Probleme mit dem Verzeihen

AW: Probleme mit dem Verzeihen

Denke man muß sich selbst erst einmal verzeihen können.
Sollte ein Elternteil von sich aus um Verzeihung bitten, man könnte vielleicht einiges verstehen.
Bestenfalls, kann man verhindern die gleichen Fehler zu machen.

Liebe Laura,

sich selbst verzeihen - das steht am Ende eines Leidensweges und macht wahrscheinlich tatsächlich frei.

ABER .... es geht um den Lebensgehalt dazwischen. Wir übernehmen unbewusst Muster. Und ebenso unbewusst "suchen" wir uns Partner, mit denen wir unser eigenes Muster ausleben können, die uns quasi die Plattform dafür bieten. Das gleiche gilt auch natürlich für unseren Partner --> er lebt die Muster seiner Herkunftsfamilie nach.
Daraus entstehen im ungünstigen Fall dann die Dramen und Verstrickungen.

Nachdem all dies, erst mal, auf eben einer Ebene jenseits des Verstandes geschieht, sind sich auch unsere Eltern keiner Verhaltensfehler bewusst.

Wenn man selbst viele Irrfahrten hinter sich hat und tatsächlich das negative Muster erkannt hat, dann glaubt man, auch die Eltern "müssten" es jetzt genau so sehen, be-greifen.

Und wenn sie das nicht so sehen können/wollen, dann beginnen eben die "Probleme mit dem Verzeihen" (Thread).

Das "Problem" besteht, im Kern darin, dass man weiß, dass die Eltern NICHT
ABSICHTLICH und nicht mit bösem Vorsatz so gehandelt und sich verhalten haben. Daraus lässt sich ableiten, dass es, im Grunde genommen, nichts zu verzeihen gibt. Den auf ihre Art lieb(t)en uns die Eltern.

Aber dann kommt die menschliche Komponente in's Spiel: Schuldzuweisungen, Groll, Wut.

Und dann beginnt dieser innere Zwist: Verstand gegen Gefühl, Liebe gegen Auflehnung, Eigenverantwortung gegen systemische Treue ...


Zitat von Laura
Ich habe manchmal Mitgefühl, weil er (der Vater) so wenig aus seinem Leben gemacht hat

Wie meinst du das?
Was hätte dein Vater tun können/sollen?


Zitat von Elke
....dass es ein Wunder ist, dass sie mich behalten haben. ... Heute weiß ich, dass sie einfach nicht anders konnten und Punkt.

Hallo Elke, was denkst du, konnten sie nicht anders?

Zitat von Elke
...mein Jüngster sagte mir ganz gelassen: "Du Vorwürfe haben wir dir doch in der Pupertät genug gemacht, heute sehe ich so viele Dinge anders und wenn ich heute aufgrund meiner Kindheit ein Problem habe (und die hat er), dann suche ich für mich nach einer Lösung" Ich finde das wahnsinn

Ist es auch - und eher die Ausnahme, solch eine reife Einsicht.

Zitat von Laura
Wenn die Seele einmal zerbrochen ist, geht das nicht, ab ZAck Vergangeheit Weg, ich sehe alles Positiv.

Nein, das geht nicht. Aber, deiner Geschichte zu entnehmen, ist die Heftigkeit einer negativen Erfahrung wie du sie hattest gottlob nicht die Regel.
Nicht jeder erlebt so offensichtlich Traumatisches. Das ist grenzwertig. Das
macht es für dich aber auch nicht anders in der Wahrnehmung.

Im Endeffekt lassen sich einzelne Schicksale nicht wirklich miteinander vergleichen.
Betroffene können einander nur mit ihren eigenen Lösungsansätzen gegenseitig unterstützen.


Zitat von Laura
Es sei denn, ich habe meine Emotionen abgeschaltet und stell mich da tot und lebe alles vom Verstand her

Ja, das geht. So hat mein Ex-Mann sein Familiendrama "bewältigt"


Zitat von Laura (betreffend Elke)
Du scheinst sehr oberflächlich durch die Themen zu gehen

Wie glaubst du, das sehen zu können?


LG
Karin
 
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AW: Probleme mit dem Verzeihen

Liebe Karin,

du hast eigentlich alles zu dem Thema gesagt und das meiste sehe ich auch so.

