P.S.: Das Gleiche hatte ich auch beim Führerschein, ich habe mir die schlimmsten Dinge ausgemalt wenn sie ihn dann haben und auch noch fahren....und als sie ihn (endlich) hatten, war es gar nicht so schlimm für mich.
Das war bei mir anders. Ich habe darauf hingearbeitet, dass sie schnellstmöglich den Führerschein haben (die Rechnung ging allerdings nicht auf, meine Jüngste brauchte 2 Jahre dafür, weil sie das schön gemütlich machen wollte). Denn dann fielen für mich die Taxidienste in der Nacht weg, also war das ganz schön eigennützig.
Außerdem machte ich mir keine Sorgen mehr, dass sie irgendwo in der Nacht zu Fuß in der Gegend herumstreifen würden. Ok, ich holte sie ja immer ab, aber bei Lokalwechseln nahmen sie dann doch manchmal die öffentlichen Verkehrsmittel. Jetzt nehmen sie das Auto, da habe ich das Gefühl, dass das sicherer ist.
Auf Enkelkinder warte ich nicht. Erstens bemerke ich bei mir, dass ich gar noch nicht so weit wäre (im Bekanntenkreis gibt es so immer wieder die Meldungen: Ach, magst Du mir nicht mal kurz das Kind halten? *grusel*) ich hab noch immer den Kleinkindkoller in mir, der braucht sicher noch Jahre, bis er verschwunden ist, obwohl ich sie allesamt süß finde. Wenn ich beim Einkaufen kleine Kinder bei ihren Trotzanfällen (ich will aber die Schoki) beobachte, geh ich schnell weiter, weil ich mir das nicht anhören mag.
Also Oma-Allüren habe ich sichtlich noch nicht. Und zweitens finde ich es besser, wenn die Mädels erst mal Karriere machen, das ist ein guter Polster. Ich wünsch es ihnen, dass sie nicht abhängig sind von ihrem Partner und das wären sie, wenn sie früh Kinder bekommen. Karriereknick, danach schlechtes Einkommen...muss ja nicht sein.
Aber die Mädels haben eh diese Einstellung, also passt das ja.
Enkel zu hüten wird wahrscheinlich bei mir mit der Pensionierung zusammenfallen, also da hab ich noch ca. 15 Jahre Zeit. Und da passt das genau richtig.
Mich quält eher die Unsicherheit bezogen auf die nächste Zukunft. Obwohl es paradox ist, ich war schon in ganz anderen Situationen. Damals, nach der Scheidung stand ich da mit den 3 Kids, auf Haussuche, nur mit Halbtagsjob, DA hätte ich eigentlich mehr Ängste haben sollen, hatte ich aber gar nicht.
Und dann war da der Alltag, der einerseits genügend Abwechslung (in Form von Stress: Kinder, Hausrenovierung etc.) geboten hatte, sodass ich nicht viel zum Nachdenken kam und andererseits auch auf eine hintergründige Art Sicherheit geboten hatte. Der Alltagstrott, der zum Ritual wird und irgendwann besteht die Zukunft daraus, dass sich täglich alles auf eine bestimmte Art und Weise wiederholt.
Das fällt jetzt weg und verunsichert mich, weil ich eben nicht weiss, was auf mich zukommt. Ich bin der typische Macher, der keine Zeit zum Nachdenken haben darf. Dann fühle ich mich wohl und sicher im Leben verankert.
Viel Zeit werde ich anfangs eh nicht haben, da wird der Umzug anstehen, Wohnungen herrichten etc. - aber dann....ich erinnere mich sehr sehr gut an den Tag, an dem ich - nach 7 Jahren täglichem Stemmen, Fliesen, Bödenverlegen - das erste Mal wie immer nach Hause kam, in die Arbeitskluft stieg und dann durchs Haus ging, um was zu renovieren.
Und mit Schrecken feststellte, dass es nichts mehr zu renovieren gab. Ich war damals ziemlich fassungslos, ging durch die Räume, suchte geradezu nach einer Stelle, die ich ausbessern oder bearbeiten konnte. Ich fühlte mich gar nicht gut, total verloren - so als hätte man mir meinen Job weggenommen.
Wenn man 7 Jahre täglich über Schutthaufen steigt, dann wird das so zur Gewohnheit, dass es zum Teil des Lebens geworden ist. Da war eine totale Leere in mir, da fehlte was.
Ich hatte dann die nächsten Wochen damit verbracht, alles endgültig auf Hochglanz zu bringen und dann begann ich mit der Malerei, weil ich etwas brauchte, was ich "verschönern" konnte. Eine weisse Leinwand eignet sich da ganz formidabel dafür, man füllt die Leere mit schönen Dingen.
Und ich hoffe, dass ich diesesmal, wenn sich lang anhaltende Gewohnheiten ändern, auch wieder etwas finde, dass diese momentane Leere füllen kann.
Erfahrungsgemäß wird das eh passieren, ich suder halt nur ein bisserl rum.
Liebe Grüße
Reinfriede