Searcher schrieb:
Theoretisch stimme ich dir vollkommen zu, sobald ich mich mit etwas identifiziere, ab diesem Zeitpunkt nehme ich es persönlich.
Aber ich denke, wir werden es hier als "Nomal-Sterbliche" nicht schaffen, uns nicht mit den Postings zu identifizieren. Denn sobald wir anfangen zu denken "das Posting finde ich gut" oder "diese Meinung lehne ich ab" da fangen wir schon an die Meinung auf uns zu übertragen. Die einen mehr, die anderen weniger.
Ich denke - einen persönlichen Anteil hat man immer, sonst würde man sich nicht dafür interessieren. Ich glaube, daß sich viele in die Hilfe reinsteigern. Sie versuchen um fast jeden Preis den anderen zu bekehren. Ich glaube auch nicht, daß zum "richtigen" Leben und dem Forenleben ein großer Unterschied besteht.
Das Schwerste ist zu merken, ob man Oberlehrerhaft wirkt oder nur seine Erfahrungen schildert. Ich finde z.B. im richtigen Leben oft nicht die passenden Worte - zu schreiben fällt mir manchmal etwas leichter. Doch ob die Worte auch so ankommen, wie sie von mir gemeint sind - wer weiß?
Oft wird man durch die Problematik der anderen ja stark an seine eigenen Erfahrungen erinnert. Man möchte den anderen davor "bewahren" die gleichen Fehler zu machen.
Reinfriede schrieb:
Es ist NICHT Aufgabe des Users, eine Beziehung herzustellen, sondern ein Problem zu diskutieren.
Ja, aber das ist halt nicht so einfach. Viele diskutieren ja nicht, sondern denken, daß nur ihre Antwort die richtige ist.
Reinfriede schrieb:
Wenn die "Hilfe ins Gegenteil" umschlägt, sprich: der Hilfesuchende bedrängt wird, was für Motive dafür könntest Du Dir vorstellen?
Die Motive dafür sind glaube ich die, die ich schon in meinem Beitrag mit dem Helfersyndrom beschrieben habe. Man hat zu sehr eigene Probleme und um sich nicht darauf konzentrieren zu müssen möchte man
unbedingt die Probleme der anderen lösen. Ich steiger mich dann so in die Problematik des anderen hinein, als wenn es meine eigene wäre. Vielleicht um mir selbst zu beweisen, daß ich das (oder etwas gut) kann. Da kann ich dann sagen: "Das hat er/sie
mir zu verdanken. Ich versuche mich ein bisschen größer? zu machen. Ich bin dann auch mal der/die Überlegenere. Wobei die Gefahr der Überhelblichkeit sehr groß ist.... Oder vielleicht möchte ich den anderen durch meine Hilfe an mich binden? Erwarte Dankbarkeit - möchte, daß mir mal einer etwas schuldig ist?
Reinfriede schrieb:
Dieser Satz erinnert mich an eine Aussage, die ich in einem Gordon-Seminar über Kindererziehung gehört habe und die mich oft begleitet hatte:
"Hilf mir, es SELBST zu tun!"
Die Entscheidung, WIE der andere mit den Inhalten der Hilfe umgeht, selbst treffen zu lassen, zu akzeptieren, dass es viele Wege gibt, die gegangen werden können, es muss nicht der gleiche sein, den wir selbst gegangen sind.
Das ist glaube ich das Schwierigste überhaupt. Den Anderen zu lassen.... Doch als Laie habe ich ja keine Ahnung - wie die beste Hilfe für denjenigen auszusehen hat.
Die Frage ist sehr interessant: Warum können wir den anderen nicht lassen?
LG Penelope