die er mit mir gesehen hat, ist depressiv und hat keine Energie für seine Arbeit und sieht ganz schrecklich aus. Er tut mir leid, aber alle meine Argumente sind verbraucht und wenn es für ihn noch schlimmer wäre sich zu trennen, dann muss er da durch. Auch ihm wird die Zeit helfen.
Habe darauf bestanden, dass er alles mitnimmt, damit er nicht wiederkommen muss. Wenn er das nächste Mal kommt, dann soll er mit einem Koffer kommen, hab' ich gesagt.
Ach und er sagt eben noch, dass er momentan bei seiner Gesundheit und so eine Zumutung sei. Das könne er auch nicht. Er würde nach einer Trennung bei mir auf der Chouch sitzen und in die Vergangenheit sehen, sich schuldig fühlen und ich würde ihn irgendwann rauswerfen. Ich mag darüber nicht mehr reden. Sicher bin ich jedoch, dass er nach einer Trennung von seiner Frau nicht mehr der Mann wäre, mit dem ich jetzt 3 1/2 Jahre zusammen war. Es weiß doch keiner was werden würde. Ich hätte womöglich auch Schuldgefühle, wenn es ihm nicht gutgeht bei mir. Also muss er wirklich wollen, damit es eine klare Entscheidung ist.
Außerdem hat er ja entschieden bei seiner Frau zu bleiben und versinkt in Selbstmitleid. Er sei der Verlierer und das ********* (sorry). Alles andere ist, was wäre wenn...
Erst einmal stehe ich mit leeren Händen da, Liebster weg, Musik alle, Moped alle, Wochenende mit zu Konzerten fahren alle. Mir scheinen meine negativen Gefühle von davor weit weniger schlimm, als mein momentanes Weh. Meine Gefühle liegen direkt unter der Haut und alles rührt mich zu Tränen. Ich will zu Hause bleiben, aber der Psychologe sagt, wenn die zwei Wochen meine Arbeitsfähigkeit nicht wiederhergestellt haben müsste ich dann vielleicht stationär. Also sitze ich im Büro. Und wenn ich ganz ehrlich bin, habe ich auch schon gearbeitet. Es geht, kostet nur Überwindung.
Ich hoffe auf die Zeit. Meine Freundin sagt, ich werde mich unheimlich frei fühlen, wenn ich das überstanden habe. Eine Ahnung davon habe ich schon, ich kann es jedenfalls glauben.
Liebe Grüße
Andrea
Ist ja witzig, die Sternchen bezeichneten eine runde Körperöffnung und wurden gleich in Sternchen verwandeln. Die Technik machts möglich, dabei hatte ich doch gleich noch "sorry" dahinter geschrieben.