Hi Gerther,
Vielleicht habe ich ihr wirklich noch nen Aspekt vergessen: nämlich, dass es mir gerade nicht besonders gut ging, als wir uns kennen lernten. Stress mit der Familie, mit Mitschülern, nicht besonders tolle Noten. Und dann war SIE auf einmal da.
Wenn es einem selbst nicht gut geht, wenn das Selbstwertgefühl angeknackst ist, wenn die Probleme Überhand zu nehmen scheinen - dann
ist es für mich nachvollziehbar, dass man geneigt ist, Menschen in sein Leben zu lassen, die augenscheinlich ein Defizit auszugleichen vermögen.
"Jetzt ist es soweit. Das ist deine Riesenchance, all den Spinnern um dich rum zu zeigen, dass du doch was drauf hast. Du darfst es nur nicht verkacken."
Finde ich toll, dass Du so ehrlich gegenüber Dir selbst sein kannst!
Und vorallem: mache Dir deswegen heute keinen Vorwurf mehr.
Wenn es so war - bitte bedenke, dass Du damals ca. 18 Jahre alt warst.
In dem Alter definierst man sich noch sehr stark über die Anerkennung in der Gruppe ... Peergroups spielen
bei Jugendlichen meist eine Schlüsselrolle.
Wahrscheinlich hast Du Dein komplettes Denkkonstrukt nach dieser Wunschbeziehung ausgerichtet.
Du hast das Mädchen für Dich selbst zur potentiellen "Retterin" erkoren, die Dir die Gruppen-Achtung sichern sollte.
Verliebt hast Du Dich obendrein in sie ... und vermutlich wäre Deine "Rechnung" auch aufgegangen, wenn sie Deine
Gefühle erwidert hätte.
Das hier ...
Sie mochte mich für das, was ich war.
... war Dir zuwenig, das lediglich "mögen". Du wolltest um jeden Preis eine Beziehung.
Und Deine Wut rührt vermutlich auch aus Deiner Ohnmacht - denn gewisse Dinge lassen sich einfach nicht erzwingen.
Egal wie nett-lieb-intelligent-attraktiv-was-auch-immer Du bist - Gefühle folgen anderen Gesetzen.
Das wirst Du spätestens dann merken, wenn Du Dich selbst wieder verliebst ...
... fällt es mir ... so schwer, sie loszulassen.
Was Du nicht "gehalten" hast, kannst Du auch nicht loslassen können ;--)
Vielleicht hilft Dir diese Vorstellung ja, Deinen mentalen Fokus zu lockern.
ist es dir möglich, deinem Bruder und seiner Freundin aus dem Weg zu gehen - sprich: fortzugehen?
Hier teile ich ausnahmsweise Clara's Meinung nicht.
Für mich ist Flucht kein probates Mittel. Man löst sich zwar räumlich, aber die Gedanken gehen mit.
Vielleicht gelingt es Dir ja, Gerther, Dich ganz bewusst der Herausforderung zu stellen, wirklich gelassener zu werden.
Versuche, innerlich einen Schritt zurück zu treten - und Deinem Bruder und dem Mädchen ihre Beziehung zu gönnen.
Zur Erinnerung: sie hat Dir vorher nicht etwas gegeben, was sie Dir dann weggenommen hat!
Also: Objektivität wäre hilfreich.
Wenn Du Dich hingegen entschliesst, weiter in Deiner Wut und Enttäuschung zu verharren, baust Du Dir Dein
eigenes Gefängnis und läufst obendrein Gefahr, verbittert zu werden. Muss in Deinem Alter nicht sein, oder?
Vielen Dank für eure Beiträge - ich glaube, mir werden hier wirklich Sachen klar, die ich nie einzusehen vermochte.
Gerne doch - schön, wenn etwas in Bewegung kommt bei Dir!
LG
Lucille