AW: Trauer - Todesfall
Hallo ihr Lieben,
nein, ich bin nicht zu-fällig hier gelandet, ich hab konkret danach gesucht, weil ich mir sicher war, auch dieses Thema hier wieder zu finden - in einer Form, wie ich es als schön empfinde, drum möchte ich mich auch für kurze Zeit hier nieder lassen.
Als der Thread noch aktuell war, hatte ich ihn noch nicht ent-deckt - obwohl er auch damals gepasst hatte - aber hat nicht sein sollen. Und da ich vor kurzem genau dieses Thema mit meiner besten Freundin besprochen habe, wollte ich auch eure Erfahrungen mit dieser Thematik lesen.
Kurz die Fakten - als ich 13 war starb mein Bruder (damals 20) aus 1. Ehe meiner Mutter bei einem Verkehrsunfall - und ich kam heuer durch Körperarbeit drauf, dass ich mich irgendwie trotzdem schuldig fühlte, nähere Details würden hier jetzt zu weit gehen, daher nur das Resumée.
Danach verstarb meine 2. Schwiegermutter an Brustkrebs - zu Hause - die 2. Schwiegermutter an Lungenkrebs in der Lungenheilanstalt - also unterschiedliche Erfahrungen mit dem Thema Krebs.
Dann war lange Jahre Ruhe - irgendwie - also nichts, was mich persönlich und nachhaltig betroffen hätte - und seit Beginn des Jahres gehts jetzt Schlag auf Schlag - und jetzt möcht ich auch gerne einige Gedanke darüber und dazu los werden.
Anfang des Jahres wurde mein anderer Bruder (60) aus 1. Ehe meiner Mutter mit Schlaganfall ins Krankenhaus eingeliefert - 2 Tage später hatte er den 2. - wir hatten jetzt keinen wirklich intensiven Kontakt über lange Jahre, aber es war mir ein Bedürfnis, ihn jeden 2. Tag im Krankenhaus zu besuchen.
Wir lernten uns intensiver kennen, als wirs als Kinder jemals waren - konnten auch gemeinsam endlich die Trauerarbeit um unseren gemeinsamen Bruder machen - und verbrachten ein "schönes" Monat zusammen. Als er dann eigentlich schon wieder Hoffnung schöpfte, doch wieder "zu werden" hatte er den 3. Schlaganfall und starb letztendlich - für mich - völlig überraschend.
Es war eine Zeit, wo ich ziemlich heftig durchgebeutelt wurde - und mich mal wieder nachhaltig mit Tod und Sterben beschäftigt hab - irgendwie aber auch für mich den Eindruck gewonnen habe, dass er jetzt "nicht wirklich weg" ist, sondern mirs weiterhin gestatte, mit ihm zu "reden" - und auch wieder begonnen habe, mit dem anderen Bruder zu "kommunizieren".
Aber es ist nochmal abgeflacht und wurde schlagartig wieder hervor geholt, als vor 7 Wochen der Mann (59) meiner besten Freundin ins Krankenhaus eingeliefert wurde - Krebsverdacht - dann stellten sie Lungenkrebs fest - dann Leberkrebs - dann Metastasen im Kopf - gestern früh starb er.
Er stand mir persönlich nicht wirklich nahe, aber sie ist meine beste und langjährigste Freundin - und ich habe ihr die ganze Zeit jetzt gerne beigestanden - und stehe jetzt auch gerne so als Art Hotline rund um die Uhr zur Verfügung.
Und da haben wir heut früh eben auch dieses Thema telefonisch besprochen - was kommt danach. Ich persönlich stells mir so vor, dass die Seele eben wieder "irgendwo hin geht", woher sie auch gekommen war - an einem friedlichen und gemeinsamen Ort - jetzt nicht wirklich, sondern eher metaphorisch.
Ich gestehs ganz ehrlich, ich hab keine Ahnung, ob ich in der Situation selbst "Angst vorm Sterben" haben würde - das kann ich erst beantworten, wenn es so weit ist - und vorher hats für mich wenig Sinn, drüber nach zu denken, wie es für mich sein würde, wenns mal so weit ist.
