Ypsilon
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- 26 Mai 2008
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- 81
Liebe Foris,
ich habe ein großes Problem mit meiner Mutter.
Sie ist ziemlich alt (82) und sehr krank. Sie hat nicht nur eine bestimmte Krankheit, sondern vieles auf einmal: Parkinson, Herzschwäche, noch andere Sachen, darunter verkrüppelte Füße (von Hallux), so schlimm, dass sie praktisch kaum laufen kann. Jetzte habe ich von meinem Vater gehört, dass sie im Krankenhaus war um sich 2 Zehen amputieren zu lassen, die die größten Schmerzen verursacht haben. Mir dreht sich bei der Vorstellung der Magen um.
Sie tut mir entsetzlich leid, und trotzdem schaffe ich es nicht, Kontakt zu ihr herzustellen.
Dazu etwas aus der Vorgeschichte:
Sie ist ein Mensch, der eigentlich warmherzig ist, aber durch Erziehung, Krieg... zu gnadenloser Härte sich selbst gegenüber und anderen übergegangen ist. Sie ist voller Vorurteile, und wenn sie ein paar Meinungen ablässt (gegen Juden, Russen (sie kommt aus Polen und hat dort im Krieg schreckliche Dinge erlebt)), hat man das Gefühl, sie ist irgendwann steckengeblieben und hat sich nicht mehr weiterentwickelt.)
Außerdem kommt sie aus einer ziemlich neurotischen Familie, und ich fühle mich immer, wenn ich mit ihr Kontakt habe, langsam aber sicher hineingezogen in diese kranke Art zu denken. Ich habe immer das Gefühl, mich meiner Haut wehren zu müssen, um nicht verschluckt zu werden.
Sie ist sehr dominant - als Kind konnte ich mich überhaupt nicht dagegen wehren. Es war so, dass mir immer massive Schuldgefühle (die ich heute noch habe) eingeredet wurden, sobald ich versuchte, so etwas wie eine eigene Meinung zu haben. Das gabs nicht. Ich war immer in ihrem Schatten, wenn ich einen Fehler machte, hatte ich immer das Gefühl etwas verbrochen zu haben (heute noch). Außerdem konnte man immer sehen wie sehr sie litt, indem sie meistens krank wurde und Schmerzen leiden musste (unausgesprochen:wegen mir). Anders war es, wenn ich so war wie sie wollte, dann war ich ein Engel, und wenn ich leistete, und zwar Besonderes, dann himmelte sie mich an und gab in meinen Augen peinlich mit mir vor anderen an. Dazwischen gab es nichts, einfach normal durfte ich nie sein.
Irgendwann als ich erwachsen war, wurde mir das alles klar und ich holte mit Anfang 20 nach, was ich schon längst hätte machen sollen- mich gedanklich von ihr zu lösen. Dass das weh tut, ist klar und wird mir bis heute vorgeworfen. Sie vergisst auch nichts und leidet heute noch unter den Dingen, die vor 20 Jahren gewesen sind.
Unausgesprochen ist immer der Vorwurf da: Sei wieder so wie damals, als Kind.
Es ist eigentlich egal, was ich mache, es ist immer das falsche.
So bin ich in den letzten Jahren immer mehr dazu übergegangen, den Kontakt auf das Allernötigste zu beschränken, und trotzdem fühle ich mich bei Telefonaten mit ihr so, als würde mir jemand Brust und hals zuschnüren.
Oft ist es auch so, dass ich Tage brauche, um diese kranke Energie wieder aus meinem System rauszubekommen.
Jetzt habe ich sehr weit ausgeholt und der Text ist furchtbar lang geworden....
Tatsache ist, dass ich sie total im Stich lasse. Wir wohnen ca 30 km voneinander entfernt, aber ich besuche sie nur sehr selten.
Ich schiebe die Anrufe vor mir her, weil sich mir schon beim gedanken anzurufen die Brust zuschnürt.
Gleichzeitig fühle ich mich wie ein Schwein, dass ich sie so mit ihren Qualen alleine lasse.
Ich weiß überhaupt nicht, wie ich damit umgehen soll.
Oft ist es auch so, dass wenn ich mich dann melde, mir Eiseskälte von der anderen Seite entgegenkommt. Auf die Knie fallen und um Gnade bitten kann ich nicht, mich herausreden auch nicht, da ich mich jetzt wirklich schuldig mache.
Vielleicht sollte ich einfach annehmen, dass ich Böses tue, und Schuld auf mich lade, vielleicht ist es das was ich lernen soll.
Ich habe das Gefühl ich kann es in diesem Leben nicht regeln und das ist furchtbar.
Sorry dass das alles so lang geworden ist.
Aber schon das Schreiben hat gut getan.
Ich danke euch fürs Lesen.
