Karin schrieb:
Chira, willst du es wirklich für dich behalten, wie du das gemacht hast??
liebe karin, die anderen,
ohne forum hätte ich es nicht geschafft. ich hab im sommer letzten jahres einfach mal das reingestellt (wer es lesen mag....):
Chira schrieb:
vor 45 jahren wurde ein kleines mädchen geboren. sie ist (war???) meine schwester, hatte aber keinen platz bei ihren eltern, weil diese mit dem aufbau eines betriebes beschäftigt waren. also wuchs das kleine blonde mädchen die ersten sechs jahre bei der oma auf. meine mutter musste die sehnsucht nach ihrem kind unterdrücken, denn selbst besuche am wochenende ließ mein vater oftmals nicht gewähren. er hatte „besseres“ vor. als dann sechs jahre später ich geboren wurde und auch der schulbeginn anstand, wurde meine schwester zurück geholt. ihre einzige wirkliche bezugsperson vermissend gab es immer wieder tränen, die wurden beantwortet mit unverständnis und schlägen von seiten des vaters.
in der pubertät schon begann meine schwester immer wieder auszubüchsen. sie wurde aufgefunden in den untergründigsten ecken der stadt. die stimmung im elternhaus war für sie unerträglich, sie zog es auch vor, im wald in einer verfallenen hütte zu hausen. meine mutter ließ es wieder mal gewähren, nicht tätig werden zu dürfen. sie DURFTE ihre tochter nicht suchen gehen und ließ sich das gefallen.
die sexuelle neigung meines vaters blieb nicht unübersehen, nichtmal vor den verwandten pupertierenden mädchen machte er halt, sie anzumachen.. MICH selber hat er nie angefasst, aber es wurden gerüchte immer lauter, dass es etwas gab im zusammenhang meiner schwester. meine oma sagte meiner mutter auch mal, bevor sie stirbt würde sie ihr erzählen, WIE grausam väter sein können. dieses geheimnis hat sie mit ins grab genommen. aber andeutungen meiner schwester gingen absolut in diese richtung.
nun ging es mit meiner schwester weiter, sie wurde in drogengeschichten verwickelt. sie war so gut wie nicht mehr daheim anzutreffen, hing immer irgendwo herum... mein vater hatte bedenken um sein ansehen und hegte offensichtlich nicht gerade positive gefühle meiner schwester gegenüber. über meinen 3 jahre jüngeren bruder und mich sah er einfach hinweg.
meine schwester. bekam dann einen mann, der ihr die welt offenbarte und ihre abhängigkeit wurde unterdrückt durch die erlebnisse der urlaubstrips. sie bekam zwei liebe söhne, den einen in australien, den anderen gebar sie im elternhaus, ich konnte den ersten schrei miterleben. diese süßen, strohblonden jungen waren ein großer teil meiner jugend, nachdem die schulpflicht einsetzte, und sie gezwungen waren, in österreich zu bleiben.
meine schwester konnte der kälte in ihrem umfeld nicht gerecht werden. wohnen mussten sie in einem der schlimmsten viertel in der stadt, nur sozialer untergrund im umfeld. es bewog sie, kontinuierlich wieder abzufallen, und dann – die jungs waren gerade 8 und 6 jahre – ihre familie vollständig zu verlassen. sie sprach von hassgefühlen ihren eltern gegenüber, der mutter grollte sie noch mehr, da diese einfach nur zusah.
keiner weiß, wo sich meine schwester aufhält.
die jungs wurden größer, sie übersiedelten in die nähe der anderen oma und hatten die tante als bezugsperson. die starb an einem tumor, die kinder waren dabei, als sie schon nur mehr wirr dahinsiechte. immer wieder waren wir froh, dass wenigstens die jungs sich gegenseitig hatten. der eine geriet ein wenig in die fußstapfen des vaters, gemütlich dem leben verharren, der andere war der ehrgeizige, wollte alles schaffen, machte einige ausbildungen. er war der hoffnungsvollste, stand mitten im leben mit beiden beinen.
dachten wir.......
ich hatte keinen wirklichen kontakt mehr zu meinen neffen, schließlich waren sie schon an die zwanzig, und da haben kinder nicht unbedingt wirklich viel am hut mit verwandten. aber sie waren in meinem herzen wie meine eigenen kinder.
fronleichnam vor zwei jahren aß der eine bub, der brave, ehrgeizige, ganz normal mit seinem vater, seiner oma und dem bruder zu mittag, verabschiedete sich normal, nahm sich noch ein eis mit..... mit dem bus fuhr er zu einer autoverleihfirma, wo er schon vor tagen einen bestimmten wagen geordert hatte, raste nach tirol, stellte den wagen versteckt ab, an einer stelle, wo man – man muss über genaue ortskenntnisse verfügen – auf die 196 meter hohe europabrücke kommt. er wurde auf seinem weg nicht von den patroullierenden streifenwagen entdeckt. normalerweise kann man es nicht schaffen, einfach so zu dieser stelle zu kommen. ER hat es geschafft. sprang ab, 200 meter in den tod......
