Ich habe diverse Schwangere und Mütter in meinem Umfeld erlebt. Teils von souverän bis völlig chaotisch/überfordert. Aber in der Mehrzahl habe ich schon eine gewisse Souveränität im Auftreten der jeweiligen Mutter beobachtet.
Was ich meine, beschreibst Du ChrisTina im Grundsatz in Deinem Vorgehen mit Deiner Scheidung, Rückkehr ins Elternhaus, Kind dortlassen, nachdem Du deine Tochter hattest. Drücke ich mich verständlich aus?
Ja - schon - aber war es bei mir ganz und gar nicht - also Souveränität - die Scheidung war ein not.wendiges Übel, um mich nicht selbst zu verlieren - und dass ich zu meinen Eltern zurück ging war für mich die einzige Möglichkeit und ein Horror.
Meine Tochter hatte mir lange nicht verziehen, dass ich sie bei meinem Eltern ließ - weil meine Mutter auch ihr gegenüber immer gehetzt und mich schlecht gemacht hat. Sie hatte keine gute Kindheit - aber letztendlich haben wir uns ausgesprochen und mittlerweile ist unser Verhältnis super gut.
Ja, ich beobachte ein gesteigertes Interesse an Schwangeren vom Umfeld - üer das Befinden der Schwangeren selbst, schwangerschaftsbedingte Beschwerden, Entwicklung und Befinden des Nachwuchses im Bauch, Namenwahl, ... Das haben Kinderlose so in dem Ausmaß nach meiner Beobachtung nicht.
Für den Fortbestand der Art zu sorgen ist eine unglaubliche Verantwortung...
Die von mir genannten Gründe sind nicht unabhängig voneinander, sondern hängen zusammen.
Ja - stimmt - für den Fortbestand der Art zu sorgen ist eine große Verantwortung
Willst du diese dir wirklich noch aufladen?
Bist du davon überzeugt, dass eine Schwangerschaft / ein Kind - dir diese Aufmerksamkeit auch geben würde? Wer sollte dir dann diese Aufmerksamkeit geben, wenn du sie jetzt nicht bekommst?
Ein Buch - eine Autobiografie - zu schreiben, hab ich tatsächlich auch schon überlegt. Ich habe ja Tagebuch geschrieben (habe für meine persönliche Aufarbeitung damit angefangen) und habe das auch schon im meiner Therapie angesprochen. Meine Therapeutin befürwortet das sogar, sagt meine persönliche Geschichte wäre durchaus interessant genug dafür.
Na dann - mach mal ;-)
Ich stelle ja mein Leben gerade komplett in Frage, somit auch meine berufliche Zukunft. Ich hab dieser Tage sogar mal nach Psychologie-Studium recherchiert. Als Coach zu arbeiten könnte mir Spaß machen, aber bis ich mit dem Studium fertig bin, geh ich auch straff auf die 50 Lenze... Muss ich noch bisschen nachdenken...
In welchem Bereich würdest du coachen wollen?
Welche Zielgruppe würdest du ansprechen wollen?
Das Alter spielt keine Rolle - ganz im Gegenteil - junge Coaches sind meist weniger glaubwürdig, wenn es um lebensverändernde Themen von "älteren" Menschen geht. Ich habs immer wieder gesehen, dass ich einfach durch mein Alter überzeugender rüber kam als meine weit jüngeren KollegInnen.
Es macht im Ernstfall natürlich einen unterschied für Menschen 40+ ob ihnen jetzt eine 20jährige, frisch von der Uni sagen will, wie das Leben läuft - oder eine 50jährige, die selbst durch die Hölle gegangen ist und entsprechende Lebenserfahrung hat.
Ich habe im letzten unselbständigen Job mit einer 30jährigen sozialpädagogischen Betreuerin zusammen gearbeitet - also wir waren gleichberechtigte Kolleginnen in dieser Hinsicht - aber die Kiddys fühlten sie sich bei ihr wohl, wenn sie jemanden zum Reden brauchten bezüglich Liebeskummer oder Drogen - wenns um elementare Dinge ging - oder die Eltern involviert werden mussten - kamen sie zu mir - oder war ich immer dabei.