Jedes Schicksal ist anders und einmalig, deshalb kann man nur aus eigenen Erfahrungen raten oder viele Facetten beleuchten, um zu einer eigenen Ansicht zu kommen, was ich für die bessere Variante halte

Letztendlich muß jeder sein eigenes Leben leben können. Wenn man damit zurecht kommt und sich arrangieren kann, ist man schon ein Stück weiter.

Wenn man mit Gelassenheit, sich und die anderen so annehmen kann, wie sie sind, hat man es geschafft.

Ich kann meinen Vater heute annehmen wie er ist, ich versuche ihn nicht zu ändern und wir haben keinen wirklich herzlichen Kontakt und sehen uns selten.
Ich habe nicht mehr den Groll, die Verachtung und die Wut auf ihn, wie es einmal war.
Er lebt sein Leben, ich meins und das ist OK. Ich weiß, daß ich nichts von ihm zu erwarten habe und tue dies auch nicht, weil ich ihn nicht mehr brauche.

So muß jeder für sich die Lösung suchen, mit der er gut leben kann. Nur diese gilt nicht unbedingt für andere auch.

Ich freue mich, wenn andere mega glücklich sind und sich dies nicht nur einreden, dann haben sie eine Richtung gefunden mit der sie leben können und das ist gut so.
Ich würde aber nicht sagen, andere hätten eine schlimmere Kindheit und zack bin Erwachsen und habe dann gefälligst glücklich zu sein, weil ich es selbst entscheiden kann und wenn ich das nicht tue, bin ich selber schuld.
Das ist für mich nicht glaubwürdig. Wie gesagt, für mich. Anderen kann es da anders ergehen.

LG Laura
 
AW: Probleme mit dem Verzeihen

Liebe Laura,

gerade in Anbetracht deiner eigenen Erfahrung würde sie mich ehrlich interessieren, deine Meinung zu deiner eigenen Aussage betreffend deinen Vater.

Ich glaube dir nur bedingt, dass er dir gleichgültig ist. Ich glaube, du hast innerlich eine so grosse Distanz zu ihm aufgebaut, die vielleicht dennoch, in der Tiefe, schmerzlich ist. Oder?

Was hätte er, konkret, tun können, um wieder ein "Hermann" zu werden?
Damit du wieder, nach all dem, was war, zu ihm aufschauen kannst?


Ich hoffe, dir mit meinen Fragen nicht zu nahe zu treten.

LG
Karin
 
AW: Probleme mit dem Verzeihen

Dieses Hermännchen, hat natürlich seine eigenen traumatischen Erfahrungen gemacht. Er wurd als uneheliches Kind, als Bastard auf dem Hof hin und her geschubst, wer sein Vater war, wußte er nicht.

ER hat sicherlich auch sehr viele Demütigungen und wenig Liebe erfahren.

Wie hat er das kompensiert?

Er hat eine schwache Frau geheiratet und sieben Kinder wurden lebend geboren.

Um die Kinder hat er sich nicht gekümmert. Er hat versucht auf der Zeche wo er gearbeitet hat, angesehen zu werden. Nach außen hat er den Vater gespielt, der hart für seine Kinder arbeitet. Tatsächlich hat er ein Junggesellenleben geführt und ließ es sich gut gehen. Nach außen durfte ds natürlich nicht erscheinen.
Er hat mehrer Geliebte hintereinander gehabt, weil sein kleines Ego aufgebaut werden mußte. Seine Frau hat er geschlagen und seine Kinder mißhandelt und fast verhungern lassen.

Als seine Frau starb, hat er die jüngsten drei Kinder mit zur Geliebten genommen, der Rest konnte sehen wo er bleibt. Sie haben sich untereinander geholfen unter zu kommen. Die drei Kinder bei ihm, bekamen zu essen und ein Bett und die anderen Zimmer wurden abgeschlossen, wenn beide auf der Arbeit waren.

Natürlich sind diese dann auch frühzeitig ausgezogen.

Nach ein paar Jahren hat er diese Frau auch verlassen und sich von ihr scheiden lassen. Er arbeitete inzwischen als Krankenpfleger in der Psychiatrie, wo er auch seine nächste Partnerin kennenlernte, die dort als Schwester tätig war.

Diese Frau war das zweite Mal verheiratet und hatte einen Sohn aus erster Ehe und zwei in der jetzigen. Ihr Mann hat sich erhängt, als er von der Affäre erfahren hat. Damit war der Weg für die Beiden frei.

