Lucille
Well-Known Member
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- 6 Februar 2006
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Ich weiß jetzt nicht mehr genau wer es geschrieben hat, dass der Ausspruch "Du bist gut genauso wie Du bist" zu kurz gegriffen ist. Und genau das ist das Problem, ich will mich annehmen und mich "gut" finden, denke aber immer, dass dieses Denken falsch ist, weil ich mich eben ändern sollte und mich so nicht gut finden darf/kann, da ich anders bin.
Hallo Wintersonne,
ich hatte das geschrieben.
Allerdings war das Adjektiv "liebenswert" (und nicht "gut") ... in dem Kontext, dass
Dich andere eben liebenswert finden soll(t)en.
Vielleicht habe ich mich da etwas missverständlich ausgedrückt.
Selbstverständlich sollst Du Dich als Mensch, als Ganzes, so annehmen, wie Du eben bist.
(= Gut, so wie Du bist).
Sich in seiner Gesamtheit zu akzeptieren schließt jedoch nicht aus, das eigene
Verhalten öfter zu hinterfragen, wenn der Anlaß oder Dein Mangel an Wohlbefinden
das eben erforderlich machen. An seinem Verhalten zu arbeiten und es der eigenen
persönlichen Entwicklung anzupassen zeigt, dass man lern- und veränderungsfähig
ist. Darin liegen viele gute Chancen, etwas Positives im Leben zu bewegen.
Wenn Du Dich änderst (und nur Du kannst das ;--), dann kann Dein Umfeld gar
nicht anders, als auf diese Veränderung zu reagieren. Das ist eine sehr spannende
Erfahrung, die man ganz bewusst herbeiführen kann.
Verspüre ich schlechte Gefühle wie z. B. Wut, Zorn, Neid, Abneigung etc... denke ich mir, das darfst Du nicht oder unterdrücke die Gefühle ja. Ausleben oder mal auf den Putz hauen auch mal "böse" sein darf man nicht.
Das sind meist Muster, die in der Kindheit erlernt wurden.
Durftest Du Deinem Unmut freien Lauf lassen - oder wurde derartiges Verhalten
bestraft? Früher, in der Elterngeneration, hatten Kinder hauptsächlich "lieb" zu sein,
sich unauffällig und angepasst zu verhalten. Das war in vielen Familien ein (wenn auch
unbewusster) Erziehungsschwerpunkt, an dessen Folgen Deine/meine Generation oft
noch leidet.
"Nicht-lieb-sein" bedeutete Enttäuschung seitens der Eltern - und kein Kind will
seine Eltern enttäuschen. Also auch nicht durch eigene Wut, durch "böse"-sein.
Auch dies geschieht natürlich unbewusst. Also mutiert die Tochter oder der Sohn
zum "braven" Kind ... ist somit "lieb" und wird angenommen.
Dieser Wunsch nach Akzeptanz ist ganz fest in den Köpfen verwurzelt.
Denke mal über Deine Kindheit und Jugend nach, vielleicht liegt darin der Schlüssel,
um die Knoten aufzulösen. Das bloße Erkennen der Ursachen wäre schon mal
ein erster Schritt.
LG
Lucille