Lieber Stephan,
danke für Deine Gedanken, herzlich willkommen an Bord.
Ja, der Brief ist ca. seit dem 7.1. dort, wo er hin sollte. Ich habe noch etwas gezögert, ihn abzusenden, weil ich mir nochmals klarwerden wollte, was ich damit tatsächlich bezwecke und ob überhaupt eine Aussicht auf Erfolg besteht.
Aber zurück zu Deinem eigentlichen Thema hier: Ich denke, dass es naheliegt und sich geradezu aufdrängt, die Beziehung zu den Eltern nicht nur zu verändern, zu bereinigen, zu klären, sondern dabei am liebsten auch die Eltern noch mitzunehmen, ihnen zu helfen, Einsichten zu vermitteln.
Das wäre mein Wunsch, aber genau dafür sind die Aussichten eher nicht so erfolgversprechend. Ich habe auch keine direkten Anschuldigen und Vorwürfe aufgelistet, sondern versucht meine Gefühle und ihre Ursachen aufzuklären. In die alten Muster - Erfüllung ihrer Erwartungen - kann ich mit meinen heutigen Erkenntnissen sowieso nicht mehr zurück. Dann sollen sie eine Chance haben, mein Verhalten zu verstehen.
Liebe Dagmar,
Weißt du wie Frieden wird ? Indem man darüber hinauswächst. Die 'Feindesliebe' macht vieles einfacher. Wenn du sie einfach annehmen kannst wie sie sind, wenn du annimmst, dass es dich geprägt hat, wie es dich eben geprägt hat und du was aus dieser Prägung machst.
Schau deine Eltern wurden auch auf ihre Art geprägt, so dass sie nicht anders konnten, so wie du geprägt warst und mit deinter Tochter nicht aners konntest.
Ich habe es angenommen und ich habe ihnen auch gesagt, dass ich schon denke, dass sie überwiegend Gutes für mich wollten und sie mich nicht verletzen wollten, (ich nehme mal die Schläge aus, die ich von ihnen bekommen habe). Lehrer können eben in der Regel nicht akzeptieren, dass es auch eine andere Meinung geben kann als die eigene. Erst recht nicht für eigene Kinder. Für mich gehört es in diesem Fall zur Bewältigung der Vergangenheit, deshalb habe ich eben noch gezögert mit dem Absenden, dass sie wissen, was in mir vorgeht. Egal wie ich es rüberbringe, die Kritik an ihrer Erziehung kommt natürlich rüber. Aber ich habe entschieden, dass sie damit leben müssen. Sonst werden sie mich auch nicht verstehen, jetzt nicht und später auch nicht.
Ich möchte auch nicht, dass Funkstille ist und sie dasitzen und über ihre "schlechten Kinder" klagen und sich in der Opferrolle fühlen. "Wir haben so viel getan und das ist nun der Dank". Das will ich nicht. Sie sollen auch bei sich suchen, nicht nur bei allen anderen.
Ich trage es ihnen nicht nach, es ist vorbei, aber ich kann es trotzdem ansprechen.
Mein Verhältnis zu meiner Tochter ist in Ordnung. Habe jetzt nicht alles gelesen von davor, aber ich weiß wirklich nicht, was Du mit "kollabieren" meinst. Wir sind schon jetzt ehrlich zueinander, da kann in 20 Jahren nichts anderes kommen.
stell dir vor du könntest in liebe mit ihnen verbunden sein und bleiben, was immer sie tun und sagen, und machst deins.
Das würde ich gerne, sie geben sich jedoch permanent enttäuscht - nicht nur von mir - und leiden und machen mir damit das Leben schwer. Wenn das nicht aufhört, kann es keinen guten Kontakt geben. Es gibt so immer wieder Streit, weil ich nicht bereit bin, weiter mitzuspielen. Sie verletzen mich und reden mir indem sie zeigen, dass sie wegen mir leiden,ein, ich wäre keine gute Tochter, aber da liegen ihre Erwartungen falsch und das muss und will ich mir nicht mehr antun, weil es mir nicht guttut.