Um sich bei den Kindern von ihr beliebt zu machen, hat er alles gegeben, während die eigenen manchmal nicht wußten wohin.

Er hat Führerscheine, Ausbildungen alles mitfinanziert, während einige der eigenen KInder nicht wußten, was sie morgen essen sollten, Seine Aussage war dann, ihr schafft das schon, laßt den Kopf nicht hängen.

Er hat abgestritten, was in unserer Kindheit passiert ist und es unserer Mutter untergeschoben.
Ich habe lange Zeit keinen Kontakt zu ihm gehabt. Einige meiner Geschwister wollen ihn auch heute noch nicht sehen, andere buhlen immer noch um seine Liebe.

Habe ein Astrologiestudium begonnen und dadurch Zugang zu vielen Dingen erhalten. Habe mich mit seinem Horoskop beschäftigt, bin die Stationen meiner Kindheit abgefahren und habe den Kontakt zu ihm gesucht, weil ich wissen wollte, wie sehe ich diesen Mann als erwachsene Frau.

Ich bin nicht enttäuscht worden. Er kennt nur eine Liebe. daß ist die narzistische Eigenliebe, was mir mal von einer Psychologin später bestätigt wurde.
Ich habe viel mit meinen Gewschwistern über das Thema gesprochen.

Die Krönung kam, als er uns seinen Stolz auf ihre Kinder präsentierte, was aus ihnen Dank seiner Hilfe geworden ist.

Das ich überhaupt Kontakt zu ihm habe ist, daß er mich einmal kurze Zeit überrascht hat. Ich lag mit Brustkrebs im Krankenhaus. Er hat mich jeden Tag besucht. ALs ich entlassen wurde, lag mein Hund plötzlich im Sterben und ich mußte ihn eine Woche später einschläfern lassen. Er hat mich zum Tierarztbegleitet und meinen Hund in Freiheit begraben, wie ich es ihm versprochen hatte. Ich konnte es nicht selbst machen, weil ich frisch operiert war und keine Kraft hatte. Es war ein halbes Jahr, wo ich erfahren durfte, was es heißt einen Vater zu haben. Leider ist er wieder in seine alte Rolle gefallen.

Deshalb, habe ich weder Groll noch Wut auf ihn, sondern einfach eine innere wie äußere Distanz. Nur im Gegensatz zu früher tut es nicht mehr weh, weil ich weiß, er wird sich nicht mehr ändern. Ich kann ihn so nehmen wie er ist.

Das schlimme ist, daß man alles besser machen möchte und dies eine immense Kraft kostet, weil man es ja selbst nie besser erlebt hat. Dann kommt die Wut auf einen Selbst, daß man doch gewisse Ähnklichkeiten entdeckt und die eigenen Schuldzuweisungen. Nur aus eigener Erfahrung, damit zerstört man sich selbst.

Mir ist leider der Märchenprinz nie begegnet, der mir die Verantwortung für mein Leben abgenommen hat und für mich gesorgt hat.

Also blieben nur noch zwei von deinen Varianten übrig. Meine Mutter hatte auch eine schlimme Kindheit, aber muß man als Kind alles verzeihen oder später?

Kann man nicht einfach sagen es war so und ich versuche, für mich und wenn ich Kinder habe, das Beste daraus zumachen.

Ich habe ja selbst zwei Kinder bekommen, aber das ist wieder ein anderes Kapitel.

Ich habe darüber nie reden können und manche Dinge kann ich auch heute nur mit Abstand erzählen, weil es sonst unerträglich würde.

Mir hat eine Psychologin gesagt, man soll diese Dose der Pandorra, wie sie jemand nannte, niemals ganz öffnen sondern nur ein ganz kleines bischen, so viel wie man gerade verkraftet.

Deshalb meine Aussage, daß es gut ist, daß es heute so viele Hilfangebote gibt und mit viel Glück, findet man das richtige für einen.
Bei mir waren es ganz wenige Menschen, die mir zwischendurch die Hand gereicht haben, für eine kleine Weile. Denen bin ich sehr dankbar.

Ich habe mich damals für die psychologische Astrologie entschieden, dadurch ist mir vieles klar geworden. Aber je einfacher sich manches anhört, je schwieriger ist es, dies auch zu leben.