Ja, ich liebe die Tiere sehr, und Tiere fühlen sich bei mir sicher und wohl... ;-) In meinem bisherigen Leben wurde ich überwiegend im Stich gelassen, ausgenutzt, verspottet... Ich fühlte mich lange Zeit sehr isoliert. Besonders über die Wintermonate November bis März... Ich arbeite im Homeoffice, bin tagsüber allein, aber eben auch aus Bürostress draußen. Das ändert sich gerade etwas im Hobby-Bereich / Verein, da bekomme ich mehr Verantwortung.
Generell wäre ich schon gern etwas mehr am sozialen Leben beteiligt, wäre froh, wenn Leute mich besuchen kommen, für einen Nachmittags-Kaffeeplausch.
Glaubst du, ein Kind würde das automatisch verändern?
...60 finde ich noch kein Alter...
ich auch nicht (zugeb)
Ja, ich habe gelesen, dass ein Kind nicht unbedingt ein Garant für Glück ist. Die Kirschen am Baum in Nachbars Garten sind halt immer süßer und roter und schöner...
Die Kinderthematik braucht noch einige Runden in meinem Kopf, die geht wortwörtlich sehr tief in mein Innerstes rein, dafür hat meine Mutter gesorgt. Aber vielleicht verliert das auch irgendwann an Wichtigkeit, wenn ich mit anderen Themen - Beruf, Sozialleben, ... - mehr auf die Erfolgsspur komme.
Mit meiner Therapeutin habe ich gerade in der letzten Stunde darüber gesprochen und sie sagt, ich soll mich damit auseinander setzen. Das ist im Grunde das letzte verbliebene große Thema, was mich noch wirklich runterzieht und mir gerade auch wieder die Tränen in die Augen treibt.
Darum: gute Nacht!
Sorry, wollte dich nicht traurig machen - aber für mich klingt es so, als ob du glaubst, eine Schwangerschaft würde dein Leben mit einem Schlag zum Positiven verändern - Leute würden dir mehr Aufmerksamkeit zukommen lassen - und es wäre von gleich auf jetzt dann "heile Welt".
Solange du dich und deine Einstellung zum Leben nicht ver.änderst, wird auch ein Kind nichts daran ändern - es wäre nur Mittel zum Zweck - und es würde dir all das nicht geben können, was du dir davon erhoffst - ganz im Gegenteil - es ist - wie du selbst geschrieben hast - eine große Verantwortung - und man kann viel falsch machen.
Auch ich wollte nie so werden, wie meine Mutter - und ich hab das gleiche getan wie sie - ich hab meine Tochter bei den Großeltern gelassen - so, wie ich - mehr oder weniger - bei den Großeltern aufgewachsen war. Der Unterschied - ich lebte theoretisch bei meinen Eltern - und meine Großeltern holten mich in der Früh und brachten mich am Abend wieder, damit ich bei meinen Eltern schlafen konnte.
Nachdem meine Mutter das von Beginn an ausgeschlossen hatte, dass sie das tun würde, sobald ich meine eigene Wohnung hatte - suchte ich nach einer anderen Lösung. Wobei die räumliche Entfernung von meinen Eltern zu mir in etwa gleich weit war wie damals von meinen Großeltern zu meinen Eltern
Was du natürlich auch noch bedenken solltest ist, dass ein erstes Kind mit 43 schon auch eine spezielle Herausforderung darstellt - sowohl für die Eltern, als auch für das Kind - auch gesundheitlich.
Ich hab einen Bekannten, der mit einer jüngeren Frau noch 2 Kinder bekam, als er schon an die 60 war - er meinte, rückblickend betrachtet, er würde es nie wieder machen - weil er war dann über 70 als deren Schulpflicht erledigt war - und auch sie war dann schon an die 50 - sie können einfach nicht mehr alles mit den Kindern tun, was sie gerne wollen würden.
Auch eine Schulkollegin hatte damals mit 35 ihre ersten Kinder - Zwillinge bekommen - und ich hab erst vor Weihnachten wieder mit ihr länger gesprochen - sie liebt ihre Mädels, aber sie sagt auch, sie würde es nicht nochmal tun, wenn sie nochmal jünger wäre und vor der Wahl stünde.
Sie war allerdings alleinerziehend und wollte damals unbedingt ein Kind - also sie hatte darauf hingearbeitet, schwanger zu werden und es ohne Vater groß zu ziehen. Sie sagt jetzt, sie fühlt sich, als wäre sie damals schon zu alt gewesen, um den Kindern all das geben zu können, was sie brauchen.