Ja - auf den ersten Blick und in vielen Fällen wird es eine "kindische" Reaktion sein.
Interessantes dazu sagt jedoch die Hellinger-Theorie, die meint, nur ein Ausgleich könnte noch eine Basis für eine Beziehung schaffen, denn wenn einer der "Schuldige" bleibt und der Betrogene der "Heilige", so hätte eine Beziehung keine Chance mehr. Das kann ich auch gut nachvollziehen. Wobei Hellinger nicht sagt, dass es unbedingt dasselbe sein muss, das man tut, sondern etwas ähnlich Schwerwiegendes.
Denn der Heilige wird den Schuldigen immer wieder (wenn auch unterschwellig oder unbewusst) anklagen und der Schuldige wird irgendwann den Heiligen zu hassen beginnen - zumindest hab ich das in einem Buch über Hellinger mal gelesen, das klang auch logisch.
Außerdem hat dieser Ausgleich auch noch eine weitere Chance: Man kann vielleicht nachvollziehen, wie sich das anfühlt, wenn man betrügt und danach dem Partner wieder in die Augen guckt - d.h. man hat die Chance, in den Schuhen des Täters zu laufen, indem man selbst ein Täter ist. Und eventuell damit die Tat nicht nur verstehen, sondern auch relativieren. Denn selbst verzeiht man sich ja meistens leichter.
Ist nicht zu unterschätzen, so eine Chance, etwas nachzufühlen zu können.
Was nicht bedeutet, dass ich das befürworte, aber ich möchte es auch als Möglichkeit nicht unterschätzen.
Liebe Grüße
Reinfriede
Mir erschließt sich der Sinn nicht ganz und ich finde es auch auf den zweiten Blick äußerst kindisch und zudem halte ich ein solches Gedankengut noch für irgendwie gefährlich.
Aus Rache fremd zu gehen setzt voraus, dass man von dem Betrug weiß.
Mit diesem Wissen und dieser Wut ginge man hin und würde den Partner betrügen, um ein Gleichgewicht wieder herzustellen.
Man wird somit selbst "Täter" .
Dass aber beide in Ungnade fallen macht weder die eine Sache besser, noch die andere.
Und zudem müsste man (um es völlig gleichzusetzen) dann auch noch hingehen und dem Partner sagen, dass man ihn betrogen hat.
Ich persönlich würde mich in Grund und Boden schämen und wüsste auch gar nicht, wie ich das rechtfertigen sollte.
Ich käme innerhalb der Beziehung mit seinem Betrug nicht klar und würde die Beziehung wohl auch beenden.
Aber weder würde es mir helfen, wenn ich zusätzlich selbst noch betrogen habe, noch würde das zur Wiederherstellung des Vertrauens beitragen, das hätte nur einen einzigen Effekt für mich: Dass ich zusätzlich noch das Gefühl bekäme, ich
dürfte nicht mehr misstrauisch sein und
müsste das verzeihen.
Ich verstehe nicht, wie man ein Unrecht durch ein zweites wieder gut machen soll.
Zudem wird hierbei völlig ausgeblendet, wie es zu den Geschehnissen kam und wieviel "Schuld" ein jeder tatsächlich hat.
Der betrogene ist das Opfer. Punkt.
Ob der sich jahrelang aufgeführt hat, wie die Axt im Walde, ob der Betrüger lange versucht hat, die Beziehung zu kitten, ob er selbst sein "Vergehen" bereut, das alles bleibt völlig unbeachtet.
Selbst unsere Gesetzgebung funktioniert so nicht. Und das ist auch ganz gut so, wenn diese "Auge-um-Auge-Mentalität" tatsächlich
gelebt würde, muss man nicht sehr lange nachdenken, um zu wissen, wo wir ganz schnell hinkämen.
Eine gute Methode um ein "gleichgewicht" herzustellen gibt es in der Praxis bei Straftaten im Täter-Opfer-
Ausgleich.
Dort können (unter bestimmten Voraussetzungen) ein erniedrigtes und unter Umständen verängstigtes und gebrochenes Opfer einer Straftat und ein Straftäter an einen Tisch gesetzt werden und sich unterhalten.
Das halte ich für wirkungsvoller und für eindrücklicher, als jemanden bloß zu "bestrafen".
Derjenige muss dem anderen erklären, warum er ihn denn überfallen hat, er muss sich den Fragen stellen und sich das Leid anschauen, was er da verursacht hat und dazu Stellung nehmen.
Er hat die Möglichkeit, sich dafür zu entschuldigen, in einigen Fällen gibt es einen "finanziellen Ausgleich", der eher symbolischen Wert hat.
Wenn man das auf eine Beziehung umlegt, hieße das wohl eher: Eheberatung (falls die Beziehung weiter geführt werden soll) und nicht: Ich geh´dir einfach auch fremd, dann sind wir quitt.
Ich halte das für Quatsch.
Man muss nicht Täter werden, um verstehen zu können, wie eine Sache sich entwickelt hat.