Einige Dinge kann ich mittlerweile sehr gut, wie mir bestätigt wurde, an anderen muß ich noch arbeiten. Das ist mein Schicksal und wird mein Leben ausmachen.

Laura
 
AW: Probleme mit dem Verzeihen

Du scheinst sehr oberflächlich durch die Themen zu gehen, so kann man auch leben. Ist aber dein Leben und wenn du dich dafür entschieden hast, ist es OK.

Laura
Wer mich kennt, weiß dass das eine glatte Fehleinschätzung ist.
Ich habe viele Jahre an mir gearbeitet, viele Jahre nach mir gesucht.
Liebe Laura du kennst mein Leben nicht.

Heute und jetzt ist der Lebensabschnitt in dem ich einfach nur leben will, das geniessen was ich mir gegeben habe, den Raum, die Liebe zu mir selber und vieles mehr. Ich denke nicht, dass das oberflächlich und schon garnicht verwerflich ist.
Ja, ich habe mich zu einem Leben entschieden, das erheblich freundlicher ist als es begonnen hat (wobei so im Laufe der Jahre auch etliche Erinnerungen an sehr schöne Zeiten in meiner Kindheit aufgetaucht sind). Klar habe ich immer wieder mal Abstürze in Depressionen, aber die gehen vorbei und nur deshalb sollte ein Leben nicht weniger schön sein, nur weil da mal ne Depri vorbei gelaufen kommt. Es gibt nicht nur schwarz und weiß, es gibt viele viele Farbtöne dazwischen.

Mal eine Frage, erwartest du ernsthaft, dass ich dich in deiner negativen Ahltung bestärke? Erwartest du von den Schreiberinnen und Schreibern, dass sie dein Leben als hoffnungslos prognostizieren? Mein Verständnis hast du, dass es nicht leicht ist. Es ist aber nicht unmöglich, ganz im Gegenteil. Gib dir selber mal einen ordentlichen Tritt in den Hintern und pack dein eigenes glückliches Leben an.
LG
Elke
 
AW: Probleme mit dem Verzeihen

Liebe Elke,

danke für dein Einfühlungsvermögen. Ich habe niemals gesagt, daß ich heute für meine Verhältnisse nicht glücklich lebe.

Ich habe viel Spaß mit meinem Enkel, habe wieder einen Hund, angagiere mich im Tierschutz, gehe stundenweise arbeiten. Habe sehr guten Kontakt zu einigen meiner Geschwister und deren Kinder. Habe einen Brustkrebs überwunden.

Ich weiß also nicht, warum ich mich treten sollte. Ich lebe ganz gemütlich und lasse es mir gut gehen, daß muß noch nicht mal immer materiell sein.

Durch den Hund lerne ich ebenfalls viele Leute kennen, also ich kann mich z.Zt. nicht beklagen.

Ich bin zufrieden und es gibt glückliche Momente in meinem Leben, den Humor habe ich nie verloren und ich bin froh, daß ich heute völlig autonom und autark sein kann.

Ich bin von niemanden Abhängig, kann tun und lassen was ich will und wann ich will.

Was sollte ich also ändern. Mit meinen Kindern bin ich ebenfalls im Reinen. Es ist alles in meinem Leben geklärt.

Vielleicht erlebe ich ja auch noch den Märchenprinzen und es ist kein Frosch.

Was das Wichtigste ist, ich brauche mir und niemanden mehr etwas beweisen, in der Hoffnung geliebt zu werden.
LG Laura
 
AW: Probleme mit dem Verzeihen

Albtraum Kindheit, jemals eine Chance auf ein glückliches Leben?
In diesem Thread schilderst du, dass es dir in Anbetracht deines Vorlebens eben nicht möglich ist glücklich zu leben. Diese Widersprüchlichkeit verstehe ich jetzt nicht so ganz. Wenn du dein Leben heute als ein glückliches und zufriedenes bezeichnest, dann bestätigst du ja meine Meinung, dass das möglich ist.
LG
Elke
 
AW: Probleme mit dem Verzeihen

In diesem Thread schilderst du, dass es dir in Anbetracht deines Vorlebens eben nicht möglich ist glücklich zu leben. Diese Widersprüchlichkeit verstehe ich jetzt nicht so ganz. Wenn du dein Leben heute als ein glückliches und zufriedenes bezeichnest, dann bestätigst du ja meine Meinung, dass das möglich ist.
LG
Elke

Liebe Elke,

hier handelte es sich um eine Frage und ein Beispiel. Was ist Glück? Ich bin auf meine Weise heute zufrieden und manchmal empfinde ich auch glückliche Momente. Dabei lege ich die Betonung auf Empfindung und ich kann es fühlen.

