Mir erschließt sich der Sinn nicht ganz und ich finde es auch auf den zweiten Blick äußerst kindisch und zudem halte ich ein solches Gedankengut noch für irgendwie gefährlich.
Aus Rache fremd zu gehen setzt voraus, dass man von dem Betrug weiß.
Mit diesem Wissen und dieser Wut ginge man hin und würde den Partner betrügen, um ein Gleichgewicht wieder herzustellen.
Man wird somit selbst "Täter" .
Dass aber beide in Ungnade fallen macht weder die eine Sache besser, noch die andere. Es geht nicht darum die Sache besser zu machen.
Bei wem fallen beide in Ungnade? Bei sich gegenseitig?
Und zudem müsste man (um es völlig gleichzusetzen) dann auch noch hingehen und dem Partner sagen, dass man ihn betrogen hat. Nein, das steht ohnehin im Raum - immer. Selbst wenn man/frau es real nicht weiß, das Unterbewusstsein weiß es.
Ich persönlich würde mich in Grund und Boden schämen und wüsste auch gar nicht, wie ich das rechtfertigen sollte. Denkst du jetzt.
Ich käme innerhalb der Beziehung mit seinem Betrug nicht klar und würde die Beziehung wohl auch beenden. Ja, das wäre konsequent. Das wäre dann deine Art das Gleichgewicht wieder herzustellen. ?(meine Interpretation) Mal davon abgesehen, könnte ich es auch nicht.
Aber weder würde es mir helfen, wenn ich zusätzlich selbst noch betrogen habe, noch würde das zur Wiederherstellung des Vertrauens beitragen, das hätte nur einen einzigen Effekt für mich: Dass ich zusätzlich noch das Gefühl bekäme, ich dürfte nicht mehr misstrauisch sein und müsste das verzeihen.
Ich verstehe nicht, wie man ein Unrecht durch ein zweites wieder gut machen soll. Nicht verzeihen, sondern als Tatsache hinnehmen.
Ich habe mich auch viel damit beschäftigt. Mir kommt es vor, wie ein gegenseitiges Hochschaukeln, das niemals ein Ende nimmt/nehmen kann.
Zudem wird hierbei völlig ausgeblendet, wie es zu den Geschehnissen kam und wieviel "Schuld" ein jeder tatsächlich hat.
Der betrogene ist das Opfer. Punkt. Ich denke da an die 50 %.
Ob der sich jahrelang aufgeführt hat, wie die Axt im Walde, ob der Betrüger lange versucht hat, die Beziehung zu kitten, ob er selbst sein "Vergehen" bereut, das alles bleibt völlig unbeachtet. Macht es die Tat "besser" oder anders, wenn sie bereut wird?
Selbst unsere Gesetzgebung funktioniert so nicht. Und das ist auch ganz gut so, wenn diese "Auge-um-Auge-Mentalität" tatsächlich gelebt würde, muss man nicht sehr lange nachdenken, um zu wissen, wo wir ganz schnell hinkämen. Ja, wieder zur Todesstrafe...so würde sich aber wieder ein anderer "schuldig" machen...
Eine gute Methode um ein "gleichgewicht" herzustellen gibt es in der Praxis bei Straftaten im Täter-Opfer-Ausgleich.
Dort können (unter bestimmten Voraussetzungen) ein erniedrigtes und unter Umständen verängstigtes und gebrochenes Opfer einer Straftat und ein Straftäter an einen Tisch gesetzt werden und sich unterhalten.
Das halte ich für wirkungsvoller und für eindrücklicher, als jemanden bloß zu "bestrafen".
Derjenige muss dem anderen erklären, warum er ihn denn überfallen hat, er muss sich den Fragen stellen und sich das Leid anschauen, was er da verursacht hat und dazu Stellung nehmen.
Er hat die Möglichkeit, sich dafür zu entschuldigen, in einigen Fällen gibt es einen "finanziellen Ausgleich", der eher symbolischen Wert hat. Das Opfer soll seinen Täter verstehen? Ich sehe das eher als Therapie für den Täter, eventuell um zu begreifen, was er dem Opfer angetan hat. Ich würde aber bezweifeln, dass es immer so klappt. Und wieder hat das "Opfer" das nachsehen. Es dient in diesem Fall nochmals als Mittel zum Zweck.
Ich weiß, ich widerspreche mir hier. Einerseits sage ich (mal flapsig ausgedrückt) das "Opfer hat selber schuld", andererseits sage ich, es wird doppelt gestraft. Ich denke, bis zur Ausführung der Tat, hat das Opfer auch seine Anteile (freiwillig und ev. unfreiwillig) - ist die Tat geschehen, ist der Umgang hiermit für mich ein (sagen wir mal) neues Kapitel. Ich finde schon, das der Täter die Konsequenzen ziehen muss, ich finde aber auch, dass der Fokus mehr auf der Schadensbegrenzug beim Opfer sein soll und nicht immer auf dem Täter.
Wenn man das auf eine Beziehung umlegt, hieße das wohl eher: Eheberatung (falls die Beziehung weiter geführt werden soll) und nicht: Ich geh´dir einfach auch fremd, dann sind wir quitt. Ist das Ziel einer Eheberatung immer sich nicht zu trennen? (Ich frage, weil ich es nicht weiß.)
Ich halte das für Quatsch.
Man muss nicht Täter werden, um verstehen zu können, wie eine Sache sich entwickelt hat.Sondern? Ich denke hier hat Reinfriede schon recht. Ohne dass ich jemals Täter war, kann ich es niemals verstehen. Selbst wenn ich ein Täter werde, kann ich immer noch anders denken. Außerdem denke ich, jeder ist Opfer und jeder ist Täter. Es klingt vielleicht blöd, ich habe auch sehr viel darüber nachgedacht. Ich denke, es ist so.