Ui, wasn spannendes Thema...
Zum Eingangsartikel: find ich total treffend beschrieben. Ist nicht so ganz meine Art die Dinge zu betrachten, aber ich finds gut dass das mal jemand so beschreibt.
Das erste, was ich dann NICHT verstehe: Da wird gefragt, ist das fair? Meine Antwort: Nein, ist es nicht.
Im Thread, auf der ersten Seite, wird dann aber erst deutlich, WAS da mit fair gemeint ist: ach so, es geht offenbar darum dass, <au wie formulier ich mich da jugendfrei?>, dass der Mann nicht richtig funktioniert hat! DAS ist es wo offenbar das Problem liegt!
Das ist mir so beim Lesen des Eingangsartikels gar nicht in den Sinn gekommen - dieses Detail hab ich nur als das literarische Sahnehäubchen verstanden, um die Seelenlosigkeit des ganzen Happenings so richtig zu verdeutlichen.
Also, ich finde das macht da überhaupt keinen Unterschied ob das gute Stück funktioniert oder nicht, die Qualität des ganzen ist so-wie-so genauso, seelenlos, unfair, enttäuschend.
Was ich dann auch nicht verstehe: egal zu welchem Dienstleister man geht, ob das nun der Zahnarzt ist oder der Steuerberater, bei einem Stundensatz von 100+ € erwartet man, dass man als Mensch, als Individuum mit individuellen Bedürfnissen wahrgenommen und auf einen eingegangen wird. (Was anderes ist, wenn man zum Aldi geht, da kriegt man billiges Einheitszeug.)
Und wenn das irgendwo nicht so ist, wenn man praktisch nur abgefertigt wird nach dem motto <scheissegal obs dir taugt oder nicht>, dann wird man das m.o.w. öffentlich kritisieren, und dann ist normalerweise die einhellige Meinung "so gehts aber nicht!".
Warum ist das in diesem Fall nicht so?
Dann fragt Clara Clayton:
>Was erwarten Männer, wenn sie in ein Bordell gehen? Liebe und Zuwendung?
Ich möchte fragen: was sonst?
Ich gehe davon aus, dass jeder Mensch eine Seele hat - und daraus folgt unmittelbar, dass jeder Mensch sich Liebe und Zuwendung wünscht, und dass es das ist was ihn eigentlich umtreibt und leben und handeln läßt.
>Das kann man nirgendwo kaufen. Hier geht es lediglich um Befriedigung der Bedürfnisse
Sind Liebe und Zuwendung keine Bedürfnisse? Und okay, das kann man nicht kaufen - aber wird dadurch das Bedürfnis illegitim, oder inwiefern ist es wünschenswert, dass Liebe und Zuwendung einem vorenthalten bleibt?
Aber vielleicht müsste man eher fragen, was mit "Liebe und Zuwendung" gemeint ist. Denn es kursiert da offenbar so eine Meinung, dass der Eros und die Begierde, deren Ausdruck zwar oft euphemistisch mit "liebe machen" umschrieben, an-und-für-sich doch eigentlich NICHT zur Liebe dazugehört (sondern wohl irgendwas ganz anderes ist?).
Dass also "Liebe" irgendsowas gefühliges, romantisches, vergeistigtes und jedenfalls ganz "reines" sei, irgendwo ganz weit oben - aber das erotische, das verlangend lustvolle, wilde und triebhafte, zuweilen "schmutzige" und "perverse", jedenfalls "das da unten", das hat irgendwie nichts mit Liebe zu tun, das ist nicht "sauber", das gehört unter den Teppich gekehrt oder ausser Haus (oder wenigstens hübsch gesittet und gezähmt unter die Bettdecke).
Und dann frage ich mich: kann man das denn so trennen? Sind wir nicht als Menschen GANZE Wesen, gehört nicht das romantische und gefühlige genauso natürlich zu uns wie das begierig ekstatisch lustvolle? Und sollte nicht Liebe eigentlich bedeuten, dass man in seinem lustvollen und ekstatischen, animalisch begierigen So-sein auch eben echte Zuwendung (und nicht bloss irgendsoeine Art "Verständnis" dafür, dass das "halt der Trieb" ist) erfährt?