Ich genieße es heute, wieder fühlen zu können und Gefühle auch ertragen zu können, wenn auch nicht von jedem.

LG Laura
 
AW: Probleme mit dem Verzeihen

Liebe Elke,

hier handelte es sich um eine Frage und ein Beispiel. Was ist Glück? Ich bin auf meine Weise heute zufrieden und manchmal empfinde ich auch glückliche Momente. Dabei lege ich die Betonung auf Empfindung und ich kann es fühlen.

Ich genieße es heute, wieder fühlen zu können und Gefühle auch ertragen zu können, wenn auch nicht von jedem.

LG Laura
Ist es nicht am wichtigsten erstmal die eigenen Gefühle ertragen zu können?
Die Gefühle anderer MUSS ich ja nicht er-tragen, das steht nur dem Fühlenden zu, denke ich.
Ja, es ist schwer sich da abzugrenzen und sich selber noch zu spüren.
LG
Elke
 
AW: Probleme mit dem Verzeihen

liebe laura,

was bei euch passiert ist.... (anderer thread) - lass dich umarmen, drücken, alles..... .
.....
ich finde keinesfalls, dass du dich in einer negativen haltung bewegst, wie das schon mal angesprochen wurde, im gegenteil.

hut ab, mit WELCHER lebenseinstellung du das alles meisterst.
Wenn man man es vom spirituellen aus betrachtet, hat man sich diese Familie ausgesucht, um daran zu wachsen und sich zu entwickeln.
.... ja, wenns denn so ist, wie gesagt wird (- es ist ja nicht ganz klar, ob es karma etc. überhaupt gibt -) : reicht es dann, in die gelassenheit zu kommen, ev. mitgefühl zu haben (... das bewusstsein, dass der elternteil aus seiner eigenen verletzung und erfahrung heraus handelte....etc.) ?? reicht es, es bei diesem "gelassen-sein" zu belassen, nicht MEHR zu versuchen,
reicht es, distanz zu leben zum eigenen schutz? - oder weil es einem ev. gar nichts mehr gibt, mit dem jeweiligen elternteil zusammen zu sein??
d. h. wenn dein vater dich nicht mehr verletzen kann, kann er dich dann ev. gar nicht mehr berühren?? ist das so, wie es bei mir zu sein erscheint??

haben wir dann aber unseren auftrag erfüllt?? was ist unser auftrag?? eine heilung in die karmische beziehung zu bringen?? dem anderen durch bedingungslose liebe lehren, was bedingungslose liebe ist??
Laura 272;197590 - aus deinem persönlichen thread zitiert schrieb:
Je größer die Hindernisse für den physischen Körper, desto größer ist die Gelegenheit für die Seele, karmische Schulden abzuzahlen und schnelleres geistiges Wachstum zu erzielen. Wenn die Hürden erfolgreich genommen werden, sind sie wie Trittsteine im Wasser, und die Seele, die in ihrem fleischlichen Körper Handicaps guten Mutes überwindet, wächst schneller als eine andere, die nach irdischem Standard alles zu haben scheint, was das Leben lebenswert macht. Die Belohnung erfolgt nicht in der physischen Form, sonder in geistiger Entwicklung, und je mehr Hürden in einer physischen Lebensspanne überwunden werden, desto weniger oft muß die Seele danach zu einer physischen Form zurückkehren, um die rauhen Stellen in ihrem Charakter abzurunden.
wann sind die hürden erfolgreich genommen?? wann hab ich schulden abbezahlt??
... die hürde RICHTIG nehmen: würde das MEHR bedeuten, als nur in die gelassenheit zu gehen, ???

oder reicht es, sich selber wertvoll genug geworden zu sein, dass man sich einfach abgrenzt und distanziert?? selbstliebe zu lernen???
.....

ich frage das deshalb so gezielt, weil ich eine ähnliche situation mit dem vater habe wie du. nur ist es bei mir anders gelagert als bei dir, es waren keine körperlichen verletzungen, ... . es waren "nur" psychische misshandlungen in form von worten, missachtung, ignoranz, .... (ignoranz auch heute noch....).

ich denke, jetzt gut mit der situation leben zu können, ich nehme die situation an, bin - es scheint so - unberührbar geworden. kein kontakt mehr...... . keine lust..... . bzw. ich KANN auch gar nicht mehr.
 
