Hallo Sebastian!
Allerdings möchte ich auch darauf hinweisen, dass ich hier nur meine persönlichen Sichtweisen mitteile. Es sind keine Lösungen und auch keine Konstanten. Ab und an änder ich auch mal meine Meinung.
Na, das vesteht sich doch. Das halte ich auch ganz änlich.
Warum sollte ich jemanden einen Stempel aufdrücken oder warum sollte ich versuchen eine Gruppe zu überzeugen, dass meine Vorlieben die richtigen sind? Ihre Vorlieben sind doch genau so richtig!
Das klingt so theoretisch sehr vernünftig, und ist auch ganz nachvollziehbar. Und freilich gibt es auch Menschen die es nicht so halten, und die zB meinen, nur weil sie zB Vegetarier oder Sozialist sind, müssten sie alle anderen davon überzeugen es auch zu werden, und wer es anders halten mag ist böse...
Indem ich die Entscheidung treffen sollte "nein, ich möchte das nicht für mich", akzeptiere ich auch die Meinung der anderen Gruppenmitglieder. Für mich ist es gleichzeitig auch ein Geben von Freiheit und dem Akzeptieren Ihrer Selbstständigkeit.
Das klingt wie gesagt sehr vernünftig und erwachsen, und für ein neutrales
nebeneinander-her-leben macht es gewiss Sinn.
Doch wie willst Du es da halten, wo man etwas
miteinander machen will oder muss? Wenn zb in einem Team jemand seine Freiheit und Selbständigkeit darin sieht, dass die anderen die Arbeit machen?
Etwas anderes, was grad mal wieder aktuell geworden ist, und was ich inzwischen so oft erlebt hab, dass ich sagen kann, es ist der Regelfall: auf meinen Reisen hab ich oft Leute getroffen, und man war dann eine Weile gemeinsam unterwegs, hat sich gut verstanden und Spass zusammen gehabt, und zuweilen dann auch Mailadressen ausgetauscht.
Wenn ich dann später, wieder zuhause, an diese Mailadressen schreibe, dann kommt natürlich nie eine Antwort. Okay, sag ich mir dann, das ist genau die Freiheit und Selbständigkeit des Gegenübers, eben
keinen Mailkontakt zu wollen, und das gilt es nun zu akzeptieren.
Jahre später dann, kommt auf einmal unversehens eine Mail. Scheinbar von der betreffenden Person (und ich freu mich dann erstmal dementsprechend, dass ich wohl doch nicht vergessen worden bin) - tatsächlich aber von einem sog. Social-Network im Web - und die Mail lautet dann einfach "XXX möchte Dich als ihren Freund; bitte klicke auf diesen Link um die Freundschaft zu bestätigen".
Wenn man auf den Link klickt, stellt sich dann heraus, dass man da Kunde bei dem betreffenden Web-Anbieter (zB Facebook) werden soll. Und etwas anderes kann man auch gar nicht machen, denn die Mail kommt nur scheinbar von der betreffenden ehemaligen Bekanntschaft, tatsächlich aber von einem info-Account des Web-Anbieters, und die Mailadresse der Person wird gar nicht preisgegeben.
Also suche ich aus meinem Notizbuch die richtige Adresse der Bekanntschaft heraus, und schreibe dahin, dass ich natürlich gern den Kontakt weiterpflegen würde, aber doch kein Interesse hab, Kunde bei Faceb0ok (oder whatever) zu werden - und darauf kommt dann wieder keinerlei Antwort. Stattdessen alle zwei Tage eine Erinnerungsmail, dass man doch endlich die "Freundschafts"anfrage akzeptieren soll.
Und da frage ich mich, fällt das auch unter die "Freiheit und Selbständigkeit" des Gegenübers, die man akzeptieren muss?
Ich finde nämlich, es fällt eher darunter, dass da jemand seine Mitmenschen nicht als lebende und empfindende Wesen ansieht, sondern lediglich als nützliches Füllmaterial für die eigenen Interessen - die grad recht sind, um sich auf Reisen mal gemeinsam die Zeit zu vertreiben, oder dann wieder, wenn man in einem social-network eine sog. "Freundesliste" füllen muss - die aber ansonsten nicht eines Wortes wert sind.
Interessant finde ich aber auch, dass ich solches Verhalten bisher ausschliesslich von Frauen erlebe - die haben offenbar eine Vorstellung von "Freundschaft", die so distanziert sein muss, dass man nichtmal ein einziges Wort miteinander wechseln soll - so ähnlich wie ein Showstar, der von seinen Fans lediglich Aufmerksamkeit und Bewunderung will, aber ansonsten nichts mit ihnen zu tun haben.
Abgesehen von körperlichen Einschränkungen, sind dies nicht die Grenzen auf die ich anspielen wollte. Es gibt die Leute die jammernd auf der Couch liegen und jedes mal darüber fluchen wie scheisse die Welt doch ist und es gibt die Leute die Geschichten "vom Tellerwäscher zum Millionär schreiben".
Na, das "vom Tellerwäscher zum Millionär" hab ich selber schon durchgezogen - darüber schreibt man keine Geschichten, das tut man einfach.
