Vor gar nicht allzu langer Zeit zählte sie mir am Telefon mal wieder auf, was ich so alles falsch gemacht hatte.
Ich schrie (ich schrie!) sie an, ob sie denn nicht mal was NETTES zu mir, über mich, sagen könnte.
Zum Beispiel, dass ich eine gute Mutter war. Sie meinte nur "na ja, Du hast Dich bemüht".
Uff ... shit
Wenn ich sowas lese, bin ich immer wieder dankbar, dass ich meine Eltern habe. Auch wenn früher unsere Beziehung schrecklich war, sobald ich Kinder hatte, kippte das.
Wenn meine Eltern zu mir auf Besuch kamen (war selten), brauchte ich z.B. nicht aufräumen (sämtliche Freundinnen von mir bekamen immer den Megastress, wenn sich die Eltern angesagt hatten), meine Eltern kamen bei der Tür rein, stiegen über das herumliegende Spielzeug, machten sich selbst Platz auf der Sitzgarnitur (auch übersät mit Spielsachen), setzten sich hin und sagten: "Mädel, wie gehts Dir?" - das war alles, was sie interessierte.
Als mein Vater mal mitbekam, wie eine meiner Töchter in der Pubertät total bockte, lehnte er sich vergnügt grinsend zurück und sagte nur: "Jaja, ich hab Dir ja gesagt, man kriegt im Leben alles zurück." Er kicherte und ich musste auch lachen. Da war kein Einmischen, nichts. Nur einfach Verständnis.
Auch wenn wir nicht viel Kontakt hatten, weil sie weiter weg wohnen und wir Kinder auch immer den Eindruck hatten, sie WOLLEN ihre jetzige Zweisamkeit einfach nur genießen, ohne Trubel und Enkelkinder, unser Verhältnis war irgendwie auch auf gleicher Augenhöhe.
Ich bin froh, dass sich das alles gewandelt hatte. Und ich glaub, so solls auch sein im Idealfall.
In meiner Kindheit mag vieles nicht ideal gelaufen sein, aber als ich erwachsen war, konnte ich mich nicht mehr beklagen. Wir haben alle ein wenig losgelassen. Sowohl meine Eltern als auch wir Kinder. Sie wollen uns nicht verändern und wir sie nicht. Ich weiss nicht, ob das richtig ist, aber es fühlt sich gut an.
Liebe Grüße
Reinfriede