Hallo Sean!
Es mag sich für Dich stimmig anfühlen, dass die neue Beziehung so außerordentlich schön ist und Du dieses Gefühl Deiner Frau gegenüber damals nicht empfunden hattest.
Das sagt meiner Meinung nach aber nicht wirklich viel über die Qualität der zukünftigen Beziehung und noch weniger über ihre Chancen aus.
Man kann in meinen Augen mehrere Menschen (egal ob hintereinander oder nebeneinander) auf verschiedene Arten lieben, Du wirst das sicher kennen, wenn Du an Deine Kinder denkst.
Die Liebe zu Deinen Kindern wird sich komplett anders anfühlen als die Liebe zu Deiner Frau und die Liebe zu Deiner Neuen wird sich auch wieder anders anfühlen.
Es ist nicht zielführend, diese Gefühle zu vergleichen, schon gar nicht, um daraus Berechnungen für die Entwicklung einer Beziehung abzuleiten.
Oder, anders (und absolut NICHT ironisch gemeint) ausgedrückt: Die ersten Monate sind die Hormone der Motor. Und bei jedem Menschen reagieren die Hormone anders, mal heftig, mal weniger heftig, mal leise, mal orkanartig.
Die Entscheidung über die Qualität der zwei verschiedenen Beziehungen, die Du jetzt führst, solltest Du nicht den Hormonen überlassen. Das könnte ins Auge gehen.
Ich gebe zu bedenken, dass unter Umständen ein ziemliches Horrorszenario auf Dich warten könnte. Im schlimmsten Fall reagiert Deine Frau auf den Vertrauensbruch nicht so, wie Du es Dir wünschen würdest.
Bei Scheidungen/Trennungen werden die Kämpfe leider oft über die Kinder ausgetragen, damit leiden alle Beteiligten (und am allermeisten die Kinder).
Nun hast Du eine neue Beziehung, sie sieht ihre Kinder nicht oft, weil sie beim Vater geblieben sind, hat aber verständlicherweise große Sehnsucht nach ihnen. Dir geht es ähnlich, die Kinder sind bei der Mutter geblieben, Du vermisst sie schmerzlich und dann kommt das, was eine Beziehung erstmal aushalten muss:
Das Gefühl, dass der jeweils andere verantwortlich ist für den eigenen Schmerz. Sie sieht in Dir den "Schuldigen" und Du in ihr.
Auch wenn es nicht ausgesprochen wird, hintergründig kann das so ablaufen.
Dahinter liegt dann auch noch die Energie des Scherbenhaufens, der auf beiden Seiten zurückgelassen wurde. Und nicht selten endet das in einem unterdrückten Hass dem neuen Partner gegenüber.
Kann sein, muss nicht.
Es kann Dir natürlich keiner raten, was Du am besten machen könntest, aber ich denke, dass eine Affaire oder eine Nebenbeibeziehung auch ein Indikator dafür ist, dass in der Ehe irgendwo ein unbearbeitetes Problem besteht.
Wieweit Deine Frau und Du bereit seid, das zu ändern, kann keiner einschätzen.
Liebe Grüße
Reinfriede