Lieber Inti,
Zustimmung :kiss3:
Nochmal lieber Stephan,
ich habe sehr wohl schon versucht zu differenzieren. Meine Eltern treten aber ganz bewusst als Einheit auf. Da kann ich sie denn auch nicht verschieden behandeln. Beim Psychologen konnten wir auch noch nicht klären, wer welche Rolle spielt. Klar ist jedenfalls, reden und schreiben macht meine Mutter und mein Vater agiert im Stillen und ist dann wenn Dinge angesprochen werden tw. nicht mal dazu bereit, dass was sie sich gemeinsam ausgedacht haben dann auch offen mitzuvertreten.
Mir ist in dem Zusammenhang im November etwas passiert, worüber ich viel nachdenke. Ich habe ein Foto von beiden gefunden und es mir ganz bewusst angesehen. Bei meiner Mutter regte sich garnichts und beim längeren Betrachten meines Vaters musste ich weinen. Also es gibt auf jeden Fall einen Unterschied in meinen Gefühlen.
Resümè:
Nach Erhalt des Briefes hat mein Vater !!!!! sehr aufgebracht bei meiner Schwester angerufen und wollte wissen, ob der Brief auch in ihrem Namen sei. Ist er nicht.
Noch einen Tag später rief meine Mutter bei meiner Tochter an, ganz freundlich und fragte, ob sie nicht mal vorbeikommen wolle, sich ihr Weihnachtsgeschenk abholen. Das hat meine Tochter auch gemacht. Über das Thema wurde nicht gesprochen. Beim Abschied hat meine Mutter gesagt, dass sie ja zurzeit nicht zu uns könnten, aber Ulrike solle wieder kommen und sie habe geweint dabei.
Meine Mutter hatte am 3. Januar Geburtstag. Als sie sich sich danach bei meiner Schwester für einen Fleurop-Strauss per Telefon bedankte verabredeten beide, dass sie mal miteinander persönlich reden müssten. Meine Schwester will lieber reden als schreiben, hat sie mir gesagt. Da war ja immer noch die Sache mit Weihnachten über die meine Schwester so sehr verärgert war. Meine Mutter hat ihre Weihnachtskarte bei dem Telefonat dann so interpretiert, dass sie uns mit ihrem angeschlagenen Nervenkostüm nicht belasten wollte. Das ist für mich nicht glaubhaft, weil es stand nicht drin in der Karte. Die Karte war ein Abwarten, was passiert, wenn sie sich zurückziehen. Es ist die ewige Unklarheit, weil sie nie deutlich sagen, was sie denken und sich auch selbst noch offenhalten, was sie draus machen. Ich finde es einfach unehrlich.
Inzwischen wollte meine Schwester meine Eltern einladen, zu einem Geburtstag von meiner Nichte und sie haben abgesagt, weil meine Mutter sich dazu nervlich nicht in der Lage fühlt. Inzwischen hat sie ja den Brief und weiß, dass meine Schwester den Inhalt kennt.
Das ist also die Situation jetzt, hoffe es war nicht zu verworren. Ich habe ihnen geschrieben, dass ich wirklich denke, dass wir über diesen Brief eine längere Auszeit verstreichen lassen können. Alles andere wäre sicher vorschnell. Was sie daraus machen, liegt bei ihnen. Wenn ich eine Klarstellung von ihnen bekomme, mit Rechtfertigungen und Vorwürfen - damit muss ich eigentlich rechnen, so wie meine Eltern nun mal sind, dann ändert sich die Situation auch nicht. Kein Kontakt bleibt kein Kontakt, nur habe ich dann gesagt, was ich denke.
Liebe Grüße an alle,
ich kümmer mich jetzt noch um meinen anderen Talk, fast so wie vorher, mein Schweigen hatte doch mehr damit zu tun.
Andrea