Fortsetzung

...... tief in mir drinnen "wühlt" da doch noch so einiges.
Liebe Laura,
....
Ich glaube dir nur bedingt, dass er dir gleichgültig ist. Ich glaube, du hast innerlich eine so grosse Distanz zu ihm aufgebaut, die vielleicht dennoch, in der Tiefe, schmerzlich ist. Oder?
ich glaube, das ist bei mir auch so.

es hat sicherlich auch mit der jetzigen lebenssituation zu tun, in die ja "vater" reinspielt.
ABER .... es geht um den Lebensgehalt dazwischen. Wir übernehmen unbewusst Muster. Und ebenso unbewusst "suchen" wir uns Partner, mit denen wir unser eigenes Muster ausleben können, die uns quasi die Plattform dafür bieten. Das gleiche gilt auch natürlich für unseren Partner --> er lebt die Muster seiner Herkunftsfamilie nach.
Daraus entstehen im ungünstigen Fall dann die Dramen und Verstrickungen.
... muster, verdrängungen, alles mögliche..... .

... ich stellte z.b. IMMER ganz klar situationen her, wo von vorne herein jegliche ähnlichkeit mit der person vater NICHT gegeben war. jetzt, wo mit ihm (vater) alles bereinigt zu sein scheint, er mich nicht mehr berühren kann, ich demnach nichts mehr verdrängen muss, fehlt mir diese vaterfigur umsomehr im realen leben. ich merke, ich suche danach, sollte dies aber nicht!!!

durch das "verzeihen" kann also so manches freigelegt werden, das vorher verborgen/verdrängt war. man muss sich auch dessen bewusst werden.

hat aber nichts mit dem thema konkret zu tun.

lg chira
 
AW: Probleme mit dem Verzeihen

.. noch schnell eine frage:
Und dann beginnt dieser innere Zwist: Verstand gegen Gefühl, Liebe gegen Auflehnung, Eigenverantwortung gegen systemische Treue ...
systemische treue? ist da z.b. nach hellinger irgendwie eine moralische "verpflichtung" gegeben, innerhalb des familienverbandes treu zu sein??? aus diesem grund?:
Oft wird versucht zu verhindern, daß einer aus dem Familienverbund ausbricht, weil dann die besetzte Rolle fehlt und die anderen sich nicht mehr ausgleichen können.
 
AW: Probleme mit dem Verzeihen

beim "stöbern" soeben gefunden:

Aufgrund eines unbewussten Bedürfnisses nach Ausgleich in der Sippe, wird Leid, dass Frühere erlitten haben, von Späteren versucht wiedergutzumachen, indem sie, unbewusst der Ursachen, ebenso leiden.

... ich habe mal gehört, dass die heutige generation all das aufzulösen hat, was bisher angesichts der wirtschaftlichen bedingungen etc.
nicht angeschaut wurde.... .

wir dürfen uns also nicht wundern über die intensität der gefühle in uns.... .

lg chira
 
AW: Probleme mit dem Verzeihen

...
hallo ihr lieben,


ich weiß nicht, ob es rübergekommen ist, WARUM das alles mich so interessiert.

wisst ihr, ganz einfach gesagt weiß ich nicht, ob es mir "zusteht", mich dauerhaft vom vater abzuwenden, der eigentlich erwartet, dass man sich ihm unterwirft,
dass man ankommt, ohne dass er emotional etwas zu geben bereit ist.

er ist ja schließlich der vater.

laura hätte alle gründe, sich gänzlich abzuwenden, tut es ja auch nicht.... .

aber ich mache es seit geraumer zeit (er hatte es nicht mal für notwendig empfunden, mir persönlich zu meinem 40. geburtstag zu gratulieren).