Alles Liebe,
Ypsilon
ich habe ein großes Problem mit meiner Mutter.
Sie ist ziemlich alt (82) und sehr krank. Sie hat nicht nur eine bestimmte Krankheit, sondern vieles auf einmal: Parkinson, Herzschwäche, noch andere Sachen, darunter verkrüppelte Füße (von Hallux), so schlimm, dass sie praktisch kaum laufen kann. Jetzte habe ich von meinem Vater gehört, dass sie im Krankenhaus war um sich 2 Zehen amputieren zu lassen, die die größten Schmerzen verursacht haben. Mir dreht sich bei der Vorstellung der Magen um.
Sie tut mir entsetzlich leid, und trotzdem schaffe ich es nicht, Kontakt zu ihr herzustellen.
Dazu etwas aus der Vorgeschichte:
Sie ist ein Mensch, der eigentlich warmherzig ist, aber durch Erziehung, Krieg... zu gnadenloser Härte sich selbst gegenüber und anderen übergegangen ist. Sie ist voller Vorurteile, und wenn sie ein paar Meinungen ablässt (gegen Juden, Russen (sie kommt aus Polen und hat dort im Krieg schreckliche Dinge erlebt)), hat man das Gefühl, sie ist irgendwann steckengeblieben und hat sich nicht mehr weiterentwickelt.)
Außerdem kommt sie aus einer ziemlich neurotischen Familie, und ich fühle mich immer, wenn ich mit ihr Kontakt habe, langsam aber sicher hineingezogen in diese kranke Art zu denken. Ich habe immer das Gefühl, mich meiner Haut wehren zu müssen, um nicht verschluckt zu werden.
Sie ist sehr dominant - als Kind konnte ich mich überhaupt nicht dagegen wehren. Es war so, dass mir immer massive Schuldgefühle (die ich heute noch habe) eingeredet wurden, sobald ich versuchte, so etwas wie eine eigene Meinung zu haben. Das gabs nicht. Ich war immer in ihrem Schatten, wenn ich einen Fehler machte, hatte ich immer das Gefühl etwas verbrochen zu haben (heute noch). Außerdem konnte man immer sehen wie sehr sie litt, indem sie meistens krank wurde und Schmerzen leiden musste (unausgesprochen:wegen mir). Anders war es, wenn ich so war wie sie wollte, dann war ich ein Engel, und wenn ich leistete, und zwar Besonderes, dann himmelte sie mich an und gab in meinen Augen peinlich mit mir vor anderen an. Dazwischen gab es nichts, einfach normal durfte ich nie sein.
Irgendwann als ich erwachsen war, wurde mir das alles klar und ich holte mit Anfang 20 nach, was ich schon längst hätte machen sollen- mich gedanklich von ihr zu lösen. Dass das weh tut, ist klar und wird mir bis heute vorgeworfen. Sie vergisst auch nichts und leidet heute noch unter den Dingen, die vor 20 Jahren gewesen sind.
Unausgesprochen ist immer der Vorwurf da: Sei wieder so wie damals, als Kind.
Es ist eigentlich egal, was ich mache, es ist immer das falsche.
So bin ich in den letzten Jahren immer mehr dazu übergegangen, den Kontakt auf das Allernötigste zu beschränken, und trotzdem fühle ich mich bei Telefonaten mit ihr so, als würde mir jemand Brust und hals zuschnüren.
Oft ist es auch so, dass ich Tage brauche, um diese kranke Energie wieder aus meinem System rauszubekommen.
Jetzt habe ich sehr weit ausgeholt und der Text ist furchtbar lang geworden....
Tatsache ist, dass ich sie total im Stich lasse. Wir wohnen ca 30 km voneinander entfernt, aber ich besuche sie nur sehr selten.
Ich schiebe die Anrufe vor mir her, weil sich mir schon beim gedanken anzurufen die Brust zuschnürt.
Gleichzeitig fühle ich mich wie ein Schwein, dass ich sie so mit ihren Qualen alleine lasse.
Ich weiß überhaupt nicht, wie ich damit umgehen soll.
Oft ist es auch so, dass wenn ich mich dann melde, mir Eiseskälte von der anderen Seite entgegenkommt. Auf die Knie fallen und um Gnade bitten kann ich nicht, mich herausreden auch nicht, da ich mich jetzt wirklich schuldig mache.
Vielleicht sollte ich einfach annehmen, dass ich Böses tue, und Schuld auf mich lade, vielleicht ist es das was ich lernen soll.
Ich habe das Gefühl ich kann es in diesem Leben nicht regeln und das ist furchtbar.
Sorry dass das alles so lang geworden ist.
Aber schon das Schreiben hat gut getan.
Ich danke euch fürs Lesen.
Alles Liebe,
Ypsilon