Aus heutiger Sicht kann ich sagen, ich kann mir vorstellen, mich zu freuen, endlich meine Lieben wieder zu sehen - auf der anderen Seite ist es sicher auch die Angst vor der Ungewissheit, was "danach" sein wird - ich kanns ehrlich nicht beantworten.
Wobei - ihr hats heut sicher geholfen, dass ich ihr meine Vorstellung, was danach ist, ziemlich präzise beschreiben konnte - und ich weiß jetzt auch, warum es in letzter Zeit eben bei mir so komprimiert wieder Thema wurde (ich hab vor einem Monat erfahren, dass meine langjährige Jugendliebe (64) gestorben ist - und gestern kam dann noch die Nachricht, dass auch ein anderer langjähriger Bekannter (ca. 67), dessen Schwägerin auch eine liebe Freundin ist - auch vorigen Mittwoch an Lungenkrebs gestorben ist - und dann hatten wir gestern noch Klassentreffen von der Hauptschule, von denen 5 auch nicht mehr unter uns weilen und einer mit Lungenkrebs im Krankenhaus liegt)
Wobei, wo ich das jetzt so nieder geschrieben hab - wirkliche Panik hab ich nicht vorm Sterben - aber so n flaues Gefühl im Magen beim Gedanken an den Tod schon.
Noch etwas fällt mir grad ein - ich war vor über 15 Jahren irgendwie in einer Pattsituation meines Lebens - damals starb ein guter Bekannter im Alter von 50 Jahren - auch an einen Schlaganfall. Und bei seinem Begräbnis stand ich dort und dachte "war das jetzt wirklich schon alles?" - und danach hab ich begonnen, mein Leben neu zu ordnen.
Und jetzt bin ich wieder in einer ähnlichen Situation - ich hab grad meine 3. Scheidung hinter mir - bin wieder am neu regeln - möglicherweise war ja wirklich der Tod meines Bruders jetzt ausschlaggebend, dass ichs endlich wirklich wieder durchgezogen hatte.
Und das war heut früh auch Thema - eher Angst, zu lange gewartet zu haben um endlich wirklich uns selbst zu leben. Und das gegenseitige Versprechen (meiner Freundin und mir) es uns ab jetzt immer öfter gut gehen zu lassen.
Wir waren ja im August schon - mit unserem "Dritten im Bunde" ein Wochenende lang gemeinsam im Waldviertel - und es war einfach eine schöne und intensive Zeit - mit vielen Wanderungen und tiefsinnigen Gesprächen, welche uns nicht nur noch mehr "zusammen geschweißt" hat, sondern uns auch alle 3 stärkte, was danach auf uns zu kam.
Mittlerweile fühle ich mich wie eine von drei Musketieren - zuerst haben sie mich durch mein Chaos begleitet - und jetzt sind wir beiden für unsere Freundin da - und auch unserem Dritten gegenüber hab ichs grad zuerst auch wirklich bewusst ausgesprochen, dass dies natürlich auch für ihn gilt, wann immer er wen braucht - um zu reden - oder auch, ihn einfach in den Arm zu nehmen, damit er sich endlich aus-heulen kann - einer gehts immer gut genug, um das jederzeit zu übernehmen.
Ich glaub, solche Schicksalsschläge schweißen diejenigen, die es gemeinsam durchleben - auch unendlich fester aneinander, wie es der Alltag könnte - wenn es alle Beteiligten zulassen (der Tod meiner Brüder hat mich von unserer gemeinsamen Mutter allerdings immer weiter weg gebracht).
Andererseits habe ich gerade jetzt ein viel tieferes Zusammengehörigkeitsgefühl als ich es in den letzten 36 Jahren je hatte - meinen beiden Freunden gegenüber. Aber das wäre auch nicht entstanden, wenn ich noch verheiratet wäre - fällt mir jetzt auch noch so richtig auf.
Naja, mal sehen - ist wieder mal lang geworden - werd mal meinen persönlichen Altbau sanieren gehen, Kuchen einkaufen - und die nächste Tröstrunde einläuten