Clara Clayton
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- Registriert
- 7 Februar 2011
- Beiträge
- 4.430
Hallo Rudyline,
es tut mir leid, dass ich mich so lange nicht gemeldet habe. Ich war so müde, als wir das Arztgespräch hatten, dass ich einfach erst einmal eine Pause brauchte.
Aber nun hast du mich wachgerüttelt und ich erzähl mal:
Am Dienstag Mittag waren wir pünktlich in der Klinik zum Arztgespräch. Wer nicht da war, war der Oberarzt, der mit uns sprechen wollte. Es gab wohl eine Notfalloperation. Also fuhren wir erst einmal wieder nach Hause und fanden uns zwei Stunden später wieder ein. Mein Mann war wenig begeistert. Unsere Nerven waren zum Zerreißen gespannt. Er wollte gar nicht mehr hin. Ich bat ihn der Klinik eine Chance zu geben, wir müssten jetzt dieses Arztgespräch haben und dann könne er sich ja woanders behandeln lassen und noch eine Zweitmeinung einholen.
Dann kam alles ganz anders, als wir angenommen hatten. Es gab kein schwer zu verdauendes Gespräch mit komplizierten medizinischen Fachausdrücken, sondern es kam eine junge, freundliche, fast burschikos wirkende Oberärztin, die auf der Papierunterlage der Behandlungsliege im Arztzimmer ganz genau aufzeichnete, wie es mit meinem Mann nun weitergehen sollte. In der Tumorkonferenz hatten sie einen genauen Behandlungsplan entworfen, den sie meinem Mann und mir nun vorschlug.
Vorab: Es gibt keine Metastasen! Allerdings sind einige Lymphknoten geschwollen, daher muss mein Mann nun vor einer Operation mehrere Wochen ein Hormon unterdrückendes Medikament einnehmen, damit der PSA Wert runter geht, da der Tumor ein" Testosteronjunkie" ist, wie die Ärztin erklärte. Ebenso bekommt mein Mann eine Spritze von seinem Urologen zum selben Zweck.
Danach folgt dann die Operation.
Ich kann euch gar nicht sagen wie erleichtert ich war, als ich diese Nachricht hörte. Als sie sah wie die Anspannung in mir nachließ sagte die Ärztin "Keine Angst, ihren Mann kriegen wir wieder hin." Da habe ich erst gemerkt wie fertig ich war. Die Anspannung der letzten Tage und Wochen, die durchwachten Nächte, die Sorge und die Angst um meinen Mann... das war schlimm.
Wir haben dann noch ganz genau erklärt bekommen, was in einer OP alles gemacht wird und welche Auswirkungen diese auf das Leben meines Mannes hat. Als wir dann wieder draußen vor dem Krankenhaus standen, haben wir uns erst einmal fest umarmt und dann gleich unsere Tochter angerufen.
Natürlich, mein Mann hat immer noch Krebs, doch der hat noch nicht gestreut und er ist gut behandelbar. Alles Weitere wird sich zeigen.
Gestern Abend haben wir uns mit Freunden getroffen. Eigentlich war es ein ganz schöner Abend. Wir haben zusammengesessen und Wein getrunken. Aber dann hat meine Freundin gemeint, die Tumordiagnose meines Mannes hätte fast dazu geführt, dass sie ihren Urlaub abgebrochen hätten. Es wäre ein Schock für sie gewesen, als ich mich gemeldet hätte. Ich hatte nicht gewusst, dass sie in Urlaub waren, als ich ihnen schrieb. Ich war ziemlich traurig wegen dieser Vorwürfe. Auf dem Rückweg zur U-Bahnstation hörte ich dann noch wie sie zu ihrem Mann sagte, dass sie es nicht mehr ertragen könne und wie schlimm alles in letzter Zeit für sie sei. Eine Nachbarin würde ihr Haus verkaufen, weil sie ins Altersheim ziehen müsse, ihre Mutter (85) gehe es auch nicht so gut und dann wären da ja noch Freunde die sterben würden, sie müsse jetzt erst mal wieder mit normalen Leuten zusammen sein.
Da haben mein Mann und ich uns schnell verabschiedet und noch einen kleinen Spaziergang gemacht. So ein dummes Benehmen kann ich auch nicht mit zu viel getrunkenem Wein erklären! Sowas kann ich gerade gar nicht gebrauchen.
So, jetzt seid ihr auf dem neuesten Stand. Schön, dass ich mir hier alles von der Seele schreiben kann. Das hat gut getan.