.... es tut mir einfach nicht gut, sein desinteresse an der familie mitanzusehen, nicht weil es mich noch immer verletzt, nein, weil ich schon zu stolz bin, um mich dem auszusetzen, weil ich mir einfach bewusst bin, dass ich eigentlich fremdbestimmt etwas mache würde.... einfach weil es sich "so gehört". ich merke da wieder verstand gegen gefühl.

ich würde, wäre er nicht mein vater, so niemals kontakt zu ihm haben!!! reicht das als indikator für eine beendigung einer beziehung?? wenn es ein elternteil ist????

das problem ist jetzt verstärkt, dass die geburtstage und sonstigen feierlichkeiten wieder anstehen. einfach nur eine geburtstagskarte schreiben???
es so machen, wie er???

.....und das problem ist, dass meine mutter in einer getrennten wohnung im selben haus wohnt (sie sind geschieden).
mein vater SIEHT, ich bin da, merkt, ich schau nicht mal bei ihm vorbei.... . auch kein gutes gefühl.... .
er ist sich ja meiner beweggründe dafür nicht bewusst. würde ich ihm sagen, um was es geht, bekäme ich lediglich die antwort "ich lass mir keine vorschriften machen". ......

ich bin mir dessen bewusst, dass er selber liebe brauchen würde, dass er so sehr verletzt wurde, dass er einfach so "geworden" ist.
aber ich kann ihm diese liebe nicht geben. nicht, seit ich irgendwie erwachsen geworden bin. ich weiß nicht, ob ich es vorher versucht habe, ihm liebe zu geben..... . ich denke, ich hatte nie zugang zu ihm.

es ist, als wäre da eine unsichtbare mauer zwischen uns. das ganze verhältnis war schon immer sehr befangen.

wenn ich an meine kindheit denke, dann fallen mir soooo viele schlimme phrasen von ihm ein, aber nie ein gutes wort. wie kann das sein??

ich habe mir heute aber fotos angesehen, die entstanden, als ich so alt war wie meine tochter jetzt. da hatte er den liebevollen, stolzen ausdruck im gesicht.

nach diesem vater sehne ich mich.

an diesen vater kann ich mich aber niemals erinnern.

wenn ich aber hinkomme, dann rennt er einfach vorbei, schaut weder mich an noch seine enkel. es ist nur ganz selten, dass etwas in eine richtung rüberkommt, wo man annehmen kann, dass wir ihm doch nicht so gleichgültig sind. oder ist ein geldschein ausdruck von "nicht-gleichgültigkeit". dieser geldschein war fast immer da.
am liebsten hätte ich immer gesagt, ich will deinen geldschein nicht, ich möchte, dass du UNS wahrnimmst. aber wenn es dann doch ein zeichen seines "ich-kann-es-halt-nicht-anders-zeigen" ist???

ich weiß nicht..... .

egal.

es ist einfach alles so schlimm. auch der vater hat vielleicht viel schmerz wegzustecken. gemerkt hab ich das - wie in meinem "was hat der tod denn verändert"-thread, als er beim begräbnis des enkels bitterlich weinte.

... und es ist vielleicht auch nicht einfach zu verkraften, dass die andere tochter es vorzieht, irgendwo auf der straße zu leben, anstatt dort zu sein, wo sie sein könnte (im elternhaus).

ich versteh aber dann nicht, dass sich niemand darum kümmert, diese tatsache zu ändern. ich kann ihr nicht helfen, was sollte ich tun?? ich hab die adresse des obdachlosenheimes, wo meine schwester mal gemeldet war.
aber sollte ich hinfahren und ihr sagen, ihr sohn hätte sich umgebracht???
ich könnte ihr nicht mal geld geben.... .

merkt ihr den schmerz, der noch immer in mir ist??? die verlassenen, die selber verlassen.... .
ich versuche, den schmerz schön wegzustecken, aber er ist ja nóch immer da... .

so habe ich ein starkes familienmanko, ich einfach niemals das gefühl HERKUNFTSFAMILIE, weil so vieles zwischen uns ist. und es tut weh, dieses gefühl FAMILIE auch in der jetzigen familie selten empfinden zu können.

es ist irgendwie schmerzlich, mitanzusehen, was ein vater für das eigene mädchen bedeutet. ich merke, wie wichtig VATER für so ein mädchen ist.
ich hatte das denke ich einfach nicht.... . ich spüre, es fehlt..... .

