Ereschkigal schrieb:
Lieber Thomas,
Wenn das Nachlaufspiel sich nur auf eine Person bezieht und Du mit dieser eigentlich eine Beziehung hast oder hattest ... dann solltest Du mal über das Dramadreieck (habe ich nicht erfunden, ist von irgendeinem namhaften Psychologen, mir fällt der Name leider nicht ein) nachdenken. Im Dramadreieck werden Rollen verteilt, die des Opfers, des Täters und des Retters. Nicht eine Person hat die ganze Zeit eine Rolle, sondern es wird zwischen den Rollen hin und her gesprungen. Vieles was in stressigen Bziehungen abläuft, ist über dieses Rollenspiel zu enträtseln. Das Grundproblem ist da dann das mangelnde Selbstwertgefühl oder sich dem anderen überlegen fühlen, was meines Erachtens auch mangelndes Selbstwertgefühl ist.
Entweder tue ich etwas als Täter um den anderen einen reinzuwürgen, weil er mir zu stark ist. Wenn der andere dann unten ist, kann ich ihn wieder aufbauen. Dann fühle ich mich toll und bin der Retter. Der andere kann natürlich auch in die Täterrolle schlüpfen und mich fertig machen, um mich danach wieder zu retten. So werden die Rollen immer schön verteilt. Wenn einer nicht mehr mitspielt, nicht mehr bereit ist den anderen zu verletzen, löst sich dieses Spiel auf.
Das Nachlaufen funktioniert auch nur, wenn Du die Frau nicht ernst nimmst. Wenn sie Dir sagt, ich will nichts mehr von Dir, dann solltest Du das als bare münze nehmen und nicht denken, wenn ich jetzt was für sie tue, dann wird das sich wieder andern. Entweder will sie mit Dir zusammen sein, so wie Du bist oder es bleiben lassen.
Der nächste Grund für Nachlaufen könnten auch noch sehr unterschiedliche Vorstellungen und Bedürfnisse zu Beziehung sein. Wenn jemand sehr viel Abstand haben möchte und Du sehr viel Nähe wünscht, kommt es auch zum Nachlaufen. Es ist so, als wenn Du nie satt werden würdest.
Aber wenn Du in diesem Nachlaufenspiel immer die gleiche Rolle hast, kommt es meiner Meinung schnell zu einem geringeren Selbstwertgefühl. Das nächste was sich oft darin wiederspiegeln kann, sind Sehnsüchte aus der Kindheit oder Vergangenheit, wo Du nicht angenommen wurdest und für "Liebe" und Zuwendung immer etwas tun mußtest.
So wie Du bist mit Deinen Bedürfnissen nach Nähe .... bist Du genau richtig. Bestimmt gibt es eine Partnerin, die total freut, daß Du so bist, wie Du bist.
Liebe Grüße
Ereschkigal
die 3 rollen, welche wechselnd übernommen werden, das ist interessant. ich für meine person habe ausgesprochen alle drei in mir. mir scheint eindeutig, dass ich diesm spiel verfallen bin.
was du am schluss schreibst, die erinnerung an traumatische kindheitserlebnisse, die treffen bei mir zu. ich kenne genau den unterschied zwischen einer der situation angemessenen emotionalen reaktion und einer emotonaler reaktion, die schreiend übertrieben ist, wenn man die situation gelassen betrachtet.
die generation(en) von kindern, welche auch in panischen ängsten nachts in ihren bettchen alleine gelassen wurden, weil schreien die lungen stärkt, und weil das kind lernen muss, sich an tagesabläufe zu halten.
was in mir vorgeht, ist himmelweit unangemessen. es sind erinnerungen, welche geweckt werden, wenn ich fühle, dass mir jemand das nicht geben kann, was ich grad brauche, erinnerungen der gnadenlosen hilflosigkeit, machtlosigkeit, des ausgeliefert seins, des VERLASSEN SEINS. ich denke, ich bin damit in zahlreicher gesellschaft.
hast du, ereschkigal, bei diesen nachlaufspielen gelitten?
ich war in meinem leben ebensooft "täter" wie "opfer", kenne beides als hauptrolle. heute ist es genau das, was du beschreibst: mein gegenüber hat, wie ich, ein machtproblem, ja, und dann spielt man mal so, mal so. als täter als hauptrolle hatt ich dann tierisches mitleid mit meinem opfer (auch sowas überhebliches: mitleid), als opfer ging es mir wie heut: ich bin der einzig ärmste mensch auf diesem erdball.
was ist zu tun? hier sind wir im thread des lächelns. ich tus. ich setz mich zu den einheimischen alten knackern und bin authentisch und wir unterhalten uns gut. doch alle 2 minuten fahren mir feuerstösse in den bauch.
ich sitz im bus und gehe in meinen atem und nehm verbindung zu einem meiner geistigen freunde auf. zack, ohne übergang holt mich der schmerz ein, OHNE ERKENNBAREN VORAUSGEGANGENEN GEDANKEN. ich bin schon ratlos.
die zeit heilt wunden. in monaten oder jahren werd ich auch über diese episode lächeln können. kennst du beschleuniger? aushalten ist nicht meine stärke. marathon laufen schon, aber da TU ich was. erdulden ist höllisch.
ich bin nicht ganz sicher, ob ich diesen thread strapaziere mit meinem persönlichen kram. wenns jemanden stört, bitte melden. kann ja pn brauchen oder ein thema eröffnen: die leiden des alten th.
grunz.
danke für deine sorgfältige antwort, ereschkigal!
thomas