Das freilich meinerseits nicht aus finanziellem Interesse, sondern es war auch nur einer von vielen Versuchen, an menschliche Gemeinschaft und Miteinander zu gelangen - weil es hiess, man müsse, um für andere Menschen akzeptabel zu sein, eine gewisse "solide" Lebensführung und materiellen Erfolg haben. Als ich dann die erste Million beisammen hatte, da hiess es freilich, eine Million sie doch nichts und sei nur Dreck, und ich müsse schon wenigstens Milliardär sein, wenn sich jemand für mich interessieren solle.
Es ist mir egal wie realistisch so eine Einstellung ist oder wie häufig so etwas umgesetzt wird. Ich möchte das es stimmt, also stimmt es für mich auch. Cogito ergo sum, oder besser: Ich denke, also ist es!
Ja genau, so ist es - oder auch <ich glaube an etwas, also kann ichs auch
verwirklichen.>
Das erscheint mir total einfach (obwohl, wenn ich mich so umschaue, sind solche Auffassungen offenbar nicht sehr verbreitet). Damit kann ich
für mich alles tun was mir gefällt (und das hab ich auch immer getan und alles erreicht was ich wollte).
Problematisch wird es dann aber da, wo wir sagen, dass der Mensch sich selbst für sich allein nicht genügt, sondern sich sowas wie Gemeinschaft wünscht (oder womöglich sogar "braucht").
Und das ist genau der eine Punkt wo ich mir seit zig Jahren den Kopf dran zerbreche: ich kann
für mich alles tun was ich will - aber ich hab keinerlei Recht, mich irgendwie in das Leben von jemand anderem einzumischen. Ich kann insbesondere niemand dazu zwingen dass sie/er mir Gesellschaft leistet, denn das liegt nicht in meiner Entscheidung, sondern im freien Willen der anderen.
Und genau an dem Punkt enden auch alle die netten Ratgeber zur Lebenshilfe, Sebstverwirklchung usw.usf - und da kann ich fragen wen ich will, darauf gibts keine Antwort; da führt nichts weiter.
Wie wäre es denn mit dir? Du weißt doch auch eine Menge!
Hehe, danke für die Blumen.
An der Politik hab ich mich auch schon mal versucht - freilich eher Basisgruppenarbeit - war auch so ein Versuch, Bekanntschaften zu knüpfen (mir lag noch nie etwas daran mich selbst darzustellen oder im Licht der Öffentlichkeit zu stehen). Da könnt ich auch Geschichten drüber erzählen. Kurzgefasst: das Projekt war erfolgreich, aber mit den Neidern umzugehen hat sich als sehr schwierig erwiesen.
Der deutsche Markt ist ein schwerer Markt, habe ich mal gehört. Alles muss günstig sein und selbst die großen Ami-Discounter wie Wal Mart haben sich hier die Zähne ausgebissen. Mentalität: Die beste Ware zum günstigsten Preis. Klappt nur nicht immer und ist auch unlogisch.
Unlogisch - und vor allem menschenverachtend - finde ich schon die Idee, eine Ansammlung von Menschen als einen "Markt" zu betrachten. Denn da geht es nur noch darum, wie man einen möglichst großen Profit aus diesen Menschen herausholt.
Irgendetwas ist in der Wirtschaft auf Abwege geraten - es sollte doch eigentlich darum gehen, das zu produzieren, was die Menschen
brauchen. Und ein Unternehmen sollte zu dem Zweck existieren, weil da zuerst mal eine Idee für ein Produkt ist, und das Produkt wird gebraucht, und also wird ein Unternehmen gebraucht um das Produkt herzustellen.
Aber irgendwie ist da was schiefgegangen - heutzutage hat man den Eindruck, ein Unternehmen täte nicht dafür existieren um ein Produkt zu produzieren, sondern um Gewinn zu produzieren, und dabei ist scheissegal was hergestellt wird, hauptsache man kann es irgendwie in die Konsumenten hineinprügeln und kriegt Geld dafür.
Der Mensch wird dabei herabgewürdigt zu einem blossen Ding, dessen Lebensinhalt sich auf Funktionieren und Konsumieren beschränkt.
Du kannst mir aber glauben wenn ich dir sage: Bevor du essen MUSST, MÖCHTEST du etwas Essen. Es gibt auch die Wahl etwas nicht zu essen, bewusst zu verzichten. Auch das gibt es.
Wie lang lebt man ohne Essen? Tage, Wochen, Monate?
Ok, eine Ausnahme ist mir gerade eingefallen: Man hat nur wenig bis gar keine Wahlmöglichkeiten, wenn der Kopf nicht mehr richtig mitspielt. Sei es durch Alter, Depression, Behinderung, etc.
Ich denke, auch da kann man etwas tun, indem man sich fit hält. Indem man zB nicht so viel versucht mit der Lüge zu leben, mit den unter-den-Teppich-gekehrten Dingen und den Leichen im Keller.
Für mich gehört es auch zur Zwischenmenschlichkeit die Meinung anderer zu akzeptieren und sie ggf. ihr Leben leben zu lassen.
S.o.: wie weit geht das?