.....so hab ich das gefühl, meiner tochter dieses vaterempfinden gar nicht wirklich gönnen zu können, weil ich es selber nicht hatte.

ich merke, sie spielt das dann aus, der vater (mein mann) tut mit... .

so bin ich irgendwie wieder nicht eingebunden in dieses gefühl der gemeinsamkeit.
halte mich bewusst zurück, all meine liebe auf meinen sohn zu projizieren.
aber die tochter wird es ja spüren, dass ich zu ihm mehr bezug aufbaue. obwohl ich sie liebe.

schwierigkeiten mit der tochter sind also vorprogrammiert.... .


alles nicht so toll....

so, das musste jetzt sein
danke fürs zuhören


einen schönen tag noch

chira
 
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Liebe Chiara,

laura hätte alle gründe, sich gänzlich abzuwenden, tut es ja auch nicht.... .

Ich habe mindestens 10 Jahre keinen Kontakt zu ihm gehabt und gemerkt ich tue alles um besser als er zu sein, um wenigstens seine Anerkennung, wenn schon nicht Liebe zu bekommen.

Als ich das erkannt erkannt habe, habe ich den Kontakt aufgenommen, um zu erfahren, was ist er eigentlich für ein Mensch. Wie ich schon sagte ein kleines armes Hermännchen.

Ich brauche mir nichts mehr zu beweisen, ich bin befreit davon. Ich kann mich jetzt selbst leben, mit allem wie ich bin, auch mit meinen Fehlern. Er hat keine Macht mehr über mich.

Ich brauche heute weder Anerkennung noch Liebe von ihm. Er ist einfach nur ein Mensch wie jeder andere. Aus Höflichkeit rufe ich an und frage nach seinem Befinden, es interessiert mich nicht wirklich.

Das vorletzte Erlebnis, was ich mit ihm hatte: Er lag im Krankenhaus in meiner Nähe, wegen Blasenkrebs, ich wollte ihn kurz besuchen.

Als ich vor der Zimmertür stand kamen zwei Schwestern angelaufen, stürmten in das Zimmer und sagten, ich könnte da jetzt nicht rein.

Habe draußen gewartet. Ich war in keiner Weise aufgewühlt, habe nur gedacht vielleicht braucht jemand Hilfe da.
Erst kam eine Schwester raus und fragte nach wem ich wolle, sagte ihr den Namen. Sie ging wieder rein und die Tür öffnete sich und sie schoben einen toten Mann heraus, der mein Vater hätte sein können.

Mein Vater saß an einem kleinen Tischchen an der Wand und war am Essen.

Er sagte, sie haben den Mann rausgeschoben, weil es ihm nicht gut ging.

Dieser Mann ist während dem Essen erstickt, an was auch immer. Mein Vater ausgebildeter Krankenpfleger, hat nach den Schwestern geklingelt. Sie haben dann die Sachen des Mannes geholt und gesagt, er wäre jetzt auf einem anderen Zimmer. Haber meinen Vater gefragt, ob ich das Fenster kurz öffnen kann, damit die Seele des Mannes frei ist. Er hatte nichts dagegen und weitergegessen. Ich bin kurz drauf gegangen, weil ich dachte ich bin auf einem anderen Stern. Es war total irreal.

Sein Lieblingsthema ist er selbst.

Was kann mir dieser Mann geben. Die Antwort ist nichts. Bin noch nicht einmal enttäuscht von ihm gewesen, weil ich ihn inzwischen kenne. Mein ältester Bruder, will ihn seit 20 Jahren nicht mehr sehen und auch nichts von ihm hören, er wäre darüber hinweg. Ich sehe das anders.

Ich habe mich mit dem Thema auseinandergesetzt, damit es mich nicht mehr beherrscht, damit bin ich frei.

Ich werde auch zu seiner Beerdigung gehen, aus Höflichkeit, weil er mein Erzeuger ist. Er wird keine Lücke und keine Bitterkeit mehr hinterlassen.

Ich brauche mir auch keine Gedanken machen, ob ich ihm verzeihen soll, er hat real nie eine Rolle in meinem Leben gespielt, nur in meinen Wünschen und Gedanken. Ein Nichts, was sich auflöst.Es ist, als wenn ein weitläufiger Nachbar gestorben wäre, vom Gefühl her, als Vergleich.

Man muß sich selbst verzeihen können, daß man leben will.

LG Laura
 
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