seine mama weiß nichts davon.....
ich erwarte nicht, dass irgendjemand etwas dazu sagt, ich bin es gewöhnt, dass die leute nichts sagen.
ich muss wohl mal so einiges niederschreiben, und ich lasse es vorerst mal so stehen.
liebe grüße
chira.
und so nahm die geschichte ihren lauf. warum ich erst jetzt damit begonnen habe, um die 40 jahre, das hat - denke ich, DEN grund, dass ich sehe, wie bedeutungsvoll für ein kind der papa ist. ich merke es an meiner tochter, und ich spürte die verletzungen, die ich als kind haben musste, weil ich keinen zugang zu ihm fand. weil sich das auch nie anders entwickelt hat, d.h. mein vater noch immer der gleiche A.... ist wie früher, erfuhr ich auch keine konkrete heilung MIT IHM (was ich in die beziehungen schleppte). meine mutter schaute bei allem zu und schlägt jetzt zurück. das einzige gefühl, das ich hatte, war dieses materielle versorgt worden sein von seiten der eltern, das nimmt jetzt meine mutter weg, weil sie eine klage eingereicht hat, wo bereits fast das ganze erwirtschaftete haus "weg" ist. das ist aber nebensächlich zu dem, was sonst passiert ist..... .
also, ihr seht, es ist eine komplizierte angelegenheit.
meinen vater hab ich eher zu betrachten versucht über meine schwester, es tat sehr weh, weil ich den schmerz meiner schwester erlebte. dann plötzlich kam ins bewusstsein, dass der beim begräbnis ihres sohnes geweint hat. warum tat er das, wenn er nichts übrig hat für alles, was familie anbelangt. ..... . es ging sehr in die tiefe, in diesem forum all das anzusehen, ich schaute mir den vater an, der selber als kind verlassen wurde, geschlagen wurde, nur über DAS konnte ich ihn verstehen, konnte ihm verzeihen, keine erwartungen mehr an ihn stellen. in dem moment, wo ich das niederschrieb, dürfte sich etwas gelöst haben: er hat zum ersten mal (und das einzige mal) in seinem leben (ich glaubte es nicht: eine halbe stunde später!!) angerufen und gefragt, ob er kommen könne.... . das verhältnis ist nicht anders geworden, aber ich sehe es anders, ich empfinde es anders. er kann mich nicht mehr verletzen durch seine zurückweisung, und das tut absolut gut!!!
ich dachte, das schlimmste geschafft zu haben, es ging mir aber psychisch dennoch nicht besser. so kam dann nach und nach ein thema zum vorschein, wie geleitet, über das große thema "materieller mangel" wurde der allgemeine mangel angesehen. meine mutter ließ ich "draußen". aber sie war wohl ein riesen-part, den ich nicht in angriff nehmen wollte, und durch ein banales beispiel "schlich" sie sich rein. d.h. sie hatte meinen sohn - mit dem sie wegging - verloren im gewirr und stellte sich dann durch ihr heulen dermaßen in den mittelpunkt, dass jedes augenmerk auf sie gerichtet war und ich alleine dastand mit der suche nach meinem verlorenen sohn. das hat sich auf das ganze leben übertragen, so ist es immer gewesen. sie sieht nur sich. will, dass alle sehen, wie arm sie ist. und will das alles mit irgendwelchen almosen gut machen. sie gibt und gibt auf die falsche art und weise. und möchte liebe, die ich nicht geben konnte. und meine schuldgefühle sind riesig gewachsen. mir hat dann ein report von g. senger sehr geholfen, um zu verstehen, dass meine wut berechtigt ist.
ich werde euch diesen report raussuchen.
mit diesem niederlegen meiner schuldgefühle ging es mir auf einen schlag besser.
die ganze geschichte ist sehr, sehr komplex und sehr kompliziert.
über praktische beispiele konnte ich hier im forum alles anschauen, und DAS hat mir am meisten geholfen.
ich bin "durch" bei so vielen themen und stehe plötzlich fast vor der auflösung meiner ehe, weil ich DIE nie angesehen habe vor lauter verstrickungen rund herum.
ich bin stolz, es ohne meinen mann geschafft zu haben, der eben immer nur sagt: mach dir keine gedanken, es ist nicht zu ändern. selbst beim selbstmord des neffen ging es so: es war sein freier wille, also lass ihn in "ruhe". mein vater lachte wie ein verrückter, meine mutter sah nur sich (da gabs auch eine geschichte.....), meiner stiefmutters einzige worte waren das gekochte essen vom tag.... . ich stand völlig alleine da.... . DAS rächt sich jetzt irgendwie. ich bin so stark geworden, dass ich in ein neues leben aufbrechen möchte und weiß aber die richtung nicht, nicht mal, ob es ein fehler ist.
puh, das war lange.
ich suche den report, versprochen.
lg chira