@allgemein zum Thema: die Motivationen für den Freitod ist mE nach so vielfältig, wie es Menschen gibt, die diesen weg wählen. Deshalb finde ich allgmeine Abhandlungen zum Thema müßig. Was jedoch interessant ist, ist quisi-quasi eine Art Brainstorming zu dem Thema. So sehe ich diesen Fred auch.
@eigene Erlebnisse, Erfahrungen, Meinungen.
Ich unternahm mit 17 Jahren einen Suizidversuch.
Es war, wie schon jemand beschrieben hat, genau dieser "Tunneleffekt". Nachträglich versuchte ich Erklärungsmodelle zu finden, warum ich nicht mehr Leben wollte...
1) Meine Oma starb, als ich 12 war. Meine Oma war eine sehr sehr sehr wichtige Bezugsperson für mich. Meine Eltern waren die meiste Zeit mit Broterwerb beschäftigt, hatten es nicht leicht, 4 Kinder und ein kleiner Bauernhof.
Deshalb war meine Oma für uns Kinder da. Kochte, putzte, tröstete, passte auf,schimpfte, drohte, spendete emotionale Wärme. Da meine Mutter sich mit ihrer Schwiegermutter nicht gut verstand, durfte ich meine Trauer nicht zeigen. Und erhielt auch keinerlei unterstützung in Richtung Trauerarbeit. Ich fühlte mich einsam. Meine Geschwister, alle älter als ich, waren bereits ausgezogen. Zu meinen Eltern war leider die emotionale Nähe nicht gegeben, der ich bedurfte. Keine Freunde im eigentliche Sinne von Freundschaft, Bekannte jedoch, die selbst psychsich zu kämpfen hatten.
2) Meine Eltern hatten eine sehr verstrickte Beziehung zu einander, die ich in diesen 5 Jahre, vom tod meiner Oma bis zu meinem Suicidversuch, als absolut destruktiv erlebte. Auch war in dieser Phase, nicht nur von mir subjektiv erlebt, ihre Beziehung in einer schweren Krise. sie wollten beide die Scheidung, konnten sich aber nicht voneinander lösen. Nachträglich betrachtet, muß ich sagen, das mein Suicidversuch das Verhalten meiner Eltern zueinander maßgeblich verändert hat. Ich fühle mich seit diesem Zeitpunkt auch so, als ob ich meine Aufgabe im Familienverband erledigt hätte. Natürlich habe ich meine Eltern gerne (vor allem, wenn genug Distanz ist) auch mag ich meine Geschwister sehr. Aba - wie soll ich das schreiben- ich hab das Gefühl, das ich selbst frei wählen kann, wieviel ich mich nun engagiere, involvier(en lasse).
Vorher war das bei weitem nicht so.
3) Gerade durch die Pubertät, zusätzlich durch Pille, wirkten sich die Hormone negativ auf meine Stimmung aus.
4) Der Aspekt, den Mara angepsrochen hat, kam auch bei mir zum tragen. Ich würde es nur anders formulieren. Ich denke nicht, das Ego sterben muß, eher aufgehen in der Hingabe ans Leben, an den Nichts-seienden, allgegenwärtigen, all-es seienden Urgrund...hab leider keinen Namen dafür. Ans Tao. Und diese Hingabe, dieses aufgehen, dieser Prozess, phasenweise sehr dunkel ist. Ich sehe es so, durch das sich abkapseln, das zu sehr Individuum sein, fühlte ich mich sinnleer, einsam, verlassen, hoffnungs- und trostlos. Der wunsch nach aufgehen in Fülle, aba nicht wissen wie, wurde von mir Mißinterpretiert in Richtung Tot sein wollen. Vielleicht ist es eine Erscheinung unserer monotheistischen Welt, in der Gemeinschaft mit Gott gleichgesetzt ist mit Tot sein und "drüben" sein. Christoph hat irgendwo gechrieben, er denkt bei tot sein an "urvergessen" und "urgrund" bei mir ist es das Gegenteil, das Aufgehen und vereinigen mit allem was ist, mit dem Wind, dem Baum, dem Vogel, der Ente, dem Bach...alles was ist...der entäusserung des ich. Aba damals hatte ich das Gefühl nicht, damals hoffte ich auf Dunkelheit, Vergessen, Friede. Nun, diese Phasen haben sich nun immer häufiger wiederholt, irgendwann kapierte ich, dass es sich dabei um ein "sich gehen lassen" handelt. Nicht darauf bedacht sein, alles richtig zu machen, sondern einfach durch sich wirken zu lassen. Quasi ein Werkzeug sein, eine von den unendlich vielen Manifestationen des einen Sein`s. mMn durchaus mit "le petite mord" zu vergleichen. Auch in Ekstase aufgehen, verbrennen, um danach wieder in den Körper geboren zu werden.
Zu guter Letzt möchte ich noch das Thema Depression anreißen - nach meinem Siucidversuch, bei dem ich gklücklicherweise keinen wie auch immer gearteten körperlichen Schaden davontrug, wurde ich mal für 3 Tage schlafen geschickt - nach 3 Tagen bin ich auferstanden
und die lustigen rosa und blauen zuckerl schenkten mir eine erholsame Zeit - ich saß oft draussen im Garten und konnte nicht glauben,wie schön die Bäume, die Blumen, die Wiese, die Bienen usw. usf sind. Natürlich war das Glücksgefühl nur gefaked, durch irgendwelche Tranquilazier, ABA andererseits, vielleicht ist es auch umgekehrt, ich war durch Hormonumstellung usw. usf. einfach nicht in der Lage selbst ausreichend Glücklichmachende Irgendwas zu produzieren? Diese Wochen waren wie Balsam für meine Seele.
Ich bin davon überzeugt, das einem Suizid(versuch) eine Depression bevorgeht, vielleicht hat es seine Gründe im sozialen Umfeld, vielleicht in einer Fehlfunktion des Körpers, vielleicht im spirituellen Bereich. Vielleicht auch alles zusammen, bewirkt eine spirituelle Entwicklung das dementsprechende soziale Umfeld und auch dementsprechende "Körperfunktionseinstellungen".
Heute weiß ich, das einfach gewisse, "Körperwartungsmaßnahmen" wie regelmäßgier Sport, frische Luft, Natur, Sonne, gesunde, ausgewogene Nahrung, ausreichende versorgung an Vitaminen und Spurenelementen überaus wichtig ist. Wenn ich heute ein Stimmungstief habe, weiß ich, das ich zu wenig Vitamin B zu mir genommen habe, das ich zu lange keinen Sport mehr gemacht habe usw. usf.
Was ich auf jedenfall aus dieser Erfahrung mitgenommen habe - auch wenn es mir ganz schlecht geht, so weiß ich, dass es Hilfe gibt, und ich diese nur in Anspruch nehmen brauche. So banal das jetzt auch klingt, so existentiell wichtig ist diese Erkenntnis für jemanden, der in einer Depression hängt und auf ein Finale zusteuert. Und diese Erkenntnis habe ich mir irgendwo im Hinterkopf regelrecht eingraviert, quasie als Auffangnetz, und es ist wirklich so, jedesmal wenn ich "abrutsche" kommt plötzlich dieses Wissen auf, das ich etwas dagegen unternehmen kann, nciht hilflos erleiden muß.
Auf jedenfall ab