Hallo und guten Tag,
ich bin erfreut, dass ich hier so viele gut durchdachte Antworten finde. Ich war sehr daran interessiert, die Meinung von neutralen Menschen auf diesen Brief zu bekommen. Da liegt insbesondere die Antwort von Dir, Mina, sehr nahe.
Nun bin ich ja nicht mehr neutral, sonder extrem vorbelastet und ich kenne meine Eltern gut. Ich weiß so ziemlich genau, was sich an Vorwürfen und Bevormundungen hinter den einzelnen, Wort für Wort, sehr feinsinnig durchdachten Formulierungen steckt.
Fakt ist, dass es keinen Streit vorher gab, sondern eine beidseitige totale Funkstille. Ich hatte mir den 1. Feiertag freigehalten, damit noch die Möglichkeit besteht, ggf. zusammenzukommen.
Abgesehen von allen Details bleibt übrig, dass meine Eltern mir die Tür zugemacht haben. Sie haben sehr bewusst eine Isolation gewählt. Ob sie dadurch ein Weihnachtsfest "ohne Probleme" feiern können, dass sie ihre Kinder nicht sehen wollen, ist doch ein riesiger Selbstbetrug. Die Probleme, bleiben nicht vor der Tür, wenn man sie zumacht.
Meine Schwester hat eine ähnliche Karte erhalten und ist daran total zerbrochen. Heulkrämpfe, Herzschmerzen, die ganze Palette. Ihne erwachsenen drei Tochter standen daneben.
So wie ich meine Eltern kenne, erwarten sie wirklich, spätestens jetzt, dass eine von uns sagt, dass das doch so nicht gehe. Ich denke, das wird nicht passieren. Die Tür ist zu.
Lieber Chris,
Dein Vorschlag klingt sehr vernünftig, außer der Part mit der Dankbarkeit, ist nicht mein Gefühl, ich bin sehr wütend. Ich habe auch vor in dieser Richtung zu antworten, denn damit ignoriere ich alle verborgenen Spitzen. Sofern sie nun etwas anderes von mir erwartet haben, denn ihre Gedanken gehen nicht den geraden Weg, wird es in ihren Augen ironisch sein und das wäre mir auch recht.
Das, was sie schreiben, ist einfach nicht ehrlich, sie machen sich selbst etwas vor.
Liebe Inti,
sie entlasten mich nicht, denn ich brauche nicht entlastet zu werden, sondern sie bevormunden mich und stellen sich selbst als die großen Gutmenschen dar. So sehe ich das. Sie gehen den Problemen aus dem Weg und tun als ob sie mir einen Gefallen täten. Den tun sie sich selbst, glaube ich. Das finde ich auch in Ordnung, aber dann sollten sie es auch so sagen und nicht noch so scheinheilig tun.
Die Schenkerei war insoweit im letzten Jahr problematisch, dass sie z.B. ein gutes Buch, was ich meiner Mutter vor zwei Jahren zu Weihnachten geschenkt habe, an meine 15jährige Nichte weiterverschenkt haben. Vorher wurde ich in die Küche zitiert und darüber aufgeklärt, damit ich nicht so ein blödes Gesicht mache, wenn das Geschenk ausgepackt wird. Meine Mutter fand das ganz normal!? Auf meine Frage, dass ich doch sicher eine Widmung reingeschrieben hatte: Die ließ sich gut raustrennen. Ich war fertig. Es war ein Lexikon über Träume und Traumdeutung, sauteuer, und meine Mutter interessiert sich für Träume und deutelt rum, also ein wohlgewähltes Geschenk. Sie meinte, die Interpretationen entsprächen nicht ihren Vorstellungen, Verdrängung. Abgesehen davon, habe ich mal gelernt, dass man Geschenke nicht weiterverschenkt. Meine Eltern haben zweierlei Maß, eins für sich und eins für andere. Das war für mich z.B. eine Frage der Achtung bzw. Nichtachtung (lieber Chris). Das war 'ne Ohrfeige.
Ich sehe Weihnachten insofern anders, wie sie meinen, dass ich keine Freude mehr an den strengen Weihnachtsabläufen habe. Ich bin mit meiner Tochter allein, habe viele Beziehungskrisen hinter mir und kriege die Wut, wenn Weihnachten überall auf heile Welt gemacht wird. Ich finde das Weihnachten abläuft wie ein Theaterstück, z.B. Dinner for One, wenn Ihr wisst was ich meine. Es ist alles so gezwungen, insbesondere eben auch die Schenkerei. Meine Eltern rechnen dann durch, wieviel für wen und solche Dinge, kalt und gefühllos.
Es könnte auch sein, dass es dir nicht gefällt, dass sie dir da eine Entscheidung "vor die Füsse knallen" und dir somit die Möglichkeit einer eigenen Entscheidungsfindung nehmen, sie dir somit wieder den Weg vorgeben. Aber sie waren damit halt schneller als du. Auch du hättest ihnen ja einen solchen Entscheidungsbrief schicken können. Das beste wäre natürlich eine gemeinsame Entscheidungsfindung, was aber bei der momentanen spannungsgeladenen Situation wohl nur schwer möglich ist.
Grundsätzlich finde ich die Lösung akzeptabel und ich hatte auch nicht vor einen Brief zu schreiben. Ich hätte eher angerufen zu Weihnachten, finde ich ehrlicher und wäre eben dann unter Einfluss der Weihnachtsstimmung vielleicht hingefahren. Der Zug ist abgefahren, weil sie es so wollen. Dann müssen sie eben auch die Konsequenzen tragen.
Liebende Eltern könnten auch sagen: Verdammt noch mal, ich will zu Weihnachten meine Kinder sehen, und Schluss.
Möglich wäre selbige Karte mit dem Zusatz, wenn Du vorbeikommen möchtest, wir sind zu Hause.
Alles dringewesen und deshalb bin ich einfach ziemlich schockiert. Ich frage mich ernsthaft, was sie nach so einem Brief von ihren Kindern erwarten.
Ein Treffen nach Weihnachten werde ich nicht anbieten. Wozu?
Und abschließend die Sache mit dem Enkelkind, ich sehe das so, wie Du es Dir gedacht hast, Inti.
Ich sehe aber auch wieder einen typischen Zug meiner Eltern, sie streichen heraus, dass sie ihrem Enkelkind jedes Jahr etwas zu Weihnachten geschenkt haben.
Das ist ja eine ganz tolle Leistung und muss unbedingt erwähnt werden :ironie:
Ulrike wird es nicht schaffen, vermutlich, weil sie sich diesem Druck entziehen wird, zu Recht und außerdem parteiisch ist, auch wenn sie es auch alles als ein wenig überzogen ansieht.
Am Sonntag fahre ich nach Dresden, meine Schwester beruhigen, weil wirklich aufgeregt hat mich die Karte nicht, eigentlich ist es nichts Neues, meine Eltern überspannen jetzt den Bogen.
Vielleicht finde ich zusammen mit meiner Schwester einen Weg. Sie will jetzt für alle Zeiten die Eltern ausblenden und hat totale Rachegefühle. Das ist jedenfalls nicht der Weg.
Also Dank Euch erstmal, bin noch auf die ein oder andere Erwiderung gespannt.
Liebe Grüße
Andrea