Melde mich zwischendurch einmal wieder mit einer neuen Story zum Thema "Erlebnisse, die die Welt nicht braucht"
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Am Freitag hatte ich im Rahmen meiner OP-Vorbereitungen einen Termin bei einem Allgemeinmediziner. Vom Krankenhaus flatterte mir unlängst ein Infoblatt ins Haus. Darin stand, ich solle mir meine vorhandenen Arztunterlagen von meinem Hausarzt geben lassen und zur Anästhesieambulanz in der kommenden Woche mitbringen.
Upps...!
Ich habe gar keinen Hausarzt, fiel mir da ein...Bisher bin ich stets zu einem Facharzt gegangen, falls irgendwas war. War aber höchstens die regelmäßige Zahnprophylaxe, der Orthopäde und die Gynäkologin.
Na, dann mal los, dachte ich. Zufällig hatte mein Mann sowieso einen Termin bei seinem Hausarzt, wegen seines Heuschnupfens. Da schloß ich mich dann gleich an.
Die Praxis bzw. die Angestellten, machten auf mich einen sehr freundlichen Eindruck(anders als bei meiner Orthopädin, wo man immer ganz persönlich gehasst wird, wenn man am Empfang stört, weil man seinen Termin wahrnehmen möchte).
Nach relativ kurzer Wartezeit(ebenfalls sehr angenehm), wurde ich vom Doktor persönlich ins Behandlungszimmer gebeten. Ihm zur Seite stand eine sehr junge Frau, die einen etwas hilflosen Eindruck auf mich machte. Der Doktor(ca 45 Jahre alt, Typ "Hans Dampf in allen Gassen"), stellte sie als Medizinstudentin vor, die "heute mal helfen wolle"(wobei nur?).
Ich wurde gefragt, weswegen ich gekommen sei und versuchte es zu erklären. Nachdem ich berichtet hatte, daß ich eine Knie-TEP vor mir hätte und die vorher üblichen Untersuchungen gemacht werden sollten, laut Klinik, wurde ich auch schon unterbrochen vom Arzt.
"Und was soll ich dabei?" fragte er forsch. "Das müssen die in der Klinik machen! Aber das ist wieder typisch Orthopäde. Die sind einfach zu faul! Haben Sie denn eine Überweisung mit?
Ich verneinte, schon ziemlich genervt. Ich sagte, ich wolle lediglich eine Blutuntersuchung und ein EKG machen lassen. Aber, wenn er denken würde, daß das überflüssig sei, weil das im Krankenhaus eh gemacht würde, wäre das ok. Dann wär´s das für mich.
Das war ihm aber auch nicht so recht. Er fragte, wo ich denn operiert werden sollte und wer mein behandelnder Orthopäde sei. Ich nannte ihm den Namen meiner Orthopädin.
"Kenne ich nicht, nie gehört!" sagte er. "Müssen Sie ja auch nicht." antwortete ich.
"Dann besorgen Sie mal alle Unterlagen, die Sie über ihr Bein haben." meinte er. Ich sagte ihm, daß ich kaum noch welche habe, alles was da wäre, läge bei der Ärztin.
"Dann bringen Sie die mal an!" kommandierte er, fügte nach einer Weile aber hinzu: "nee, das machen wir anders! Schließlich muß ich ja auch Geld verdienen!" - Und druckte einen Überweisungsschein aus, den er mir übergab(er erhält pro ausgestellter Überweisung einen Pauschalbetrag von der Krankenkasse).
So langsam reichte es mir und ich wurde ungehalten. Ich erklärte ihm, daß ich mit der Ärztin verabredet hätte, daß ich müßte lediglich eine kurze Mail schreiben und sie würde mir alle Unterlagen sofort zusenden.
Darauf reagierte er jedoch nicht. Das Schreiben der Klinik und den großen Fragebogen zur Narkose, den ich gerne mit ihm besprochen hätte, interessierten ihn ebenfalls nicht. Er reichte mir alles zurück und füllte ein Formular aus.
"Das sind die Untersuchungen, die ich von Ihnen will(Blut, Urin, EKG). Außerdem will ich Ihren Impfpass(habe zwar einen, er ist aber recht übersichtlich. Wie gesagt, ich gehe nicht oft zum Arzt). Ich will Sie durchimpfen - noch vor der Operation! Außerdem will ich Ihre Schilddrüse schallen(ich nehme an er meinte eine Sonographie). Sonst nippeln Sie mir auf dem OP-Tisch noch ab! Da würde ihr Mann sicher weinen... Den Herren Operateuren kann´s egal sein. Doch Ihr Mann wäre traurig!" Er lachte. Ich schluckte.
Von Schilddrüsenproblemen hatte ich noch nie etwas gehört.
Jetzt meldete sich die Medizinstudentin, die die ganze Zeit still auf ihrem Hocker gesessen hatte. "Ihre OP ist ja schon nächste Woche, steht hier!" Sie deutete auf den Stempel mit dem Termin, den ich kommenden Mittwoch bei der Narkoseambulanz habe.
Ich erklärte ihr, daß das nicht richtig sei und las ihr vor, um was für einen Termin es sich handelte. Nach mehrmaliger, ausführlicher Erklärung, kapierte sie dann auch...
Ich schickte ein Stoßgebet in den Himmel, sie möge noch heute einen anderen Studiengang wählen, weil ich mir nicht ausmalen will, daß so ein hilfloses Schaf jemals auf lebendige Menschen losgelassen wird(allenfalls auf Tote in der Pathologie).
Jetzt trat der Arzt wieder in Aktion. Er überreichte mir den Zettel mit all den anstehenden Untersuchungen und hob zu neuen Erklärungen an.
Irgendwie muß ich einen ziemlich beschränkten und unzuverlässigen Eindruck auf ihn gemacht haben, denn er sagte im Befehlston: " Bei uns ist das folgendermaßen geregelt: Sie erscheinen pünktlich zu den Terminen - oder sagen mindestens einen Tag vorher telefonisch ab. Wenn Sie krank sind, rufen Sie an, dann komme ich bis spätestens mittags zum Hausbesuch! Aber nicht später anrufen! Wenn Sie mich telefonisch sprechen wollen, sagen Sie der Sprechstundenhilfe, was Sie wollen. Dann rufe ich zurück! Aber nicht mehr abends! Dann will ich bei meinen Kindern sein!"
Ich warf ein, daß ich es gewohnt sei meine Termine pünktlichst einzuhalten und daß ich sicher nicht anrufen würde, wenn ich krank sei. Ich erwarte keine Hausbesuche. Wenn ich einmal ernsthaft krank sein sollte, würde ich mich in eines der zahlreichen Krankenhäuser unserer Stadt begeben. Dazu seien die schließlich da...!
Ich war richtig wütend. Während ich von einer Hilfe Blut abgenommen bekam, sammelte ich mich wieder ein wenig.
Auf dem Nachhausweg fragte ich meinen Mann, ob er noch ganz bei Groschen war, als er mir diesen Vollidi von einem Arzt empfohlen hatte. Er war etwas konsterniert. Er hatte zwar gewußt, daß der Doktor manchmal so blöde Sprüche ablassen würde, aber daß es so schlimm sei, sei ihm nie aufgefallen...
Ich werde nun am Mittwoch ohne irgendwelche Unterlagen zum Krankenhaus gehen und alles Weitere mit dem Anästhesisten besprechen. Sollen die dort die anstehenden Untersuchungen machen. Aber dieser Blödmann wird mich nie mehr wiedersehen! Den Termin bei ihm werde ich - pünktlich - absagen!
So, das mußte ich jetzt einfach mal loswerden!