liebe karin,
ich bin nicht nur eifersüchtig, es ist für mich ein spiegel des mangels, den ich selbst empfinde - nicht liebenswert genug zu sein, so dass mein eigener freund einer anderen verbundener ist und war als er es mit mir jemals sein wird. das ist die emotionale seite. auf der rationalen seite finde ich es sehr traurig für ihn, dass er es mental nicht schafft, sich von diesem phantom, denn das ist es zu befreien und quasi vor der realität flieht. da hat er noch nicht genug gelernt und muss wahrscheinlich immer wieder gegen die wand rennen, so lange, bis der knoten platzt. traurig ist nur, dass er damit unsere beziehung gefährdet. aber - das ist seins, da kann ihm niemand helfen. der lernprozess, der für mich hieraus erfolgt ist heisst, für mich selbst die verantwortung zu übernehmen und mich nicht mehr damit zu beschäftigen, was er tut, denkt, fühlt und mich somit nicht länger verletzen zu lassen. klingt theoretisch, sackt aber langsam glücklicherweise auch ins bewusstsein, auch wenn das ein ziemlich schmerzhafter prozess ist. für mich ist die frage - warum mache ich das mit, wenn es mich doch so verletzt?
so und jetzt war ich gelinde gesagt schockiert über die von dir geposteten passagen:
Karin schrieb:
... ich bin tatsächlich durch die Hölle gegangen. Nein, ich bin
mittendrin. Die Hölle ist ein Bewusstseinszustand. Ich stehe zu meiner
Schuld, was aber noch lange nicht heißt, dass ich mit den Konsequenzen
auch umgehen kann.
Die Dualrolle (Opfer und Täter in einem) ist schwer auszuhalten und ist
selten im Gleichgewicht bei mir.
Als ich noch zuhause war, also in unserem Haus und bei den Kindern, sagte
mein Mann oft: "das ist hier erst das Fegefeuer, die Hölle kommt für dich
noch", und er sagte auch: "du wirst einsam und alleine in einer Ecke
verrecken, und nicht mal ein Schwein wird zu deiner Beerdigung kommen",
"ich habe dich noch lange nicht da, wo ich dich haben will".
Obwohl ich es ernsthaft versucht habe, diese (und noch andere) Aussagen aus meinem Kopf zu bekommen - sie sind allgegenwärtig. Sie sind wie
Flüche. Mein Ex-Mann ist wirklich kein schlechter Mensch, ganz im
Gegenteil. Mein mangelnder Selbst-Wert und meine übergroßen Verlustängste haben mich daran gehindert, Grenzen aufzuzeigen und mich selbst zu
schützen.
Wie auch immer - ich wollte eigentlich gar nicht so weit ausholen - die
Leidtragenden der Situation sind meine Kinder. Ich glaube nicht, dass es
ihnen gelingt, das Thema "Mama" einfach auszuradieren. Kinder sind gut im Verdrängen, aber ich denke schon, dass ich ihnen fehle, zumindest möchte ich das glauben. Ich glaube auch nicht, dass die neue Lebensgefährtin meines
Mannes ein Mutter-Ersatz sein kann. Es tut mir in der Seele weh, dass ich
Tag für Tag vergehen lassen muß, ohne an ihrem Leben teilzuhaben.
wo bleibt deine wut? wenn dieser mann sich erdreistet, so mit dir zu sprechen, dann sei mal heilfroh, dass du den losbist. das ist verletzter stolz und verachtung pur. mich schüttelt es, auch wenn du meinst, er sei kein schlechter mensch, dann ist das ein absolut ungehöriges benehmen, wir sind doch nicht bei den neandertalern.
das erinnert mich sehr an das scheitern meiner längsten beziehung, die neun jahre dauert, 6 jahre zu lang und die in einem eklat endete. mein ex-freund hat - nachdem er eine neue beziehung hatte und sozusagen in trockenen tüchern war getönt, er sei somit weiter als ich und der mann müsse erst noch geboren werden, der jemanden wie mich aushalte. im übrigen sollte ich doch mal was gegen meine zu dicken und schlaffen oberschenkel unternehmen, das sei wohl unästhetisch. mein selbstwert war so am boden dass ich das alles für mich verinnerlicht hatte und richtig krank geworden bin. klar, der hat sich selbst in unserer beziehung jahrelang enorm minderwertig und verletzt gefühlt und musste zurückschlagen.
im nachhinein ist mir durch längere arbeit an mir selbst klar geworden, dass ich mich wohl schon über sehr lange zeit emotional und physisch von ihm distanziert hatte und ihn auch garnicht mehr ernst genommen habe, in seinen vergeblichen bemühungen, mehr sein zu wollen, als er war. nur - ich hatte an dem punkt, als es mit seiner freundin begann, er aber noch bei mir gewohnt hatte gewagt, ihn einfach rauszuschmeissen. damit hatte er nicht gerechnet und musste erstmal alles auferbieten, um diese frau zu überzeugen, bei ihr einziehen zu dürfen. existenziell bedrohlich, denn er hatte hohe schulden und war nicht in der lage, für sich selbst zu sorgen oder initiativ zu werden, im sinne von sich eine eigene wohnung zu suchen oder einen job. der typ war sozusagen ein echter parasit. ein wirt schmiss ihn raus, ein anderer wirt musste ihn aufnehmen. das muss aus seiner sicht ganz schön bedrohlich gewesen sein. er war und ist wohl heute noch nicht in der lage, für sich selbst zu sorgen. aber - gottseidank damit habe ich nichts mehr zu tun.
so und nun wieder zu dir:
wieso fühlst du eigentlich so eine große schuld, dass deine ehe auseinandergegangen ist? will er dir das etwa einreden und so sein gewissen erleichtern? scheint so. indem er dich klein macht und du das auch noch annimmst, übergibt er dir die volle verantwortung. und das ist nicht richtig, jeder von euch wird seinen beitrag geleistet haben, nicht nur du. dazu passt auch die aussage - nun such dir doch auch mal einen neuen mann.
was ist das für ein wertesystem? dass man in unhaltbaren situationen bleiben und ertragen soll, um der lieben familie willen, auch wenn jemand anderes die eigenen gefühle mit füssen bzw. worten tritt?
in meinem thread hat mir geola ein buch empfohlen, das habe ich in einem rutsch durchgelesen und es ist klasse: 'wenn frauen zu sehr lieben' von robin norwood. das zeigt solche situationen glasklar auf und beleuchtet auch die hintergründe. für mich persönlich habe ich mitgenommen, dass die liebe - und das passt wirklich zu meiner geschichte - immer mit leid verknüpft war, von anfang an. und ich versuche herauszufinden, warum ich in diesem vertrackten muster stecke.
schau mal bei dir nach ;-)
liebe grüße
pisces