Euch einen schönen Tag!
Liebe Grüße Clara
es tut mir leid, dass ich mich so lange nicht gemeldet habe. Ich war so müde, als wir das Arztgespräch hatten, dass ich einfach erst einmal eine Pause brauchte.
Aber nun hast du mich wachgerüttelt und ich erzähl mal:
Am Dienstag Mittag waren wir pünktlich in der Klinik zum Arztgespräch. Wer nicht da war, war der Oberarzt, der mit uns sprechen wollte. Es gab wohl eine Notfalloperation. Also fuhren wir erst einmal wieder nach Hause und fanden uns zwei Stunden später wieder ein. Mein Mann war wenig begeistert. Unsere Nerven waren zum Zerreißen gespannt. Er wollte gar nicht mehr hin. Ich bat ihn der Klinik eine Chance zu geben, wir müssten jetzt dieses Arztgespräch haben und dann könne er sich ja woanders behandeln lassen und noch eine Zweitmeinung einholen.
Dann kam alles ganz anders, als wir angenommen hatten. Es gab kein schwer zu verdauendes Gespräch mit komplizierten medizinischen Fachausdrücken, sondern es kam eine junge, freundliche, fast burschikos wirkende Oberärztin, die auf der Papierunterlage der Behandlungsliege im Arztzimmer ganz genau aufzeichnete, wie es mit meinem Mann nun weitergehen sollte. In der Tumorkonferenz hatten sie einen genauen Behandlungsplan entworfen, den sie meinem Mann und mir nun vorschlug.
Vorab: Es gibt keine Metastasen! Allerdings sind einige Lymphknoten geschwollen, daher muss mein Mann nun vor einer Operation mehrere Wochen ein Hormon unterdrückendes Medikament einnehmen, damit der PSA Wert runter geht, da der Tumor ein" Testosteronjunkie" ist, wie die Ärztin erklärte. Ebenso bekommt mein Mann eine Spritze von seinem Urologen zum selben Zweck.
Danach folgt dann die Operation.
Ich kann euch gar nicht sagen wie erleichtert ich war, als ich diese Nachricht hörte. Als sie sah wie die Anspannung in mir nachließ sagte die Ärztin "Keine Angst, ihren Mann kriegen wir wieder hin." Da habe ich erst gemerkt wie fertig ich war. Die Anspannung der letzten Tage und Wochen, die durchwachten Nächte, die Sorge und die Angst um meinen Mann... das war schlimm.
Wir haben dann noch ganz genau erklärt bekommen, was in einer OP alles gemacht wird und welche Auswirkungen diese auf das Leben meines Mannes hat. Als wir dann wieder draußen vor dem Krankenhaus standen, haben wir uns erst einmal fest umarmt und dann gleich unsere Tochter angerufen.
Natürlich, mein Mann hat immer noch Krebs, doch der hat noch nicht gestreut und er ist gut behandelbar. Alles Weitere wird sich zeigen.
Gestern Abend haben wir uns mit Freunden getroffen. Eigentlich war es ein ganz schöner Abend. Wir haben zusammengesessen und Wein getrunken. Aber dann hat meine Freundin gemeint, die Tumordiagnose meines Mannes hätte fast dazu geführt, dass sie ihren Urlaub abgebrochen hätten. Es wäre ein Schock für sie gewesen, als ich mich gemeldet hätte. Ich hatte nicht gewusst, dass sie in Urlaub waren, als ich ihnen schrieb. Ich war ziemlich traurig wegen dieser Vorwürfe. Auf dem Rückweg zur U-Bahnstation hörte ich dann noch wie sie zu ihrem Mann sagte, dass sie es nicht mehr ertragen könne und wie schlimm alles in letzter Zeit für sie sei. Eine Nachbarin würde ihr Haus verkaufen, weil sie ins Altersheim ziehen müsse, ihre Mutter (85) gehe es auch nicht so gut und dann wären da ja noch Freunde die sterben würden, sie müsse jetzt erst mal wieder mit normalen Leuten zusammen sein.
Da haben mein Mann und ich uns schnell verabschiedet und noch einen kleinen Spaziergang gemacht. So ein dummes Benehmen kann ich auch nicht mit zu viel getrunkenem Wein erklären! Sowas kann ich gerade gar nicht gebrauchen.
So, jetzt seid ihr auf dem neuesten Stand. Schön, dass ich mir hier alles von der Seele schreiben kann. Das hat gut getan.
Euch einen schönen Tag!
Liebe Grüße Clara