birgit schrieb:
aber ich war erstaunt über ihre reaktion. sie war sofort ruhig und hat lediglich angfefangen zu weinen udn ohne worte ihr Zimmer aufgeräumt. Sie kam dann zu mir und bat mich es anzusehen udn nach einigen mängeln dich ich festellte war es in ordnung.
sie hat sich von alleine in ihr zimmer zurück gezogen und war sehr ruhig seit dem!
mhh ich war ja immer gegen anwendung von körperlicher gewalt, aber ich denke ich ürde es wieder machen, wenn es so weit kommen wird. es kann nicht sein das ich mir auf der nase rumtanzen lassen muss von meiner tochter
Liebe Birgit!
Die Reaktion Deiner Tochter ist nachvollziehbar, meine Kinder haben auch immer erst dann "eingelenkt", wenn "meine" Grenze erreicht war. Ob das jetzt nun, wie in Deinem Fall eine Ohrfeige war oder der Satz: Hier ist die Grenze, ist dabei unerheblich.
Ich will jetzt nicht alle über einen Kamm scheren, aber Kinder wollen die Grenzen ausloten, egal wie sie aussehen. Und wenn Deine Grenze eine Ohrfeige ist, werden sie auch genau bis zu dieser gehen.
Wenn Deine Grenze ein "Stopp, hier ist die Grenze" ist, werden sie auch bis dorthin gehen.
Was ich damit sagen will ist, dass es egal ist, WIE diese Grenze gesetzt wird, sie gehen genau bis dorthin. Bitte jetzt nicht missverstehen, dass soll jetzt nicht heißen, dass ich mit "egal" meine, dass für mich eine Ohrfeige eine akzeptable Grenze ist. Es geht mir hier um das Prinzip, dass ich mich als Elternteil klar deklarieren muss, wo meine persönlichen Grenzen sind und das auch einhalte, damit meine Kinder nicht verwirrt und orientierungslos sind.
Liebe Birgit, ich bin überzeugt davon, dass Du Dein Mädel liebst, sonst hättest Du sicher hier keinen "Hilfeschrei" gestartet. Und wenn Du Dir Dein Kind ansiehst, so spürst Du sicher in Deinem Innersten, dass die Ohrfeige kein Mittel ist, das Deinem Kind gerecht wird, auch wenn es auf den ersten Blick so aussieht.
Ich möchte hier dazu ermuntern, statt Grundsatzdiskussionen über Ohrfeigen zu führen, konkrete Lösungsvorschläge zu bringen, wie Birgit mit dem Thema umgehen könnte, vielleicht ist ja die eine oder andere "Methode" dabei, die Dir sympathisch ist, mit der Du Dich identifizieren kannst.
Es ist an dieser Stelle auch der Einwand gekommen, dass es augenscheinlich Kinder gibt, die mit harmlosen Gesprächen auskommen und Kinder, die eine "feste Hand" brauchen.
Da ich drei Kinder habe (und an Seppo: Du hast zwei Kinder und wirst wissen, dass diese sehr unterschiedlich sein können), kann man sich auch vorstellen, dass diese drei verschiedenste Naturelle haben. Meine Kinder sind als "Grenze" ein Gespräch gewöhnt, und wie oben schon erwähnt, sie gehen genau bis zur Grenze. Wären sie Ohrfeigen gewöhnt, würden sie eben bis zur Ohrfeige gehen. Dass ihre Grenze ein Gespräch ist, ist im Vorfeld schon passiert, als sie klein waren.
Ich möchte ein Beispiel bringen:
Ein Kind reisst eine Blume aus, wir sind, egal aus welchen Gründen, dagegen.
Nun gibt es verschiedene Möglichkeiten, darauf zu reagieren:
- Ich könnte das Kind ohrfeigen, um zu zeigen, dass mir dass nicht passt.
- Ich könnte dem Kind sagen: Nein, das will ich nicht, Du gehst auf Dein Zimmer.
- Ich könnte das Kind an der Hand nehmen und ihm erklären, wie sehr diese Blume leben möchte, dass diese Blume sich freut, wenn sie die Sonne genießen kann und Schmetterlingen einen Landeplatz bieten kann. Das Kind an Blumen riechen lassen und das Gespür dafür zu fördern, dass diese Wesen etwas schönes sind. Ich könnte in dem Kind die Liebe zur Natur und zu den Wesen, die diese Natur hervorbringt, wecken.
Das sind sicher drei "überspitzte" Formulierungen, aber es geht mir darum, dass gerade Kinder die Welt mit neugierigen Augen sehen, Fragen stellen, in Wahrheit nichts mehr lieben als Erklärungen.
Liebe Birgit, wenn Dein Kind ihr Zimmer nicht aufräumen möchte, würde ich vorschlagen, Du setzt Dich in einer ruhigen Stunde mit ihr zusammen und besprichst ganz ruhig, warum Du das von ihr erwartest, was für Vorteile ein aufgeräumtes Zimmer bietet.
Geh mit ihr in ihr Zimmer und mach Dir die Mühe, GEMEINSAM mit ihr, vielleicht bei fetziger Musik, das Zimmer aufzuräumen. Es sollte ein schönes Gefühl in ihr hervorrufen, das Gefühl, dass Mama etwas zusammen mit ihr erreichen will.
Danach kuschel Dich mit ihr zusammen in ihrem Zimmer auf das Bett und erzähl ich, wie Du das als Kind empfunden hast, wie es Dir ergangen ist. Und vermittle ihr den Eindruck, dass es ein "gutes Gefühl" sein kann, ein so schönes Zimmer zu haben.
Kinder verknüpfen diese Gefühle mit Handlungen (erinnere Dich an Deine Kindheit, es gibt sicher "schöne" und weniger schöne Erinnerungen, die meisten schönen sind die, in denen Deine Eltern nur für Dich da waren oder für Dich Zeit gehabt hatten, etwas gemeinsam mit Dir unternommen haben).
Du kannst Dein Kind "umpolen" (soll jetzt nicht manipulieren heißen), es gibt dazu einen wunderschönen Spruch, ich hoffe, es kommt rüber, wie ich das meine:
"Wenn Du die Menschen dazu bringen willst, ein Schiff zu bauen, dann überzeuge sie nicht davon, sondern wecke in ihnen die Sehnsucht nach dem großen, weiten Meer..."
So, liebe Birgit, das war nun ein möglicher Lösungsansatz von mir, ich hoffe, es kommen noch viele Vorschläge.
Für den Moment würde ich mich mit Deiner Tochter zusammensetzen und ruhig über das sprechen, was vorgefallen ist, erklären warum Du so oder so reagiert hast, ihr zuzuhören (ohne zu urteilen, sondern einfach, um sie zu verstehen), warum sie so reagiert hat und, was vielleicht das Wichtigste ist, Euch gegenseitig zu verzeihen....
Alles Liebe!
Reinfriede